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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Ortschronisten vom 07. August 2009 im Klottjehus des Heimatvereins Leer

24 Teilnehmer

Referenten: Berend Schröder, Insa Strobel

Protokoll:  Dr. P. Weßels

Zunächst stellte Herr Schröder seine Arbeit zur Ortsgeschichte Heisfeldes vor. Er ist gebürtiger Heisfelder und hat bereits als Kind viel von seiner Großmutter über den Ort und seine Geschichte erfahren. Als früher hier tätiger Architekt verfügt er außerdem über viele Kontakte im Ort. Auf dem „Umweg“ der Ahnenforschung gelangte er zur Erforschung der Ortsgeschichte. Zunächst stellte Berend Schröder den Ort mit seiner geographischen Lage auf einem in Marsch und Moor hineinragenden Sandrückensporn mit seinen Ortteilen vor (das Dorf Heisfelde, Bollinghausen, Heisfeldersiehl, Heyenhörn, Hohegaste, Spitende, Steinhaus). Der Geestrücken am Rand der Marsch bot sich schon früh den Menschen als Siedlungsraum an. Der frühmittelalterliche Radbodsweg von Leer nach Emden führte über Heisfelde. Herausragend unter den archäologischen Funden ist ein Feuersteindolch, ein Rätsel bildet die Insel Söbenbargen, die Zylmann für eine Motte (Festung) hielt, deren Bedeutung aber bis heute ungeklärt ist. Das Wappen des Ortes spielt auf die Ländereien des berühmten Häuptlings Focko Ukena in Heisfelde an. Tatsächlich gab es zwei Burgstellen: eine im Dorf (Familie von Diepholt) und eine zweite in Bollinghausen (Familien Manssen, von Rheden, von Suckow). Wichtige Anführer auf der Seite der Reformierten im Apellekrieg stammten aus Heisfelde (Rudolf von Rheden und Bernhard von der Apelle). Anders als Arend Remmers („freies Feld im Gebüsch“) erklärt Berend Schröder den 1439 erstmalig erwähnten Ortsnamen mit Bezug auf die Häuptlingsfamilien als „Hayes Feld“. Heisfelde war ein typisches Geestranddorf mit eindeutiger Ausrichtung auf die Landwirtschaft, das erst mit dem Eisenbahnbau und der Industrialisierung im 19. Jh. zu einem Wohnvorort von Leer wurde. Erst 1968 verlor Heisfelde aber mit der Eingemeindung nach Leer seine Selbständigkeit.

Berend Schröder hat einen anderen Weg als üblich gewählt, um seine Ergebnisse zur Erforschung der Ortsgeschichte der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er veröffentlicht abgeschlossene Aufsätze in einzelnen Heften, die je nach Umfang zwischen 2 € und 4 € kosten. Belegexemplare gehen jeweils u.a. an das Staatsarchiv und die Landschaftsbibliothek. Fernziel ist eine Gesamtveröffentlichung in Buchform. Außerdem hat er bisher einen historischen Kalender zu dem Ort zusammengestellt, und er verkauft Postkarten. Er hält auch Vorträge zur Ortsgeschichte und bietet VHS-Kurse an. Im Internet unterhält er eine Homepage, auf der er seine Aufsätze, wenn diese eine Weile erschienen und die gedruckten Hefte verkauft sind, ebenfalls präsentiert. Über eine Mailing-Liste werden Interessenten jeweils über den aktuellen Stand informiert. Im Internet werden außerdem Verzeichnisse der Kriegstoten, biographische Skizzen wichtiger Heisfelder Persönlichkeiten und Informationen zu den 14 Bundesverdienstkreuzträgern aus Heisfelde präsentiert.

 

Den zweiten Teil des Nachmittags im Klottjehus des Heimatmuseums hat Frau Insa Strobel in Vertretung von Albert Wehner übernommen. Sie gehört seit Jahren zum Museumsteam des Heimatvereins, das (noch) für die Leitung des Heimatmuseums verantwortlich ist. Weil aber die Leitung eines so großen Hauses längerfristig nicht mehr ehrenamtlich zu erledigen ist, hat der Heimatverein vor kurzem bei der Stadt Leer die Einrichtung der Stelle eines Museumsleiters beantragt und mit diesem Vorstoß bereits die wichtige Hürde des Verwaltungsausschusses passiert, so dass man bereits an einer Ausschreibung der Stelle arbeitet und hofft, dass man etwa zur Mitte des kommenden Jahres einen Museumsleiter einstellen kann. Vorerst bleiben Verantwortung und Arbeit aber beim Leitungsteam des Heimatmuseums.

Das Heimatmuseum ist eine Abteilung des 1909 gegründeten "Vereins für Heimatschutz und Heimatgeschichte Leer / Ostfriesland e.V.". 1912 schloss sich der Verein mit dem 1889 gegründeten „Verein zur Errichtung einer Altertümer-Sammlung" zusammen und übernahm die Verantwortung für das bis dahin nicht der Öffentlichkeit zugängliche „Museumszimmer“ im Rathaus, dessen Stücke seitdem den Grundstock für die Sammlung des Heimatmuseums Leer bildeten und die seit 1912 öffentlich in der historischen Haneburg präsentiert wurden. 1933 musste die Haneburg zur Errichtung einer NS-Bauernschule an die Stadt Leer zurückverkauft werden. Stattdessen erwarb man die Gebäude Neue Straße 12 und 14 gegenüber der Waage. In den 1980er Jahren kam das angrenzende Klottjehus hinzu, das auch für Veranstaltungen gemietet werden kann.

Neben dem Heimatmuseum hat der Verein noch weitere Abteilungen: der Spöler-Klottje führt jährlich zum Gallimarkt im Oktober ein plattdeutsches Stück auf; das Schipper-Klottje ist verantwortlich für den Museumshafen und veranstaltet hier jährlich ein Maibaum-Treffen und einen Weihnachtsmarkt sowie alle zwei Jahre ein Treffen historischer Schiffe im Hafen.

Zum Heimatverein gehört auch die Waage.

Für die Durchführung der Feierlichkeiten zum bevorstehenden Jubiläum ist eine Festschrift vorbereitet worden, die in diesen Tag in den Druck gehen soll (88 S. mit vielen historischen Aufnahmen). Am 14. – 16. August 2009 wird es ein Treffen historischer Schiffe geben, und am 12. September wird ein Festakt im Rathaus und eine sich daran anschließende öffentliche Feier im Klottjehus und im Innenhof des Museums stattfinden.