Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 7.9.2001 in Aurich
An dieser Stelle wurde die Frage gestellt, ob das Book on Demand (BoD) eine vernünftige Alternative für Chronisten zu den
bisherigen Veröffentlichungswegen sein könne.
Dr. P. Weßels erläuterte zunächst den Begriff des Book on Demand. Das Buch auf Nachfrage ermögliche die wesentlich preiswertere Herstellung von Büchern mit
niedrigen Auflagen für Marktnischen. Das fertig gestaltete Buch wird als digitaler Datensatz an die Druckerei überspielt. Diese druckt immer nur dann ein Buch, wenn eine konkrete Bestellung vorliegt. Statt
Startauflagen ab etwa 500 - 1000 Exemplaren mit Kosten zwischen 5.000 - 20.000 DM werde nur ein Anfangskapital von 1.000 bis 2.000 DM benötigt.
Nach einem Rahmenvertrag mit der Druckerei – die
Autoren- und Titelrechte bleiben unangetastet – und einem Mastering-Auftrag, in den alle notwendigen Angaben zu dem Buchprojekt eingetragen werden, wird der Datensatz – vollständig und fertig
formatiert und gesetzt – abgeliefert. Das Buch sollte mindestens 50 Seiten und maximal 700 Seiten haben. Aussehen, Art des Buchdeckels und Format des Buchs können selbst bestimmt werden. Gedruckt wird
der Buchblock ausschließlich in schwarzweiß. Texte, Grafiken und Fotos können abgebildet werden.
Die Kosten richten sich nach der Seitenzahl: beispielsweise eine Grundgebühr von DM 350,- für ein BoD im
Paperback (bzw. von DM 500,- bei Hardcover-Exemplaren) + DM 120,- für die ISBN und die Aufnahme in das Verzeichnis lieferbarer Bücher VLB. Die Erstellung des sog. Druckmasters kostet einmalig (abhängig von der
Seitenzahl und der Qualität der Druckvorlage) einige hundert Mark (z.B. 250,- DM Pauschalgebühr für das Datenmanagement und 0,60 DM pro Seite für die Herstellung der Druckvorlage). Für das Datenmanagement
fällt monatlich eine Gebühr in Höhe von DM 3,- an, solange der Titel bestellbar sein soll.. Bei der eingelieferten Textdatei muß der Seitenumbruch bereits erfolgt sein, die Seitenzahlen müssen richtig stehen,
die Schriften und Bilder eingebunden sein, das Impressum eingefügt, der Umschlag gestaltet, der Rücktitel geschrieben sein, etc. Auf Wunsch können Lektorierung und Satz gegen Rechnung auch vom Verlag
übernommen werden.
Von der Herstellung des Druckmasters bis zur Präsentation eines Referenzbuchs durch die Druckerei, können 4-6 Wochen vergehen. Dann kann vom Autor endgültige Freigabe erteilt werden.
Empfohlen wird eine große Druckerei mit Kommissionsverlag, die den Titel in die Kataloge der Buchgroßhändler Schweizer Buchzentrum und Libri bringt und den Titel über das Internet zugänglich macht. Gelagert
wird der Titel im elektronischen Archiv des Verlags. Geht eine Bestellung für den Titel ein, wird die Druckstraße automatisch in Gang gesetzt und das BoD-Exemplar innerhalb von 4 bis 5 Tagen gedruckt und
ausgeliefert. Kleinauflagen von mindestens 25 Exemplare kann der Autor zu Sonderkonditionen direkt bestellen.
Grundsätzlich sei das BoD bei Auflagen unter 250 Stück interessant, ab 200 Exemplaren könne aber
bereits der digitale Offset-Druck eine Alternative darstellen. Die Vorteile des BoD für Verlage und Selbstverleger liegen in der viel geringeren finanziellen Vorleistung, in der Senkung der Lagerkosten und der
Möglichkeit der permanenten Aktualisierung des Inhalts.
Herr Peperkorn wies aber nachdrücklich auf die Nachteile hin, die das BoD unmöglich zu einer Alternative für Chronisten zu den herkömmlichen
Veröffentlichungen mit dem Offset-Druck werden lassen könnten:
Das BoD werde im xerographischen Verfahren hergestellt. Deshalb sei auch die auch die Haltbarkeit des Drucks sehr begrenzt und einer Chronik
unangemessen. Die in der Regel verwendete Heißklebebindung sei äußerst instabil. Es sind nur Schwarz-Weiß-Abbildungen möglich und dies in äußerst schlechter Qualität. Außerdem stelle die Anforderung, das
fertig gesetzte Manuskript abzuliefern, sehr hohe Anforderungen an den Autor in Bezug auf die Beherrschung der entsprechenden PC-Programme. Wenn man hier aber auf professionelle Hilfe zurückgreifen müsse,
seien hohe zusätzliche Kosten einzukalkulieren. Zudem gebe es keine Vermarktung des Buchs vor Ort. Die bessere Alternative sei die etwas intensivere Suche nach einer wirklich günstigen Druckerei,
gegebenenfalls auch im Ausland. Hier gebe es Preisunterschiede bis zu 1000 %.
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