Protokoll der Sitzung des Arbeitskreises ostfriesischer Chronisten
vom 7.5.1999 um 15.00 Uhr im großen Sitzungssaal der Gemeinde Saterland
Thema: Chronik Saterland
Referentin: Hanne
Klöver
Vorstellung der Chronik „Spurensuche im Saterland. Ein Lesebuch zur Geschichte einer Gemeinde friesischen Ursprungs im Oldenburger Münsterland“ (SKN Norden, 1998, 49.-DM) durch die Autorin
Hanne Klöver
Frau Klöver hat im Herbst 1994 angefangen, an der Chronik des Saterlandes zu schreiben. Im Zuge einer 3/4-Stelle als AB-Maßnahme, da Frau Klöver gleichzeitig versucht hat, sich als
Journalistin selbständig zu machen. Als die Arbeit an der Chronik etwa zur Hälfte erledigt war, wurde sie Mitte 1996 auf Honorarbasis beim NDR eingestellt. Seitdem hat sie die Arbeit an der Chronik nebenher
weitergeführt. Anfang Dezember 1998 wurde das Buch dann in der Gemeinde Saterland der Öffentlichkeit präsentiert. Die letzte Arbeitsphase geschah unter äußerstem Druck, da die Chronik noch in das
Weihnachtsgeschäft sollte und außerdem der Gemeindedirektor seinen Abschied feierte. Frau Klöver ist keine geborene Saterfriesin, hat aber bis zu ihrem fünften Lebensjahr im Saterland gewohnt und ist dann in
einer Nachbargemeinde aufgewachsen.
Das Saterland hat früher relativ konstant etwa 2000 Einwohner. Heute sind es 13.000, davon ca. 1.000 Rußlanddeutsche mit entsprechenden Nachfolgekonflikten. Das
Besondere am Saterland ist sicherlich die Fülle der Vereine und das große Maß ehrenamtlicher Arbeit. Es existiert ein sehr starkes Gemeinschaftsgefühl und eine besondere Identität als Saterländer. Es gibt drei
katholische Kirchen und eine evangelische Kirche, die insbesondere durch die Rußlanddeutschen Zulauf erhalten hat. Ansonsten ist das Saterland traditionell konservativ katholisch. Das Saterland besteht aus
vier Gemeinden: Sedelsberg, Scharrel, Strücklingen und Ramsloh. Ursprünglich zählten auch die Gemeinden Idafehn Elisabethfehn und Neuscharrel dazu)
Das Saterland ist die kleinste Sprachinsel Europas mit
etwa 2000 noch aktiv das Saterfriesische sprechenden Menschen. Die Zahl der Sprecher nimmt seit Jahren beständig ab, doch ist man optimistisch, über lokale Aktionen – etwa das Saterfriesische in den
Unterricht einzuführen – die Zahl der Sprecher aktiv zu fördern.
Das Saterfriesische zieht sich auch wie roter Faden durch die Chronik. Das Saterland existierte in der Vergangenheit als eine
Geestinsel im Moor, nur über das Wasser leicht zugänglich. Diese Insel-Position spiegelt sich bis heute in der Sprachensituation. Im 19. Jahrhundert haben einerseits die Saterländer angefangen, ein besonderes
Bewußtsein für ihre Lage zu entwickeln, andererseits geriet die Region in das zeitgenössische wissenschaftliche und volkskundliche Interesse. Es ist viel über das Saterland geschrieben worden. Frau Klöver hat
allein mehr 1.000 Fundstellen bibliographiert, die noch einmal für eine getrennte Veröffentlichung vorgesehen sind. Zuständiges Staatsarchiv war insbesondere das Staatsarchiv Oldenburg. Außerdem wurden die
Kirchenarchive herangezogen. Verglichen mit der reichlichen Versorgung mit Literatur und Quellen für das 16. bis 19. Jahrhundert präsentiert sich dagegen das 20. Jahrhundert relativ dünn. Dieses Manko wurde
teilweise durch Interviews ausgeglichen.
Da eine Chronik des Saterlandes und nicht der einzelnen Orte erstellt werden mußte, wählte Frau Klöver ein exemplarisches Darstellungsverfahren. Besondere oder
typische Vorkommnisse aus den Einzelgemeinden wurden stellvertretend für das Saterland ausgewählt. Bei sehr großer Themenvielfalt und besonderem Schwerpunkt auf der Frauengeschichte ist die Chronik als
Lesebuch konzipiert worden. Es sollte dem Leser an beliebiger Stelle der 600 Textseiten ermöglicht werden, in den Text einzusteigen. Jeder Artikel sollte mundgerecht verpackt sein und für sich stehen
können.
Der behandelte Zeitrahmen reicht von den ersten Siedlungsspuren 4000 v. Chr. bis in die Jüngste Vergangenheit. Als besondere „Landschaft“ gelingt es den Saterländern, sich als „freie
Friesen“ zu behaupten, ohne daß es einen Anschluß an Ostfriesland gegeben hätte. Dem Moor und der Moorkultivierung gilt ein besonderes Augenmerk. Die Wegeverhältnisse blieben bis weit in das 19.
Jahrhundert äußerst schlecht. Doch wurden die Saterländer über den Torfhandel zu Wasser reich. Die Inselsituation war aufgehoben, als 1908 die erste Eisenbahn das Saterland erreichte. Es folgten vermehrte
Straßenbauten und die Ansiedlung größerer Industrieunternehmen, z.B. Ziegeleien.
Die Zusammenarbeit mit dem SKN-Verlag bzw. mit einem Subunternehmer lief zunächst nicht so gut, weil die Druckerei nicht
in der Lage war, die angelieferten Disketten fehlerfrei einzulesen und insbesondere bei den Anmerkungen immer wieder Fehler auftraten. Das steigerte angesichts von ca. 2000 Anmerkungen den Arbeitsaufwand zum
Schluß kurz vor der Veröffentlichung des Buches ins Unerträgliche. Mit dem Endprodukt sind Frau Klöver und die Gemeinde als Herausgeber aber sehr zufrieden. Es wurden 2000 Exemplare gedruckt. Die Gemeinde
Saterland hat kein Interesse, mit dem Buch Einen Verdienst zu erzielen und verkauft zu einem beinahe den Druckkosten entsprechen Preis. Gesponsert wurde das Buch von einer Bank. Die gesamte Auflage befindet
sich im Besitz der Gemeinde Saterland, doch wird das Buch als Verlagsprodukt des SKN vertrieben, so daß es über den Buchhandel erhältlich ist.
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