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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Historisches Familienbuch Uplengen
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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Treffen am 10.12.04 im alten Lesesaal der Landschaftsbibliothek Aurich

Das Historische Familiebuch Uplengen

Anwesend: 14 Mitglieder der AG

Protokoll: Dr. P. Weßels

Referent: Pastor Christian Meyer, Wittmund

TOP 1: Verschiedenes. Die Suche nach einem „Kassenwart“ für die Arbeitsgruppe der Ortschronisten blieb noch erfolglos.

In Zukunft soll es in den Sitzungen im alten Lesesaal der Bibliothek in Aurich auch Tee geben. Frau Brahms  und Frau Garrels erklären sich bereit, bei der Vorbereitung zu helfen. Es soll dann jeweils ein Euro für Tee eingesammelt werden.

In der übernächsten Sitzung am 18. Februar 2005 will die Arbeitsgruppe Osterhessele der Universität  Groningen ihr Projekt der umfassenden Erfassung aller historischen Materialien und Daten zu einem Dorf in der Provinz Assen vorstellen.

 

TOP 2: Das Historische Familiebuch Uplengen

Christian Meyer war von 1976  bis 1983 Pastor auf der zweiten Pfarrstelle der Kirchengemeinde Uplengen. In dieser Funktion hat er viele Anfragen von Familienforschern beantworten müssen und sich deshalb entschlossen, die umfangreichen Uplengener Kirchenbücher zu  verkarten und ein Ortssippenbuch (OSB) zu schreiben. Dafür konnte er auch auf eine vorausgehende, lückenhafte Verkartung von Lehrer Lüken aus Uplengen zurückgreifen. Pastor Meyer war Mitglied des Arbeitskreises der Ortssippenbuch-Autoren  der Upstalsboomgesellschaft, konnte sich mit dieser aber nicht über seine besondere Vorgehensweise – die Ordnung der Listen nicht nur nach Namen, sondern auch nach Orten getrennt – einigen, so dass er sich entschloss, die Bücher im  Selbstverlag herauszugeben. Die vollständige Veröffentlichung hat er jetzt mit der Herausgabe der letzten fehlenden Bände 1 und 17 abgeschlossen (Meyer, Christian, Historisches Familienbuch der Kirchengemeinden Firrel, Hollen, Ockenhausen  und Uplengen(Remels), 17 Bde., Wittmund [Selbstverlag] 2000-2004). Das Layout der Bände stammt von Herrn Heinze, Herr Siemer hatte die noch nicht als Daten vorliegenden Bücher abgeschrieben. Durchschnittlich wurden von jedem Band– selbst  vorfinanziert – 200 Exemplare in einem Copyshop hergestellt und im Selbstverlag vertrieben. Große Hilfe leisteten dabei die Kirchengemeinde und die politische Gemeinde in Remels. Bis auf die Bände 15 und 16 (Nord- und Südgeorgsfehn) sind  alle anderen Bände weitgehend ausverkauft. Alle sind (teilweise als Pflichtexemplare) auf die wichtigen Bibliotheken verteilt und darum gut öffentlich zugänglich.

Zur leichteren Nutzung durch Familienforscher sollen im Frühjahr 2005  die Daten aller 17 Familienbücher auf einer CD Rom veröffentlicht werden, was die Suche stark vereinfachen wird. Allerdings werden die Quellentexte und historischen Kommentare auf dieser CD nicht mit aufgenommen, was in der Runde der  Chronisten ausdrücklich bedauert wurde. Um die Daten für den großen Kreis us-amerikanischer Benutzer besser lesbar zu machen, wurden alle Abkürzungen aufgelöst.

Pastor Meyer hatte nie beabsichtigt, eine Chronik der Uplengener  Kirchspiele zu verfassen. Das sei die Aufgabe von Historikern. Er habe lediglich das Ziel verfolgt, ein „neues Quellenwerk“ vorzulegen, um die Kirchenbücher für die Forschung und Familienforschung öffentlich zugänglich zu machen.

Er  hat sich bei seiner Arbeit auf die Gemeinden konzentriert, die ganz oder teilweise im Bereich der vier Kirchengemeinden Firrel, Hollen, Ockenhausen und Uplengen(Remels) liegen. Im ersten Band findet sich ein umfassendes  Literaturverzeichnis zu Uplengen. Aus praktischen Gründen hat Pastor Meyer die Familienbücher nach Gemeinden auf siebzehn kleinere Bände verteilt. Als letzter Band konnte Nr. 1 herausgegeben werden, weil erst nach Abschluss der Herausgabe  ein Inhaltsverzeichnis der Gesamtreihe erstellt werden konnte. Auf Indices hat Pastor Meyer weitgehend verzichtet, weil das Gesamtwerk als ein Index angesehen werden könne.

Für die Erarbeitung der Historischen Familienbücher wurden  die Kirchenbücher des Kirchenregisters Uplengen ab 1675 werden erfasst und um die Armen- und Kirchenrechnungsbücher ergänzt. Die Kommunions-, Konfirmations-, Grabstellen- und Kirchenstuhlregister wurden dagegen nicht herangezogen, weil das  Projekt sonst nicht hätte beendet werden können. Darüber hinaus wurden bereits vorhandene OSB auf Hinweise über die vier Kirchengemeinden Im Raum Uplengen ausgewertet. Ergänzt wurden diese Daten auch um Informationen aus den Steuerlisten  im Staatsarchiv Aurich ab 1598, die allerdings reine Namenslisten ohne Personaldaten darstellen. Wegen der Häufigkeit dieser Listen wurden diese nur in Sprüngen von jeweils etwa einer Generation ausgewertet. Familien seien aber aus diesen  Informationen kaum zu rekonstruieren. Dafür ließen diese Listen aber Aussagen über die Entwicklung des Wohlstandes und die Wirtschaftskraft der Gemeinden zu.

Pastor Meyer waren die reinen Familiendaten zu „trocken“. Ihn  interessierten auch die „Nebeninformationen“, die oft schwer zugänglich seien. Deshalb führte er Nebenkarteien z.B. über Handwerker, Kindersterblichkeit, Epidemien o.ä., die er auch statistisch auswertete, ebenso eine Bevölkerungsstatistik  in 10-Jahres-Schritten mit Trauungen, Taufen und Beerdigungen. Die Erfassung der Daten und Quellen ermöglichte Einblicke in weitgehend noch unbeachtete oder schlecht bearbeitete Themenbereiche wie die Armenverwaltung, die zivile Verwaltung  der Dörfer durch Schüttemeister und Bauernrichter etc. Die außerdem in den Kirchenbüchern enthaltenen Abschriften von Erlassen wurden als „Leckerbissen“ immer vollständig wiedergegeben.

Durch die intensive Verzeichnung der Familien  stieß Pastor Meyer auch auf Besonderheiten der patronymischen Namensgebung im Raum Uplengen und im Amt Stickhausen. In dieser Region sei das patronymische System im Gegensatz zu anderen Gegenden Ostfrieslands konsequenter durchgeführt,  Familiennamen seien stärker missachtet und Fremde schneller in das System einbezogen worden.

Der erste Band beinhaltet neben vielen anderen Themen außerdem eine Gesamtschau auf die Kolonien, eine Übersicht über die Friedhöfe in  Uplengen, Sagen aus diesem Raum, Ausführungen zu archäologischen Funden, über Mundarten, Hausmarken und Schlaglichter auf die Geschichte der Region bis weit in das 20. Jahrhundert hinein. Auch wurden bei den Kolonien die ersten Siedler  nach ihrem Auftauchen in den Kirchenbüchern verzeichnet.

Jedes Dorf in Uplengen habe seine Besonderheiten. Natürlich konzentriert sich Meyers historische Darstellung auf den ersten Band der Reihe, doch sind in jedem weiteren Band  Quellen zu dem jeweiligen Orten aufgenommen worden. Obwohl Bentstreek erst 1935 gegründet wurde und die OSB in der Regel um 1900 aufhören [Herr Meyer ist im Übrigen gemeinsam mit dem Arbeitskreis der Chronisten der Meinung, dass man diese  Grenze näher an die Gegenwart rücken solle], war es möglich auf der Grundlage der Benutzung von Zeitungen und anderen Veröffentlichungen auch für Bentstreek Daten zu liefern. Bühren zeichnete sich als Standort der Uplengener Kirchenmühle  aus, die dort bis 1945 gestanden hat. Firrel und Neufirrel hatten zu Uplengen keine Wassergrenze und deshalb vermischen sich hier die Familienverhältnisse besonders stark. Aus der Firreler Kirchengemeinde sind Kommentare zum Geschehen in  der Gemeinde zum Ersten Weltkrieg von Pastor Kramer überliefert, die besonders aussagekräftig sind. Der Band Remels ist besonders quellenträchtig. Hier hat Pastor Meyer das Häuserverzeichnis von Lehrer Lüken aus den fünfziger Jahren  ungekürzt auf 40 Seiten veröffentlicht. Außerdem werden eine Quelle über die Renovierung eines mittelalterlichen Kirchengewölbes aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, eine ausführliche Beschreibung der Remelser Kirche mit einem  Bildteil und Quellen und Ausführungen zu den Mühlen und dem Müllergewerbe in Uplengen geboten. Zu Hollen wurden 120 Seiten des Armenrechnungsbuches abgeschrieben und veröffentlicht, das sich im Original in einem Zustand der Auflösung  befindet. Aus Kleinsander stammen ausgewertete Quellen zur Entwicklung der Landwirtschaft, aus Meinersfehn ein kleines Anschreibheft mit einem bis dato unbekannten Katechismus am Anfang. Band 17 widmet sich insbesondere den Auswanderern  aus Uplengen und hat starke Resonanz in den USA gefunden.