Slawische Mythologie

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Baba Yaga

In der slawischen Mythologie eine menschenfressende Hexe. Sie lebte in einem merkwürdigen Haus, das an jeder Ecke Beine hatte. Umgeben war es von einem Zaun aus Menschenknochen.

 

Boginki

Slawische Walddämonin, die den Menschen nicht wohl gesonnen war. Sie raubte neugeborene Kinder und vertauschte sie mit Mischgeburten.

 

Chors (Khors; "der Abgekommene")

Slawischer Sonnengott. Die Ostslawen verehrten ihn als Jagd- und Krankheitsgott.

 

Dahzbog ("gib Reichtum")

Der slawische Sonnengott. Dabog bei den Serben, Dazbog bei den Polen. Er war der Sohn des Himmelgottes Savrog und Bruder des Feuergottes Svarazic. An jedem Morgen wurde er neu geboren, zog mit seinem diamantenen Streitwagen über den Himmel und war dann am Abend ein alter Mann.

 

Domovoj (Damavik, Domovyk)

Slawischer Hausgeist. Ihn ihm wohnte die Seele eines Ahnen. Er war aber auch Schutzgeist von Herd und Stall, als solcher nahm er einen Platz neben dem Ofen oder auf dem Dachboden ein. Er zeigte sich in einer menschlichen Gestalt, die dem Hausherren ähnlich sah. Wurde ein neues Haus gebaut, musste Domovoj gebeten werden, mitzukommen.

 

Gumenik

Slawischer Hauskobold. Er tummelte sich für gewöhnlich auf der Tenne (= gummo). 

 

Jarovit (Gerovit)

Slawischer Kriegsgott der Westslawen. "Jar" bedeutet heftig, feurig. In seinem Tempel wurde ein Schild aufbewahrt, der bei Kriegszügen als Siegesbringer mitgeführt wurde.

 

Leshy (Lesovik, Lesiye)

Slawischer Waldgeist und Schutzherr der Hirsche, Rehe und Hasen. Lockte Reisende und Jäger in den Wäldern auf den falschen Weg. Er konnte seine Körpergröße verändern. Jeden Oktober begann sein Winterschlaf, der im Frühling endete. Erwachte er dann, war er noch wilder und lauter als im vorigen Jahr.

 

Mahr (Mora)

Slawischer Hausgeist. Er entstand aus der Seele eines verstorbenen Ahnen oder der eines lebenden Menschen, dessen Seele ihn nachts verließ. Mahr störte andere im Schlaf oder saugte ihnen gar das Blut aus. 

 

Mati Syra Zemlya ("Mutter der feuchten Erde")

Slawische Erdgöttin. Sie konnte die Zukunft voraussagen und Streit durch ihre Weisheit beenden. Sie wurde auch angebetet, um Krankheiten abzuwehren.

 

Menu (Menulis)

Gott des Mondes, Vater der Sterne. Seine Frau war die Göttin Saule. Als diese mit Perkuno den Morgenstern zeugte, war Menu so wütend und beschämt, dass er fortan seiner Frau aus dem Weg ging. Er zeigte sich nur in der Nacht, während die Sonnengöttin Saule sich gern den ganzen Tag zeigte.

 

Mokosch

Slawische Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzgöttin der Gebärenden bei den Ostslawen. Der Berg Mokoshin in Böhmen wurde nach ihr benannt.

 

Myesats

Mondgottheit. Er/ sie wurde manchmal als kühler, glatzköpfiger Onkel des Sonnengottes Dahzbog (siehe auch) beschrieben. Andernorts war Myesats eine schöne Frau, Gattin Dahzbogs und Mutter der Sterne. Jeden Frühling heirateten die beiden erneut. Im Herbst verließ der Sonnengott seine Frau und kam erst nach den Wintermonaten zu ihr zurück.

 

Navi

Slawische Haus- und Totengeister, die aus den Seelen vor oder nach der Geburt gestorbener Säuglinge entstanden. Sie rächten sich in Gestalt großer Vögel und überfielen am liebsten Schwangere oder Wöchnerinnen. Dem Milchvieh raubten sie die Milch. Nur wer in der selben Stunde wie die Navi geboren wurde, konnte sie sehen.

 

Ovinnik

Slawischer Hauskobold bei den Ostslawen, ähnlich dem Gummenik. Ihm wurde vor dem ersten Dreschen ein Huhn geopfert. 

 

Perunu

In Russland Pyerun, Perun in Polen. Slawischer Donnergott, Haupt- und Schöpfergott. Er ging als Fruchtbarkeitsgott über die Erde, brachte die Sonne und vertrieb die Wolken. Er war auch ein Gott der Gerechtigkeit, denn über das Land der Bösen brachte er Hagelstürme. Zu seinen Ehren verbrannte man die Eiche.

 

Polednice (Poludnica ; "Mittag")

Slawische "Mittagsfrau". Sie erschien an heißen Tagen um die Mittagszeit, während der Ernte, verwirrte den Verstand oder lähmte die Gliedmaßen der arbeitenden und auch ruhenden Menschen. Polednice stahl aber auch Kinder aus ihren Wiegen und vertauschte sie gegen Wechselbälger.

 

Radogost (Radigast, Redigast; "gern gesehener Gast")

Slawischer Gott, der als Gast gerne gesehen wurde. Er brachte Glück über Haus und Bewohner. War der Hauptgott der wendischen Redaren in Rethra. 

 

Rod (Rodenica, Rozanika, Rozdenica, Rojenica, Sudicka; "Geburt, Geschlecht")

Slawische Fruchtbarkeits- und Schicksalsgeister, sowie Geburtsfeen. Sie waren die Geister verstorbener weiblicher Ahnen. Häufig traten sie zu dritt auf, versammelten sich am dritten oder siebten Tag nach der Geburt, um Mitternacht, bei dem Neugeborenen. Sie bestimmten dem Kind Lebensdauer, Lebensweg und die Art des Todes. Unsichtbar wurde der Schicksalsspruch den Säuglingen auf die Stirn geschrieben.

 

Rugievit ("Herr von Rügen")

Slawischer Kriegsgott auf Rügen, dem immer der zehnte Teil jeder Kriegsbeute gehörte. Dargestellt wurde Rugievit mit sieben Köpfen und einem Schwert in der Hand. Weitere sieben Schwerter befanden sich an seinem Gürtel.

 

Rusalki (Rusalka)

Slawische Wassernymphen, die Geister ertrunkener Mädchen. Im Winter lebten sie in den Flüssen Osteuropas. Im Südosten waren sie wunderschöne Sirenen, die Reisende mit ihrem lieblichen Gesang ins Wasser lockten. Fingen sie schrill an zu lachen, konnte dieses Gelächter einen Menschen töten. Hatten sie jemanden in den Fängen, konnte er sich nur befreien, wenn er die von ihnen gestellten Rätsel lösen konnte. Nördlicher wurden sie als bösartige, hässliche Wesen beschrieben, die Reisende einfach vom Ufer in die Tiefe rissen. Kam der Sommer, gingen die Rusalki an Land und lebten in den Wäldern.

 

Saule

Sonnengöttin und Gattin Menus (siehe auch).

 

Skrzat (Skrzak)

In der slawischen Mythologie ein fliegender Hauskobold oder Schrat (bei den Westslawen). Er entstand aus einem Hahnenei oder einer Mandragorawurzel. Zum einen wurde ihm nachgesagt, dem Hausherrn materiellen Reichtum zu verschaffen, zum anderen, in böser Absicht ins Haus einzudringen. Er erschien in verschiedenen Gestalten, mal als Drache, dann als Schlange, oder auch als Katze, Vogel oder Feuer. Die Farbe der Gestalt, gab Auskunft über seine Absicht. War der Skrzat rot, brachte er Vermögen, war er gelb oder blau, sorgte er für Nahrung, Weiß stand für Mehl oder Wolle.

 

Stribog

Wind- und Sturmgott der Ostslawen.

 

Sudicka - siehe Rod

 

Svantovit (Svantevit, Svantaviz, Zwantewit, Zuantevith))

Slawischer Kriegs- und Hochgott auf der Insel Rügen. Er wurde vierköpfig dargestellt. Aber er war auch Feldgott und Schutzherr des Ackerbaus. Ihm wurde das Erntefest gewidmet, an dem das für ihn stehende Füllhorn gefüllt wurde. Zu seiner Legende gehörte aber auch ein Pferdeorakel. Ein Schimmel, der ihm geweiht war, wurde dabei von einem Kriegszug über drei Reihen Lanzen, die gekreuzt waren, geführt. Der Gang und das Verhalten des Pferdes gab Auskunft über das Gelingen des Vorhabens. Svantovit gehörte ein Drittel jeder Kriegsbeute. 

 

Svarazic (Svarozic, Svarogich)

"Heiß, sengend". Slawischer Feuergott, Sohn von Svaroz und Bruder Dazhbogs. Dargestellt wurde er mit Helm, Schwert und einem schwarzen Büffelkopf auf der Brust. Manchmal schrieb man ihm auch das Licht der Blitze zu. Ihm wurden Menschenopfer dargebracht.

 

Svaroz (Svarog. Svarozic, Zuarasici, Zuarasiz)

Vater von Dahzbog. In der slawischen Mythologie der Sonnen- und Feuergott (bei Ost- und Südslawen), aber auch Gott des Herdfeuers und Schmiedegott, sowie Hochgott der Ostslawen und Stifter von Ehen.

 

Triglaw (Triglav, Triglaus, Triglous, Tryglaw; "Dreikopf")

Dreiköpfiger Gott des Krieges, den die Slawen Mitteleuropas verehrten. In Polen gab es vier Tempel zu seinen Ehren. Sie wurden durch Kriegsbeute finanziert. Nach jedem Feldzug musste ein Zehntel der Beute dargebracht werden.

 

Vampir

In der slawischen Mythologie ein teuflischer Dämon und Totengeist. Entweder ist er der Geist eines Verblichenen (bei den Ost- und Westslawen), der nachts umhergeht und die Lebenden erschreckt, oder ein zum Leben erweckter Leichnam (bei den Südslawen), der Menschen und Tieren das Blut aussaugt, was deren Tod zur Folge hat. Starben innerhalb einer Familie mehrere Personen kurz hintereinander, so hatte ein Vampir damit zu tun. Wer Vampir wurde, hatte nichts mit dem Vorleben zu tun. Ein ehrlicher und guter Mensch konnte ebenso zu diesem Dämon werden, wie ein schlechter Mensch oder Verbrecher. Der Verstorbene wurde zum Vampir, wenn ein unreines Tier - Katze, Maus, Hund - über sein Grab gesprungen war. Er konnte sowohl in menschlicher, als auch tierischer Gestalt erscheinen, aber immer war die Gestalt ohne Knochengerüst, nur Haut gefüllt mit Blut.

 

Veles - siehe Weles

 

Vila

Slawische Toten- und Windgeister. Bei den Slowenen waren sie die Seelen verstorbener Mädchen und junger Frauen, die keine Ruhe in ihrem Grab finden konnten. Sie lockten junge Männer in ihren todbringenden Reigen. Es gab Land-, Wald-, Wasser- und Wolkenvilen. Oft erschienen sie in Gestalt von Falken, Schwänen, Pferden oder Wölfen. Traten sie in menschlicher Gestalt auf, waren sie wunderschöne Mädchen mit langen und blonden Haaren. 

 

Vlkodlak

Slawischer Wolfsmann. Er wurde vor allem in den Legenden erwähnt. Er entstand aus der Angst der Menschen vor den gefährlichen Wölfen Nord- und Osteuropas.

 

Vodjanoj (Vodnik; "Wassermann")

Wasserdämon, der aus einen von der eigenen Mutter verfluchten oder einem ertrunkenen Kind entstand. Er lockte die Menschen in seine Wohnstätte, die sowohl ein See, ein Fluss oder auch ein Teich sein konnte. Seine Absicht war dabei, die Person zu ertränken. An Land kam er nur sehr selten, nur um sich mal auszuruhen. Seine Gestalt konnte sowohl die eines Fisches, wie auch die eines Menschen sein, dann erschien er mit langen, grünen Haaren.

 

Weles (Veles, Volos)

Gott der Weidetiere und Äcker. War aber auch Herrscher über die Unterwelt des Totenreiches. Ferner war er der Schwurgott der Russen.

 

Copyright©2000-2003byKerstinAmmermann

 

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