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Die Anfänge des römischen Münzwesens

Die Abbildung [1] zeigt einen gegossenen Bronzebarren, ein „sog. aes signatum, Bronze, Münzstätte Rom, zwischen 275 und 242 v. Chr., Gewicht 1745 g, Maße 162 * 92 mm“ [2].

In Verbindung mit der auf der Rückseite abgebildeten Sau soll der Elefant wohl auf eine „Begebenheit aus dem Pyrrhoskrieg (280 – 272 v. Chr.) anspielen, nach der Pyrrhos‘ Kriegselefanten durch das Grunzen von Schweinen erschreckt wurden.“ [3]

aes signatum

„Bei der Beurteilung des Verhältnisses Roms zum hellenistischen Osten ist vor allem das riesige zivilisatorische Gefälle zwischen Ost und West im Auge zu behalten. Rom war am Anfang dieser Epoche <264-133 v. Chr.> noch ein reiner Agrarstaat. Man liest diese fundamentale, aber für uns schwer greifbare Tatsache am besten der Entwicklung des römischen Geldwesens ab … und hat danach zu beachten, daß erst vom Jahre 269 v. Chr. an Rom überhaupt Münzen in unserem Sinne geprägt hat (Silber und Bronze), und zwar hinsichtlich des Silbers, in unmittelbarer Anlehnung an den griechischen Usus, als Zweidrachmenstücke, und daß das eigentliche römische Silbergeld mit dem Denar als Einheit (= 10 Asse; das As war die Bronzemünze) erst 187 v. Chr. eingeführt wurde.“ [4]

„Die Römer haben erst erstaunlich spät mit eigenständiger Münzprägung begonnen. Nachdem ursprünglich wohl das Vieh (pecunia! [5]) die wichtigste Werteinheit darstellte, war man im 5. Jahrhundert dazu übergegangen, große Bronzeklumpen (aes rude) von verschiedenem Gewicht als Zahlungsmittel zu benutzen (daher die Bedeutung ,bezahlen‘ für das Verb expendere [6]). Am Ende des 4. Jahrhunderts half offenbar die befreundete Stadt Neapel mit Prägungen namens der Römer aus. Wenig später gingen die Römer dazu über, größere Bronzestücke in Barrenform zu gießen und dabei mit bildlichen Darstellungen zu versehen. Die moderne Wissenschaft gebraucht dafür das Wort aes signatum. Als zu Beginn des 3.  Jahrhunderts schließlich in Rom selbst eine Münzstätte eingerichtet wurde (auf dem Kapitol im Tempel der ,Ermahnerin‘ Iuno, der Iuno Moneta – welchem Umstande letztlich wir unser Wort ,Münze‘ verdanken), wurden auch runde Bronzemünzen gegossen (aes grave), schwere Stücke …“ [7]

Für den griechischen Einfluß auf das römische Münzwesen spricht auch, daß bis ins 1. Jahrhundert v. Chr. hinein Roma, die Stadtgöttin, in Analogie zu Athene mit einem Helm auf der Vorderseite der Denare abgebildet wird. [8]

In Griechenland gibt es erste Formen von Münzen ca. 630 v. Chr. Bereits um 600 v. Chr. – d. h. 330 Jahre früher als in Rom – beginnen Korinth und Athen mit der Münzprägung. [9]

Anmerkungen

1) Dieses Bild findet sich auf James Higginbothams Seite „The Development of Roman Coinage"
<http://www.bowdoin.edu/dept/clas/arch102/luxuria/a.coins.html>.
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2) Hans-Joachim Gehrke „Römische Münzen“, Frankfurt/Main 1990, Begleitheft, S. 1-2
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3) Gehrke, a. a. O., S. 2
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4) Alfred Heuß „Römische Geschichte“, 5. Aufl., Braunschweig 1983, S. 555f.
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5) Nach Georges „Ausführliches Lateinisch – Deutsches Handwörterbuch“, 14. Aufl., Nachdruck Hannover 1976, II 1530 kommt pecunia von pecus („Vieh“), „weil der Reichtum der Alten in Vieh bestand".
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6) Nach Georges, a. a. O. I 2577, hat expendere (eigentlich: „abwägen, auf der Wage <sic> aufziehen“) die Bedeutung „auszahlen, ausgeben“, „weil früher das Gold u. Silber bei Auszahlungen zugewogen wurde".
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7) Gehrke, a. a. O., S. 2
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8) Siehe Gehrke, a. a. O., S. 4
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9) Siehe Konrat Ziegler/Walther Sontheimer (Hrsgg.) „Der Kleine Pauly“, München 1979 unter „Münzwesen".
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URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Muenzen.htm>, zuletzt geändert: 04.09.01

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