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Zur römischen Religion

Inhaltsverzeichnis

  1. Der Friede mit den Göttern
  2. Die Wahrsagung
  3. Das Opfer

Der Friede mit den Göttern

Im Mittelpunkt der römischen Religion stand die Bewahrung oder Wiedergewinnung des „Friedens mit den Göttern", der pax deum [1]. Ob dieser Friede gestört war, die Götter also den Menschen zürnten, war an bestimmten prodigia, Vorzeichen, abzulesen. [2]

Die Wahrsagung

Um den Frieden mit den Göttern wiederherzustellen, war es nun von entscheidender Bedeutung herauszufinden, welcher der zahlreichen Götter und Göttinnen verstimmt war.

Besondere Bedeutung kam in diesem Zusammenhang der Eingeweideschau zu, die von speziellen Priestern, den haruspices, vorgenommen wurde. [3]

Haruspex bei der Eingeweideschau, 200 k

Haruspex bei der Eingeweideschau

Wie an dem erhaltenen Bronzemodell einer Leber, das zur Ausbildung der Priester diente, deutlich wird, war nämlich die Oberfläche der Leber einzelnen Göttern zugeordnet, so dass die Entdeckung einer anatomischen Auffälligkeit wie z. B. einer Verschwartung eine eindeutige Identifizierung des zu besänftigenden Gottes ermöglichte. [4] Die Bronzeleber von Piacenza, 194 k

Die Bronzeleber von Piacenza

Das Opfer

Um den Frieden mit den Göttern wiederherzustellen, wurden insbesondere Opfer dargebracht.

"Von den Handlungen, in denen der Römer seine Beziehung zu den Göttern realisiert, trägt das Opfer besonders altertümliche Züge. Das Wort dafür ist mactare, das ,mehren‘ bedeutet. Objekt ist in alter Sprache regelmäßig der Gott, das Opfer steht im Instrumentalis. Es heißt also: den Gott mit dieser Darbringung mehren, seine Kraft verstärken. So ist es Ausdruck für einen ,Kreislauf‘ (van der Leeuw) der Macht, der von der Gabe des Menschen zu dem Gott und von ihm wieder zu dem Menschen zurück geht. Darum muß die Mächtigkeit des Opfers möglichst verstärkt werden; diesem Zweck dient das Bestreuen des Tieres mit dem heiligen Opferschrot, der mola salsa, woraus das zweite Wort für opfern, immolare, gebildet ist. Selbstverständlich steht daneben das Bemühen um die Gunst des Gottes …" [5]

Anmerkungen

1) deum ist die alte Form des Genitiv Plurals der o-Deklination.
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2) Siehe die Auflistung im Abschnitt über die sibyllinischen Bücher.
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3) Die folgende Abbildung findet sich in: Robert M. Ogilvie „… und bauten die Tempel wieder auf. Religion und Staat im Zeitalter des Augustus“, Stuttgart 1982, S. 158.
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4) Der URI des Bildes lautet: <http://archweb.leidenuniv.nl/fa/onderzoek/piacenza1.gif>.
Zur Eingeweideschau siehe Ogilvie, a. a. O., S. 84.

Dass die erstaunlichen Fähigkeiten der haruspices schon in der Antike auf Skepsis stießen, zeigt folgendes Zitat aus Ciceros Schrift De divinatione ("Über die Wahrsagung“) II 51:

Vetus autem illud Catonis admodum scitum est, qui mirari se aiebat, quod non rideret haruspex, haruspicem cum vidisset. "Jener alte Ausspruch Catos ist äußerst gescheit, welcher zu sagen pflegte, dass er sich wundere, dass ein Eingeweideschauer nicht lache, wenn er einen Eingeweideschauer gesehen habe.“
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5) Kurt Latte „Römische Religionsgeschichte“, 2. Aufl., München 1967, S. 45-46.
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