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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Schulchroniken im Schulmuseum Folmhusen
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am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

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Protokoll der Sitzung des Arbeitskreises ostfriesischer Chronisten

vom 15.5.1998 im Schulmuseum Folmhusen

Thema: Schulchroniken im Schulmuseum Folmhusen

Referent: Museumsleiter Karl Reuer

Schulchroniken im Schulmuseum Folmhusen

Weil die Schulen in der Regel dem Genossenschaftspatronat der Gemeinden unterlagen, Lehrer in der Regel von den Stimmberechtigten gewählt wurden und die Schulgebäude ebenfalls von diesen  unterhalten werden mußten, spiegelt sich in der Schulgeschichte ein wichtiger Teil der Sozialgeschichte eines Ortes. Deshalb sind Schulgeschichten auch ein wichtiger Teil auch der jeweiligen örtlichen Sozialgeschichte und für Ortschroniken  unverzichtbar. Die Regierung in Aurich erließ 1887 ein Reskript, mit dem jeder Schule unter Bezugnahme auf die seit Oktober 1872 bestehende Berichtspflicht auch die Pflicht zur Führung von Schulchroniken auferlegt wurde. Den Inhalt der  Chronik sollten bilden:

1.Der Schulort und die Schulgemeinde (Gründung und Lage des Schulorts, Entstehung der Schulgemeinde bzw. des Schulverbands, geschichtliche und sagenhafte Ableitung des Namens, Urkundlich verbürgte oder  überlieferte geschichtliche Ereignisse und Naturereignisse, Seuchen etc. Alte Gebäude und deren Geschichte, Denkmäler und deren Veranlassung und Errichtung, Entwicklung der kirchlichen und Gemeindeverhältnisse, Zahl und Beschäftigung der  Einwohner in alter und neuer Zeit),

2.die Schule (Gründung und Entwicklung und Eintheilung der Schule, das Schulhaus nach Lage, Alter, Einrichtung und Raumverhältnissen, spätere Neu- und Umbauten),

3.die Schulstelle  (Diensteinkommen und zur Stelle gehörende Grundstücke nach Lage, Größe und Beschaffenheit, die Dienstwohnung, Obliegenheiten und Gerechtsame des etwa mit der Stelle verbundenen Küster- und Organistendienstes, Nachrichten über die früheren  und derzeitigen Lehrer und Lehrerinnen und deren Verhältnisse, die Schulaufsicht),

4.der Schulbetrieb (Schülerstatistik, Schulbesuch, Ausstattung der Schulzimmer, Lehr- und Lernmittel, Lehrer- und Schülerbüchersammlung,  Stundenpläne, Ferienordnung, besondere Ereignisse, Schulprüfungen, etc.).

Diese Übersicht über den geforderten Inhalt von Schulchroniken macht sofort deutlich, daß diese eine äußerst wichtige Quelle für die Ortsgeschichte sein  können, nicht nur in Bezug auf die Geschichte der jeweiligen Schule, sondern auch der Orte selbst.

Eigentlich müßte von jeder Schule, die 1887 bestanden hat, eine Schulchronik vorliegen. Aufgrund der rechtlichen Lage gehören die  Schulchroniken in die jeweilige Schule. Bei aufgelösten Schulen mußten sie an die jeweilige übernehmende Schule weitergegeben werden. Dort hat man in der Regel auch die Originaldokumente zu suchen. Eine Reihe von Schulchroniken sind aber  weitergeleitet worden an das Staatsarchiv in Aurich. Es fehlt aber auch eine große Zahl von Schulchroniken. Ein Teil ist am Ende des zweiten Weltkrieges entweder durch die Kriegswirren verloren gegangen oder von den Lehrern selbst zerstört  worden. Andere Exemplare befinden sich noch immer in Privathand. Die noch vorhandenen, aber nicht erfaßten Schulchroniken nachzuweisen und durch Kopien für historische Studien zur Verfügung zu stellen, ist eine wichtige Aufgabe, die sich  das Schulmuseum in Folmhusen gestellt hat. Dabei kann auch der Arbeitskreis der Chronisten unterstützend tätig werden. Im Schulmuseum befinden sich etwa 130 Schulchroniken, zum größten Teil als Kopien, (vgl. Anlage). Nur ein kleiner Teil  der verzeichneten Schulchroniken liegt hier im Original vor.

Aus der Sicht der Ortschronisten wäre es wünschenswert, wenn das Schulmuseum außerdem darüber Auskunft geben könnte, welche Schulchroniken im Staatsarchiv in Aurich  lagern. Außerdem wäre es wünschenswert, wenn das von Herrn Pötzsch erstellte umfangreiche Verzeichnis der Akten zur Schulgeschichte als Kopie auch im Schulmuseum ausliegen würde. Auf diese Weise könnten eine gezieltere Arbeit ermöglicht  und unnötige Wege vermieden werden.

Ein wichtiges Problem des Umgangs mit den Schulchroniken ist das der allgemeinen Zugänglichkeit:. Viele die die Quelle studieren und damit arbeiten möchten, insbesondere Studenten, sind nicht in  der Lage, die Schrift zu entziffern. Der Arbeitsaufwand, die Schrift zu lernen, erscheint vielen nicht mehr angemessen. Deshalb ist die Transkription dieser sehr komplexen Quellen sinnvoll, wie es das Beispiel Moorlage zeigt. Hier hat Frau  Rebel:

eine bis dahin verschollene Schuchronik, die von ihrem Vater (früher Lehrer in Moorlage) erweitert wurde, transkribiert und zur Veröffentlichung gebracht. Es handelt sich zwar nicht um eine reine Schulchronik, sondern eher  um eine Dorfchronik. Doch zeigt der Verkaufserfolg der Chronik von Moorlage, daß der Weg der Transkription und Publikation in Kombination mit vielen historischen Aufnahmen des betreffenden Ortes durchaus sinnvoll sein kann, um  Schulchroniken als Quellen öffentlich zu präsentieren und zum Verkauf anzubieten.

Das Schulmuseum bittet deshalb die Mitglieder des Arbeitskreises um Mitarbeit, die sich der Aufgabe unterziehen möchten, Schulchroniken, die sie  besonders interessieren, für das Schulmuseum zu transkribieren. Eine notwendige Kopie des Originals würde das Schulmuseum zur Verfügung stellen.