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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

Protokoll der Sitzung des Arbeitskreises ostfriesischer Chronisten

vom 17.7.1998 im Gemeindesaal der Gemeinde Holtgaste

Thema: Die Chronik Holtgaste.

Referent: F. van Lessen

Zunächst zeigte ein Mitglied des  Kirchenvorstandes dem Arbeitskreis die Kirche von Holtgaste. Die Kirchengemeinde Holtgaste ist vermutlich die älteste des Rheiderlandes. Holtgaste war früh in Werdener Besitz, und vermutlich hat hier schon im Frühmittelalter eine  Holzkirche gestanden, die später – gegen Ende des 13. Jahrhunderts - durch eine Steinkirche ersetzt wurde. Es handelt sich bei der Holtgaster Kirche um eine Einraumkirche mit ursprünglich drei Jochen. Bis 1282 war die Kirchengemeinde in  Werdener Besitz und wurde dann an den Bischof von Münster verkauft, der sie 1284 an den Johanniterorden weitergab. Holtgaste gehörte seitdem zur Johanniterkommende Jemgum. Das Chor der Backsteinkirche wurde ursprünglich von einer  halbrunden Apsis gebildet, die etwa 1290 durch einen gewölbten Chorraum mit massiven Mauern ersetzt wurde. In der Kirche befand sich außerdem vermutlich ein Nebenaltar, der der hlg. Katharina geweiht war. 1496 wurde die Jemgumer Kommende  nach Holtgaste verlegt. In der Holtgaster Kirche wurde ca. 1520 der Altar durch ein Retabel ergänzt, dessen Fragmente sich heute im Heimatmuseum Weener befinden. Das Taufbecken ist ein gotisches achteckiger Sandstein, der ursprünglich wohl  als Weihwasserbecken gedient hat.

Im Zuge der Reformation wurde die Johanniterkommende Holtgaste 1534 als gräflicher Besitz eingezogen. Graf Enno übernahm das Patronat über die Kirche, wodurch Holtgaste lutherisch wurde. Im Chorraum  der Kirche und vor den Stufen zum Chor finden sich sieben Erbbegräbnisse bedeutender Holtgaster Familien.

Während der Dreißigjährigen Krieges hatte die Holtgaster Kirche sehr gelitten. Deshalb mußte sie im Westen um etwa 6 m gekürzt  werden. Im Zuge des Wiederaufbaus erhielt die Kirche auch eine neue Kanzel, die 1644 auf dem Meister Tönjes Mahler aus Leer zurückgeht. 1737 wird ein Messingkronleuchter gestiftet. Nach einer grundlegenden Renovierung 1855 hatte der  Gemeinderaum eine flache Bretterdecke. Die Tür wurde an die Westseite verlegt. Zwei Fenster zeigen nach Süden, eines nach Norden.

Der massive Glockenturm ist 1711 wieder neu errichtet worden - auf mittelalterlichen Fundamenten und  im unteren Teil mit alten Backsteinen im Klosterformat. Im Turm hängen zwei Glocken. die ältere ohne Namen stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert, sie andere heißt "Katerina", ist der hlg. Katherina von Alexandria gewidmet.

An die Führung durch die Kirche und über den sehr schön erhaltenen alten Dorffriedhof mit teilweise auffälligen Steinen schloß sich eine Vorstellung des Buches Holtgaste bei Tee und Apfelkuchen.

Holtgaste ist in gewisser Weise  ein untypisches Dorf des Rheiderlandes, da es auf einem Geestrücken liegt und natürlichen Ackerboden besitzt. Das Dorf hat heute etwa 250 Einwohner und ca. 80 Häuser.

Es gab bereits seit längerer Zeit Bestrebungen zur Erstellung  einer Ortschronik von Holtgaste. Ein Arbeitskreis, der sich etwa vor 15 Jahren zu diesem Zweck bildete, blieb aber in den Anfängen stecken. Freerk van Lessen selbst – er stammt aus einer seit Generationen in Holtgaste ansässigen Familie -  fing schon 1936 an, Material zur Ortsgeschichte zu sammeln. 1972 hat er alle Häuser des Dorfes fotografiert und mittlerweile auch die 300jährige Geschichte seines Hofes aufgearbeitet. Diese Material und seine Aufzeichnungen über die Zeit  des Zweiten Weltkrieges bildeten einen Grundstock seiner Ortsgeschichte. Wichtige Ergänzungen erfuhr seine Arbeit durch die Vorarbeiten Friedrich W. Beekmanns, insbesondere konnte er ein 500 Seiten umfassendes Tagebuch auswerten. Auch  seine Mutter hat noch vieles für ihn aus der Dorfgeschichte aufgeschrieben. Die gesammelten Aufsätze zur Geschichte des Ortes wurden in der Regel komplett mit Nennung der Autoren wiedergegeben.

Die Gliederung des Buches ist nicht  chronologisch geordnet, sondern thematisch. Außerdem wird sie im zweiten Teil des Buches ergänzt durch eine Geschichte aller Häuser Holtgastes, also nicht nur der alten Hofstätten.

Das Manuskript zum Buch entstand während einer  längeren Krankheit van Lessens. Nachdem es von verschiedenen Seiten gelesen worden war, ließ er es abtippen und nahm Verhandlungen mit einigen Verlagen auf. Eine Unterstützung für den Druck und Vertrieb des Buches wurde von Seiten der  Kirchengemeinde Holtgaste und der Gemeinde Jemgum abgelehnt. Letztere erklärte sich bereit, zwei Kopien der Vorlage zu erstellen. Es fanden sich aber verschiedene andere private und geschäftliche Förderer des Projektes.

Die erste  Anfrage für einen Druck ging an Risius in Weener. Hier hätte das Buch bei einer Auflage von 300 Exemplaren aber etwa 200 DM pro Exemplar gekostet. Außerdem zeigte der Verlag Risius kein Interesse, das Buch zu vertreiben. In diesem Preis  war allerdings die Erfassung des umfangreichen Manuskriptes mit EDV inbegriffen. Da dieses Angebot zu hoch erschien, gelangte van Lessen schließlich 1995 zu einer scheinbar wesentlich günstigeren und annehmbaren Übereinkunft mit der  Druckerei Dirks in Pewsum,. Für die Texterfassung zahlte er mehrere tausend DM zusätzlich. Es kam aber in der Folge zu Auseinandersetzungen über den vereinbarten Preis und über das Aussehen des Druckerzeugnisses. Dirks hatte zu niedrig  kalkuliert und sich mit dem Auftrag offensichtlich übernommen. Immerhin wurde eine vollständige Texterfassung geleistet, so daß van Lessen sein Material, die Diskettem mit dem Text und seine Originalaufnahmen wieder aus Pewsum abholte. Ein  nachfolgender Gerichtsprozeß gegen Dirks wurde zugunsten von van Lessen entschieden. Schließlich wurde sich van Lessen im Mai 1997 mit der Druckerei Sollermann in Leer einig. Im Oktober 1997 wurden 320 Exemplare der Chronik Holtgaste  ausgeliefert. Die Form der Zusammenarbeit und auch das Endprodukt sind zu seiner Zufriedenheit ausgefallen. Der Druck kostete 16.500 DM. Der Vertreib erfolgte im Eigenverlag mit der Unterstützung der Sparkasse Leer-Weener. Zu Weihnachten  1979 waren die 320 Exemplare bereits verkauft. Mittlerweile sind 200 Exemplare zusätzlich gedruckt worden, so daß die Chronik wieder erhältlich ist.