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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft

Protokoll des Treffens der Arbeitsgruppe der Ortschronisten vom 22.09.2006 in den Räumen der Ostfriesischen Landschaft in Aurich

21 Teilnehmer

Prot.: Dr. P. Weßels

In dieser Sitzung wurde der Film Aufrüstung, Krieg und Befreiung in Wilhelmshaven und Jever 1933 bis 1949 und die Geschichte der 1. Polnischen Panzerdivision von gezeigt. Einführend erläuterte Heino Albers, dass Hartmut Peters und Heiko M. Pannbacker ca. 10 Jahre für die Erstellung diesen Film recherchiert hatten, der vor allem für den Einsatz an Schulen gedacht sei. Fotos, vor allem aber historisches Filmmaterial aus London, Warschau, Ottawa, Jerusalem und Berlin und Amateurfilme aus Privatbesitz sowie 1995 geführte Interviews mit Zeitzeugen und Historikern wurden zu einer 90minütigen Dokumentation zusammen geschnitten. Zentrales Dokument ist der 1945 entstandene polnische Militärfilm „Weg nach Wilhelmshaven“ des polnischen Kameramannes Jerzy Januszaytis über den Einmarsch der 1. Polnischen Panzerdivision in Wilhelmshaven und die Kapitulation der Stadt am 6. Mai 1945. Es wurden 100 Exemplare auf DVD erstellt und zum Preis von 15 ¬ verkauft. Der Film ist mittlerweile vergriffen.

Szenen des Einmarsches der 1. Polnischen Panzerdivision in Wilhelmshaven, der Befreiung und der zerstörten Stadt bilden einen Vorspann. Der eigentliche Film beginnt mit einem kurzen Rückblick auf die Entstehung Wilhelmshavens als  Doppelstadt Wilhelmshaven/Rüstringen. Die Folgen der Niederlage des Ersten Weltkriegs für die Rüstungsindustrie in der Marinestadt und Krise, Bedeutungsverlust und Bevölkerungsabbau in den 1920er Jahren werden zum Verständnis der weiteren  Entwicklung dargestellt. So wird deutlich, dass die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten 1933 für Wilhelmshaven einen Wendepunkt darstellen musste. Die Aufrüstung unter den Nationalsozialisten verleiht der Stadt neue Bedeutung als  Marineschwerpunkt. Insbesondere durch wiederholte Wochenschauausschnitte wird die enge Verbindung der Stadt zu Adolf Hitler dokumentiert, dem auch die Ehrenbürgerurkunde überreicht wurde.

Der beschleunigte Ausbau der Werften, die Einweihung der neuen Raeder-Seeschleuse 1942 und der U-Boot-Bau während des Zweiten Weltkriegs werden dokumentiert. Der Boom der Werftindustrie macht WHV zum „größten Wehrmachtsbetrieb des Reiches“.  Die Bevölkerung, die zeitweise unter 80.000 betragen hatte, stieg bis auf 133.000 an. Ein Bauboom wurde auch im Zivilbereich ausgelöst, neue abseits des Hafens gelegene Siedlungen und das große Krankenhaus in Sande entstanden. Pläne für  eine Stadt der 300.000, die „Marinehauptstadt des germanischen Weltreiches“, wurden präsentiert, die ein neues, vom Größenwahn der NS-Ideologen geprägtes Stadtzentrum abseits der Werftindustrie vorsahen, das an Planungen für Hamburg,  Berlin oder Nürnberg erinnert.

In Jever wurde der Abfangjägerflugplatz Upjever, errichtet zum Schutz WHVs, 1936 eingeweiht. Der Stapellauf der Tirpitz als größtes deutsches Schlachtschiff der deutschen Kriegsmarine am 1. April 1939 im Beisein Hitlers und von 100.000  Menschen stimmte bereits auf den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs ein.

Die Kriegsmaschinerie konnte nach dem Kriegsausbruch nur mit über 2.000 Zwangsarbeitern aufrecht erhalten bleiben. In der Außenstelle des KZs waren mehr als 250 Opfer zu beklagen. In den letzten Kriegsmonaten kamen 87 weitere Opfer der  Militärjustiz hinzu, die Todesurteile aus nichtigen Gründen erließ. Während des Zweiten Weltkriegs wurde WHV als wichtigster Marinestandort Deutschlands bevorzugtes Angriffsziel der alliierten Flieger. Vor allem durch Filmausschnitte aus  amerikanischen Archiven wird die Zerstörung der Hafenanlagen und der Stadt dokumentiert. 60% des Wohnraums wurden zerstört, 500 Zivilisten starben.

Wilhelmshaven wurde von der I. Polnischen Panzerdivision befreit, die als Speerspitze englischer und kanadischer Truppen seit 1944 ihren Weg von Westfrankreich durch die Niederlande über Breda nahm und Ostfriesland im April 1945 durch das  Emsland erreichte. Der Film „Weg nach Wilhelmshaven“ begleitet die polnischen Truppen quasi ab der Grenze Ostfrieslands bis zur Waffenruhe in WHV am 5. Mai 1945 und darüber hinaus bis zu den Siegesfeierlichkeiten und Ordensverleihungen auf  dem Flughafen Upjever. Die zunächst harte Haltung der Polen gegen die Deutschen, Zwangsarbeitertribunale und Racheakte werden angesprochen. Auch das weitere Schicksal der polnischen Soldaten, die als Teil der Westarmee nicht in das von den  Sowjets beherrschte Polen zurückkehren wollten, wird abschließend kurz skizziert und dabei die Räumung und Besetzung Harens als polnische Stadt Maczkow sowie die Abwanderung der Polen und Displaced Persons ab ca. 1947 insbesondere nach England angesprochen. In Wilhelmshaven begannen nach dem Ende des Kriegs die Sprengung der Militäranlagen und Hafeneinfahrten und die Demontage der Maschinen auf den Werften, die 1949