"Herzlichen Glückwunsch, Sie sind schwanger!"
1. - 4. Monat
"Ich geh mal eben spucken. Bis gleich!" bzw. "Alex, ich brauche jetzt sofort ein Rindersteak mit Kräuterbutter!"
5. Monat
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Bei mir rappelt's im Karton ... (Erste Kindsbewegungen!)
6. Monat
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Sodbrennen (and it burns, burns, burns ...)
Alex hat aufgehört zu rauchen. Kleiner Tipp: Wenn es gar nicht mehr geht, gibt es Kräuterzigaretten aus der Apotheke, allerdings ohne Nikotin, um das Leiden nicht unnötig zu verlängern. Hoffentlich klappt es!! (Update: Es hat natürlich nicht geklappt... *seufz*)
Es war mal wieder Untersuchungstermin beim Frauenarzt und es ist alles normal. Allerdings muss ich noch so einen Test auf Schwangerschaftsdiabetes durchführen lassen, was mich natürlich völlig aus dem Häuschen gebracht hat. Der Arzt hat mich allerdings beruhigt, dass er keinen Verdacht hat, sondern dass der Test früher standardmäßig durchgeführt wurde und jetzt aber nicht mehr von der Kasse gezahlt wird.
Jedenfalls haben wir noch zwei wichtige Informationen erhalten, die uns natürlich freudig überrascht haben: Es wird ein langbeiniges Kind werden (was man anhand des Oberschenkelknochens jetzt schon erkennen kann) und es wird wahrscheinlich ein Mädchen werden. Mädchen - lange Beine - perfekt!!
7. Monat
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Der Zuckertest war erwartungsgemäß negativ. Ich habe jetzt auch eine Hebamme zur Schwangerschaftsvorsorge, die mir auch noch mal bestätigt hat, dass diese Schwangerschaft sowas von normal verläuft, dass ich wirklich gar keine Veranlassung habe, mir Sorgen zu machen.
Jetzt müssen wir so langsam daran denken, dass wir das Kinderzimmer allmählich renovieren und einrichten müssen. Die große Frage ist nun: Wohin mit dem Computer?
Außerdem muss ich mit Stolz berichten: Ich besuche nun einen Kurs "Aquafitness für Schwangere" vom Unisport aus. Was ich im nichtschwangeren Zustand niemals gemacht hätte, weil mir 1000 Ausreden eingefallen wären, warum ich da nicht hingehen kann. Ich musste mir auch extra einen neuen Badeanzug kaufen, denn mein Bikinioberteil konnte meinen Atombusen nicht mehr halten. In diesem Kurs lernt man als allererstes, wie man anständig über sich selbst lachen kann, wir nennen den Kurs mittlerweile nur noch "Elefantenschwimmen". Ihr könnt euch sicher vorstellen, warum. Aber so lustig es auch ist, so anstrengend ist es auch. Was tut man nicht alles... Man will ja für die anstehende Geburt fit sein. Oh mein Gott, die Geburt...
Nachtrag: Es war mal wieder Untersuchungstermin beim Frauenarzt und es immer noch alles völlig normal. Die Länge des Oberschenkelknochens entspricht der 30. Schwangerschaftswoche, obwohl ich erst in der 27. Woche bin, aber "das wissen Sie ja, dass das Kind nicht gerade klein wird." Hauptsache, der Kopf wird nicht so groß. Aber zum Geschlecht kann er leider immer noch nichts Genaues sagen, es könnte auch ein Junge werden, er will sich da überhaupt nicht festlegen. Vielleicht muss man warten, bis sich das Kind gedreht hat, denn noch liegt es mit dem Kopf oben. Das merkt man aber auch, weil es mich fleißig gegen die Blase tritt.
8. Monat
Mein Bauch im September ->
Ja, so langsam wird es anstrengend. Ich kann nur sagen, die schönste Zeit der Schwangerschaft ist wohl zwischen dem 4. und 7. Monat, weil man da nicht mehr so von der Übelkeit betroffen ist und sich alle so liebevoll um einen kümmern. Außerdem kann man auch offen über die Schwangerschaft sprechen und muss eine gewisse Portion Stolz auch nicht mehr verbergen. Ich hatte ja am Anfang eher das Gefühl, ich müsste es verbergen oder mich gar dafür entschuldigen, weil es ja nicht wirklich geplant war. Mittlerweile hat mich der Frauenarzt auch überzeugt, wenn ich es bis hierhin ohne Probleme geschafft habe, dann wird das Kind wohl auch zur Welt kommen, sprich: Eine Fehlgeburt ist unwahrscheinlich. Das ist dann auch der Moment, wo man es sich zum ersten mal traut, sich wirklich zu freuen. Und am schönsten ist natürlich der Zeitpunkt, wenn das Kind anfängt, sich zu bewegen. Dann fängt man - im wahrsten Sinne des Wortes - an zu begreifen, was da eigentlich passiert. Für Außenstehende mag es so aussehen, als wenn man seinen Bauch festhält, weil er so schwer ist, aber das ist in dem Stadium noch gar nicht der Fall. Man hält sich unwillkürlich den Bauch, weil man in Kontakt bleiben will. Man will es mitkriegen, ob das Baby schläft oder sich dreht. Nur Alex musste lange warten, bis er das erste Mal was gemerkt hat, denn das Kind war sofort still, wenn er seine Hand auf meinen Bauch gelegt hat, und hat sofort wieder losgestrampelt, wenn er sie weggenommen hat.
Die Arzttermine werden langsam zur Routine. Man merkt durch die Bewegungen ja, dass es dem Kind gut geht. Aber trotzdem ist es jedes Mal faszinierend, das Ultraschallbild anzusehen. Nur wollte es uns lange nicht verraten, ob es denn jetzt ein Junge oder Mädchen werden möchte. Der Arzt konnte beim besten Willen nichts erkennen.
Im 7. Monat wurde es mit dem Sodbrennen immer schlimmer, vor allem nachts. Dazu kamen noch Wadenkrämpfe und der ewige Harndrang und die Tatsache, dass der Bauch beim Liegen irgendwie immer im Weg ist. Ich habe mir dann bei Tchibo so ein Seitenschläferkissen gekauft, das mich beim Liegen abstützt. Aber durchschlafen kann ich trotzdem nicht mehr. Ich denke, das bereitet einen ganz gut auf die Zeit nach der Geburt vor.
Jetzt bin ich im 8. Monat, der Bauch wächst wie verrückt und drückt auf das Zwerchfell, so dass ich ständig das Gefühl habe, ich kriege keine Luft mehr. Auf dem Kramermarkt habe ich gemerkt, dass der Bauch schon ziemlich weit absteht, weil ich ständig mit dem Bauch gegen andere Leute gestoßen bin, bis Alex mir als Abstandshalter den Weg freigemacht hat. Und, was eigentlich richtig blöd und auch ziemlich gefährlich ist, man verliert ganz schnell mal das Gleichgewicht.
Aber dafür wissen wir jetzt, was es wird. Jetzt hat es sich nämlich gedreht und liegt mit dem Kopf nach unten. Es wird doch ein Mädchen. Bei der letzten Untersuchung wurde ich zum ersten Mal an den Wehenschreiber angeschlossen, gleichzeitig wurden auch die Herztöne gemessen. Die Sprechstundenhilfe musste erstmal ein wenig suchen, bis es das Herz gefunden hat. Es war nämlich ganz an der Seite, also der Rumpf von dem Kind. Das war noch mal ein kleine Schrecksekunde. Aber dann ... Alex wurde dann dazugeholt. Der durfte bei der Aufzeichnung dabeisitzen und meine Hand halten. Mir sind ja schon wieder die Tränen in die Augen geschossen, bis das Kind volle Kanne gegen die Diode gegen getreten hat. Das war so laut, dass ich fast von der Liege gefallen wäre. Aber gut zu wissen, dem Kind geht es gut. Quietschfidel rödelt es pünktlich zum Untersuchungstermin die ganze Zeit rum, wenn es eigentlich still liegen sollte. Komisch, und das bei so phlegmatischen Eltern wie uns.
Nächste Woche fängt der Geburtsvorbereitungskurs an, mit Partner. Da lernt Alex dann, wie er mir anständig die Kreuzschmerzen wegmassieren kann.
34. Woche
Frust macht sich breit! Dem Kind geht es laut Frauenarzt nach wie vor ziemlich gut, allerdings mag es keine Wehenschreiber- und Herztonaufzeichnung. Es wehrt sich im wahrsten Sinne des Wortes mit Händen und Füßen dagegen. Das einzig positive daran ist, dass Alex es mal mit eigenen Augen sehen konnte, wie heftig die Bewegungen mittlerweile sind. Da beult sich der Bauch nämlich in alle Richtungen aus. Beim Geburtsvorbereitungskurs sollten wir letzte Woche eine Atemübung durchführen und so richtig schön gleichmäßig tief in den Bauch atmen. Das ging gar nicht, weil dem Kind wohl langweilig war und es ein wenig turnen wollte. Es hat jetzt schon voll seinen eigenen Kopf und sagt auch sehr deutlich, was ihm passt und was nicht. Es mag sehr gerne Musik und Aquafitness und wenn sich andere Leute unterhalten. Es hat anscheinend auch keine Probleme mit Lärm, aber dafür mit Stille. Deshalb kann ich am besten mit Musik oder vor dem Fernseher einschlafen. Dann ist alles ruhig im Karton, aber wehe, ich will nur mal was lesen. Dann geht es los: HALLOOOOO!!! Beschäftige dich mit mir! Trag mich rum. Sing was! Das kann manchmal nerven.
Aber es gibt auch Momente, die können einen zu Tränen rühren: Neulich habe ich in der Badewanne gelegen und hatte das Radio dabei an. Da kam total schöne Musik und die wurde erstaunlicherweise kaum von den Moderatoren unterbrochen (Ich glaube Radio Antenne Niedersachsen war das). Ich hab dann so ein bisschen mitgesungen und war vollstens entspannt und das Baby auch. Beinahe wäre ich eingeschlafen, aber dann war die Musik zuende, weil Nachrichten kamen. Da habe ich einen Tritt bekommen, ich konnte den Fuß förmlich durch die Bauchdecke sehen. Natürlich war ich schlagartig hellwach und hab mich erstmal entschuldigt, dabei konnte ich gar nichts dafür. Dann habe ich noch 2-3 Tritte bekommen und habe schließlich selbst was gesungen und es war wieder alles ruhig. Da habe ich nur gedacht: DAS IST MEIN MÄDCHEN! Eine richtig kleine Persönlichkeit. In solchen Momenten bin ich so stolz und kann es gar nicht erwarten, den Wurm in meinen Armen zu halten, wenn, tja wenn nur die Geburt nicht dazwischen stehen würde.
In den nächsten zwei Wochen sehe ich mir mit Alex die Kreißsäle der Oldenburger Krankenhäuser an und dann muss ich mich so langsam mal entscheiden, wo ich entbinden will.
Leider - und das ist der Grund für den Frust - sind Alex und ich in der letzten Zeit als Paar und als Einzelpersonen ein wenig zu kurz gekommen, weil sich alles nur noch um die Schwangerschaft dreht. Außerdem wiege ich jetzt mittlerweile ca. 300 Tonnen und kann mich nicht mehr bücken. Ich habe jetzt zwar viel Zeit, aber ich kann irgendwie nichts mehr selber machen. Mir fehlt die Gartenarbeit. Und mein Gehirn ist nicht ausgelastet bzw. nur einseitig belastet. Ich bin immerhin schon seit 4 Monaten arbeitslos. Alex dagegen ist momentan von der Arbeit voll beansprucht. Und dann kommt er um 19 Uhr nach Hause und muss mich entlasten. Das heißt keine Zeit mehr zum Computerspielen oder auf der Couch rumliegen, dabei ist sein größtes Hobby doch "Nichts-machen". Sollte es doch einmal dazu kommen, dass wir beide aneinandergekuschelt auf der Couch liegen und DVD schauen, bekomme ich garantiert einen Wadenkrampf oder unruhige Beine, so dass ich aufstehen muss. Und schon ist die Stimmung im Eimer. Erotik will da so gar keine aufkommen.
Zum Glück wissen wir ja, dass dieser Zustand nicht ewig anhalten wird.
37. Woche
Das Stadium der Belastung: Ja, mein Frauenarzt hat es ja schon angedeutet. Bei der letzten Untersuchung fragte er mich nach dem Befinden und als ich dann vor lauter Faulheit einfach "gut" gesagt habe, antwortete er mir nur knapp "Das wird nicht so bleiben." Und wie recht er hatte ...
Inzwischen hatte ich wieder zwei Vorsorgetermine, einen bei meiner Hebamme und einen beim Frauenarzt. Das CTG im Geburtshaus verlief wie zuvor katastrophal, dass Kind war buchstäblich auf 180 (Schlägen die Minute) und hat ständig versucht, das Gerät zu treten. Beim Frauenarzt allerdings ging das erstaunlicherweise viel besser. Der Herzschlag war total regelmäßig, das Kind hat nur zweimal getreten und sich einmal weggedreht, aber das liegt wohl daran, dass auch nicht mehr so viel Platz im Bauch ist. Meine Werte sind super, das hat der Arzt auch bemerkt und mich gelobt und hat gesagt, dass ich meine Eisentabletten weiterhin so schön regelmäßig einnehmen soll. Dabei nehme ich gar keine Eisentabletten, das ist alles rein durch die Ernährung. Als Belohnung habe ich gleich zuhause die ganze Packung Milka-Kugeln Geschmacksrichtung gebrannte Mandeln aufgegessen. Das gehörte zu meinem Nikolausgeschenk. Aber die anderen Sachen habe ich noch, nicht, dass jemand denkt, ich sei maßlos. Also, auf dem Papier bin ich kerngesund, das Kind ebenso. Ich fühle mich aber, als ob mich jemand zusammengetreten hätte. Anscheinend ist das aber nicht von Bedeutung oder einfach "ganz normal", wie mein Arzt sagt. Der letzte Monat ist total ätzend, aber das muss wohl so sein, damit man bereit ist, sämtliche Geburtsschmerzen auf sich zu nehmen, damit das Elend ein Ende hat. An Nachtschlaf ist kaum noch zu denken. Ich bin froh, wenn ich mal drei Stunden am Stück durchschlafen kann. Ich kann gar nicht mehr richtig laufen, nur noch total breitbeinig, weil das Kind sich schon sehr tief ins Becken gesenkt hat. Das ist ein sehr gutes Zeichen, weil sich das Kind dann auch nicht mehr umdrehen wird. Es ist also bereits in Startposition. Und ich bin auch sehr langsam, der Gang ähnelt einem Pinguin. Das sieht vor allem sehr lustig aus, wenn ich mit meiner Mutter unterwegs bin, die ja mit einer Grundgeschwindigkeit von 7 oder 8 km/h durch die Gegend schlendert. Ich versuche gar nicht erst, mit ihr Schritt zu halten. Ich denke dann, sie wird schon merken, wenn ich einen halben Kilometer hinter ihr her laufe.
Zum Thema Erotik möchte ich sagen, dass ich schon noch sehe, was ich da für einen schnuckeligen Mann geheiratet habe. Eigentlich meine ich auch, wir sollten die Gelegenheit nochmal ordentlich ausnutzen, dass wir nicht verhüten müssen, denn mehr als schwanger werden kann ich ja nicht. Aber da gibt es einen ganz krassen Unterschied zwischen Theorie und Praxis, zwischen Phantasie und Realität. Ich bin ein fettes Walross, ich kann mich nicht bewegen und mir tut alles weh. Respekt all denen, die diese sportliche Höchstleistung im 9. Monat noch hinkriegen!! Und die vor allem auch noch Spaß daran haben ...
Die Tritte werden auch immer heftiger. Das ist mittlerweile kein zartes Anklopfen mehr, sondern ein Gerumpel wie Wackersteine im Bauch. Da kann einem dann schon mal die Luft wegbleiben. Apropos, ich hatte übrigens letztens in der Stadt das erste Mal Wehen, allerdings keine Geburtswehen, sondern eher Übungswehen. Aber die werden natürlich durch Bewegung noch doller. Alex und ich standen dann vor dem Problem, wie wir da wieder rauskommen, denn das Auto stand am anderen Ende der Stadt. Alex wollte das Auto holen und mich dann einsammeln, aber da habe ich dann Panik gekriegt, weil ich Angst hatte, dass mir die Fruchtblase platzt und ich dann ganz alleine bin. Also sind wir gaaaanz langsam in Richtung Auto gegangen. Ab und zu musste ich stehen bleiben, weil mir die Luft weggeblieben ist. Die liebe Andrea meinte ja später, man könnte diese Vorwehen ganz gut wegatmen. Aber das ist gar nicht so einfach, so cool damit umzugehen. Ich habe das ja im Geburtvorbereitungskurs gelernt, aber ich war so überrascht und ich hatte ja auch Publikum, was die ganze Sache nicht gerade erleichtert hat. Man soll sich ja eigentlich sofort hinlegen oder wenigstens hinsetzen, aber am Samstag in der Oldenburger Innenstadt ist das nicht sofort möglich. Wie heftig mögen dann wohl Geburtswehen sein, wenn einen die Vorwehen schon so aus den Socken hauen? Aber keine Sorge, der Muttermund ist noch fest verschlossen, so schnell geht das nicht. Im Grunde war das nur ein Sturm im Wasserglas.
Ein aktuelles Foto haben wir jetzt gerade nicht parat. Nächste Woche gipsen wir den Bauch aber noch ein.
40. Woche
Geduld ist das allerwichtigste ... Grummel, grummel. Der Bauch ist praktisch immer und bei allem im Weg, die Kleidung schmiegt sich auch nicht mehr so elegant um die Rundungen. Oft passiert es mir, dass das Oberteil hochrutscht und sich zwischen Brust und Bauch festklemmt, während der Hosenbund es sich kurz über der Schamgrenze gemütlich gemacht hat. Der Bauch liegt dann frei und ich merke es dann eigentlich erst, wenn es ein bisschen kalt um die Taille wird. Meine Kleidergröße beträgt mittlerweile 48/50, aber am besten passen mir sowieso die Sachen von Alex. Für Eitelkeit ist jetzt nicht die richtige Zeit, aber ich bekomme manchmal so komische Tagträume, dass ich leicht wie eine Gazelle durch die Wohnung hopse und mich flink wie ein Wiesel bewegen kann. Meine Winterpullover vom letzten Winter erscheinen mir geradezu nur etwas größer als die Babysachen. Ich kann mir kaum vorstellen, dass ich da vor einem Jahr noch reingepasst habe. Sehnsucht macht sich breit, ich möchte meine alte Figur wiederhaben. Update: Ziel noch nicht erreicht...
Aber es tut sich noch gar nichts bis auf ein paar Übungswehen hier und da, was auf eine bald bevorstehende Geburt hindeutet. Ich hatte auch wieder Untersuchungstermin beim Frauenarzt, es ist alles so wie es sein soll und es steht auch einer ganz normalen Geburt nichts im Wege. Der einzige Adrenalinkick war noch, dass ich ein wenig Zucker im Urin hatte, deshalb musste ich am nächsten Tag noch eine Urinprobe abgeben. Aber wie wir jetzt wissen: Das kommt davon, wenn man morgens auf nüchternen Magen zwei Gläser Fanta trinkt, was zugegebenermaßen echt pervers ist, aber die Fanta hat mich gezwungen. Am nächsten Tag war die Probe wieder normal.
Ansonsten bekomme ich noch wöchentlich Akupunktur und trinke brav meinen Himbeerblättertee. Wir haben es auch mal kurz mit Dammmassage versucht, aber leider bin ich allergisch gegen das Öl und außerdem ist das auch nicht so angenehm. Jetzt heißt es abwarten und Tee trinken, vielmehr kann man auch nicht machen. Meine Tasche ist gepackt, von mir aus kann es losgehen.
Alex kümmert sich sehr aufopfernd um mich, ist ständig in Alarmbereitschaft und springt bei jedem kleinen Anzeichen von Schmerzen sofort auf, um mich ins Krankenhaus zu verfrachten. Jedoch habe ich ständig irgendwelche Schmerzen. Ich ächze und stöhne mich so durch die Gegend und verzerre auch öfter mal das Gesicht, aber Geburtswehen sind das (leider) nicht. Zum Glück waren wir letzte Woche nochmal im Krankenhaus und haben schon mal die Formalitäten geklärt. Das hat uns auch noch ein bisschen mehr beruhigt, weil wir dort einige Fragen klären konnten, vor allem über den richtigen Zeitpunkt zum Aufbruch in die Klinik. Die meisten kommen nämlich zu früh, auch beim 2. oder 3. Kind. Der so genannte "Fehlalarm" ist ganz normal, oft wird man dann auch wieder nach Hause geschickt, um nochmal eine Nacht drüber zu schlafen. Aber das ist für den Mann auch schwierig, denn er kann ja nicht nachfühlen, wie stark die Wehen schon sind. Der Mann an sich will ja aktiv irgendwie mithelfen und ist dazu verdammt, der Frau beim Leiden tatenlos zuzusehen. Böse Falle! Alex versucht mich immer zu ermuntern und sagt so Sachen wie: "na, du hast es ja bald geschafft.", aber ich glaube, er meint damit auch ein bisschen sich selbst. Immerhin waren die letzten Wochen auch für ihn kein Spaziergang, da er eine Dreifachbelastung als Handwerker, Prellbock und Versicherungskaufmann auszustehen hatte. Das hat er schon ganz gut gemacht. Ich hatte ja schon befürchtet, er würde irgendwann einfach "mal eben Zigaretten holen gehen" und das Weite suchen. Jedenfalls war er bestimmt einige Male ganz kurz davor.
Also, ich wünsche allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und falls ich mich vorher nicht mehr melde, auch einen guten Rutsch ins neue Jahr.
Die Geburt
Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt ...
Nun habe ich in der Schwangerschaft so viele Bücher gelesen und am Ende hat es mir doch nichts genützt, denn es natürlich nicht so verlaufen, wie ich es erwartet hätte. Am 23.12.05, also einen Tag vor dem errechneten Geburtstermin, hatte ich plötzlich Bauchschmerzen und mir ging es irgendwie komisch. Aber es waren keine Wehen in dem Sinne, sondern einfach nur das Gefühl, das der Bauch unheimlich unter Spannung steht, also praktisch jeden Moment zu platzen drohte. Außerdem hat sich das Kind unheimlich viel bewegt und getreten, was angesichts der Spannung dann natürlich sehr wehgetan hat. Wegen der bevorstehenden Nacht, die erfahrungsgemäß sowieso wenig Schlaf und Erholung bringen sollte, bat ich meine Hebamme, sich den Bauch noch einmal anzusehen und mir Linderung zu verschaffen. Sie stellte fest, dass sich der Bauch bei Berührung wirklich zusammenzieht, eine Wehenbereitschaft war also da, aber es waren keine rhythmischen Kontraktionen. Sie konnte mir auch nur sagen, dass es dann wohl bald losgehen würde, aber wann konnte sie natürlich auch nicht sagen. Aber jedenfalls schaffte sie es mit Akupunktur und Kügelchen mich so zu beruhigen, dass ich in der Nacht noch einmal zur Ruhe kommen und mich für das bevorstehende Weihnachtsfest ein wenig erholen konnte. Vielleicht war es die Tatsache, dass der Geburtstermin nun unmittelbar bevorstand, die mir Angst machte und mich verkrampfen ließ. An heilig Abend war ich dann wieder relativ entspannt und konnte mit meiner Mutter, meiner Schwester und meinem Mann noch ein stressfreies Weihnachtsfest erleben.
Am nächsten Tag waren wir nochmals bei meiner Mutter zum Mittagessen eingeladen. Es sollte Ente geben und mir ging es soweit auch ganz gut, bis ich nach dem Essen auf Toilette ging und mein Höschen nass war. Nun wusste ich gar nicht mehr weiter. Hatte ich mich eingenässt, weil das Baby mir gegen die Blase getreten hatte, oder war das ein Zeichen, dass die Fruchtblase geplatzt war? Auf jeden Fall sind wir schnell mal nach Hause gefahren. Da wir unsere Hebamme nicht auch noch an Weihnachten belästigen wollten, hat Alex dann im Kreißsaal angerufen. Man gab uns den Tipp, ein frisches Höschen anzuziehen und das Ganze zu beobachten, ob es noch weiterläuft. Man sagte uns auch, Fruchtwasser habe einen ganz speziellen Geruch, aber das überforderte uns natürlich total.
Im Verlauf des Nachmittags blieb die Unterhose trocken, wir waren schon erleichtert, aber dann bekam ich auf einmal Wehen, die sich regelmäßig auf alle 20 Minuten einpendelten. Alex hat das mit der Stoppuhr alles minutiös festgehalten. Dies war seine Art, sich nützlich zu machen, dennoch war ihm die Nervosität deutlich anzumerken. Es ist schon seltsam, wenn jemand nach Strich 20 Minuten mit der Stoppuhr in der Hand vor dir steht und dich erwartungsvoll ansieht, ob wieder eine Wehe kommt. Ich habe immer wieder zu ihm gesagt: "Ich bin doch kein Uhrwerk!" Am Abend habe ich dann meine Mutter informiert, die sich natürlich total Sorgen gemacht hat, und habe ihr den Verlauf des Nachmittags geschildert. Sie bestand darauf, dass ich das auf jeden Fall noch vor Mitternacht abklären lassen soll. Am 27.12. hätten wir den nächsten Frauenarzttermin gehabt, aber so lange konnte wir nicht warten (man weiß ja nie). Also habe ich schnell noch die letzten Sachen in die Kliniktasche gepackt, ich war mir jedoch sicher, dass wir nach der Untersuchung noch einmal nach Hause geschickt werden würden.
Die Tür zum Kreißsaal öffnete uns die Hebamme, mit der wir auch schon die Vorbesprechung geführt hatten. Sie hatte uns bereits gesagt, die meisten Schwangeren nehmen das Weihnachtsfest noch mit und kommen dann am ersten oder zweiten Weihnachtstag in die Klinik, so als ob die Wehen psychisch zurückgehalten, also blockiert werden. Sie hatte direkt diesen wissenden "ich habs euch ja gleich gesagt"-Blick drauf. Aber das gab uns das Gefühl, nicht vorschnell gehandelt zu haben. Man will ja auch nicht hysterisch wirken.
Zunächst einmal wurden die Herztöne aufgezeichnet, also musste ich mich auf eine Liege legen und wurde verkabelt, was ja an sich ein normaler Vorgang ist. Nicht jedoch mit diesem Kind im Bauch: Wie immer rumpelten die Wackersteine, das Kind trat mich in einer Tour, was wegen der Wehen immer noch ziemlich schmerzhaft war. Aus irgend einem Grund kam dieses Kind mit dem CTG einfach nicht klar, wie es bereits während der Schwangerschaft immer wieder der Fall war. Auf Grund der bedenklichen Herztöne wurde ich also gleich zur Beobachtung einkassiert. Eine Untersuchung ergab dann, dass die Fruchtblase nicht geplatzt war und dass der Muttermund sich auch noch nicht geöffnet hatte.
Nach einer langen schlaflosen und schmerzhaften Nacht, die ich am Wehenschreiber verbrachte, teilte man mir dann mit, dass man jetzt die Geburt einleiten wolle. Die Wehen kamen zwar regelmäßig alle 5 Minuten, aber sie waren noch nicht stark genug, dass heißt: "nicht muttermundswirksam". Die Eröffnungsphase hatte also noch nicht begonnen, bis jetzt handelte es sich also lediglich um Vorwehen. Die waren jedoch auch schon schmerzhaft genug und da ich nicht geschlafen hatte, war ich eigentlich schon am nächsten Tag fertig mit der Welt. Dann bekam ich einen Cocktail aus wehenfördernden Mitteln, rein pflanzlich, kein Wehentropf oder Gel oder sowas. Man sagte mir, die Wirkung träte innerhalb von 4 - 6 Stunden ein. Die nächsten Stunden verliefen nach dem Rhythmus - ein halbe Stunde CTG - zehn Minuten durch den Flur wandern - auf Toilette gehen. Zwischendurch sollte ich mich auch mal hinlegen, um Kraft zu sammeln. Aber wegen der Schmerzen habe ich das nie lange ausgehalten, zumal ich das CTG auch im Liegen ertragen musste. Schließlich habe ich dann auch noch Wadenkrämpfe bekommen, weil ich meine tägliche Dosis Magnesium nicht genommen hatte. Sämtliche Hebammen so wie auch Alex starrten ständig auf die Aufzeichnung des Wehenschreibers, es wurde kilometerweise Papier verschwendet, damit Alex mir bestätigen konnte: "Oh, jetzt hast du gerade wieder eine Wehe gehabt, die war aber nicht so doll wie die letzte." Als ob ich das nicht selber merken würde ...
Am Abend des zweiten Weihnachtstages war ich schon ziemlich entnervt. Ich wollte wieder nach Hause, weil es nicht richtig voran ging und mir auch keiner sagen konnte, wie es jetzt weitergehen sollte. Ich wollte auch nicht ständig liegen, im Herumgehen waren die Wehen viel leichter zu ertragen, aber den Flur kannten wir auswendig, so groß war der ja nicht. Man konnte sich überhaupt nicht ablenken. Zwischendurch kamen dann noch Alex Vater, meine Mutter und meine Schwester vorbei, die nur mal kurz sehen wollten, wie es mir geht. Da wurde mir bewusst, dass da draußen einige Leute ganz gespannt auf die Geburt warteten. Das frustrierte mich allerdings noch mehr, weil sich so rein gar keine Entwicklung abzeichnete. Dennoch hatte ich die ganze Zeit Schmerzen. Jetzt kam auch noch dazu, dass Alex so langsam die Kräfte verließen. Er ist dann zum Beispiel bei der Rückenmassage einfach eingeschlafen, was mich rasend vor Wut gemacht hat, denn ich hätte auch so gerne geschlafen, aber ich konnte noch nicht einmal liegen. In dieser Nacht ist Alex dann auch für zwei Stunden nach Hause gefahren, um zu duschen und sämtliche SMS zu beantworten. Außerdem hat er sich so richtig satt gegessen, im Krankenhaus wurde er ja eher stiefmütterlich behandelt. Zur Nacht ist er dann aber wieder zu mir in die Klinik gekommen. Er hat jedoch nur noch geschlafen, eine große Hilfe war er mir in dieser Nacht nicht.
Nach Murphys Gesetz wurden die Wehen in dieser Nacht stärker und schmerzhafter. Der Cocktail hatte angeschlagen - 10 Stunden später. Weil ich inzwischen völlig kaputt war, bat ich die Hebamme um Schmerzmittel, damit ich wenigstens noch ein bisschen liegen konnte, denn allmählich verließen mich die Kräfte. Ich bekam eine Spritze in den Hintern, jedoch nach kurzer Zeit waren die Wehen wieder genauso schmerzhaft wie vorher. Also habe ich nochmals nachspritzen lassen, das hatte aber denselben Effekt. Ich konnte nicht mehr liegen. Für den Rest der Nacht hing ich über der im Kreißsaal befindlich Wickelkommode gebückt und veratmete tapfer Wehe um Wehe, während mein Mann mich fröhlich vollschnarchte. Ich hatte mir so ein Mantra ausgesucht, das ich immer aufsagte, wenn ich dachte, ich verliere gleich den Verstand: "Die Wehe ist dein Freund. Jede Wehe bringt dich näher zum Kind." Das hat wirklich geholfen. Zwischendurch habe ich Alex geweckt und ihm unmissverständlich gesagt, dass ich saumäßig Schmerzen habe, aber er ist trotzdem wieder eingeschlafen - und ich habe ihn dafür gehasst. Irgendwann konnte ich nicht mehr und habe ihn angebrüllt: "Wenn du noch einmal schnarchst, wenn ich mich hier vor Schmerzen krümme, dann schmeiße ich dich aus dem Kreißsaal und du darfst bei der Geburt nicht dabei sein." Und ratet mal: Er ist trotzdem wieder eingeschlafen. Aber ich hatte nicht die Kraft, also fing ich einfach an zu heulen - Rotz und Wasser. Über die Wickelkommode gebeugt und heulend verbrachte ich so Stunden, als dann der Schichtwechsel kam, d. h. die Nachtbesetzung inklusive Hebammenschülerinnen, ca. 4 Personen, verabschiedete sich, die Frühschicht stellte sich vor. Und es waren allesamt fremde Gesichter für mich, die sich mir zwar mit Namen vorstellten, aber die ich gleich wieder vergaß. Mir war das Ganze sehr peinlich, denn ich konnte nicht aufhören zu weinen.
Am Morgen dann waren Alex und ich beide so am Ende, dass wir eine Hebamme regelrecht festnagelten. Wir wollten endlich wissen, was das Ganze soll. Die Herztöne hatten sich mittlerweile normalisiert und die Wehen waren immer noch nicht stark genug (so dachten wir). Die Hebamme sagte mir, wenn ich richtige Geburtswehen hätte, dann würde ich mich ganz anders gebärden, dann könnten wir hier nicht so sitzen und uns unterhalten. Das löste in mir den Tiefpunkt aus. Es war alles umsonst gewesen, sinnloser Schmerz, kein "jede Wehe bringt dich näher zum Kind". Ich war fertig, ich wollte nur noch nach Hause, Alex war auch fertig. Er konnte es nicht ertragen, mir so hilflos beim Leiden zuzusehen, außerdem war er wirklich total erschöpft. und dann dachte ich, wenn die Geburtswehen noch schlimmer werden, dann überlebe ich die Geburt nicht, denn ich hatte bereits alles gegeben.
Zunächst wurden wir dann ganz sachlich aufgeklärt, welche Möglichkeiten es jetzt noch gibt. In der Annahme, dass der Cocktail ja nichts gebracht hatte, sollte ein neuer Versuch gestartet werden. Wenn ich es besonders eilig hätte, könnte man auch direkt einen Wehentropf anlegen, was die Geburt aber erfahrungsgemäß sehr schmerzhaft macht. Als äußerste Möglichkeit wurde uns auch ein Wunschkaiserschnitt angeboten. Das lehnte ich aber sofort ab, wir waren ja gerade mal zwei Tage über Termin. Ich wollte eine Betäubung haben und dann nach Hause, mich einmal richtig ausschlafen, und dann am nächsten Tag noch einmal in die Klinik fahren. Vielleicht klappt es ja diesmal. Dies war jedoch unrealistisch, als einzige Möglichkeit der Betäubung wäre eine PDA in Frage gekommen. Und die gibt es nur unter der Geburt. Wir sollten uns kurz beraten, aber für uns stand der Entschluss fest: Wir wollten nach Hause, irgendwie habe ich mir auch eingebildet, dass die Schmerzen zu hause ein wenig nachlassen würden.
Abschließend sollte ich dann noch untersucht werden. Und überraschenderweise stellte die Ärztin fest, dass der Muttermund bereits 4 cm offen war. Na also, es geht doch. Das muss passiert sein, während ich so geheult habe. Normalerweise spricht man ja von 1 cm Muttermundsöffnung in 2 Stunden. In dem Tempo, das ich vorgelegt hatte, ging es dann auch weiter. Bei der nächsten Untersuchung waren es bereits 7 cm, dann 9 cm und mittags war der Muttermund dann vollständig offen. Auf einmal wurde alles ziemlich hektisch, der Kreißsaal wurde umgebaut, das Bett von Alex heraus geschoben usw. Es wuselten ziemlich viele Leute geschäftig hin und her. Ich wurde dann auch gefragt, ob ich jetzt eine PDA haben möchte. Das war aber mehr eine rhetorische Frage, ich hätte mir auch die rechte Hand abhacken lassen, wenn dadurch die Schmerzen aufgehört hätten. Bis der Anästhesist kam, musste ich die Wehen jedoch noch live und in Farbe ertragen. Allerdings hatte ich in der Frühschicht eine ganz liebe Hebamme, die mit mir zusammen geatmet, meine Hand gehalten und mich stetig gelobt hat. Jedoch konnte ich diese Wehen, die um einiges stärker waren als alles andere zuvor, viel besser ertragen, da ich wusste, dass bald alles vorbei sein würde. Alex war sichtlich beeindruckt, da der Ausschlag auf dem Wehenschreiber dreimal so hoch war wie vorher. Mittlerweile war er ja zum Experten geworden.
Dann bekam ich die PDA gesetzt, ich hatte sowas ja schon im Fernsehen gesehen und mir von Sonja erklären lassen, wie genau so etwas funktioniert. Allerdings hatte ich ja ganz vergessen, dass dabei ja auch die Wehen weitergehen. Ich habe dann ein Handzeichen vereinbart, so dass ich mir dann meine Auszeiten zum Veratmen nehmen konnte. Als die PDA dann wirkte, bin ich erstmal eingeschlafen. Wer schon mal eine Scheißegal-Tablette vor einer Operation bekommen hat, weiß ungefähr wie sich das anfühlt. Als ich aufwachte, merkte ich, dass meine Schwester da war. Sie wollte sich von mir verabschieden, da sie am 28.12.05 wieder nach Hause fahren musste. Eigentlich wollte sie gleich wieder fahren, aber beinahe vorwurfsvoll fragte ich sie, ob sie denn das Kind gar nicht sehen wolle, wenn es da ist. Also hat sie stundenlang auf dem Flur während der Geburt gewartet, bis man sie endlich hereingerufen hat. So konnte sie das Kind als erste aus der Familie sehen, was sie glaube ich sehr glücklich und stolz gemacht hat.
Was während der PDA passiert ist, habe ich nur noch schemenhaft in Erinnerung. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass mit einem lauten "Plopp" die Fruchtblase geplatzt ist, wobei ca. 5 Liter Wasser herausliefen. Dann weiß ich noch, dass mich die Hebammenschülerin untersucht hat und die Hebamme dann zur Kontrolle auch noch mal. Und dann hieß es: "Bei der nächsten Wehe können sie schon mitpressen." Ich dachte nur, das geht jetzt aber schnell. Damit hatte ich noch gar nicht gerechnet. Da ich betäubt war und keine Schmerzen zu befürchten hatte, habe ich gepresst wie ein Weltmeister und innerhalb von 6 Wehen war das Kind geboren. Ich weiß noch, dass erst das Köpfchen, dann der Körper und dann schließlich die Nachgeburt kam. Dieser Moment "Das Köpfchen ist schon da, wollen sie mal fühlen?" war wie im Fernsehen. Ich werde das Gefühl sicher niemals vergessen. Und dann hatte ich das Kind auch schon auf der Brust liegen. Alles war blutverschmiert, aber das war mir total egal. Ich habe mir noch die Nachgeburt angesehen, aus reiner Neugierde, aber dann verließen mich die Kräfte und ich habe leider nicht mitbekommen, dass Alex die Nabelschnur durchtrennt hat. Dann bin ich genäht worden, weil ich doch einen Dammriss erlitten habe dadurch, dass es auf einmal alles so schnell ging. Das war mir zu dem Zeitpunkt aber noch völlig schnurz, da ich ja betäubt war. Zuhause hatte ich noch länger was davon. Direkt nach der Geburt habe ich ein wenig geweint, aber mehr wegen der Erschöpfung bzw. Erleichterung. Was wirklich passiert war, habe ich da noch gar nicht begriffen. Irgendwann wurde ich dann auf ein anderes Bett umgebettet und irgendjemand hat mir das Kind an die Brust gelegt, welches auch gleich fröhlich anfing zu saugen. Das war alles sehr komisch für mich, wie im Film. 5 Minuten nach der Entbindung übrigens, da war ich noch nicht einmal genäht, reichte man mir das Telefon, meine Mutter sei am Apparat. Sie beschwerte sich erst einmal, dass wir uns so lange nicht gemeldet hätten, sie sei ja gar nicht auf dem Laufenden und würde zuhause tausend Tode sterben. Als sie dann das Baby schreien hörte, war sie ganz verwirrt ("Was war das?"- "Das Kind ist geboren." "Was? Wann?" "Vor 5 Minuten." "Oh wie schön, wann kann ich vorbeikommen?" "Morgen." "Kann ich nicht schon heute...?" "Na gut, aber nur kurz.").
Den Rest der Nacht habe ich damit verbracht, das Kind anzusehen. Erst in den frühen Morgenstunden bin ich dann mit dem Baby bei mir im Bett eingeschlafen.
Die nächsten Tage im Krankenhaus waren schrecklich, meine Nähte schmerzten und mit dem Stillen hat es zumindest dort überhaupt nicht geklappt. Da ich diese Phase nicht gerne in Erinnerung behalten, sondern lieber verdrängen möchte, werde ich jetzt auch nicht weiter darauf eingehen.
Jetzt sind wir drei eine richtige Familie geworden, seit ich zuhause bin geht es mir viel besser, auch wenn ich manchmal heulen muss. Mein Hebamme kommt jeden Tag zu mir und hilft mir und verarztet mich und das Kind. Zuhause klappt es auch mit dem Stillen viel besser. Beim nächsten Kind erspare ich mir das mit dem Krankenhaus und gehe sofort nach der Geburt nach Hause. Denn wenn man nicht sowieso schon total verunsichert und überfordert ist - im Krankenhaus wird man es ganz sicher. Außerdem habe ich ja auch noch Alex, der in seiner Vaterrolle total aufgeht. Im Krankenhaus war er ja nur Besucher und musste sich sehr aus allem raushalten.
By the way: Während ich das hier schreibe, schläft Amelie bereits seit 7 Stunden durch, bei Alex im Arm. Es scheint sie nicht zu stören, dass Alex sie lauthals vollschnarcht. Beste Voraussetzung für eine gesunde Vater-Tochter-Beziehung.
Abschließend möchte ich sagen, dass ich mir nicht sicher bin, dass die Entscheidung für eine Entbindung im Krankenhaus die richtige war. Der Vorteil, dass man von einer einzigen Hebamme, die man bereits kennt, während der Schwangerschaft, der Geburt und im Wochenbett begleitet wird, fällt bei einer Krankenhausgeburt vollkommen weg. In der kurzen Zeit der einzelnen Schichten schafft man es nicht, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Die Hebammen und Krankenschwestern bleiben einem fremd. Ich kann nur aus der Erfahrung im Wochenbett sagen, dass dieses Vertrauensverhältnis für mich elementar wichtig ist und meine auch, dass die Geburt für mich nicht so schlimm gewesen wäre, wenn ich wirklich jemanden zum Reden gehabt hätte und jemanden, der mir gestattet hätte, auf meine ganz persönliche Art und Weise mit den Schmerzen fertig zu werden. Vielleicht kann ich das aber auch nur sagen, weil ich keine medizinische Hilfe benötigt habe. Die Ärztin habe ich nur zu Untersuchung und zum Nähen gesehen. Gut, und die PDA bleibt natürlich auch der Klinik vorbehalten, aber ich bilde mir ein, dass diese bei einem anderen Geburtsverlauf nicht unbedingt nötig gewesen wäre.
Update: Amelie ist jetzt schon fast 2 Jahre alt und durch die Geburt von Katharina kommen da ganz viele Erinnerungen wieder zurück. Ehrlich muss ich sagen, so eine Geburt wie die von Katharina (im Geburtshaus, mit Geburtswehen rein, ein paar Stunden später mit Kind wieder nach Hause) hätte ich mir auch gewünscht. Mit Abstand betrachtet hätte ich mehr auf meinen Instinkt hören sollen. Aber hinterher ist man immer schlauer.