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Protokoll der Sitzung der Arbeitsgruppe der Chronisten vom 6.10.2000 in Upschört
Vorstellung der Chronik Upschört: Der Weg vom „wüsten Heidfeld“ zu einer „ordentlichen Colonie“. Beiträge zur
Geschichte einer Moorkolonie am Rande des Ostfriesischen Hochmoores. Selbstverlag (Kommissionsverlag Sollermann), Leer 2000, 540 S., DM 39,90, / 45.000,
Christa Herzog arbeitete mindestens seit 1992 an
der Geschichte der Moorkolonie Upschört. Sie selbst lieferte das Datum für die 200-Jahr-Feier und 1998 entschloß sie sich, rechtzeitig zum Jubiläum eine Chronik vorzulegen. Damit hatte sie sich zwar zuletzt
selbst unter starken Termindruck gesetzt, aber letztendlich hat sich der Zwang, ein Ergebnis vorzulegen, produktiv ausgewirkt.
„Upschört“ ist ein alter Flurname auf der Gemeindeweise von Wiesede,
der vermutlich „Abhang zum Wiesengrund“ bedeutete. Hier entstand nach 1800 eine kleine Moorkolonie. Das Mutterdorf wollte das Land ursprünglich nicht abtreten. Deshalb gab es seit der Gründung der
Kolonie eine gespanntes Verhältnis zu Wiesede und ein Minderwertigkeitsgefühl in der Kolonie, verstärkt durch die großen Besitzunterschiede der Kolonate zu den Bauernplätzen. Einen gescheiterter Versuch zur
Selbständigkeit trug auch nicht zur Steigerung des Selbstwertgefühls bei. Die 200-Jahr-Feier und die umfangreiche Chronik haben hier sehr positiv gewirkt (Christa Herzog: „Das Dorf hat Wurzeln
bekommen.“)
Die Quellenlage zur Beschreibung der Geschichte des Dorfes war recht gut. Hier wirkte sich der Umstand positiv aus, daß „nur“ eine Zeitspanne von 200 Jahren zu beschreiben war.
Wichtigste Anlaufstellen für das Quellenstudium waren das Staatsarchiv in Aurich und das Kirchenarchiv, sowie das Archiv der Brandkasse in Aurich. Auch erhielt die Autorin Zugang zu privaten Unterlagen von
Familien aus Upschört. Hier dauerte es eine Weile, bis das Eis gebrochen war. Wichtige Türöffner waren Einheimische, die halfen, das notwendige Vertrauen zu schaffen. Aus dieser Quelle stammen auch viele
Fotos, die, was besonders bemerkenswert ist, durch die Mithilfe der Upschörter sinnvoll untertitelt werden konnten.
Den Schreibprozeß selbst hat Christa Herzog als sehr spannend empfunden, es sei ein
schönes Erlebnis gewesen zu sehen, wie sich das facettenreiche Puzzle langsam zusammensetzen ließ
Inhaltlich setzt sich das Buch aus zwei wesentlichen Teilen zusammen. Zunächst wird die Entwicklung des
Dorfes chronologisch beschrieben. Christa Herzog hat sich dabei insbesondere auch bemüht, den Alltag wiederzugeben. Die Darstellung der Zeit des Dritten Reichs war vergleichsweise unproblematisch. Es zeigte
sich, daß seitdem mittlerweile doch schon mehr als 50. Jahre vergangen sind. Die Interviewpartner waren in den Gesprächen sehr offen und nannten auch Namen, die im Buch aber dann in solchen Fällen weggelassen
wurden, wenn sich die Aussagen nicht auf der Grundlage anderer Quellen verifizieren ließen. Die Auseinandersetzung mit der Nachkriegszeit und dem Flüchtlingsproblem war dagegen schon schwieriger.
Eigentlich
sollte die Chronik nicht bis in die Gegenwart geführt werden. Wenn dies in etwas geraffter Form dennoch geschah, so war das ein Entgegenkommen gegenüber den Upschörtern, denen natürlich insbesondere dieser Teil der
Chronik besonders wichtig war. So wurde einerseits versucht, die Punkte aufzugreifen, mit denen sich in wenigen Worten Wesentliches über den Wandel der Kolonie seit 1945 sagen ließ (wirtschaftlicher
Strukturwandel und Pendlerdorf, Neubaugebiete, Gebietsreform), andererseits wurden der Sportverein und der Boßelverein als wesentliche Träger der modernen dörflichen Identität stark berücksichtigt. Die
intensive Schilderung der Alltagsgeschichte mußte dagegen ab 1950 etwas zurücktreten.
In einem zweiten Teil der Upschörter Chronik werden „Hauschroniken“ vorgestellt, die auf der Grundlage der Quellen
aus der Brandkasse Aurich, dem Katasteramt und dem Staatsarchiv Aurich erstellt wurden. Ein große Erleichterung der Arbeit bedeutete außerdem das von Erhard Schulte erstellte Ortssippenbuch des Kirchspiels
Reepsholt. In einem dritten Teil schließen sich „Geschichten“ und Überliefertes aus Upschört und die Flurnamen der Gemarkung an.
Christa Herzog hat ehrenamtlich gearbeitet, so daß „nur“ der Druck
finanziert werden mußte.
Um diesen zu organisieren, wurde ein Arbeitskreis gegründet, der auch für den Verkauf verantwortlich ist (insbesondere Brigitte Dirks). Es bedurfte einiger Überzeugungskraft,
die Arbeitsgemeinschaft zu einer Entscheidung für ein vernünftiges (teures) Buchprodukt zu bringen. Hilfreich war dabei, daß schon vor der eigentlichen Veröffentlichung immer wieder kleinere Beiträge zur
Upschörter Geschichte erschienen sind, die Interesse erweckt haben und das Vertrauen in die Autorin stärkten.
Der Druck von 1.000 Exemplaren des 540 Seiten starken Buches hat ca. 45.000 DM gekostet. Davon
wurden ca. 25.000 DM durch Spenden aufgebracht. Hauptsponsor war Kreissparkasse, hinzu kamen sehr viele Einzelspenden. Es gab auch sehr viel Unterstützung von „Buten-Upschörtern“ – sogar aus
Übersee. Das Buch wird mit 39,90 DM verkauft (im Versand 45,-DM), also unter dem eigentlichen Selbstkostenpreis. Diese Konzession mußte den Upschörtern gemacht werden, für die das Buch sonst unerschwinglich
geworden wäre. Problematisch ist allerdings der Verkauf über Buchhandlungen oder der Versand. In beiden Fällen muß der Verein zuzahlen.
Der Verkauf war sehr erfolgreich. Die Differenz zwischen Spenden
und Sponsorenbeiträge ist mittlerweile durch den Verkauf des Buches hereingekommen, so daß auf keinen Fall ein Minus-Geschäft zu befürchten ist.
Bearbeitet wurde das Buchprodukt bei der Firma Print
Media (Ewald Henneck) in Wiesmoor (Hinrichsfehn), mit dem zuletzt auch Helmut Sanders aus Wiesmoor zusammengearbeitet hat. Beide Autoren haben mit Print Media gute Erfahrungen beim Prozeß der Buchherstellung
gemacht. Es fragt sich allerdings, ob es sich bei den insgesamt hohen Druckkosten nicht doch gelohnt hätte, gleich zu einem Verlag zu gehen. Gedruckt wurde das Buch im Kommissionsverlag Johann Sollermann,
Leer.
Der Kontakt in die USA wurde vor allem über eine Internet-Seite hergestellt. Die dadurch ermöglichten Kontakte haben sich nicht nur für die Finanzierung sehr positiv ausgewirkt, sondern auch für die
Darstellung des Themas der Auswanderung in der Chronik.
Nach der Veröffentlichung hat Christa Herzog viel positive Rückmeldung aus der Bevölkerung erfahren, ihr wurde u.a. von Bauern erzählt, die
morgens zu spät zum Melken kamen, weil sie sich bei Frühstück in der Chronik festgelesen hatten.
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