Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 17.02.2006 in Aurich.
Alter Lesesaal der Landschaftsbibliothek
Dr. Gerhard Canzler, Die Norder Schulen
17 Teilnehmer
Prot.: Dr. P. Weßels
TOP 1: Verschiedenes: Der Sprecher der Arbeitsgruppe stellte den Anwesenden ein neues „Nebenprojekt“ der Arbeitsgruppe und der HOO vor: ein umfangreiches Glossar zur ostfriesischen Geschichte unter dem
Arbeitstitel „Ossipedia“. Es soll Forschern bei Ihrer Aufarbeitung der ostfriesischen Lokal- und Regionalgeschichte als eine schnell zugängliche Datei im Internet helfen. „Ossipedia“ kann keinen
Ersatz bieten für ein plattdeutsches ostfriesisches Lexikon, bezieht sich in der Auswahl der Begriffe auf den ostfriesischen Raum und hat als Glossar weder den Anspruch, ein Lexikon zu ersetzen, noch den, zu
einem umfassenden historischen Wörterbuch zu werden. Es sollen hier historische Fachbegriffe aus möglichst allen Lebensbereichen, auf die man in Quellen zur ostfriesischen Geschichte stoßen kann, Aufnahme
finden, etwa aus dem landwirtschaftlichen Bereich, der Torfgewinnung, der Deich- und Sielgeschichte, dem Ziegeleiwesen etc. Durch Quellenverweise soll die Möglichkeit zu intensiverer Information gegeben
werden. Das „Ossipedia“ – darum dieser Arbeitstitel – soll ständig um neue Begriffe aus weiteren Lebensbereichen der ostfriesischen Geschichte erweitert werden. Die Redaktion haben
Hans-Jürgen Adams aus Wiesmoor und der Sprecher der Arbeitsgruppe übernommen. Mitwirkung, Hinweise und Kritik aus dem Kreis der Arbeitsgruppe sind unbedingt erwünscht.
Die nächste Sitzung wird am Freitag den 24.03.2006 in Wiesmoor stattfinden. Dr. Karl Heinz Frees wird dabei sein neues Buch über Wiesmoor vorstellen.
TOP 2: Gerhard Canzler: Die Norder Schulen.
Gerhard Canzler ist seit 1982 durch seine Publikationen im Bereich der Regional- und Lokalgeschichte bekannt. Mit einer Arbeit über das alte Handwerk in Ostfriesland hat er promoviert. Im Rahmen des
750-jährigen Stadtjubiläums und der Beschäftigung mit der Stadtgeschichte wurde Gerhard Canzler als früherer Leiter der Kreisrealschule in Norden und als Lokal- und Regionalhistoriker angesprochen, die
Geschichte der Norder Schulen aufzuarbeiten. Dafür stand wegen des anstehenden Jubiläums nur begrenzte Zeit zur Verfügung. Für das Buch hat er die etwa 30 Schulstandorte im heutigen Stadtgebiet Norden
mit den Gemeinden Linteler Marsch, Süderpolder I und II, Westermarsch I und II und Leybuchtpolder nach ihrer Entstehung chronologisch gegliedert. Für die Darstellung konnte Gerhard Canzler auf Material aus
Bibliotheken und Archiven und außerdem auch auf viele Quellen aus Privatbesitz und aus bislang ungenutzten Schularchiven zurückgreifen und dabei zugleich bisher verschollen geglaubte Schulchroniken wieder
zutage fördern. Die Darstellung umfasst das ganze Spektrum der allgemein- und berufsbildenden Schulen. Die Wurzeln des Norder Schulwesens liegen in den beiden spätmittelalterlichen Klosterschulen des
Dominikanerklosters und der Benediktinerabtei Marienthal. 1536 entstand in Norden eine öffentliche Lateinschule, nachdem vorher bereits Privatunterricht erteilt worden war. Ihr folgte bereits etwa 1570 eine
„teutsche Schule“, die als eine der ersten Volksschulen in Deutschland gilt. Die umliegenden Landgemeinden der Norder Marsch hatten gleichfalls bereits im 17. Jahrhundert eigene Schulen.
In Norden gab es bereits 1829 eine erste Gewerbeschule für den berufsbegleitenden Schulunterricht der Handwerker und seit 1875 eine Landwirtschaftliche Winterschule. Kurz vor der Mitte des 19.
Jahrhunderts entwickelten sich die Konfessionsschulen, die katholische und die jüdische Schule, und 1850 nahm man die zunächst private und ab 1873 städtische höhere Schulbildung für Mädchen auf. 1921 begann
mit der Gründung einer „Hilfsschule“ die Geschichte der Förderschule in Norden. Besonders erwähnenswert sind auch die späten Schulgründungen der Lagerschule Tidofeld, die 1946 in einer früheren Kaserne
eingerichtet wurde, und die 1955 gegründete Schule in der neuen Siedlung Leybuchtpolder.
Das vorliegende Buch wurde wieder vom Risius-Verlag in Weener veröffentlicht. Es hat 180 Seiten, ca. 150 Abbildungen und kostet 25€. Die Auflage beträgt 1200 Stück. (Gerhard Canzler, Die Norder Schulen,
Weener, Verlag H. Risius, OSBN 3-88761-097-0).
Neben anderen Projekten plant Gerhard Canzler auch, seine Veröffentlichung über Baltrum wieder neu herauszugeben, mit einem Brief im Vorwort, der ihm 1986 von dem eng mit Baltrum verbundenen, vormaligen
Bundespräsidenten und kürzlich verstorbenen Johannes Rau ihm 1986 zugesandt wurde.
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