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Arbeitsgruppe der Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft


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Wegverhältnisse im  Jeverland
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Letzte Aktualisierung
am: 28.07.2017

Leitung:
Dr. Paul Weßels

Webmaster
H.-Jürgen Adams


 

 

 

Protokoll der Sitzung des Arbeitskreises ostfriesischer Chronisten
vom 26.2.1999 um 15.30 Uhr im ev. Gemeindehaus in Accum

Thema: Wegverhältnisse im Jeverland von 1830-1900
Referentin: H. Duensing



Frau Duensing aus Wilhelmshaven hat zunächst ein Buch über ihr Elternhaus,die Gaststätte und vormalige Wegegeldhebestelle "Antonslust" verfaßt ("Antonslust" ... wie es damals war). Anlaß zu diesem Buch war eine Reihe von falschen Darstellungen zur Geschichte dieses Gebäudes nach seinem
Verkauf. Als die Arbeit an diesem Buch abgeschlossen war, wandte sie sich der Entwicklung der Wegegeldhebestellen und damit der Geschichte der Wegeverhältnisse im Jeverland von 1830 bis 1900 zu. Die Arbeit dazu in Staatsarchiv Oldenburg war sehr mühsam, weil die Akten zum Jeverland zu dieser Zeit ausgelagert waren und jeweils extra herangeschafft werden mußten. Außerdem mußte Frau Duensing feststellen, daß viele der für die Chausseegelderhebung wichtige Akten 1918 als wertlos angesehen und deshalb vernichtet wurden. Aktenmaterial war eigentlich nur zu den ersten vier
Hebestellen vorhanden. Ersatz fand Frau Duensing z.T. in den Straßenbauakten des Jeverlandes. Neben Informationen über straßenbautechnische Angelegenheiten und die Wegführung boten diese Akten auch Einzelheiten über die Wegegeldhebestellen. Darüber hinaus war das Jeversche Wochenblatt eine wichtige Fundgrube. Frau Duensing ging es bei ihrer Arbeit nicht nur um eine reine Auflistung der Daten zu den Hebestellen, sondern auch um eine Illustration ihrer Geschichte. Briefe und Zeitungsausschnitte wurden komplett wiedergegeben, nur ergänzt durch kurze Erklärungen. In ihrem Buch beschreibt Frau Duensing zunächst den Zustand der Straßen im Großherzoglichen Amt Jever seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Dann erläutert sie die Vorgänge zur Errichtung einer Hebestelle und gibt Beispiele für Instruktionen für Erheber des Wegegeldes und für Pächter der Wegegeldhebestellen sowie für Tariftaxen. Nach einem Kapitel über die Aufhebung der Wegegeldhebestellen im Jeverland (erst 1900) folgt dann eine Beschreibung der 23 Erhebungsstellen im Jeverland. Im Jeverland wurden besteinte Straßen verhältnismäßig spät gebaut, und es existierte noch keine Erfahrung mit dem Bau von Straßen und von Wegegeldhebestellen. Diese gab es vom 1.11.1839 bis zum 1.9.1900. In Preußen nur bis 1875. Beispielhaft für alle anderen ist die Geschichte der Chausseegeldhebestelle Siebetshaus. Es gab Pächter, die eine Jahrespacht im voraus erlegen mußten und Erheber, die prozentual an den Einnahmen beteiligt waren. Die Pacht für die Hebestellen war oft sehr hoch und wurde mitunter nicht durch die direkten Einnahmen gedeckt. Deshalb wurden die Hebestellen oft mit einer Gastwirtschaft oder einem Geschäft kombiniert. Die (späte) Einsicht, daß die Hebestellen ein Verkehrshindernis und damit ein negativer Kostenfaktor waren, führte schließlich zu ihrer Aufhebung. Das Buch von Frau Duensing ist 1998 als Band Nr. 40 der Oldenburger Studien im Isensee Verlag in Oldenburg erschienen und kostet 28.- DM. Der Druck ist zum Teil durch Sponsoren finanziert worden. Frau Duensing hat aber auch einen erheblichen Teil der Finanzierung selbst mitgetragen. Die Höhe der Auflage war Frau Duensing nicht bekannt.


TOP 3: An die Buchvorstellung durch Frau Duensing schloß sich noch eine Besichtigung der Accumer Kirche an. Die auf einer hohen Warf liegende Kirche wurde 1719 auf den Fundamenten und teilweise mit den Granitsteinen ihrer Vorgängerkirche gebaut. Den Grundstein für diese Kirche legte der Graf von Aldenburg. Während des Mittelalters stand sie in Beziehung zum Kloster Oestringfelde. In der Reformation gelangte sie in den Besitz der Herrschaft In- und Knipphausen. Im Chor der Kirche ist das 1565 geschaffene Grabmahl des Tido von In- und Knipphausen und seiner Frau aus schwarzem Marmor zu sehen. Im Westchor der Kirche steht eine von Arp Schnittger erbaute Orgel
aus dem Jahr 1705, die 1719 wieder in die neue Kirche eingebaut wurde. Seitdem ist sie aber mehrfach so grundlegend repariert worden, daß man sie kaum noch als originale Arp Schnittger-Orgel bezeichnen kann. Nur der Originalprospekt ist erhalten geblieben.