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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Ortschronisten vom 02.03.2007 in den Räumen des Emder Stadtarchivs

17 Teilnehmer

Referent: Dr. Rolf Uphoff, Leiter des Stadtarchivs Emden

Prot.: Dr. P. Weßels

 

Dr. Rolf Uphoff: Das Emder Stadtarchiv

Emder Stadtarchiv ist das einzige städtische Archiv Ostfrieslands, das über eine eigenständige professionelle Leitung durch einen ausgebildeten Archivar verfügt. Die Entstehung des Stadtarchivs Emden ist auf die Sammlung städtischer Urkunden und Privilegien seit 1576 zurückzuführen, die im alten Rathaus aufbewahrt wurden. 1618 entstand das erste Aktenverzeichnis. Lagerungsort war bis 1942 das Rathaus am Delft. Bis 1914 gab es eine mehr oder minder kontinuierliche Betreuung des Archivs. Seit 1934 wurde die Emder Kunst mit der Betreuung des Archivs betraut. 1939 bis1945 wurde das Archiv mehrfach ausgelagert. Der größte Teil der Aktenverzeichnisse und viele Akten gingen verloren. 1952 übertrug man dem Leiter des Ostfriesischen Landesmuseums die Neuaufstellung, Ordnung und Verzeichnung des Archivs. Seit 1962 befand sich auch das Archiv in den Magazinräumen des Museums im neuen Rathaus am Delft. 1989 wurde ein diplomierter Archivar eingestellt, 1995/96 zog das Stadtarchiv vom Rathaus am Delft in zwei Gebäude an der Kirchstraße um. Das jetzige kleine Verwaltungsgebäude gehört der Johannes a Lasco-Bibliothek (JaLB). Ursprünglich gab es den Plan einer organisatorischen Zusammenarbeit mit der JaLB. Die Archivalien sind gegenüber der JaLB in einem als Magazin hergerichteten ehemaligen Weltkriegsbunker untergebracht. Das Archiv untersteht weiterhin dem Landesmuseum. Dr. Scheele ist seit 1997 der Amtsleiter im Fachdienst Kultur, dem auch das Stadtarchiv zugeordnet ist. Dr. Uphoff ist seit 2001 als Leiter des Archivs tätig. In der Vergangenheit war die Einrichtung ständig mit dem Problem der provisorischen Unterbringung konfrontiert und außerdem lange ohne professionelle Führung. Bis 1995 gab es keine Verbindung des Stadtarchivs zur aktuellen Stadtverwaltung, keine regelmäßigen und systematischen Abgaben und deshalb große Überlieferungslücken vor allem in den Jahren des Wiederaufbaus in den 1950er bis 1980er Jahren. Erst seit Beginn der 1990er Jahre gibt es eine geregelte Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Emden, die noch weiterhin über eine Altregistratur verfügt. Die Räumlichkeiten für die Verwaltung des Archivs, Benutzerraum und Funktionsräume sind sehr eng, es gibt wenig Platz für Besucher und keine Arbeitsmöglichkeiten für größere Gruppen. Dennoch können Schulklassen an benutzerfreien Tagen betreut werden, indem z:B. in zwei Schichten gearbeitet wird.

Durch die Einführung einer professionellen Archivverwaltung und neue Veröffentlichungen gibt es mehr als 1000 Benutzertage im Jahr. Der Bestand umfasst ca. 500 Urkunden, 150 Handschriften, 8.000 Druckschriften, 10.000 Bücher und 70.000 Akten (ca. 1.600 lfd. Meter Archivgut aus der Zeit vom 15. bis zum 20. Jahrhundert). Damit ist das Archiv an seine Grenzen gestoßen. Nachdem mit städtischen Mitteln von über 8 Millionen € zunächst das Landesmuseum saniert wurde, steht für den Zeitraum der nächsten 10 Jahre eine Lösung des Raumproblems auch für das Stadtarchiv an.

Das Archiv ist nach Registraturen geordnet und über entsprechende Findbücher zugänglich gemacht: I Registratur: 1424-1744 (1760) – ostfriesisch-gräflich-fürstliche Zeit; II. Registratur: 1744-1806 – preußische Zeit; III. Registratur: (1815) 1817-1866 – hannoversche Zeit ; IV. Registratur: 1867-1918 – zweite preußische Zeit, Ära des Bürgermeisters Fürbringer; V. Registratur: 1919-1939 – Weimarer Zeit und Nationalsozialismus; Municipal-Registratur: 1806-1819; Kämmerei: 1500-1856; Protokoll-Registratur: 1501-1920; Zeitungen: 1747-laufend; Urkunden: 1248-1906.

Das Emder Stadtarchiv bewahrt nicht nur Überlieferungen zur Emder Stadtgeschichte auf, sondern auch zu den Emder Herrlichkeiten Up- und Wolthusen, Borssum, Jarssum und Oldersum sowie Unterlagen zum Bereich des Altkreises Emden und der Krummhörn. Von Interesse sind auch Akten zur Präsenz der Emder bei den ostfriesischen Landtagen, Landtagsprotokolle, Akten zu den Vorgängen bei der Emder Revolution und beim Appelle-Krieg. Ein großer Teil dieser Akten wird in der I. Registratur aufbewahrt und ist jetzt über eine intensive Neuverzeichnung durch Dr. Uphoff wieder leicht zugänglich (Rolf Uphoff  [Bearb.], Emden 1490-1749. Quelleninventar der I. Registratur des Stadtarchivs Emden [Schriftenreihe des Stadtarchivs Emden, 1; Inventare und Schriften des niedersächsischen Landesarchivs, Staatsarchiv Aurich, 18], Oldenburg 2006, 2 Teilbände). Am 01.04.2007 wird dieser Bestand auch über das System AIDA-online des Niedersächsischen Landesarchivs im Internet recherchierbar sein (http://aidaonline.niedersachsen.de/). Als nächsten Bestand wird Dr. Uphoff die IV. Registratur neu verzeichnen, die im Wesentlichen die Ära des berühmten Bürgermeisters Fürbringer umfasst.

An den Kurzvortrag von Dr. Uphoff schloss sich ein Gang durch den Archivbunker an.