PENCIL_TRANS

Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


leader+
(C) Ostfriesische Landschaft Aurich 2005 bis 2010.  Alle Rechte vorbehalten
Die Erstellung der Historischen Ortsdatenbank Ostfriesland wird gefördert durch Mittel von leader+




Bunkermuseum Emden
Arbeitsgruppe
aktuell
Mitarbeiter
Protokolle
Jahresberichte
Aufsätze und Literatur
Hist. Ortsdatenbank
Kontakt

Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 13.09.2002 im Bunkermuseum in Emden

Anwesend: 15 Mitglieder der Arbeitsgruppe

Zu Beginn der Besichtigung des Bunkermuseums in Emden gab es eine kurze Einführung.

Der Verein Das Bunkermuseum e.V. wurde im März 1994 gegründet und hat nur etwa 15 bis 20 Mitglieder. Mehr seien auch nicht angestrebt, um Entscheidungs- und Organisationsprozesse nicht unnötig zu erschweren. Das Gebäude – noch heute  mit dem Status eines Zivilschutzbunkers – wird vom Bundesvermögensamt unbefristet und unentgeltlich zur Verfügung gestellt. Der Verein erhält keine regelmäßige Unterstützung durch die Kommune Emden oder durch andere öffentliche  Einrichtungen. (Eine Ausnahme bildete nur die Ehrentafel für die Emder Bombentoten, die von der Stadt finanziert wurde.) Die gesamte Arbeit ist ehrenamtlich organisiert. Finanziert wird sie durch die Eintrittsgelder – etwa 10.000 bis  12.000 Besucher jährlich – und durch Sponsoren. Das Museum ist von Mai bis Oktober geöffnet. Im Winter kühlt das Gebäude zu stark aus, als dass man sich dort für längere Zeit aufhalten könnte. Die erste Ausstellung erfolgte im September  1994 in den ersten beiden Etagen des Gebäudes. Am 6. Mai 1995 wurde das Bunkermuseum offiziell eröffnet. Später wurde wegen des großen Interesses das gesamte Gebäude für das Museum in Beschlag genommen.

Emden wurde im Zweiten  Weltkrieg zu etwa 80 % zerstört. Dennoch hatte die Stadt nur etwa 370 Bombenopfer zu beklagen. In Hamburg kamen dagegen beispielsweise bei nur einem Angriff 5000 Menschen ums Leben. Die geringe Zahl der Bombenopfer in Emden ist vor allem  der Tatsache zu verdanken, dass sich der Bürgermeister der Stadt, Renken, schon seit 1938/1939 intensiv um den Bunkerbau bemühte.

Emden lag in der Einflugschneise der von England aus zu den deutschen Großstädten startenden Bomber.  Deshalb musste die Stadt als besonders gefährdet gelten. Die erste alliierte Bombe fiel am 13.  Juli 1940 auf die Stadt. Danach gab es ständig Bombenalarm in Emden. Schließlich wurden die Stadt bei einem Großangriff am 6. September  1944 innerhalb weniger Stunden praktisch weggebombt. Es heißt, das brennende Papier sei bis nach Aurich geweht.

Insgesamt gab es in Emden über 150 Bunker, Kleinbunker und Splitterbunker. Von den großen oberirdischen Bunkern der  Bauart des heutigen Museumsbunkers wurden 35 gebaut. Davon stehen zur Zeit noch 31, von denen vier für den Zivilschutz wieder hergerichtet wurden. In zwei Bunkern wurden Wohnungen eingerichtet, um einen Bunker wurde eine Wohnanlage  herumgebaut, einer dient als Übungsraum für Bands, ein weiterer als Depot für das Emder Stadtarchiv.

Ab dem 10. Oktober 1940 wurde in Emden mit dem Bau der Bunker begonnen, der erste in der Neemannstraße im Juni 1941 fertiggestellt.  Der heutige Museums-Bunker inmitten der Altstadt wurde bis zum April 1942 errichtet. Maße: 14 m  Länge, 13,7 m Breite, 18,3 m Höhe mit sechs Geschossen und einem Kellergeschoss. Die Wandstärke der Außenwand beträgt 1,10 m, die der Innenwand 0,40 m, der Deckenstärke 1,40 m. In dem Bunker konnten 360 Menschen Schutz finden. Es gab 276 Liege- und 84 Sitzplätze.

In den Bunkern saßen fast  nur Frauen, Kinder und alte Leute. Der Großteil der Männer war im Krieg. Zwangsarbeitern, die wesentlich an der Errichtung der Bunker mitgewirkt hatten, war der Zutritt zu den Bunkern verwehrt. Der  jüdischen Bevölkerung gleichfalls. Jeder Emder Bürger hatte einen festen Platz in einem Bunker. Die Bevölkerung hat sich in den Bunkern zwar nicht wohlgefühlt, aber die Bunker doch als sicheren Schutz empfunden. Viele Emder sind, während  sie im Bunker saßen, etliche Male ausgebombt worden. Die Bunker selber mussten nach damaligen Maßstäben als bombensicher gelten. Ein Bunker in der Nähe des Emder Bahnhofs hatte einen Volltreffer, es ist den darin Sitzenden aber nichts  geschehen. Unfälle hat es in dem Bunkern bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht gegeben. In einem Fall wurden die aus jedem Raum nach draußen führenden Luftröhren nicht, wie es Vorschrift war, sofort durch den Bunkerwart geschlossen, so dass  durch den Luftdruck einer direkt vor dem Bunker detonierenden Bombe neun Menschen umkamen. Ein wesentliches Problem in allen Bunkern war die ausreichende Versorgung mit Sauerstoff. Deshalb gab es auch keine Küchen.

Nach der  Einführung konnte die Arbeitsgruppe die eine Ton-Dia-Show ansehen, in welcher die Grundzüge der Entwicklung von 1933 bis 1945 und speziell die Geschichte Emdens während des Zweiten Weltkriegs beleuchtet wurden. Daran schloss sich ein Gang  durch die 26 Räume des Museums an. Anschließend saß die Arbeitsgruppe in einer angrenzenden Gaststätte zu einem abschließenden Gespräch zusammen.