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Treffen am 10.12.04 im alten Lesesaal der Landschaftsbibliothek Aurich
Das Historische Familiebuch Uplengen
Anwesend: 14 Mitglieder der AG
Protokoll: Dr. P. Weßels
Referent: Pastor
Christian Meyer, Wittmund
TOP 1: Verschiedenes. Die Suche nach einem „Kassenwart“ für die Arbeitsgruppe der Ortschronisten blieb noch erfolglos.
In Zukunft soll es in den Sitzungen im alten
Lesesaal der Bibliothek in Aurich auch Tee geben. Frau Brahms und Frau Garrels erklären sich bereit, bei der Vorbereitung zu helfen. Es soll dann jeweils ein Euro für Tee eingesammelt werden.
In der
übernächsten Sitzung am 18. Februar 2005 will die Arbeitsgruppe Osterhessele der Universität Groningen ihr Projekt der umfassenden Erfassung aller historischen Materialien und Daten zu einem Dorf in der
Provinz Assen vorstellen.
TOP 2: Das Historische Familiebuch Uplengen
Christian Meyer war von 1976 bis 1983 Pastor auf der zweiten Pfarrstelle der Kirchengemeinde Uplengen. In
dieser Funktion hat er viele Anfragen von Familienforschern beantworten müssen und sich deshalb entschlossen, die umfangreichen Uplengener Kirchenbücher zu verkarten und ein Ortssippenbuch (OSB) zu schreiben.
Dafür konnte er auch auf eine vorausgehende, lückenhafte Verkartung von Lehrer Lüken aus Uplengen zurückgreifen. Pastor Meyer war Mitglied des Arbeitskreises der Ortssippenbuch-Autoren der
Upstalsboomgesellschaft, konnte sich mit dieser aber nicht über seine besondere Vorgehensweise – die Ordnung der Listen nicht nur nach Namen, sondern auch nach Orten getrennt – einigen, so dass er sich
entschloss, die Bücher im Selbstverlag herauszugeben. Die vollständige Veröffentlichung hat er jetzt mit der Herausgabe der letzten fehlenden Bände 1 und 17 abgeschlossen (Meyer, Christian, Historisches
Familienbuch der Kirchengemeinden Firrel, Hollen, Ockenhausen und Uplengen(Remels), 17 Bde., Wittmund [Selbstverlag] 2000-2004). Das Layout der Bände stammt von Herrn Heinze, Herr Siemer hatte die noch nicht
als Daten vorliegenden Bücher abgeschrieben. Durchschnittlich wurden von jedem Band– selbst vorfinanziert – 200 Exemplare in einem Copyshop hergestellt und im Selbstverlag vertrieben. Große Hilfe
leisteten dabei die Kirchengemeinde und die politische Gemeinde in Remels. Bis auf die Bände 15 und 16 (Nord- und Südgeorgsfehn) sind alle anderen Bände weitgehend ausverkauft. Alle sind (teilweise als
Pflichtexemplare) auf die wichtigen Bibliotheken verteilt und darum gut öffentlich zugänglich.
Zur leichteren Nutzung durch Familienforscher sollen im Frühjahr 2005 die Daten aller 17 Familienbücher auf
einer CD Rom veröffentlicht werden, was die Suche stark vereinfachen wird. Allerdings werden die Quellentexte und historischen Kommentare auf dieser CD nicht mit aufgenommen, was in der Runde der Chronisten
ausdrücklich bedauert wurde. Um die Daten für den großen Kreis us-amerikanischer Benutzer besser lesbar zu machen, wurden alle Abkürzungen aufgelöst.
Pastor Meyer hatte nie beabsichtigt, eine Chronik der
Uplengener Kirchspiele zu verfassen. Das sei die Aufgabe von Historikern. Er habe lediglich das Ziel verfolgt, ein „neues Quellenwerk“ vorzulegen, um die Kirchenbücher für die Forschung und
Familienforschung öffentlich zugänglich zu machen.
Er hat sich bei seiner Arbeit auf die Gemeinden konzentriert, die ganz oder teilweise im Bereich der vier Kirchengemeinden Firrel, Hollen, Ockenhausen
und Uplengen(Remels) liegen. Im ersten Band findet sich ein umfassendes Literaturverzeichnis zu Uplengen. Aus praktischen Gründen hat Pastor Meyer die Familienbücher nach Gemeinden auf siebzehn kleinere Bände
verteilt. Als letzter Band konnte Nr. 1 herausgegeben werden, weil erst nach Abschluss der Herausgabe ein Inhaltsverzeichnis der Gesamtreihe erstellt werden konnte. Auf Indices hat Pastor Meyer weitgehend
verzichtet, weil das Gesamtwerk als ein Index angesehen werden könne.
Für die Erarbeitung der Historischen Familienbücher wurden die Kirchenbücher des Kirchenregisters Uplengen ab 1675 werden erfasst
und um die Armen- und Kirchenrechnungsbücher ergänzt. Die Kommunions-, Konfirmations-, Grabstellen- und Kirchenstuhlregister wurden dagegen nicht herangezogen, weil das Projekt sonst nicht hätte beendet werden
können. Darüber hinaus wurden bereits vorhandene OSB auf Hinweise über die vier Kirchengemeinden Im Raum Uplengen ausgewertet. Ergänzt wurden diese Daten auch um Informationen aus den Steuerlisten im
Staatsarchiv Aurich ab 1598, die allerdings reine Namenslisten ohne Personaldaten darstellen. Wegen der Häufigkeit dieser Listen wurden diese nur in Sprüngen von jeweils etwa einer Generation ausgewertet. Familien
seien aber aus diesen Informationen kaum zu rekonstruieren. Dafür ließen diese Listen aber Aussagen über die Entwicklung des Wohlstandes und die Wirtschaftskraft der Gemeinden zu.
Pastor Meyer waren die
reinen Familiendaten zu „trocken“. Ihn interessierten auch die „Nebeninformationen“, die oft schwer zugänglich seien. Deshalb führte er Nebenkarteien z.B. über Handwerker, Kindersterblichkeit,
Epidemien o.ä., die er auch statistisch auswertete, ebenso eine Bevölkerungsstatistik in 10-Jahres-Schritten mit Trauungen, Taufen und Beerdigungen. Die Erfassung der Daten und Quellen ermöglichte Einblicke in
weitgehend noch unbeachtete oder schlecht bearbeitete Themenbereiche wie die Armenverwaltung, die zivile Verwaltung der Dörfer durch Schüttemeister und Bauernrichter etc. Die außerdem in den Kirchenbüchern
enthaltenen Abschriften von Erlassen wurden als „Leckerbissen“ immer vollständig wiedergegeben.
Durch die intensive Verzeichnung der Familien stieß Pastor Meyer auch auf Besonderheiten der
patronymischen Namensgebung im Raum Uplengen und im Amt Stickhausen. In dieser Region sei das patronymische System im Gegensatz zu anderen Gegenden Ostfrieslands konsequenter durchgeführt, Familiennamen seien
stärker missachtet und Fremde schneller in das System einbezogen worden.
Der erste Band beinhaltet neben vielen anderen Themen außerdem eine Gesamtschau auf die Kolonien, eine Übersicht über die Friedhöfe
in Uplengen, Sagen aus diesem Raum, Ausführungen zu archäologischen Funden, über Mundarten, Hausmarken und Schlaglichter auf die Geschichte der Region bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Auch wurden bei
den Kolonien die ersten Siedler nach ihrem Auftauchen in den Kirchenbüchern verzeichnet.
Jedes Dorf in Uplengen habe seine Besonderheiten. Natürlich konzentriert sich Meyers historische Darstellung auf
den ersten Band der Reihe, doch sind in jedem weiteren Band Quellen zu dem jeweiligen Orten aufgenommen worden. Obwohl Bentstreek erst 1935 gegründet wurde und die OSB in der Regel um 1900 aufhören [Herr Meyer
ist im Übrigen gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Chronisten der Meinung, dass man diese Grenze näher an die Gegenwart rücken solle], war es möglich auf der Grundlage der Benutzung von Zeitungen und anderen
Veröffentlichungen auch für Bentstreek Daten zu liefern. Bühren zeichnete sich als Standort der Uplengener Kirchenmühle aus, die dort bis 1945 gestanden hat. Firrel und Neufirrel hatten zu Uplengen keine
Wassergrenze und deshalb vermischen sich hier die Familienverhältnisse besonders stark. Aus der Firreler Kirchengemeinde sind Kommentare zum Geschehen in der Gemeinde zum Ersten Weltkrieg von Pastor Kramer
überliefert, die besonders aussagekräftig sind. Der Band Remels ist besonders quellenträchtig. Hier hat Pastor Meyer das Häuserverzeichnis von Lehrer Lüken aus den fünfziger Jahren ungekürzt auf 40 Seiten
veröffentlicht. Außerdem werden eine Quelle über die Renovierung eines mittelalterlichen Kirchengewölbes aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine ausführliche Beschreibung der Remelser Kirche mit
einem Bildteil und Quellen und Ausführungen zu den Mühlen und dem Müllergewerbe in Uplengen geboten. Zu Hollen wurden 120 Seiten des Armenrechnungsbuches abgeschrieben und veröffentlicht, das sich im Original
in einem Zustand der Auflösung befindet. Aus Kleinsander stammen ausgewertete Quellen zur Entwicklung der Landwirtschaft, aus Meinersfehn ein kleines Anschreibheft mit einem bis dato unbekannten Katechismus am
Anfang. Band 17 widmet sich insbesondere den Auswanderern aus Uplengen und hat starke Resonanz in den USA gefunden.
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