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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll des Treffens am 15.04.05 in Groß-Soltborg, Samtgemeinde Jemgum

Das Schöpfwerk Groß-Soltborg und die Entwässerung des Rheiderlandes

Anwesend: 15 Mitglieder der Arbeitsgruppe

Referent: Obersielrichter Borde

Protokoll: Dr. P. Weßels

 

TOP 1: Verschiedenes.

Freek van Lessen hat dem Arbeitskreis sein neues Buch Der Jagdklub armer Leute. Seine Vorfahren und Nachkommen (Leer 2005) vorgestellt. Er ist selber Mitglied  des Jagdclubs und erhielt von seinen Jagdgenossen den Auftrag, dessen Geschichte aufzuschreiben. Der Name stammt aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als eine Gruppe von Interessenten für Pacht der Jagd in Holtgaste der rivalisierenden  Gruppe der reichen Ziegeleibesitzer unterlag.

Das Buch beschreibt 125 Jahre Jagdgeschichte im Rheiderland, enthält aber auch Jägergeschichten und Jagdgesetze. Erschienen ist es im Hebusverlag und hergestellt bei Sollermann ins Leer.  Im Verkauf kostet es 18 ¬.

In diesem Zusammenhang wurde auch auf zwei weitere neue Veröffentlichungen hingewiesen:

Hermann Adams hat sich mit der Geschichte der Gefallenen der deutschen Kriege seit 1870 im Kirchspiel Ihrhove,  mit den Kriegervereinen und den Denkmalen  beschäftigt
(Hermann Adams, Ein Denkmal für Folmhusen, Alt-Ihren, Ihrhove und die Ortsteile Klinge, Lütjewolde, Tjüche und Schwoog, Kirchspiel Ihrhove. Die Gefallenen und ihre Familien,  Westoverledingen 2005)

Rudolf Nassua hat sein Buch über das Kriegsende in Aurich in dritter Auflage neu aufgelegt (Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Aurich [Beiträge zur Geschichte Ostfrieslands im 20. Jahrhundert], Aurich 20053)  und darin die Beschreibung einiger Vorgänge „noch einmal zugespitzt“. Das Buch mit einer Auflage von 100 Exemplaren kostet 9 ¬ und ist bei Herrn Nassua und auch in den Auricher Buchhandlungen zu erhalten.

 

TOP 2: Das Schöpfwerk Groß-Soltborg und die Entwässerung des Rheiderlandes

Herr Borde ist im Ehrenamt seit mehr als 20 Jahren Obersielrichter der Sielacht Rheiderland.

Nach einer Führung durch das Schöpfwerk mit einer  Erläuterung der technischen Details versammelte man sich im Sitzungsraum des Schöpfwerks. Herr van Lessen hatte Tee und Korinthenstuten spendiert. Zunächst zeigte Herr Borde dann ein Video über den Deichschutz an der Nordseeküste. Daran  schloss sich ein Vortrag von Obersielrichter Borde über die Sielacht Rheiderland an.

1751 wurde ein Siel in Großsoltborg errichtet. Zur besseren Entwässerung der Ländereien errichtete man 1894 ein Dampfschöpfwerk und zur Errichtung  eines nachfolgenden zweiten Schöpfwerks 1934 wurde die Vereinigte Groß-Soltborger Sielacht gegründet. 1961 bis 1962 baute man das Unterschöpfwerk St. Georgiwold. 1965 wurde das Schöpfwerk Buschfeld bei Weener zur Entlastung des Schöpfwerks  in Großsoltborg errichtet. Letzteres wurde bis 1978 erneuert.

1933 entstand die Vereinigte Großsoltborger Sielacht. Sie umfasste auf 7000 ha und die alten Sielachten des Rheiderlandes (Bentumer Sielacht, Kleinsoltborger Sielacht,  Großsoltborger Sielacht, Bingum-Coldamer Sielacht, Kirchborgumer-Middelstenborguner Sielacht, Feerstenborger Sielacht).

1964 wurde neben den Sielachten der Unterhaltungsverband 110 Rheiderland als Zusammenschluss aller Sielachten  des Rheiderlandes gegründet. 1971 führte man, da das Nebeneinander des unterhaltenden und des ausbauenden Verbandes sich als schwierig erwies, den Unterhaltungsverband mit den bestehenden sieben Sielachten in dem Wasser- und Bodenverband  Sielacht Rheiderland zusammen (I Coldeborger Sielacht, II Ditzum-Bunder Sielacht, III Vereinigte Großsoltborger Sielacht, IV Weener-Stapelmoorer-Süderhammrichs Sielacht, V Dieler Sielacht, VI Comb. Wymeerer Sielacht). Es gibt im Bereich  der Sielacht Rheiderland die drei Schöpfgebiete Groß Soltborg, St. Georgiwold und Buschfeld. 25.000 ha sind beitragspflichtig.

Der Verband wird durch einen Vorstand und einen Ausschuss geleitet. Alle zwei Jahre gibt es Wahlen zum  Sielachtsausschuss, wobei ein Ausschussmitglied auf 1.00 ha kommt, also 24 Ausschussmitglieder vorhanden sind. Alle fünf Jahre wird ein Vorstand mit einem Obersielrichter als Vorsteher gewählt. Im Vorstand sitzt je ein Vertreter der  früheren Sielachten. Die Rheider Deichacht und die Sielacht Rheiderland betreiben eine Bürogemeinschaft mit zwei Mitarbeitern in Weener. Außerdem werden zwei Arbeiter für die Gewässerunterhaltung beschäftigt. Die Hälfte der Gewässer wird  selber gereinigt, die andere Hälfte an Unternehmer vergeben. Die Schöpfwerke sind automatisiert und werden von Rentnern oder Teilzeitbeschäftigten nebenberuflich betreut. In Großsoltborg ist ein Schöpfwerksmeister beschäftigt, der sich  auch noch um die anderen Schöpfwerke kümmert.

Problematisch war immer die Entwässerung des etwa 1 m unter dem Meeresspiegel liegenden zentralen Rheiderlands bei Weenermoor und St. Georgiwold – die tiefste Stelle Deutschlands  befindet sich mit 2,50 m am Wynhamster Kolk.

Die Deiche schützen hier täglich zweimal vor der Überflutung dieses Bereichs. Problematisch auch die Entwässerung des Bereichs Wymeer/Boen, da die Eindeichungen am Dollart zum Bau von  langen Entwässerungskanälen schließlich bis nach Pogum zwangen.

 

Das Sperrwerk spiele für die Arbeit der Sielacht keine wesentliche Rolle, weil es erst bei einer Wasserhöhe von 3,70 m über NN geschlossen wird. Das war  seit der Errichtung des Bauwerks noch nicht der Fall. Es sei im Wesentlichen ein Bauwerk, das der Überführung von Schiffen der Meyerwerft diene.

Heute ist weitgehend aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwunden, dass die Deiche die  Sicherheit Ostfrieslands gewährleisten. Den meisten Rückhalt findet die Sielacht bei den Landwirten, aber selbst auf den Dörfern „verstädtern“ die Leute. Bei der letzten gefährlichen Sturmflut 1962 ist der Deich bei Völlen gebrochen und  fast wäre es auch in Pogum so weit gekommen. Dann wäre das gesamte zentrale Rheiderland voll Wasser gelaufen. Solchen Vorkommnissen müsse auch in Zukunft vorgebeugt werden. Die Sorge für die Deiche und Siele sei eine wichtige Aufgabe,  wobei die Auseinandersetzungen mit den Naturschützern daher rührten, dass diese sich den Notwendigkeiten des Deichschutzes verschlössen.

 

Literatur aus Selbstverlag des Herausgebers:

Sielacht Rheiderland (Hrsg.),  Festschrift zur Einweihung des neuen Sieles und Schöpfwerkes in Groß-Soltborg 5.10.1979, Weener 1979.

Sielacht Rheiderland (Hrsg.), Festschrift zur Einweihung des neuen Sieles und Schöpfwerkes in Coldeborg 9.12.1975, Weener 1975.

Sielacht Rheiderland (Hrsg.), Festschrift zur Einweihung des neuen Sieles und Schöpfwerkes in Pogum 27. Oktober 1971, Weener 1979.

Sielacht Rheiderland (Hrsg.), Der Südosten, Weener 1989.

Rheider Deichacht und Sielacht  Rheiderland (Hrsg.), Ditzum / Ems - ein Sielhafen im Wandel. Festschrift zur Übergabe der Hochwasserschutzanlagen und der
Dorferneuerung, Weener 1988.