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Protokoll der Sitzung des Arbeitskreises ostfriesischer Chronisten
vom 15.5.1998 im Schulmuseum Folmhusen
Thema: Schulchroniken im Schulmuseum Folmhusen
Referent: Museumsleiter Karl
Reuer
Schulchroniken im Schulmuseum Folmhusen
Weil die Schulen in der Regel dem Genossenschaftspatronat der Gemeinden unterlagen, Lehrer in der Regel von den Stimmberechtigten gewählt wurden und die
Schulgebäude ebenfalls von diesen unterhalten werden mußten, spiegelt sich in der Schulgeschichte ein wichtiger Teil der Sozialgeschichte eines Ortes. Deshalb sind Schulgeschichten auch ein wichtiger Teil auch
der jeweiligen örtlichen Sozialgeschichte und für Ortschroniken unverzichtbar. Die Regierung in Aurich erließ 1887 ein Reskript, mit dem jeder Schule unter Bezugnahme auf die seit Oktober 1872 bestehende
Berichtspflicht auch die Pflicht zur Führung von Schulchroniken auferlegt wurde. Den Inhalt der Chronik sollten bilden:
1.Der Schulort und die Schulgemeinde (Gründung und Lage des Schulorts, Entstehung
der Schulgemeinde bzw. des Schulverbands, geschichtliche und sagenhafte Ableitung des Namens, Urkundlich verbürgte oder überlieferte geschichtliche Ereignisse und Naturereignisse, Seuchen etc. Alte Gebäude und
deren Geschichte, Denkmäler und deren Veranlassung und Errichtung, Entwicklung der kirchlichen und Gemeindeverhältnisse, Zahl und Beschäftigung der Einwohner in alter und neuer Zeit),
2.die Schule
(Gründung und Entwicklung und Eintheilung der Schule, das Schulhaus nach Lage, Alter, Einrichtung und Raumverhältnissen, spätere Neu- und Umbauten),
3.die Schulstelle (Diensteinkommen und zur Stelle
gehörende Grundstücke nach Lage, Größe und Beschaffenheit, die Dienstwohnung, Obliegenheiten und Gerechtsame des etwa mit der Stelle verbundenen Küster- und Organistendienstes, Nachrichten über die früheren
und derzeitigen Lehrer und Lehrerinnen und deren Verhältnisse, die Schulaufsicht),
4.der Schulbetrieb (Schülerstatistik, Schulbesuch, Ausstattung der Schulzimmer, Lehr- und Lernmittel, Lehrer- und
Schülerbüchersammlung, Stundenpläne, Ferienordnung, besondere Ereignisse, Schulprüfungen, etc.).
Diese Übersicht über den geforderten Inhalt von Schulchroniken macht sofort deutlich, daß diese eine
äußerst wichtige Quelle für die Ortsgeschichte sein können, nicht nur in Bezug auf die Geschichte der jeweiligen Schule, sondern auch der Orte selbst.
Eigentlich müßte von jeder Schule, die 1887
bestanden hat, eine Schulchronik vorliegen. Aufgrund der rechtlichen Lage gehören die Schulchroniken in die jeweilige Schule. Bei aufgelösten Schulen mußten sie an die jeweilige übernehmende Schule
weitergegeben werden. Dort hat man in der Regel auch die Originaldokumente zu suchen. Eine Reihe von Schulchroniken sind aber weitergeleitet worden an das Staatsarchiv in Aurich. Es fehlt aber auch eine große
Zahl von Schulchroniken. Ein Teil ist am Ende des zweiten Weltkrieges entweder durch die Kriegswirren verloren gegangen oder von den Lehrern selbst zerstört worden. Andere Exemplare befinden sich noch immer in
Privathand. Die noch vorhandenen, aber nicht erfaßten Schulchroniken nachzuweisen und durch Kopien für historische Studien zur Verfügung zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe, die sich das Schulmuseum in
Folmhusen gestellt hat. Dabei kann auch der Arbeitskreis der Chronisten unterstützend tätig werden. Im Schulmuseum befinden sich etwa 130 Schulchroniken, zum größten Teil als Kopien, (vgl. Anlage). Nur ein kleiner
Teil der verzeichneten Schulchroniken liegt hier im Original vor.
Aus der Sicht der Ortschronisten wäre es wünschenswert, wenn das Schulmuseum außerdem darüber Auskunft geben könnte, welche
Schulchroniken im Staatsarchiv in Aurich lagern. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn das von Herrn Pötzsch erstellte umfangreiche Verzeichnis der Akten zur Schulgeschichte als Kopie auch im Schulmuseum
ausliegen würde. Auf diese Weise könnten eine gezieltere Arbeit ermöglicht und unnötige Wege vermieden werden.
Ein wichtiges Problem des Umgangs mit den Schulchroniken ist das der allgemeinen
Zugänglichkeit:. Viele die die Quelle studieren und damit arbeiten möchten, insbesondere Studenten, sind nicht in der Lage, die Schrift zu entziffern. Der Arbeitsaufwand, die Schrift zu lernen, erscheint
vielen nicht mehr angemessen. Deshalb ist die Transkription dieser sehr komplexen Quellen sinnvoll, wie es das Beispiel Moorlage zeigt. Hier hat Frau Rebel:
eine bis dahin verschollene Schuchronik, die
von ihrem Vater (früher Lehrer in Moorlage) erweitert wurde, transkribiert und zur Veröffentlichung gebracht. Es handelt sich zwar nicht um eine reine Schulchronik, sondern eher um eine Dorfchronik. Doch zeigt
der Verkaufserfolg der Chronik von Moorlage, daß der Weg der Transkription und Publikation in Kombination mit vielen historischen Aufnahmen des betreffenden Ortes durchaus sinnvoll sein kann, um Schulchroniken
als Quellen öffentlich zu präsentieren und zum Verkauf anzubieten.
Das Schulmuseum bittet deshalb die Mitglieder des Arbeitskreises um Mitarbeit, die sich der Aufgabe unterziehen möchten, Schulchroniken, die
sie besonders interessieren, für das Schulmuseum zu transkribieren. Eine notwendige Kopie des Originals würde das Schulmuseum zur Verfügung stellen.
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