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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Ortschronisten vom 13. März 2009 in den Räumlichkeiten der Ostfriesischen Landschaft in Aurich

25 Teilnehmer

Protokoll:  Dr. P. Weßels

Referent: Manno Peters Tammena

Namengebung in Ostfriesland

Manno Peters Tammena, ein ehemaliger Lehrer, beschäftigt sich seit mehr als 60 Jahren mit den ostfriesischen Vornamen und der Entwicklung der patronymischen Namengebung und hat jetzt als Autodidakt die erste, relative Vollständigkeit anstrebende wissenschaftliche Sammlung unter dem Titel „Namengebung in Ostfriesland. Personennamen, patronymische Namen. Ursprung, Entwicklung, Niedergang, Norden 2009, herausgegeben. Vorgänger auf diesem Gebiet waren in Ostfriesland z.B. Bernard Brons (Friesische Namen und Mittheilungen darüber, Emden 1877) und Hinrich Zahrenhusen (Ostfriesische Vornamen. Die in Ostfriesland gebräuchlichen Rufnamen. Verzeichnis guter ostfriesischer Vornamen, Emden 1939.

Bei seinen langen Studien ist Manno Peters Tammena auf eine große Fülle (mehr als 44.000) teilweise ungewöhnlicher Vornamen gestoßen, die sich teilweise auch durch eine gewisse Fremdartigkeit auszeichnen (einsilbige Kurznamen, doppelgeschlechtliche Namen etc.). Die Wurzeln dieser Namen liegen vor allem im Altfriesischen und Altsächsischen, aber auch in der niederländischen und englischen Sprache. Tammena erläuterte an Beispielen wie Namen zusammengezogen werden (Sirik(e) [„Siegreich“]à Sirk à Zirk / Cirk), welche typischen Namensendungen auftauchen, welche davon als Koseformen erkennbar sind und welche als spezielle Frauennamen erkennbar sind.

Ein Grund für die vielfältige Schreibweise der Namen war die Ortsfremdheit der Pastoren, die aus Unkenntnis des Plattdeutschen die Namen falsch schrieben.

Ein Grund für die lange Tradition der alten Namen und das vergleichsweise schwache und späte Vordringen der christlichen Namen war die patronymische Namengebung, die an sich eine Wiederholung der Vornamen in der Familie beinhaltete, Mit dem „Benömen“ wurde zugleich das Andenken an die Vorfahren in Ehren gehalten. Die Frauennamen waren in dieser Tradition weniger durchdringend und Frauen erhielten mitunter auch männliche Namen mit weiblicher Endung („-tje“).

Störungen in diesem Namensystem traten auf z.B. durch das Verschwinden des Friesischen, die Einführung christlicher Fremdnamen, durch die beginnenden Auflösung des patronymischen Namensystems durch die allmähliche Einführung von Familiennamen unter den Preußen, Franzosen und in der Hannvover‘schen Zeit. Spätesten beendet war die patronymische Namengebung mit der Einführung der Standesämter 1874. Mit der Integration der Flüchtlinge nach dem II. Weltkrieg gab es seit den 1950er Jahren einen starken Bruch in den ostfriesischen Vornamentraditionen.

 Die Publikation von Manno Peters Tammena ist beim Soltau-Kurier in Norden aufgelegt worden. (Hier war bereits 2005 von ihm erschienen: Ostfriesische Vornamen. Von Aafke bis Zwaantje. Besonderheiten und Merkwürdigkeiten der Namengebung in Ostfriesland.)

Der aktuelle Druck wurde von der Gerhard-ten-Doornkaat-Koolman-Stiftung und der Sparkasse Aurich-Norden unterstützt. 1500 Stück wurden aufgelegt, 450 Exemplare waren auf Anhieb beim Erscheinen des Buches verkauft.