Gemmologie
Gemmologie
ist die Lehre, die sich mit den Edelsteinen befasst. Sie behandelt auf
mineralogischer Grundlage Entstehung, Vorkommen, Eigenschaften und Bestimmung
der Edelsteine sowie deren Unterscheidung von Synthesen und Imitationen. Man
unterscheidet allgemeine, spezielle und angewandte Gemmologie. Als angewandte
Gemmologie bezeichnet man die praktische Verwendung der Kenntnis von den
Merkmalen und Eigenschaften um Edelsteine bestimmen zu können oder Sie von
Synthesen und Imitationen zu unterscheiden. Verbreitet wird auch die
Diamantengraduierung zur angewandten Gemmologie gezählt, weil sie teilweise auf
gemmologischen Grundlagen beruht.
Gemmologische
Geräte dienen der zerstörungsfreien Bestimmung von Edelsteinen sowie deren
Unterscheidung von Synthesen und Imitationen. Im Allgemeinen werden folgende
Geräte verwendet: Refraktometer, Edelsteinmikroskop, Konoskop, Polariskop,
Spektroskop, Dichroskop, Feinwaage und hydrostatische Waage sowie kurz- und
langwellige Ultraviolett-Lampe.
(Auszug
aus: Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn, veröffentlicht in
der Zeitschrift der Deutschen gemmologischen Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/
Dezember 2000, Seite 40ff.)
Refraktometer
Gerät zur Messung der Lichtbrechung
eines Edelsteines mit Hilfe des Grenzwinkels der Totalreflexion. (Aus:
Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn, veröffentlicht in der
Zeitschrift der Deutschen gemmologischen Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/
Dezember 2000, Seite 78.)
Jede
Edelsteinart hat bestimmte, mit dem Refraktometer, ablesbare Werte
(Lichtbrechungsindices) die zur Definition der jeweiligen Edelsteinart und ihren
Varietäten unabdingbar sind. Unterschieden wird hierbei schon die Anzahl der
Ablesungsmöglichkeiten der jeweiligen Messung (1 oder 2 Werte erkennbar) oder
auch zum Beispiel eine so genannte „negative Ablesung“, d.h. die
Lichtbrechungsindices sind höher als die Ablesemöglichkeiten des
Refraktometers.
Ebenso
lassen die gewonnenen Werte Rückschlüsse auf die Anzahl der optischen Achsen
des gemessenen Steines zu.
Eine Unterscheidung zwischen echtem
natürlichen Edelstein und einem synthetisch hergestellten Edelstein ist damit
aber nicht möglich.
Hier hilft dann das
Edelsteinmikroskop
Ein
für die spezielle Untersuchung von Edelsteinen entwickeltes Mikroskop
(Immersionsmikroskop) mit vertikaler Mikroskopachse. (Aus: Edelsteinkundliches
Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn, veröffentlicht in der Zeitschrift der
Deutschen gemmologischen Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/ Dezember 2000, Seite
29.)
Bei
dieser besonderen Mikroskopart handelt es sich um eine spezielle Anordnung der
Vergrößerungsoptik, dem Beleuchtungskörper und dem zu untersuchenden Edelstein.
Dabei wird der Edelstein in eine hochlichtbrechende Flüssigkeit getaucht, um
störende Lichtreflexe soweit als möglich auszuschließen.
Durch
den beweglichen Beleuchtungskörper sind verschiedene Lichtverhältnisse und
Lichtrichtungen am Edelstein einzustellen, ohne dass der Edelstein in seiner
Lage verändert werden muss. Durch ein geübtes Auge und Erfahrung lässt sich
anhand des Einschlussbildes eine Unterscheidung in Synthese oder Naturedelstein
in den allermeisten Fällen schon treffen.
Konoskop
Optisches
Gerät zur Beobachtung der Interferenzfiguren bei doppelbrechenden Steinen; dazu
dient ein Polariskop mit einer Zusatzlinse (= konoskopische Linse) unter der
der Stein untersucht wird. (Aus: Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor:
Ulrich Henn, veröffentlicht in der Zeitschrift der Deutschen gemmologischen
Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/ Dezember 2000, Seite 53.)
Polariskop
Optisches
Gerät, das aus einer Lichtquelle und zwei Polarisationsfiltern (Polarisator und
Analysator) besteht; es dient zur Feststellung der Einfachbrechung und der
Doppelbrechung. (Aus: Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn,
veröffentlicht in der Zeitschrift der Deutschen gemmologischen Gesellschaft
Jahrgang 49/Heft 4/ Dezember 2000, Seite 73.)
Spektroskop
Optisches
Gerät zur Beobachtung von Absorptionsspektren (Handspektroskop). (Aus:
Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn, veröffentlicht in der
Zeitschrift der Deutschen gemmologischen Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/
Dezember 2000, Seite 87.)
Ein einfacher
Erklärungsversuch der Funktionsweise
Schon
vor 300 Jahren entdeckte Sir Isaak Newton, dass das weiße Licht eigentlich bunt
ist. Wird ein weißer Lichtstrahl durch ein Prismendreieck gelenkt, fächert er
sich in verschiedene Spektralfarben auf. – Fast jeder hat dies Phänomen schon
einmal als Regenbogen am Himmel gesehen. Das weiße Tageslicht setzt sich aus
folgenden Farben zusammen: Rot, Orange, Gelb, Grün Blau, Indigoblau und
Violett. Da diese Farben sich mit ihren Rändern überlappen, mischen sich die
Spektralfarben in unzählige Schattierungen. Die genannten Spektralfarben sieht das menschliche Auge aber am
deutlichsten.
Warum eine rote Rose rot ist! Alle
farbigen Gegenstände sind nur deshalb farbig, weil sie bestimmte Lichtwellen
absorbieren und andere ins betrachtende Auge reflektieren. Die rote Rose
absorbiert also alle Farben des weißen Tageslichtes außer der roten. Die roten
Strahlen sendet sie zum Auge. Also sieht das Auge eine rote Rose. – Diesen
Vorgang macht sich die Gemmologie zunutze. Genormtes weißes Licht wird durch
einen Edelstein geleitet und dann durch das Spektroskop zum Auge. Im Spektroskop wird das weiße Licht in die
Spektralfarben aufgefächert und absorbierte Farben erscheinen als schwarze
Linien. Für einige Edelsteine ist das Spektrum ein typisches Erkennungsmerkmal
– bei anderen Edelsteinen ist es nur eine Entscheidungshilfe, und dann gibt es
noch Edelsteine deren Spektrum keinerlei Rückschlüsse auf die Steinart
zulässt.
Dichroskop
Optisches Gerät zur
Beobachtung des Pleochroismus (d.h. Die Fähigkeit von doppelbrechenden
Kristallen in unterschiedlichen Richtungen verschieden Farben, Farbtöne oder
Farbintensitäten). (Aus: Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich
Henn, veröffentlicht in der Zeitschrift der Deutschen gemmologischen
Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/ Dezember 2000, Seite 27 und 73.)
Feinwaage und hydrostatische Waage
Die Feinwaage dient zur
Ermittlung des tatsächlichen Gewichtes eines ungefassten Edelsteines. Im
Prinzip arbeitet eine Feinwaage genau wie jede andere Waage, nur dass die
Genauigkeit um einiges größer ist als z.B. bei einer Briefwaage. Im Gegensatz
dazu wird die hydrostatische Waage zur Ermittlung des spezifischen Gewichtes
eingesetzt. Dies an sich ist kein Indiz für die genaue Bestimmung eines
Edelsteines – kann aber in einigen Fällen sehr hilfreich sein. Gerade bei
Edelsteinen mit negativer Ablesung auf dem Refraktometer und einem unklaren
Einschlussbild bei der Mikroskopie und eventuell fehlendem oder nicht
diagnostischen Spektrum – kann eine Feststellung des spezifischen Gewichtes den
Kreis der infrage kommenden Edelsteinvarietäten stark einschränken.
Ultraviolette Lampe
Instrument zur Erzeugung von
ultravioletter Strahlung (z.B. Quarzlampe); moderne UV-Lampen besitzen zwei
Röhren für langwelliges UV (366 nm) und kurzwelliges UV (254 nm). (Aus:
Edelsteinkundliches Fachwörterbuch, Autor: Ulrich Henn, veröffentlicht in der
Zeitschrift der Deutschen gemmologischen Gesellschaft Jahrgang 49/Heft 4/
Dezember 2000, Seite 96/97.)
Die
ultraviolette Strahlung regt einige Edelsteinarten zu bestimmten optischen
Erscheinungen (z.B. Farbänderungen unter UV-Licht) an.
Musterbeispiel: Willemit - Calcit
Tageslicht UV-Licht