Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 25.06.2004 im Mariengymnasium in Jever
15 Teilnehmer
Protokoll: Dr. Paul Weßels
Führung und Vortrag: Enno Schönbohm
Top 1:
Besuch der Marienbibliothek in Jever
Das Mariengymnasium in Jever, benannt nach Gräfin Maria, besteht seit 1573 als Lateinschule, später wurde es Provinzialschule und schließlich als Mariengymnasium
bezeichnet. Enno Schönbohm hat selbst diese Schule besucht, dann als Deutsch- und Geschichtslehrer hier 35 Jahre Unterricht erteilt und ist mittlerweile im Ruhestand. Heute ist er Vorsitzender des
Fördervereins Bibliothek des Mariengymnasiums e.V. Jever, der 1998 gegründet wurde.
Das Gymnasium hatte verschiedene Bibliotheken, die zusammengeführt worden sind. Die alte Bibliothek besteht
aus 10.000 Titeln, insgesamt sind 40.000 Titel vorhanden.
1998 bis 1999 wurde ein ganzer Trakt des Gebäudes mit sechs Räumen und ehemaligen Klassenräumen für die Bibliothek freigemacht und die
Bibliotheken zusammengeführt. Der Landkreis Friesland stellte als Schulträger 100.000 DM für die Einrichtung der neuen Bibliothek bereit, notwendig waren 1.000.000 DM für den Ausbau der Bibliothek 500.000 und
noch einmal so viel für die Restaurierung aller wertvollen Bücher.
Die historische Bibliothek wurde über eine lange Zeit hinweg in einem feuchten Keller des Gymnasiums gelagert, so dass die Bände, bevor
sie in die Bibliothek übernommen werden können, gesäubert und entpilzt werden müssen. Diese Arbeit wird durch eine Bibliothekarin verrichtet, die bislang vom Kreis bezahlt wurde und deren Lohnkosten jetzt vom
Kreis und dem Förderverein je zur Hälfte getragen werden müssen.
Die EDV-Verzeichnung der historischen Bibliothek steckt noch in den Anfängen, zunächst soll für die Restaurierung der Bibliothek gesorgt
werden.
Die Bestände der alten Bibliothek sind nicht mit der Schule entstanden und gewachsen. Vor dem 19. Jahrhundert gab es nur ein sehr kleines Budget und damit auch nur einen sehr geringen schuleigenen
Bestand an Büchern. Die heutige Sammlung setzt sich aus unterschiedlichen Stiftungen zusammen und die historische Bibliothek enthält eine großartige Sammlung von älteren Büchern und Manuskripten.
Remmer
von Seediek im 16. Jahrhundert Rentmeister unter Fräulein Maria – vermachte der Schule etwa 80 Bände, wovon die Hälfte in die oldenburgische Landesbibliothek gelangt ist. Für diese Sammlung ist im Jahr
2000 eine eigener Katalog zusammengestellt worden (Das Fräulein und die Renaissance. Maria von Jever 1500 – 1575, Herrschaft und Kultur in einer friesischen Residenz des 16. Jahrhunderts, hg. Von Antje
Sander, Oldenburg 2000).
Der zweiten wesentlichen Bestandteil der Sammlung bildet die Bibliothek von Johann Ludwig, Fürst von Anhalt Zerbst, ein gebildeter Büchersammler, der seine Sammlung von etwa
2.500 bis 3.000 Titeln in Jever zunächst auf dem Schloss in Jever zurückließ. Der größere Teil der Sammlung, darunter auch Inkunabeln aus der Zeit vor 1500, ist nach Oldenburg gekommen, der kleinere Teil ins
Mariengymnasium gelangt.
Ein weiterer Grundstock der Sammlung wurde von Hofrat H. G. Ehrentraut im 19.Jahrhundert zusammengetragen und der Bibliothek des Gymnasiums in seiner letzten Verfügung vermacht.
Die Sammlung besteht zum Teil aus losen Blättern, die noch in Aktenordnern lagern. Diese Sammlung ist vor allem für Heimatforscher von großem Interesse.
Bürgermeister Jürgens, ein Enkel des Arztes Dr.
Möhring, überließ der Sammlung weitere 1200 Bände.
Die Urkunden der Bibliothek wurden durch Dr. Schaer bearbeitet. Erst seit einigen Jahren existiert ein Findbuch (Friedrich-Wilhelm Schaer (Bearb.),
Mariengymnasium Jever, Handschriftensammlung (16.-20. Jh.) Findbuch (Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, Inventare und kleinere Schriften des Staatsarchivs in Oldenburg, 39) Oldenburg
1999).
Die Bibliothek steht am Dienstag- und Mittwochnachmittag der Öffentlichkeit zur Verfügung. Gruppen können aber nach Vereinbarung auch außerhalb dieser Zeit Termine vereinbaren. Die Bibliothek ist
an die Fernleihe angeschlossen, und es existiert eine wissenschaftliche Korrespondenz mit dem In- und Ausland, besonders wegen der Aufnahme einer kleinen Musik- und Notensammlung aus dem 17. und 18.
Jahrhundert in einen Spezialkatalog.
Im Anschluss an den Vortrag und das Gespräch besichtigte die AG unter Führung von Herrn Schönbohm den Keller mit den noch nicht restaurierten Bänden und anschließend
den Arbeitsraum der Restauratorin. Im „Allerheiligsten“ der neu hergerichteten Bibliothek zeigte Herr Schönbohm der AG anschließend neben einigen anderen wertvollen Büchern zwei Inkunabeln (eine Bibel
aus dem Jahr 1494 in niederdeutscher Sprache aus Lübeck und ein Exemplar der Schedelschen Weltchronik aus dem Jahr 1493) sowie die Kartensammlung, die insbesondere für Grenzkonflikte zwischen dem Jeverland und
Ostfriesland von Interesse ist. Diese Sammlung ist mittlerweile auch über einen elektronischen Katalog erschlossen.
Zur Bibliothek des Mariengymnasiums Jever vgl. auch:
TOP 2: In einer
anschließenden Teerunde im Schlosscafe in Jever wurden weitere mögliche Themen für die nächsten Sitzungen erörtert: Im Raum Jever bietet sich noch eine Besichtigung der Schlossbibliothek an. Außerdem eine Exkursion
nach Marienhausen, dem Lustschloss von Fräulein Maria. Gewünscht wird vordringlich auch eine Besichtigung des Archivs des Grafen von Wedel auf Schloss Gödens. Dr. Weßels kündigte für den Juli außerdem eine
Sitzung zu dem Thema Die Entwicklung des Ziegeleiwesens beiderseits des Dollart an, die entweder in Delfzijl oder in Midlum stattfinden soll. In diesem Zusammenhang will er auch sein neues Ziegeleibuch
vorstellen.
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