Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe Chronisten vom 29.10.1999 im Museum im Bürger- und Gästehaus der Gemeinde Friedeburg
Thema: Museum Friedeburg
Referenten: Fr. Hilbert, B.
Schäfer.
Zunächst führte Herr Schäfer vom Heimatverein "Altes Amt Friedeburg" die Arbeitsgruppe durch die Ausstellung "Der Friesische Heerweg, die Grenzfestung Friedeburg und die Klöster
in Reepsholt und Hopels". Herr Schäfer konzentrierte sich dabei auf die Geschichte des Heerwegs, Wegführung und Straßenkörper, die Rasthäuser und den "Menschen auf der
Straße".
Anschließend referierte die Vorsitzende des Heimatvereins, Frau Hilbers, über die Entstehung des Museums und seine Ausgestaltung. Ein erstes Museum wurde in Friedeburg 1983 durch Lehrer
Linke in der "Schule am Glockenturm" eingerichtet. Die zu diesem Zweck zusammengetragene Ausstellung mußte wegen Umbaumaßnahmen für ca. fünf Jahre auf dem Dachboden der Schule eingelagert werden. Sie
wurde danach für eine neue Ausstellung im Bürger- und Gästehaus der Gemeinde Friedeburg völlig neu konzipiert. Das Bürger- und Gästehaus ist ein historischer Gulfhof im Zentrum der Gemeinde Friedeburg, der
zunächst abgerissen werden sollte, dann aber von der Gemeinde aufgekauft und saniert wurde. Im Vorderteil ist von der Gemeinde ein "Bürger und Gästebüro“ eingerichtet worden. Der Scheunenteil wurde 1995
dem Heimatverein für den Wiederaufbau des Museums zur Verfügung gestellt. In Zusammenarbeit mit dem Museumsreferat der Ostfriesischen Landschaft wurde darauf verzichtet, ein weiteres "Heimatmuseum"
einzurichten, sondern der Ausstellungsschwerpunkt auf die Geschichte und Entwicklung des Heerwegs gelegt.
Nur ca. vier Personen beteiligen sich zunächst aktiv am Museumsaufbau. Heute wird die
Unterhaltung des Museums von ca. zehn Personen getragen, bei heute 46 zahlenden Mitgliedern im Heimatverein. Alle Mitarbeiter sind ehrenamtlich beschäftigt. Die Gemeinde Friedeburg unterstützt den Verein,
indem sie die Ausstellungsräumlichkeiten kostenlos zur Verfügung stellt. Hezung und Strom müssen vom Verein aufgebracht werden. Die Kosten für den Aufbau der Ausstellung wurden über Sponsoren abgedeckt.
Ansonsten ist die Einbindung in die örtliche Bevölkerung noch eher schwach. Das Museum verzeichnet steigende Besucherzahlen. 1999 wurden ca. 2.000 Besucher gezählt. Dabei ist der Zuspruch während der
Sommermonate trotz der Touristensaison etwas schwächer.
Um im Museum nicht nur „Flachware“ zu bieten, wurden Schaufensterpuppen aus Süddeutschland organisiert und von Frau Hilbers mit Säge und
Plastelinmasse ummodelliert, damit die "Menschen auf dem Heerweg" plastisch vorgeführt werden konnten. Für die Herstellung der Kleidung griff man auf historische Vorlagen zurück (z.B. Das Hausbuch
des Ubbo Manninga, das Bild eines Scherenschleifers von Ludwig Richter etc.).
Neben der Dauerausstellung werden regelmäßig auch Sonderausstellungen geboten, um insbesondere auch das einheimische
Publikum ins Museum zu ziehen. So z. B. eine Wäscheausstellung mit Waschtag, eine Bügelausstellung, Puppen, Räuchermännchen und Nußknacker.
Herr Schäfer referierte dann anknüpfend an eine Pilgerfigur in
der Ausstellung des Museums über das ostfriesische Pilgerwesen im Mittelalter. Man wird davon ausgehen müssen, daß es in Ostfriesland wie überall sonst eine große Anzahl von Pilgern und auch eine gewisse
Anzahl von als heilskräftig geltenden Pilgerorten gegeben hat. Zu den letzteren kann man mit einiger Sicherheit wohl nur Esens zählen, Marienhafe scheint als Pilgerort schon zweifelhaft zu sein. Außerhalb
Ostfrieslands war Wardenburg ein wichtiger Anziehungspunkt für Pilger. Es gibt offensichtlich auch eine enge Verbindung der ostfriesischen Christen zum hl. Jakob und zu Santiago de Compostela in Spanien.
Außerdem sind ostfriesische Pilger in Israel und in Rom belegt. Man hat aber bei Ausgrabungen in Ostfriesland bisher noch keine Pilgerzeichen aus Metall gefunden, wie sonst sehr häufig auftauchen und die als
sicherer Beleg für eine rege Pilgerfahrt gelten können. Aus diesen fehlenden Hinweisen zu schließen, die Ostfriesen wären weniger fromm gewesen, wäre nicht angemessen. Wahrscheinlicher ist es, daß durch die
Strenge der Reformation in Ostfriesland das frühere Pilgerwesen verschwiegen wurde und dann in Vergessenheit geriet.
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