Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe Ostfriesischer Chronisten am 16.7.1999 auf der Ziegelei Kaufmann in Nenndorf bei Westerholt
Thema: Betriebsführung Ziegelei Kaufmann, Nenndorf, durch Herrn
Ley
Betriebsbesichtigung der Ziegelei Kaufmann
Die Ziegelei Kaufmann wurde 1904 gegründet und befindet sich seitdem in Familienbesitz. Die Produktionsmethoden sind seit dieser Zeit nur unwesentlich
verändert worden und sollen auch erhalten bleiben, um die Unverwechselbarkeit des Produkts, den torfgebrannten Ziegelstein, zu erhalten. Es werden vor allem Lochsteine und Pflasterklinker produziert.
Im
Betrieb werden etwa 25 Mitarbeiter beschäftigt. Das ist angesichts der Produktionszahl von etwa 10.000 Steinen täglich sehr viel, ist aber durch den hohen Anteil von Handarbeit bedingt. 1994 ist der Betrieb
zuletzt grundlegend erneuert worden. Dabei ist die alte Aufbereitung mit Elektromotor (ursprünglich Dampfmaschine), Kollergang und Feinwalzwerk aus dem Jahr 1924 außer Betrieb gesetzt worden.
Der Lehm,
der vor Ort abgebaggert wird, ist ein Wiesenlehm eiszeitlichen Ursprungs aus Niederungen entlang der Tiefs. Er wird, nachdem die Oberfläche in einer Höhe von 30 - 40 cm abgetragen worden ist, in einer
Mächtigkeit von bis zu einem Meter abgebaut. Die abgebauten Flächen wurden bis zum II. Weltkrieg rekultiviert und der Landwirtschaft wieder zugänglich gemacht. Heute werden diese Fläche gemäß den Auflagen des
Naturschutzes als Biotope eingerichtet. Die Abbaufläche hinter der Ziegelei reicht noch für ca. 15 Jahre. Es werden bereits Flächen hinzugekauft. Dann müßte der Lehm mit LKW´s antransportiert werden. Jetzt
wird er mit einer Feldbahn in die Sumpfhalle gebracht.
Der Lehm steht in verschiedenen Qualitäten an. Es gibt Adern mit hohem Quarzanteil oder Adern mit hohem Eisenanteil. Um eine gleichbleibende
Qualität der Steine zu gewährleisten, werden die verschiedenen Qualitäten in der Sumpfhalle getrennt gelagert und dann gemischt.
Der Lehm wird etwa eine Woche gesumpft. Dann kommt er in die Aufbereitung. Hier
wird er über einen Kastenbeschicker in einen Kollergang gefördert, wo das Material durch ein feines Sieb gedrückt wird. Unterhalb des Kollergangs befindet sich ein Maukmischer, der das Material noch einmal
alle 15 Minuten umsetzt. Dann wird das Material in ein Feinwalzwerk transportiert, wo es durch einen 1 mm breiten Spalt gedrückt wird. In der Aufbereitung ist ein Mitarbeiter beschäftigt.
Von der
Aufbereitung gelangt der Lehm über ein Förderband in den Pressenraum. Hier wird er zunächst noch einmal in einem Doppelwellenmischer durchgemischt, dann wird dem Material in der Vakuumstrangpresse zunächst der
Sauerstoff entzogen und dann der Lehm zu einem Strang gepreßt. Im Abschneider werden automatisch die Steine vom Strang geschnitten. Dann kommen sie auf Latten und werden in ein Sammelgerüst gesetzt. Auch für
diesen Bereich des Pressenraums ist nur ein Mitarbeiter zuständig.
Mit dem Absetzwagen werden je 280 Stück (eine Tonne)Rohlinge dann in die Trocknung gefahren. Im Sommer kommen die Steine für eine
Wochen in die Freitrocknung, d.h. in den Trockenschuppen alten Stils, um für eine Woche vorgetrocknet zu werden. Die Kapazität des Schuppens umfaßt 70.000 Steine. Das langsame Trocknen unterstützt die
Festigkeit der Steine. Die Lufttrocknung verhindert, daß die Steine spröde werden. Steine nur aus der künstlichen Trocknung eignen sich zwar als Mauersteine. Doch bei Steinen, die für mechanische Beanspruchung
geeignet sein müssen, etwa Pflasterklinker, ist Freilufttrocknung notwendig. Dann werden die Steine für vier bis fünf Tage in die künstliche Trocknung gebracht. Die Trockenschwindung beträgt pro Rohling 11%. Die
künstliche Trocknung wurde 1962 errichtet und wird vor allem mit der Abwärme des Ringofens beheizt. Im Winter wird außerdem noch zusätzlich Gas für die Wärmeerzeugung eingesetzt.
Der Brenner auf dem
Ringofen ist auch für die Freilufttrocknung zuständig und muß im Bedarfsfall die Klappen öffnen oder schließen.
Der Ringofen, errichtet im Jahr 1904 besteht aus 18 Kammern. Hier werden in zwei Wochen
140.000 Steine gebrannt. Die Besonderheit des Ringofens besteht einerseits darin, daß hier kontinuierlich gebrannt werden kann. Der Ringofen der Fa. Kaufmann ist seit sechs Jahren ununterbrochen in Betrieb.
Die andere Besonderheit dieses Ofens besteht darin, daß hier das Feuer wandert, während im moderneren Tunnelofen die Steine wandern und das Feuer ortsfest ist. Geheizt wird in Nenndorf als einziger Ziegelei in
Europa mit Schwarztorf aus Wiesmoor oder Boekzetel. In der Regel wird Deputattorf von Bauern verbrannt. Die negative Einstellung des Umweltschutzes zum Torfabbau hat sich in gewisser Weise wieder geändert,
weil durch den Abbau – nachdem die Flächen bereits landwirtschaftlich genutzt wurden – wieder lebendes Torfmoor entstehen kann.
In Nenndorf wird bis 12000 Celsius geheizt, weil die hohe
Temperatur in Verbindung mit dem Torfbrand die typischen Glasuren erzeugt. Der Kohlebrand bei Steinen aus Klei benötigte nicht so hohe Temperaturen, weil Kleisteine schon bei 9000 Celsius frostfest sind, Lehmsteine
nicht.
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