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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Arbeitstreffen am 16.01.2009, 20 Teilnehmer

Protokoll: Dr. P. Weßels

Referenten: Peter Schoon, Rudolf Nassua

„Book-on Demand“ („Buch auf Bestellung“)
als neuer Weg der Herausgabe von regional- und lokalgeschichtlichen Arbeiten?

„Book-on Demand“ wird auch als „Buch auf Bestellung“ (BaB) “Print-on Demand” oder Abrufbuch bezeichnet. Dabei handelt es sich um ein seit etwa Mitte der 1990er Jahre auch in Deutschland eingeführtes Publikationsverfahren für Kleinstauflagen von Büchern und Druckerzeugnissen auf der Basis des Digitaldrucks anstelle des klassischen Offsettdrucks. Die Druckvorlagen müssen dafür bei den Verlagen oder Druckereien komplett in elektronischer Form als Dateien vorliegen, um unmittelbar nach der Bestellung gedruckt werden zu können.

Trotz der vergleichsweise höheren Herstellungskosten pro Exemplar können BaBs bei einer Auflage von 30 bis 100 Exemplaren Wirtschaftlich interessant werden. Sinnvoll könnten BaBs sein, wenn die Auflage eines Produkts voraussichtlich klein und schlecht kalkulierbar ist. Mögliche Vorteile liegen in dem vergleichsweise geringen Risiko für den Autor / Herausgeber wegen des relativ niedrigen Kapitalaufwands für schlicht aufgemachte Kleinauflagen. Gespart wird auch an Lager und Betriebskosten. Als weitere Vorteile werden z.B. die Listung bei den Großhändlern, die theoretisch unbegrenzte Auflage und unbegrenzte Lieferbarkeit und einfache Handhabung von Neuauflagen oder Nachdrucken sowie die möglicherweise größere Verbreitung von „Nischenprodukten“ angeführt.

Nachteile liegen in den relativ hohen Herstellungskosten pro Buch, in der fehlenden Qualitätskontrolle durch einen Verlag und in häufig vergleichsweise langen Wartezeiten für die Lieferung.

Dieses Problem könnte sich lösen, wenn sich vollautomatische Buchdruckmaschinen in Buchläden, Bibliotheken und anderen öffentlichen Orten durchsetzen, die mittlerweile in der Lage sind, ein Buch bis 500 Seiten innerhalb von drei Minuten komplett fertig zu stellen. Voraussetzung ist dafür aber die größere digitale Verfügbarkeit der Titel.

Eine wichtige Voraussetzung für den Historiker oder Autoren für diese Art der Publikation sind ein leistungsfähiger Internetanschluss und grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit Text- und Editierprogrammen.

Peter Schoon hatte eine Sitzung zu dem Thema „BaB“ angeregt, weil er gewisse Vorteile in dieser Publikationsform sieht und sich speziell mit dem Angebot eines großen BaB-Anbieters im Internet auseinandergesetzt hatte. Er stellte eine Rechnung vor, nach der einfache Booklets mit einem Umfang bis zu 48 Seiten  und einfacher Drahtung bei einer Gewinnkalkulation von 10-20% und einem Verkaufspreis von 5 € schon bei ca. 88 verkauften Exemplaren kostendeckend herausgegeben werden könnten. Für den Autoren entstehen Kosten durch die Vergabe einer ISBN-Nummer (39 €) und die Vorhaltung der Daten auf einem Rechner des Verlags. Letzteres wird mit 1,99 € pro Monat berechnet und der Vertrag läuft über mindestens 5 Jahre, so dass insgesamt Kosten von 158 € entstehen.

Je größer allerdings das Projekt und je aufwändiger das Textlayout, um so unattraktiver würden die Angebote des BaB-Anbieters. Ein Hardcover-Band mit 224 Seiten Umfang würde z:b. bei der Inanspruchnahme eines „Komfort-Angebots“ des Verlags erst bei einer Verkaufsmenge von 520 Exemplaren kostendeckend, wenn man auf jede weitere Betreuung oder Werbung durch den Verlag verzichtet. Tatsächlich verdient der BaB-Verlag immer, der Buchhandel wenig und der Autor nur in seltenen Fällen. In jedem Fall empfahl Peter Schoon den Einstig mit einem „Fun“-Modell, weil dieses bei niedrigen Kosten unter 10 € einen ersten Blick auf das fertige Produkt erlaubt, bevor man eine vertragliche Bindung eingeht.

Anschließend schilderte Herr Nassua seine aktuellen Erfahrungen mit einem großen BaB-Internet-Anbieter. Nachdem er erfolglos einen preiswerten Drucker in der Region gesucht hatte, glaubte er, sein Manuskript ohne Risiko bei dem BaB-Anbieter unterbringen zu können. Er habe sich aber nicht ausreichend über die Geschäftsbedingungen und Modalitäten informiert und sich für ein „Komfort“-Angebot des Verlags entschieden. Mit den Sachkosten für das Verfassen des Buches selbst beliefen sich die Unkosten auf ca. 1000 €, die er über den Verkauf über den Buchhandel wieder hereinzuholen gedachte. Bei einer Preisfestsetzung seines Buches von 23,45 € beträgt der Nettoverdienst aber nur 2,20 €, so dass sich die Unkosten erst bei ca. 450 verkauften Exemplaren gedeckt wären. Dessen war sich Herr Nassua in Unkenntnis der Informationsmöglichkeiten und des Kleingedruckten im Internet nicht bewusst.

Er lieferte dem Verlag den Text als PDF-Datei auf einer CD ab. Im ersten Belegexemplar zeigte sich, dass die vorgegebenen Formatierungen gravierend verändert waren. Der Versuch, Teilangebote des Verlags (Korrekturen) zusätzlich einzukaufen schlug fehl. Er hätte dafür auf ein erheblich teureres „Profi-Modell“ umsteigen müssen. Auch auf die Reklamation durch Herrn Nassua wurde nicht reagiert und das Buch gegen seinen Willen mit diesen gravierenden Mängeln gedruckt und in den Buchhandel abgegeben. Auf CD lieferte Herr Nassua einen gesonderten Werbetext ab, der höchsten 100 Worte umfassen sollte und der als Werbung für das Internet gedacht war. Dieser Text ist, ohne dass er es wusste, für den Buchrücken verwendet worden, Im Internet ist nur magere Werbung zu finden.

Für sich selber und zur Verteilung als Werbeexemplare für die Presse und als Pflichtexemplare für Staatsarchiv, Landschaftschaftsbibliothek etc. bestellte er 30 Exemplare, die ihm 18,54 € je Buch kosteten und die weitgehend auf der Pressekonferenz verteilt wurden. Für ein Werbeprogramm für den Buchhandel gab es dann noch einmal 124 € aus. Alle Marketingangebote des Verlags sind nur gegen Aufpreis zu haben. Da er nicht wusste, dass es 6 Wochen dauert, bis die BaB-Produkte bei den Buchhändlern gelistet und damit allgemein bestellbar sind, hat er die Pressekonferenz zu früh abgehalten. In den Buchhandlungen konnte das Buch noch nicht zur Verfügung gestellt werden und die Wirkung verpuffte. Da er keinen Zugang zum Internet hat, weiß er bis heute nicht, wie viele Bücher verkauft worden sind. Er hat noch keine Abrechnung erhalten. Im Internet soll es allerdings ein entsprechendes Konto geben, das mit Passwort zugänglich ist und alle 3 Monate aktualisiert wird.

Diesen insgesamt wenig ermutigenden Erfahrungen wurde von einem Mitglied des Arbeitskreises das Beispiel eines Bildbandes aus Detern gegenübergestellt, für den ursprünglich ein Verlag ein kostenloses Angebot machte, das aber in Eigenregie mit einer Druckerei in Rhauderfehn verwirklicht wurde und mit dem ein erheblicher Gewinn erzielt werden konnte.

Abschließend wurde auf die noch immer gültigen Kritikpunkte am BaB aus der Sitzung zu diesem Thema vom 07.09.2001 verwiesen: Das Digitaldruckverfahren ist minderwertiger als der Offsettdruck, die in der Regel verwandte Heißklebebindung ist weniger haltbar. Das eigenständige Setzen des Manuskripts für die Druckvorlage stellt oft zu hohe Anforderungen an die meisten Autoren und es fehlt die Vermarktung des Produkts vor Ort.