PENCIL_TRANS

Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


leader+
(C) Ostfriesische Landschaft Aurich 2005 bis 2010.  Alle Rechte vorbehalten
Die Erstellung der Historischen Ortsdatenbank Ostfriesland wird gefördert durch Mittel von leader+




Campsche Karten
Arbeitsgruppe
aktuell
Mitarbeiter
Protokolle
Jahresberichte
Aufsätze und Literatur
Hist. Ortsdatenbank
Kontakt

Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 09.12.2005 in Aurich. Alter Lesesaal der Landschaftsbibliothek

25 Teilnehmer

Prot.: Dr. P. Weßels

Referent: Heinrich Schumacher

 

TOP 1: Der Sprecher weist darauf hin, dass zu gleicher Stunde in Wiesmoor das neue Wiesmoor-Buch von Herrn Dr. Frees der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Die kommende Sitzung wird am Freitag den 13.01.2006 an gleicher Stelle  stattfinden und von Herrn Hero Jelten mit einem Vortrag über die Geschichte des Baptismus in Ostfriesland bestritten werden. Außerdem wurde auf eine Internetadresse aufmerksam gemacht, die ein brauchbares Übungsprogramm zum erlernen der Deutschen Schrift bietet.

TOP 2: Die Herausgabe der handgezeichneten Campschen Karte durch die Historische Kommission Niedersachsen.

In diesem Jahr gaben Wolfgang Henninger, Bernd Kappelhoff und Heinrich Schumacher im Auftrag der Historischen Kommission Niedersachsen in der Hahnschen Buchhandlung die „Die große handgezeichnete Campsche Karte von  Ostfriesland von 1806“ heraus. Die Ausgabe von 500 Stück war innerhalb von nur acht Tagen ausverkauft und wird vermutlich, sobald die Vorbestellungen einen Neudruck wirtschaftlich erscheinen lassen, noch einmal zu einem leicht erhöhten  Preis aufgelegt.

Der niederländische Artillerieoffizier und Emigrant Willem Camp (1761-1855) hat insgesamt drei Karten von Ostfriesland hergestellt. Zunächst im Auftrag der Ostfriesischen Landstände die bekannte große Kupferstichkarte im Maßstab  von 1:120.000. Außerdem hat der Artillerieoffizier auf eigene Initiative eine zweite verkleinerte Karte in Amsterdam im Maßstab von 1:247.000 in Kupfer stechen und drucken lassen. Ein Nebenprodukt der Campschen Tätigkeit in Ostfriesland,  sechs handgezeichnete Blätter zu Ostfriesland im Maßstab von 1:50.000, wurden zwischen 1804 und 1808 nur vier Mal erstellt: auf Wunsch der Landschaft, für die Kriegs- und Domänenkammer, für den preußischen König und für die französische  Regierung. Zwei dieser vier Fassungen sind verloren, die Karte der Kriegs- und Domänenkammer ist gebraucht und unansehnlich. Nur die Karte für den preußischen König aus dem Jahr 1806 ist noch in einem fast unbenutzten Zustand. Heinrich  Schumacher hat diese schön kolorierte Karte bei seinen Recherchen in der Staatsbibliothek in Berlin gefunden. Weil die Historische Kommission eine Vorlage für eine historische Ostfrieslandkarte suchte, ist relativ schnell die Entscheidung  gefallen, diese bisher unveröffentlichte Karte herauszubringen.

Als Folge des Siebenjährigen Krieges wurde in Europas Fürstenhäusern allgemein ein Mangel an brauchbaren Karten festgestellt. In Ostfriesland schloss man sich dem daraus entstehenden Boom für Kartographen erst relativ spät an.  Der Niederländer Willem Camp war über Münster nach Ostfriesland gekommen, hatte sich in Loga niedergelassen und hier bald die Leeraner Oster- und Westergaste vermessen. Um eine Grundlage für die Erschließung der Provinz Ostfriesland zu  schaffen, erteilten die ostfriesischen Landstände im Mai 1797 dem vor den napoleonischen Truppen aus den Niederlanden geflohenen Artillerieoffizier für die geringe Summe von 2500 Rt. den Auftrag, eine neue Vermessung der Grafschaft  Ostfrieslands und des Harlingerlandes vorzunehmen. Dabei sollte er sich an den Ergebnissen der zuvor vorgenommenen Vermessung des Oldenburger Landes orientieren. Camp ging deshalb bei seinen 1798 bis 1802 durchgeführten Vermessungsarbeiten  mit seinen beiden Gehilfen auch von dem Dreieck Vreschen-Bokel-Ostbarge an der südöstlichen Grenze Ostfrieslands aus und vermaß danach 298 Dreiecke. Eine fehlerträchtige Arbeit. Wenn eine Überprüfung der Triangulation vorgenommen worden  wäre, hätten Fehler, insbesondere die gestauchte Darstellung des Rheiderlandes, vermieden werden können. Die Campsche Karte hat drei verschiedene Nordrichtungen und ist deshalb insgesamt um 600 m verschwenkt. Der ostfriesische Mathematiker  Jabbo Oltmanns hat diesen Fehler bereits erkannt und durch Berechnungen nachgewiesen.

Zugleich mit der Triangulation durch Camp haben die beiden Gehilfen die Landschaft mit dem Messtisch aufgenommen. Deren Ergebnisse wurden von Camp mittels Passpunkten in seine Karte eingefügt. Als Ergebnis legte Camp den  ostfriesischen Landständen 1804 die bekannte Kupferstichkarte in zwei Blättern im Maßstab 1:120.000 vor. Die bekannte etwas spätere Karte von LeCoq ist in weiten Teilen eine Kopie der Inhalte von der großen Campschen Karte im Maßstab von  1:86.000. Allerdings hat LeCoq auch selbst trianguliert, den Campschen Messfehler vermieden und die Ergebnisse von Camp in einigen Regionen ergänzt.

Die jetzt veröffentlichte Reproduktion der Campschen Karte von 1806 ist in einem leicht verkleinerten Maßstab erstellt worden und zeigt viele landeskundliche Details und topographischer Objekte, die noch über die Le Coqsche Karte  hinausgehen.. Die zusammengesetzten sechs Kartenblätter ergeben ein Kartenbild von etwa 194 cm Breite und 168 cm Höhe. Die Publikation wird von einem Erläuterungsheft begleitet, in dem der Präsident des Landesarchivs Dr. Bernd Kappelhoff  zunächst die wirtschaftliche Situation Ostfrieslands um 1800 beschreibt, Dr. Wolfgang Henninger sich der Biographie Wilhelm Camps widmet, Heinrich Schumacher die Kartenblätter beschreibt und eine Bibliographie der Campschen Karten  zusammenstellt und schließlich Wiard Hinrichs eine Übersicht über die geographischen Namen der Campschen Karte zusammenstellt.