Hans Focken

SPD-Völlen
     
Aus den Anfängen der SPD in Deutschland und des SPD Ortsvereins Völlen:

 

Die Entwicklung der SPD in Deutschland:

 

In der Revolutionsphase, schon vor 1848 hat es in Deutschland  Arbeiterverbrüderungen gegeben.

Die erste überregionale Organisation in der Arbeiterbewegung in Deutschland entsteht 1848:

Als Dachorganisation von Arbeitervereinen und Komitees wird vom Buchdrucker Stephan Born die „Allgemeine  Deutsche Arbeiterverbrüderung“ ins Leben gerufen, eine eigenständige politische Organisation aus 32 deutschen Arbeitervereinen.

Vor allem Handwerksgesellen und Facharbeiter schließen sich zusammen und bald verfügt die Arbeiterverbrüderung“ über 170 Ortsvereine und Bezirksorganisationen.

Der Wahlspruch der „Arbeiterverbrüderung“ lautet“: „Einer für alle, alle für einen“.

Der Geburtstag der deutschen Sozialdemokratie ist der 23. Mai 1863. In Leipzig gründet Ferdinand Lassalle den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein (ADAV). Die „Lassalleaner“ wollen das demokratische Erbe der 1848 gescheiterten Revolution antreten und den Forderungen der Arbeiter politisch Gehör verschaffen.

„Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ – so lautet das Motto auf dem Traditionsbanner der SPD.  

Im August 1869 gründen August Bebel und Wilhelm Liebknecht in Eisenach die „Sozialdemokratische Arbeiterpartei“ (SAP). Die sogenannten „Eisenacher“ sind im Gegensatz zum ADAV dezentral, von unten nach oben organisiert.

Bebel, der in den folgenden Jahrzehnten zur herausragenden Figur der organisierten Arbeiterbewegung in Deutschland wird und Liebknecht orientieren sich an dem gesellschaftspolitischen Gedankengut von Karl Marx und Friedrich Engels; die SAP steht auf dem Boden des Internationalismus der Arbeiterbewegung, setzt sich für soziale Forderungen ein und verlangt eine Demokratisierung von Staat und Gesellschaft.

Vom 22. bis 27. Mai 1875 beschließen die Delegierten ein Parteiprogramm, das von Wilhelm Liebknecht entworfen und von Karl Marx stark kritisiert wird.

1876 wird die Parteizeitung „Vorwärts“ gegründet.

Zwei Attentate auf Kaiser Wilhelm I. – mit denen die Sozialdemokraten nichts zu tun hatten – liefern Reichskanzler Bismarck den Vorwand, lange geplante gesetzgeberische Repressalien gegen die Sozialdemokratie im Reichstag durchzusetzen. Das „Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“ – verkündet am 21. Oktober 1878 von „Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser“ – wurde mehrfach verlängert und blieb insgesamt 12 Jahre lang in Kraft.

Es ist ein glanzvoller Wendepunkt in der Geschichte der SPD nach zwölfjähriger, grausamer, rücksichtsloser Unterdrückung. Diejenigen, die unter widrigsten Bedingungen als SPD-Abgeordnete zwischen 1878 - 1890  im deutschen Reichstag ausgeharrt haben, finden sich mit einem großen Teil derer, die als politische Ausgewiesene das bittere Brot des Emigrantendaseins essen, zu einer machtvollen Kundgebung in Erfurt zusammen.

Auf ihrem Erfurter Parteitag vom 14. – 20. Oktober 1891 beschließt die SPD ein Programm, das über dreißig Jahre bis zum Erscheinen des Görlitzer Programms im Jahre 1921 Gültigkeit hat.

Man kann es ein Programm zwischen radikaler Theorie und reformerischer Praxis nennen: Die theoretische Grundlage der Partei wird – acht Jahre nach dem Tod von Karl Marx – der Marxismus; in seinem praktisch-politischen Teil erhebt das Programm konkrete Forderungen zur Demokratisierung der Gesellschaft und zur Verbesserung der sozialen Lebensverhältnisse der Arbeiter und ihrer Familien.

Die Opposition gegen Kaiser und Großkapital wächst, zunehmend beteiligen sich auch Frauen an ihr.

Die deutsche Sozialdemokratie – wie auch sozialistische Parteien des Auslands – setzt sich für die Gleichberechtigung der Frauen ein. Bereits im Erfurter Programm forderte die Partei die Abschaffung „aller Gesetze, welche die Frauen in öffentlich- und privatrechtlicher Beziehung gegenüber dem Manne benachteiligen“, und verlangte das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht  „aller über 20 Jahre alten Reichsangehörigen ohne Unterschied des Geschlechts“.

Die Partei passt ihre Organisationsstruktur flexibel den jeweils geltenden gesetzlichen Bestimmungen an, so dass auch den Frauen in den meisten Ländern eine Mitgliedschaft möglich wird.

„Die Emanzipation der proletarischen Frau... ist allein das Werk des gesamten Proletariats ohne Unterschied des Geschlechts.“

„Gefahr ist im Verzuge. Der Weltkrieg droht“, so warnt die SPD noch am 25. Juli 1914 in einem Aufruf des Parteivorstandes, den der „Vorwärts“ veröffentlicht.

Aber die vaterländischen Emotionen erweisen sich im Inland wie im Ausland stärker als die Solidarität der Arbeiterklasse.

In Paris wird Jean Jaures am 31. Juli von einem Nationalisten erschossen. Die Kriegsbegeisterung überrollt die Friedensbemühungen überall. Am 1. August unterzeichnet der Kaiser die Mobilmachungsorder.

In Europa marschieren die Armeen in einen Krieg, dessen Ausmaß an Elend und Zerstörung noch jenseits der Vorstellungskraft aller Beteiligten liegt. Nach Krieg und der Novemberrevolution wird die folgende Zeit von politischen und wirtschaftlichen Krisen geprägt.

In der Nacht vom 7. auf den 8. November 1918 proklamiert in München Kurt Eisner im Namen der USPD die Republik. In Berlin verkündet am 9. November der Sozialdemokrat Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstagsgebäudes aus die „Deutsche Republik“.

Liebknecht, Führer der Spartakus-Gruppe, wiederum ruft die „Sozialistische Republik“ aus und grüßt „die russischen Brüder“.

Prinz von Baden, der letzte kaiserliche Reichskanzler, verkündet die Abdankung Kaiser Wilhelm II. und übergibt Friedrich Ebert (SPD) sein Amt. Die Sozialdemokratie stellt sich an die Spitze des Kampfes um Demokratie in Deutschland.

Anfangs schien der Bruderkampf zwischen den verschiedenen demokratisch-sozialistischen Gruppierungen  überwunden zu sein. Mehrheit und Minderheit in der Sozialdemokratie bilden eine paritätisch besetzte Regierung. Die Koalition aus MSPD und USPD zerbricht allerdings schon Ende 1918. Die USPD zieht aus, die Bürde des Neuanfangs liegt jetzt ganz auf den Schultern der Mehrheitssozialdemokraten.

 

Die Entwicklung der SPD während des 1. Weltkrieges zwischen 1914 und 1918:

Der Krieg 1914 – 1918 hatte für die Sozialdemokratische Partei Deutschlands schmerzliche Folgen. Schon im Januar 1916 hatten sich Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg von der Partei losgesagt. Ihre neue Bewegung wurde unter dem Namen „Spartakusbund“ bekannt. Im April 1917 spaltete sich die Gruppe der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei (USPD) von der SPD ab.

Die größere Zahl der Anhänger der alten SPD nannte sich nun Mehrheitssozialisten (MSPD). Bei der Wahl zur Verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung im Frühjahr 1919 erhielten die Mehrheitssozialisten 37,9 %, die Unabhängigen Sozialisten 7,6 % aller Stimmen. Aus dem Spartakusbund ging am 30.12.1918 die Kommunistische Partei Deutschlands hervor.

Die USPD, die bei der Reichtagswahl im Juni 1920 glänzend abgeschnitten hatte – sie ging als zweitstärkste Partei nach der MSPD hervor und erhielt 81 Mandate – zerfiel sehr rasch. Die Aufnahme von Beziehungen einiger ihrer Mitglieder mit der Moskauer Dritten Internationalen hatte verhängnisvolle Folgen für die Partei.

Ein Teil ihrer Anhänger lief zu den Kommunisten über, der andere, größere vereinigte sich im Vereinigungsparteitag zu Nürnberg im September 1922 zur Vereinigten Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (VSPD), die sich bald wieder den Namen SPD gab.

Am 19. Januar 1919 finden die Wahlen zur verfassungsgebenden Deutschen Nationalversammlung statt.

Die Wahlen bringen der Sozialdemokratie ein gutes Ergebnis. Am 31. Juli 1919 verabschiedet die Nationalversammlung in Weimar die deutsche Verfassung.. Sie tritt am 14. August in Kraft. Verbriefte Staatsform ist jetzt die parlamentarische demokratische Republik, oberster Souverän das Volk.

Freiheit und Gleichheit vor dem Gesetz sind Grundrechte. Nach dem Buchstaben der Reichsverfassung hat die Sozialdemokratie mehr erreicht, als sie zu hoffen gewagt hatte – auch ihr sozialpolitisches Programm findet sich wieder.

(Friedrich Ebert ist in den Jahren 1871 – 1925 das erste parlamentarische Staatsoberhaupt in Deutschland).

Erste Anfänge des SPD Ortsvereins Völlen  (1918/1919)

Gleich nach dem ersten Weltkrieg entstanden im ostfriesischen Raum, wie woanders auch, eine Vielzahl neuer Ortsvereine. Auch unser Ortsverein, damals USPD Völlenerfehn, hatte sich bereits der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung angeschlossen, wie es aus einem Verzeichnis des SPD Bezirks Oldenburg-Ostfriesland aus dem Jahre 1919 hervorgeht. Danach hatte der Ortsverein am 15.3.dieses Jahres bereits 111 – wenn auch nur männliche – Mitglieder, eine beachtliche Zahl verglichen mit dem Stand von heute.

Wenn auch nichts Wesentliches über das Auftreten der Sozialdemokraten aus dieser Zeit in Erfahrung zu bringen war, so wissen wir, dass für sie die sozialdemokratischen Grundwerte wie Freiheit, Gerechtigkeit, Solidarität nicht nur Ideale waren. Der 1. Vorsitzende des SPD Ortsvereins Völlenerfehn war in dieser Gründerzeit  Krino Bekker aus Völlenerkönigsfehn. Sein Mitgliedsbuch ist erhalten geblieben als ein wichtiges Dokument.

Es wird davon ausgegangen, dass der Ortsverein bereits Ende 1918 seinen Gründungstermin hatte, leider konnte das aber nicht feststellt werden. Damit ist der 15.3.1919 der Anfang der Ortsvereinsgeschichte. 

Im Jahre des Parteitages in Görlitz 1921 fanden im hiesigen Raum Kreistagswahlen statt.

Das „Leeraner Anzeigenblatt“ veröffentlichte am 14.1.1921 gemäß §32 der Wahlordnung für die Provinziallandtags- und Kreistagswahlen  die vom Wahlausschuss zugelassenen Wahlvorschläge für die am 20.1.1921 stattfindende Kreistagswahl.

Danach waren unter dem Wahlvorschlag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands zwei Genossen zu finden:  Appeldorn, Hero - Gewerkschaftsangestellter aus Völlenerfehn und Frey, Arend - Arbeiter aus Völlen.

In dieser Zeit erklärte sich die SPD als Volkspartei und demokratische Staatspartei. Sie betrachtete die Republik als „die durch die geschichtliche Entwicklung unwiderruflich gegebene Staatsform, jeden Angriff auf sie als ein Attentat auf die Lebensrechte des Volkes“.

Ein Jahr später überwindet die Sozialdemokratie die Spaltung. Im September 1922 schließt sich der Rest der bereits vorher auseinander gebrochenen USPD der Mutterpartei an. Doch die Mehrheit der USPD hatte sich 1920 mit der KPD vereinigt. Auf ihrem Heidelberger Parteitag 1925 gibt sich die nun wieder vereinigte SPD ein neues Grundsatzprogramm. Mehrere Jahre lang sind die Sozialdemokraten an den Reichsregierungen von Weimar nicht beteiligt.

Die Partei prägt das Leben:

In vielfältiger Form prägt die Arbeiterbewegung das Leben in der Republik.

Die Gewerkschaften rufen zur Mai-Demonstration und zum „Fest der Arbeit“ auf.

Neue Schulen und Kindergärten, öffentliche Büchereien, Jugend- und Altersheime, Sport- und Spielplätze, Bäder und Erholungsstätten entstehen aus sozialdemokratischer Initiative.

In der sozialistischen Jugend engagieren sich viele junge Menschen.

1928, nach ihrem Wahlsieg, bildet die SPD noch einmal im Reich die Koalitionsregierung unter Führung des sozialdemokratischen Reichskanzlers Hermann Müller.

Mit dem Beginn der Wirtschaftskrise gerät die parlamentarische Republik aber in immer neue Strudel.

Das Ende des letzten parlamentarisch regierenden Reichskabinetts – an dem sich SPD, Zentrum, DDP und DVP beteiligen – kommt 1930.

Der Streit um eine geringfügige Erhöhung der Arbeitslosen- und Sozialversicherung bildet den äußeren Anlass zum Sturz.

Nun folgt die Politik der „Notverordnungen“ des Reichskanzlers Brüning (Zentrum); das Parlament ist weitgehend ausgeschaltet. Die Republik verfällt zusehends. Sechs Millionen Arbeitslose erschüttern das Vertrauen zum Staat von Weimar.

Gefährlicher Wandel:

Von den für die Republik günstig verlaufenden Jahren von 1925 – 1928 zeugen erste außenpolitische Erfolge und das Ergebnis der Reichtagswahl vom 20. Mai 1928. Die SPD erringt einen klaren Wahlsieg. Als im Herbst 1929 eine weltweite Wirtschaftskrise ausbricht, wird die günstige Entwicklung nachhaltig erschüttert.

Die Regierung der großen Koalition bricht im März 1930 auseinander. Aus den Reichtagswahlen vom 14.09.1930 gehen die Nationalsozialisten mit 18,3 % der Stimmen und 107 Parlamentssitzen als zweitstärkste Partei hervor und in der Reichtagswahl 1932 ist sie die stärkste Reichtagsfraktion. Die Weimarer Republik ist in Auflösung begriffen. Vergeblich warnen die Sozialdemokraten vor der Gefahr.

Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit treiben den Nazis immer neue Wähler zu.

Der permanente Terror der nationalsozialistischen Kampfverbände untergräbt den Rechtsstaat.

Die Reichsregierung der „Hitler-Barone“, unter dem Herrenreiter Franz von Papen, ist weder fähig noch willens, den Nationalsozialisten zu widerstehen. Als Papen ohne parlamentarische Legitimation, allein gestützt auf Hindenburgs Blankovollmachten, am 20. Juli 1932 die preußische Regierung unter Otto Braun (SPD) absetzt („Preußenschlag“), kann sich die SPD nicht zur Ausrufung eines Generalstreiks entschließen, aus Angst vor einem blutigen Bürgerkrieg.

Danach ist der Siegeszug der Nationalsozialisten – die Kommunisten machen teilweise mit den Nazis im Kampf gegen die Republik gemeinsame Sache, nicht mehr aufzuhalten.

Am 30. Januar 1933 hat die NSDAP ihr Ziel erreicht: Reichspräsident Hindenburg ernennt Hitler zum neuen Reichskanzler.

Das Ermächtigungsgesetz:

Als das „Ermächtigungsgesetz“ zur Abstimmung gestellt wird, geben ihm Nationalsozialisten, Deutschnationale, Deutsche Volkspartei, Deutsche Staatspartei, Zentrum, Bayerische Volkspartei und die Splittergruppen ihre Zustimmung.

Allein die 94 von 120 sozialdemokratischen Reichtagsabgeordneten , die  - von Hitlers Sturmtruppen umringt –noch an der Sitzung teilnehmen können, sagen bei der namentlichen Abstimmung ihr mutiges, unvergessliches „Nein“. Der SPD Vorsitzende Otto Wels in seiner einsamen Rede: „Wir Sozialdemokraten haben in schwerster Zeit die Mitverantwortung getragen und sind dafür mit Steinen beworfen worden... Wir haben gleiches Recht für alle und ein soziales Arbeitsrecht geschaffen. Wir haben geholfen, ein Deutschland zu schaffen, in dem nicht nur Fürsten und Baronen, sondern auch Männern aus der Arbeiterklasse der Weg zur Führung des Staates offen steht... Wir bekennen uns in dieser geschichtlichen Stunde feierlich zu den Grundsätzen der Menschlichkeit und der Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus.

Am 22. Juni 1933 verbietet Innenminister Frick die Tätigkeit der Sozialdemokratie im Reich. Mit dem Ende jeglicher Form legaler Parteiarbeit in Deutschland gibt es für Sozialdemokraten im Kampf gegen den Hitler-Faschismus nur noch den Weg in den Untergrund oder ins Exil.

SA und Stahlhelm, sowie der kommunistische Rotfrontkämpferbund erobern die Straße. Gegen diesen Terror von Rechts und Links bilden SPD, Gewerkschaften, das „Reichsbanner“ (ein republikanischer Wehrverband) und Arbeitersportvereine die „Eiserne Front“, zur Verteidigung der bedrohten Republik.

Auch Verhaftungen gehören zum Straßenbild. Die Republik von Weimar wird von ihren Feinden ruiniert und ihre Stützen sind zu schwach für ihre Verteidigung. Es regieren Willkür und Chaos. Endlich wähnen sich die rechts-konservativen, nationalistischen Kreise am Ziel.

Alfred Hugenberg, rechter Pressezar, erklärt 1929:  „Eiserne Front gegen Hitler-Barone“.

„Der Sozialismus ist die Vorstufe zum Bolschewismus. Die Deutschnationalen sind das einzige Bollwerk gegen das Chaos.“

Hugenberg und seine Gesinnungsfreunde in Wirtschaft und Militär unterstützen Hitler und die Nationalsozialisten.

Die Verfolgung der Sozialdemokraten durch die neuen Machthaber ist total. Sinnbild für den Widerstand aus den Reihen der Sozialdemokraten sind die Männer wie Kurt Schumacher, Wilhelm Leuschner und Julius Leber. Aber auch viele „Namenlose“ leisten Widerstand, sie werden verfolgt, verhaftet, ermordet.

Auch der Genosse Hero Appeldorn, ein aufrechter Sozialdemokrat, wurde am 31.01.1933 von der SA in Schutzhaft genommen, damit erlag die politische Arbeit des SPD Ortsvereins Völlen/Völlenerfehn in dieser Zeit völlig.

Die Chance für einen Neuanfang:

1939 hat „Hitler –Deutschland" die Welt in einen Krieg getrieben, der am 08.05. 1945  zu Ende ist. Ganz Europa liegt am Boden. In allen Ländern haben die Menschen furchtbares erlitten. Deutschland ist zerstört und ausgeblutet und hat bedingungslos kapituliert. Sein Schicksal werden die Siegermächte bestimmen.

Kann es die Chance für einen Neuanfang geben?

Die Deutschen machen sich an den Wiederaufbau ihres zerstörten Landes.

Nach der Gründung der Bundesrepublik vollzieht sich der politische Neuanfang keineswegs so tiefgreifend, wie Sozialdemokraten es erhofft und mit vorbereitet haben. Auch die Erwartung, der SPD werde in einem demokratischen Nachkriegsdeutschland die politische Führung zufallen, erfüllt sich nicht; auch nicht bei den Wahlen zum ersten deutschen Bundestag am 14. August 1949, denn Adenauer wird mit einer Stimme Mehrheit zum Kanzler gewählt.

Vielerorts finden sich schon während des alliierten Einmarsches – aufbauend auf dem Widerstand gegen das NS-Regime – antifaschistische Gruppen zusammen. Sie versuchen die Bewältigung des demokratischen Neubeginns in die Hand zu nehmen. Doch die Besatzungsmächte unterbinden jede politische Betätigung. Sie leiten mit der Einsetzung von Bürgermeistern und Landräten zunächst den Wiederaufbau der Verwaltung ein.

Hero Appeldorn als Antifaschist wird gleich nach Einmarsch 1945 als Gemeindedirektor von der britischen Besatzungsmacht eingesetzt, um an den Voraussetzungen für einen demokratischen Neuanfang der Gemeinde Völlen mitzuhelfen. Er hatte großen Anteil an der Bewältigung der vielfältigen Aufgaben dieser Zeit.

Nach anfänglichen Sammlungsbestrebungen auf der linken wie auf der rechten Seite gestaltet sich langsam eine Neuorientierung.  

In Völlen sammeln sich Sozialdemokraten zu einem Neubeginn. Viele neue Mitglieder füllen die Lücken, so auch Hermann Appeldorn; er verstärkt am 01.01.1946 den Ortsverein aktiv; denn auch er war seit Jugend vertraut mit den Zielen der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung.

Hermann Appeldorn übernimmt nunmehr die Aufbauarbeit des SPD Ortsvereins Völlen als 1. Vorsitzender. Seine Überzeugungsarbeit verschafft dem Ortsverein einen gewaltigen Aufschwung.

Am 14. Juli 1955 verstirbt Hero Appeldorn. Ihm gilt der Dank; denn er hat viele Jahre seines Lebens, auch unter Einsatz persönlicher Einschränkungen, sich stets für die Belange der Partei verantwortlich gefühlt.

Kurt Schumacher, der erste Nachkriegsvorsitzende der SPD, stirbt im Alter von 56 Jahren am 20. August 1952.

Von den Folgen der zehnjährigen KZ Haft hat er sich nie erholt.

Erich Ollenhauer wird auf dem Dortmunder Parteitag im September 1952 zu seinem Nachfolger gewählt.

Vom 13. bis 15. November 1959 vollzieht sich in der SPD eine für die nachfolgenden Jahre wichtige Fortentwicklung:

Ein Sonderparteitag verabschiedet in Godesberg das neue Grundsatzprogramm, das den Anspruch der deutschen Sozialdemokratie, eine Volkspartei zu sein, programmatisch untermauert.

Die Partei, die neue Ideen aufnimmt und sich neuen Schichten öffnet, stellt sich programmatisch dar als das, was sie schon lange gewesen war: eine linke, freiheitliche, sozial fortschrittliche Volkspartei.

Godesberg bekennt sich zu „Grundwerten“ und „Grundforderungen“, die der einzelne auf unterschiedliche Weise begründen kann.

Die Kommunalwahl am 29. September 1968 ist ein großer Erfolg der Völlener Sozialdemokraten.

Die CDU, mehr eine Art Wählergemeinschaft, erhält nicht die Unterstützung der Bevölkerung, so dass die SPD als stärkste Fraktion aus dieser Wahl hervorgeht.

In der konstituierenden Sitzung im November 1968 wird Erwin Fietz zum Bürgermeister von Völlen gewählt.

Erwin Fietz seit 1961 Mitglied der SPD, ist ein Mann des Ausgleichs und der Sachkenntnis, nicht allein von Beruf Architekt, sondern auch ein Architekt auf kommunaler, politischer Ebene. Als Bürgermeister von Völlen hat er sich hohe Verdienste erworben. Sein Einsatz für die Gemeinde ist aufrecht und beispiellos.

So war sein Eintreten gegen die Angliederung Völlens an die Stadt Papenburg gemäß § 11 des Gesetzentwurfes der Nieders. Landesregierung entscheidend. Sein Anliegen war, dass die Bevölkerung Völlens in ihrer regionalen Orientierung und in der landsmannschaftlich konfessionellen Zugehörigkeit verbleibt.

So schreibt er am 15. Mai 1972 am Schluss seiner Eingabe: „Aus all den vorgenannten Gründen erwarten der Rat und die Gemeinde Völlen, dass die Landesregierung den Entwurf für unseren Raum ändert, die Gemeinde Völlen an die Gemeinde Westoverledingen anschließt und damit bei der angestammten Heimat Ostfriesland belässt“.

Nach eingehender Diskussion in der Bevölkerung wie im Landtag, entscheidet sich der Landtags-Ausschuss mit Mehrheit für die Einbeziehung Völlens, in die am 01.01.1973 gebildete Gemeinde Westoverledingen und damit für den Verbleib in Ostfriesland, wie es Erwin Fietz als Bürgermeister von Völlen, gefordert hat.

Von 1968 – 1972 als Bürgermeister der selbständigen Gemeinde war er nach Einbeziehung Völlens in die Gemeinde Westoverledingen von 1973 – 1977 deren Ortsbürgermeister. Neun Jahre erhielt Erwin Fietz das Vertrauen der Völlener Bevölkerung, um so überraschender war sein Rücktritt im November 1977.

Er begründete diesen Schritt mit Arbeitsüberlastung durch sein Amt als Bürgermeister der Gemeinde Westoverledingen. Die Wähler bat er um Verständnis, er bleibe aber im Ortsrat und werde dort auch weiterhin für Völlen tätig sein.

Wir nennen hier die bisherigen 1. Vorsitzenden des SPD Ortsvereins Völlen:

 

1.             Krino Bekker aus Völlenerfehn, erster Vorsitzender der USPD. Unabhängige 

                sozialdemokratische Partei Deutschlands. 111 Mitglieder, nur männliche.

 

2.             Hero Appeldorn, während der Kriegsjahre sporadisch, dann von 1945 bis 1955

 

3.             Hermann Appeldorn, 1. Vorsitzender von 1955 bis 1963

                Ehrenvorsitzender des SPD Ortsvereins Völlen seit 2001

 

4.             Erwin Fietz,  1. Vorsitzender von 1963 bis 1987

                Ehrenvorsitzender des SPD Ortsverein Völlen seit 1987

                Bürgermeister von Völlen von 1968 bis 1972

                Ortsbürgermeister von Völlen von 1973 bis 1977

                Stellvertr. Bürgermeister von Völlen von 21.11.77 an   

 Stellvertr. Bürgermeister Westoverledingen von 1973 bis 1974

 Bürgermeister von Westoverledingen von 1975 bis 1981               

 Mitglied des Kreistages Leer von 1973 bis 1991

                                              

5.             Ottomar Ziezold,  1. Vorsitzender von 1987 bis 1991

 

6.             Franz Ostholthoff,  1. Vorsitzender von 1991 bis 1993

 

7.           Jan Hensmanns, vom 19.April 1993 bis zur nächsten Mitglieder-Hauptversammlung in

              2005.

 

Die Richtung,

Bemerkungen des 1. Vorsitzenden  Jan Hensmanns:

Unser Ortsverein, ja unsere SPD ist zwar an Jahren alt, jedoch die Inhalte und Ziele sind aktuell, modern und in die Zukunft gerichtet.

Konservative Parteien wollen heute Probleme von morgen mit Rezepten von gestern lösen.

Sie sind und bleiben statisch. Sozialdemokraten dagegen sind dynamisch.

Und gerade in der heutigen Zeit mit der ausufernden Arbeitslosigkeit  und der Politikverdrossenheit vieler unserer Mitbürger, kann nur eine Volkspartei, die SPD Antworten geben und  mit ehrlicher, konsequenter Arbeit, sozial und demokratisch die brennenden Fragen der heutigen Zeit und für die Zukunft lösen.

Um diese Ziele zum Menschen  umsetzen zu können, muss der Bezug zum Menschen vor Ort erhalten und ausgebaut werden.

Eine Partei , die an der Basis vorbei regiert und damit Politik zum Selbstzweck degradiert, muss letztlich scheitern.

Kämpfen wir weiter für Gerechtigkeit, den Ausbau der Demokratie und das friedliche Miteinander aller Menschen.

 

Verantwortlich für den Text:

Hans Focken, Pressewart.