Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe der Chronisten am 26.09.2003
Acht Teilnehmer; Prot.: Dr. P. Weßels
TOP 1: Verschiedenes:
Harm Bents stellt sich als neues Mitglied des
Arbeitskreises und Mitarbeiter einer Arbeitsgruppe von Chronisten für Upgant Schott vor.
Freerk van Lessen stellt in aller Kürze die Gemeinde–Chronik von Böhmerwold-Bovenhusen vor, die zwei
Verwandte von ihm aus dem Nachlass von Annäus van Lessen veröffentlicht haben. Sie sei insbesondere durch ihren Deteilreichtum in der Kriegs- und Nachkriegsgeschichte des Dorfes von großem Interesse.
Allerdings koste das Buch 48 ¬.
TOP 2: Onno Klopp
Onno Klopp, 1822 in Leer geboren, entstammt der seit dem frühen 18.Jahrhundert in Leer ansässigen Familie Klopp, die vor allem mit der
Blaufärberei zu Wohlstand kam. 1815 trat Onno Klopps Vater Weert Klopp in die Handelsfirma seines Schwagers Johann Bünting ein, die sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts vor allem als ein Unternehmen der
Familie Klopp darstellte.
Onno Klopp war der einzige seiner zahlreichen Brüder, der sich nicht mit dem Handel beschäftigte, sondern eine wissenschaftliche Laufbahn einschlug. Er wurde nach dem Studium
der Theologie und Geschichte zunächst Lehrer in Osnabrück. 1848 zeigte er sich noch als feuriger Revolutionär. Zugleich distanzierte er sich aber bereits vom Protestantismus und entwickelte sich ab 1850 zum
überzeugten und kämpferischen Konservativen. Er suchte die Nähe seines hannoverschen Königs Georg V. und tendierte bald zum Katholizismus. Später fand er Umgang mit großen und bedeutenden Persönlichkeiten der
Mitte des 19. Jahrhunderts. Er wurde Hofhistoriograph seines Königs, Georg V. von Hannover, und später Lehrer des österreichischen Thronfolgers, des 1914 erschossenen Erzherzogs Franz Ferdinand. Er unterrichtete
auch die Nachkommen anderer bedeutender deutscher Fürstenfamilien und zählte die großen katholischen Historiker seiner Zeit Johannes Janssen und Ludwig Pastor zu seinen Freunden. Auf der anderen Seite
bekämpfte er so bedeutende protestantische Historiker wie Ranke, Droysen, Sybel und Treitschke. Klopp hatte sich in der Mitte des 19.Jahrhunderts in die Auseinandersetzung zwischen Kleindeutschen und
Großdeutschen gestürzt und sich dabei auf die Seite Hannovers und Österreichs und gegen Preußen und das spätere deutsche Kaiserreich gestellt.
Obwohl er damit seit der Niederlage Hannovers 1866 auf der
Seite der Verlierer stand, blieb er konsequent seinen Überzeugungen treu. Er folgte seinem König ins Exil nach Wien, verbrachte den Rest seiner Tage – fast vier Jahrzehnte – im ungeliebten
Österreich und bekämpfte weiterhin vehement das Preußentum. Onno Klopp wurde 1873 österreichischer Staatsbürger und konvertierte zum Katholizismus, und doch musste er feststellen, dass er in seinem Innersten
immer Ostfriese geblieben war. Sein Wunsch, in Leer begraben zu werden, konnte nicht in Erfüllung gehen. Nicht einmal sein Leichnam sollte im neuen preußischen Kaiserreich bestattet werden. Bei seinem Tod am
9. August 1903 mussten auch seine Gegner feststellen, dass er in seltener Konsequenz für seine Überzeugungen gelebt hatte.
Die Ausstellung im Heimatmuseum Leer basiert auf wieder aufgefundenem Material aus
dem privaten Nachlass des Historikers Onno Klopp. Es ist die erste Ausstellung, die überhaupt dem Leeraner Historiker gewidmet ist.
Der Begleitband musste in äußerst kurzer Zeit erstellt werden. Der
Auftrag erfolgte erst zum 1. März. Ende Juli musste das Manuskript abgeschlossen vorliegen. Die Erstellung des Manuskripts in diesem kurzen Zeitraum war nur möglich, weil Dr. Onno Klopp aus Düsseldorf, der
Urenkel des Historikers Onno Klopp, bei der Aufbereitung der Quellen eine sehr gute Vorarbeit geleistet hatte. Die Drucklegung des Manuskripts erfolgte bei Rautenberg in Leer. Auch hier war die Zusammenarbeit
sehr eng und gut, so dass der Druck trotz der kurzen Zeitspanne, die zur Verfügung stand, völlig problemlos ablaufen konnte.
Das Buch Paul Weßels, Weiche nicht den Bösen, tritt kühner ihnen entgegen.
Der Historiker Onno Klopp, Leer 2003 ist vom Verein für Heimatschutz und Heimatgeschichte Leer e.V., dem Träger des Heimatmuseums Leer, im Eigenverlag herausgegeben worden und . Es kostet 10 ¬.
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