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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Chronik Willen
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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 


Protokoll des Treffens am 19.08.05 im Dorfkrug in Willen

Anwesend: 21 Mitglieder der Arbeitsgruppe

Referent: M. Möller

Protokoll: Dr. P. Weßels

 

TOP 1: Verschiedenes

Als weitere Themen für  die Treffen der Ortschronisten wurde die eingehendere Beschäftigung mit Auswanderern, ein Besuch im Deutschen Auswanderer-Museum in Bremerhaven, ein Besuch Wilhelmshavens mit einer Einführung in die Entstehungsgeschichte der Stadt in  Beziehung zu Ostfriesland sowie Einführungen in die Erarbeitung einer Chronik, das Lesen alter Schriften und wissenschaftliche Arbeitstechniken vorgeschlagen. Außerdem wurde der Wunsch geäußert, einen Termin zur mittelalterlichen  Geschichte Ostfrieslands und den Sieben Seelanden zu veranstalten, zum Friesenrat/Interfriesischen Rat e.V. und zum Friesischen Forum. Eine Besichtigung des Schöpfwerks Wybelsum wurde in Vorschlag gebracht, ebenso eine Beschäftigung mit  Wallhecken und ein Besuch in Ditzum.

 

TOP 2: Die Chronik Willen

Willen war früher eine selbständige Gemeinde, ein Reihendorf auf der hohen Geest mit Marschflächen im Süden an der Harle. Das Dorf mit den  Ortsteilen Großwillen, Kleinwillen, Angelsburg, Hohehahn, Kreyenburg, Leegewarf, Neuenhaus, Pannewark, Poggenkrug, Tannenkamp und Updorf wurde mit 1400 Einwohnern 1972 nach Wittmund eingemeindet.

Willen hat zwar noch immer seine  Schule im Dorf, besitzt aber keine Kirche, weil es zur Kirchengemeinde Wittmund gehört – seit 1775 zur dortigen Nicolai-Kirche. Urkundlich wurde Willen erstmals 1473 erwähnt. Hinweise auf eine eigene Häuptlingsherrschaft gibt es nicht.  Willen gehörte in den Machtbereich der Wittmunder Kankena. Der Ortsteil Neuenhaus war vormals fürstliche Besitzung. Es gibt Hinweise darauf, dass Willen Klosterstandort und früherer Standort von Burgen gewesen sein könnte. Im Bereich von  Updorf, Willen, Kreyenburg und der fürstlichen Erbpachtschäferei Hohehahn hat es seit 1764 Zuweisungen von Kolonaten gegeben. Neuhaus war ursprünglich gleichfalls Schäferei.

Ausgangspunkt des Wittmunder Waldes – der größten  geschlossenen Waldfläche in Ostfriesland – war die Erbpachtschäferei Hohehahn, zu der um 1700 500 „eiserne“ Schafe gehörten. Mit dem Ausbau der Chaussee Aurich-Wittmund 1841 kam das Ende der Schäferei, seit 1867 begannen gezielte  Aufforstungsmaßnahmen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde im Bereich des alten Forsthauses Hohehahn ein Torpedolager mit einer ausgedehnten Bunkeranlage angelegt. Nach dem Krieg zog hier zunächst bis 1952 das Kreisaltersheim Wittmund ein.

Im 19. Jh. verdichtete sich die Siedlung in der Gemarkung Willen. Auch mit dem Bau der neuen Chaussee von Aurich nach Wittmund 1841 auf geradem Weg und abseits des alten Postwegs stieg die Einwohnerzahl bis 1861 stark an und  stagnierte dann bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Viele Flüchtlinge und Vertriebene kamen nach 1945 in das Dorf und nach dem Krieg entwickelte sich eine starke Bautätigkeit im Ortsteil Angelsburg. 1873 wurde die Straße über Upstede nach  Burhafe gebaut und 1899 die Kleinbahn mit einem Bedarfshaltepunkt in Willen eröffnet. 1973 wurde der Ausbau der B 210 und 1974 die Südumgehung Wittmunds durch Willener Gebiet abgeschlossen. Dadurch wurde der alte Postweg zerschnitten.  Ernährungsgrundlage der Bevölkerung war ursprünglich die Landwirtschaft. 1910 gab es Willen noch 112 landwirtschaftliche Betriebe, heute sind es 12 Vollerwerbsbetriebe, von denen acht Milch liefern.

 

Die Willener  Chronik entstand auf Initiative des Bürger- und Heimatvereins Willen. Dieser bildet heute – nach dem Verlust der kommunalen Selbständigkeit – die „Seele“ des Dorfes Willen und organisiert viele Veranstaltungen für die dörfliche  Bevölkerung. Von ihm ging auch die Initiative zur Abfassung einer Dorfchronik aus. Zunächst sichteten Harm Menssen und Wilhelm Aden die Archivalien des Staatsarchivs, danach übernahm Manfred Möller als ehemaliger Redakteur für ca. 19  Monate die redaktionelle Betreuung der Chronik. Für Einzelthemen (z.B. Schulgeschichte, Persönlichkeiten, Wald) fanden sich noch eine Reihe von Mitautoren. Aus geplanten 100 Seiten wurden 200 Seiten mit 250 Abbildungen. Im Dezember 2004  konnte die Chronik vorgestellt werden. Sie wurde in Willen gut angenommen und von 1000 Exemplaren sind bislang 850 verkauft. Für die Realisierung hatte der Heimat- und Verkehrsverein die finanzielle Basis gelegt, außerdem fand man  finanzielle Unterstützung durch die Kreissparkasse Wittmund und die Stadt Wittmund. Nachdem man verschiedene 0Kostenvorschläge eingeholt hatte, entschied man sich für die Firma Janssen-Druck in Wittmund, mit der man gute Erfahrungen  gemacht hat. Verkauft wurde das Buch durch die Vorstandsmitglieder des Vereins und in zwei Verkaufsstellen im Wittmunder Buchhandel. Der niedrige Verkaufspreis von 7,50 ¬ entspricht in etwa den Herstellungskosten. Mittlerweile hat der  Herausgeber, der Bürger- und Heimatverein, diese wieder hereingeholt.

    * Literatur: Manfred Möller (Red.), Willen. Geschichte unseres Dorfes im Harlingerland mit Updorf und Angelsburg, hrsg. vom Bürger- und Heimatverein Willen e.V., Willen 2004.