Protokoll der Besichtigung der Ludgeri-Kirche in Norden durch die Arbeitsgruppe der Chronisten am 29.08.2003
10 Teilnehmer, Prot.: Dr. P. Weßels
Unter der fachkundigen Führung von Frau Erchinger,
Norden, wurde die Ludgeri-Kirche in Norden besichtigt. Sie wurde nach dem Apostel der Friesen und Schutzheiligen des Norderlandes Liudger benannt. Die Kirche ist der größte erhaltene Sakralbau in Ostfriesland
und steht auf dem größten Marktplatz Deutschlands. Die Stadt nimmt für sich in Anspruch, die älteste mittelalterliche städtische Siedlung Ostfrieslands zu sein, auch wenn es kein Datum für eine offizielle
Verleihung von Stadtrechten gibt. Das reiche Norden hatte während des Mittelalters zwei Klöster. Auf dem Marktplatz stand in unmittelbarer Nachbarschaft neben der von den Norder Landgemeinden errichteten
Ludgeri-Kirche ein zweiter monumentaler mittelalterlicher Sakralbau, die von den Stadtbürgern errichtete Andreaskirche, die aber im 16.Jahrhundert einstürzte, danach als Steinbruch benutzt und im 18.
Jahrhundert abgerissen wurde.
Der stark gegliederte, von außen wenig homogen wirkende Baukörper der Ludgeri-Kirche besteht aus drei Teilen. Das romanische Langhaus stammt aus den Jahren zwischen 1230
und 1250, das gotische Querschiff wurde 1318 an das romantische Langhaus angefügt. Um 1445 wurde das gotische Hochchor von einer wandernden Bauhütte errichtet, die zuvor das Chor der Martinikerk in Groningen
gebaut hat. Beachtenswert ist hier das spätgotische Sakramenthaus.
Der Innenraum der Kirche wirkt mit seinen drei Bauabschnitten wenig homogen, erhält aber eben dadurch seinen ganz besonderen Charakter.
Die historischen Kirchenstühle und die Orgel als Einbauten am Mittelschiff trennen den Kirchenraum, so dass der Hochchor wie ein abgesondertes Bauelemente wirkt.
Die Arp-Schnitger-Orgel – wegen der
schwierigen Akustik des Kirchenraums am Übergang zwischen Mittelschiff und Hochchor angebracht – ist die größte Orgel Ostfrieslands und wurde in den Jahren 1686 bis 1692 geschaffen. Zwischen 1981 bis
1985 wurde die Orgel, die als eine der bedeutendsten Europas gilt, restauriert. Der Übergang zwischen Mittelschiff und romanischem Langhaus wird beherrscht von der Barockkanzel aus dem Jahr 1712. Bemerkenswert
ist auch das Epitaph des Häuptlings Unico Manninga von Lütetsburg. Im Umgang des Hochchors finden sich acht gotische Sandsteinstatuen aus der ehemals benachbarten Andreaskirche.
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