Junggesellenabschied am 17.08.2005
für Alex & Steffi (natürlich getrennt)
Zunächst einmal gibt es leider keine Fotos vom Mädchen-Abschied, weil wir keinen Film in der Kamera hatten. Dabei hatten wir eigentlich nichts zu verbergen. Ganz im Gegensatz zu den Männern: Der Bräutigam wurde auf die klassische Art und Weise noch einmal daran erinnert, dass andere Mütter auch hübsche Töchter haben - in der Tabledancebar mit einer Tänzerin, die nur für ihn ganz alleine bestimmt war. Die Frauen waren derweil gleichzeitig gepflegt essen (All you can eat im Rodizo), was natürlich der schwangeren Braut ganz besonders zu Gute kam ("Danke, ihr wisst, wie man mich glücklich machen kann.") Über die Tischgespräche wird hier natürlich nichts verraten, höchstens soviel: Es gab nichts fürs Auge, und wir haben uns wirklich intensiv umgesehen, aber wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir doch die besten Männer bereits an Land gezogen haben. Abgesehen davon waren wir selber natürlich auch die bestaussehensten Frauen im ganzen Lokal, aber mit Abstand. Ach ja, man hat es schwer!
Anschließend waren wir dann noch im Amadeus, dort haben sich unsere Feststellungen noch einmal bestätigt. Die Musik war anfangs ganz nett, der Trauzeuge hätte seine helle Freude daran gehabt so wie die Braut auch, allerdings haben sich gewisse Hürden in Richtung Tanzfläche aufgebaut: Erstens unterschiedlicher Musikgeschmack ("Das Lied kenne ich gar nicht." "Blöd!" ""Langweilig" "Zu hart" "Nicht die richtigen Schuhe an" usw.), so dass wir selten auf einen Nenner gekommen sind, und last but not least diverse körperliche Probleme, wie z. B. ein vollgefressener Bauch, Kreislaufprobleme, Müdigkeit vom Feiern am Vortag, Fußschmerzen und Nüchternheit und daraus entstehende paranoide Verklemmtheit ("die beobachten mich alle") bis hin zur Frage, ob das Baby wohl soviel Lärm vertragen kann. Nicht zuletzt hat uns die Tatsache, dass wir im Schnitt 10 Jahre älter waren als der Rest des Publikums nicht gerade in Stimmung gebracht. Der einzige Lichtblick war der zugedröhnte Alm-Öhi auf der Tanzfläche ("Is cool, man!"), der aus uns zeitweilig einen gackernden Hühnerhaufen gemacht hat. Der DJ hat uns auch nicht gerade unterstützt: diverse Versuche, die Braut ausrufen zu lassen oder wenigstens ein Lied zu spielen, was wir alle toll finden, wurden gnadenlos abgeschmettert ("Nö, mach ich nich.")
So haben wir dann aufgegeben, man muss es ja auch nicht erzwingen wollen, und haben uns auf den Heimweg gemacht und sind dann direkt vor dem Amadeus in Sichtweite den Männern begegnet. Wir wussten nicht so ganz, ob wir denen in die Arme laufen dürfen, aber dann hat sich das Bedürfnis durchgesetzt, sich mal ein Küsschen abzuholen. Der Bräutigam war schick zurecht gemacht - weißes Hemd, schwarze Hose und eine hübsche Schürze mit Unterschriften drauf. In der Hand hatte er einen Behälter mit kleinen Schnapsfläschchen, die er für Geld an den Mann, oder besser gesagt an die Frau bringen sollte. Zum Zeitpunkt unseres Treffens hatten sich die Männer gerade eine kleine Verschnaufpause gegönnt, wobei man gesehen hat, dass der Großteil schon einen beachtlichen Pegel erreicht hatte. Es wurde hemmungslos geknutscht (natürlich nur mit den eigenen Frauen), gesungen und getanzt ("la Bomba", lasst eure Hüften kreisen) und jetzt wissen wir auch, dass Dawid in schwarzen Pumps auch gar nicht so schlecht aussieht. Der Bräutigam hat dann auch einen romantischen Schub gekriegt und verkündet: "Steffi, du bist die einzige Frau der Welt, die mich auf den Mund küssen darf." Umjubelt vom Publikum hat sich das Brautpaar ganz regelwidrig geknutscht, es wäre allerdings noch schöner gewesen, wenn der Bräutigam nicht vorher Knoblauch gegessen hätte, aber wir wollen ja nicht kleinlich werden.
Der Trauzeuge hat derweil Mecker gekriegt, weil er seiner Frau die Kamera nicht hergeben wollte. Die Kamera ist wohl in dem allgemeinen Gewusel kaputtgegangen, aber das sollte seine Frau nicht mitkriegen, deshalb fiel der Satz: "Da sind Bilder drauf, die keiner sehen darf." Das hat dann auch die Braut gehört und so nahm die Katastrophe ihren Lauf. Aber erst als der Abend schon vorbei war, wurde es so richtig heiß. Als sich das Brautpaar morgens um 5 Uhr dann zuhause getroffen hat, wurde aus dem lapidaren Satz "Und, wie war euer Abend so?" ein Vulkanausbruch erster Güte, angesichts der Details aus der Tabledancebar, genauer gesagt der Satz "... und dann hat sie mich gefragt, ob sie mein Hemd ausziehen darf." Törööööö... Dann ging eine Riesenschimpftirade los über Männer im allgemeinen und besonderen und über die moralische Verwerflichkeit von Striplokalen. Der arme Stefan, unser Übernachtungsgast, versuchte die Situation noch zu retten und bemerkte "Nun ja, man sollte das Ganze auch nicht überbewerten.", aber genützt hat es nichts. Ein Tropfen auf dem heißen Stein...
Am nächsten morgen wurde der Bräutigam sanft geweckt mit den Worten: "So, wir müssen alle anrufen, die Hochzeit wird abgesagt!" und dann traf ihn der zweite Hammer auf den Kopf, nämlich der Kater. Was macht man in so einer Situation? Man geht erst mal zum Übernachtungsgast und sagt ihm Bescheid, dass er nach Hause gehen kann, die Hochzeit fällt aus. Stefan, der die Situation blitzschnell erfasst hat, erwiderte dann geistesgegenwärtig: "Nee, das geht nicht." Und vor allem, mit welcher Begründung: Er habe seiner Freundin, die ja nun extra aus England kommt, versprochen, ihr mal eine typisch deutsche Hochzeit zu zeigen. Daher kann die Hochzeit nicht abgesagt werden. (Ach so, na dann...)
Naja, heiße Liebesschwüre ("Ich liebe nur dich, die Frau ist doch gar keine Konkurrenz für dich, etc.") und frische Brötchen vom Bäcker haben dann die ganze Atmosphäre wieder ein wenig entspannt, obwohl der Bräutigam noch ein paar blaue Flecken verpasst bekommen hat, als er fragte, ob das denn vielleicht auch an den Hormonen liegen könnte. Grrr! So schließe ich denn meine Ausführung mit dem schönen Spruch:
"Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft."