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Wir ahnen es, bei der Bestimmung der Breite unseres Standorts nach dem Nordstern
beschäftigen wir uns schon wieder mit einem Sonderfall der Astronavigation. Der
Nordstern ist der einzige Himmelskörper, der scheinbar ohne Bewegung seine
Position am Himmel beibehält. Würden wir uns auf dem Nordpol stellen, und in
einer klaren Nacht den Himmel mit dem Nordstern in der Bildmitte fotografieren,
würden wir feststellen, dass alle anderen Sterne mit ihrer Laufbahn konzentrische
Kreise um den Nordstern bilden. Diese Bewegung ist nur scheinbar; es ist die
Erde, die sich um die eigene Achse dreht, und der Nordstern steht auf der
gedachten Verlängerung der Drehachse der Erde. Das bedeutet, dass Nordstern vom
Nordpol aus gesehen immer im Zenit steht.
Auf der nördlichen Halbkugel, auf der sich die meisten von uns üblicherweise
befinden, können wir diesen Sonderstatus des Nordstern für die Bestimmung der
Breite unseres Standorts zu Nutzen machen. Nehmen wir von unserem Standort aus
die Höhe des Nordsterns ist der gemessene Winkel gleichzeitig der Winkel unserer
Breite. Nebenstehendes Bild macht deutlich, dass das irgendwie was mit den
Gesetzen der Wechselwinkel, an die wir uns noch dunkel erinnern, zu tun hat.
Wie so oft, ist es wieder einmal nicht ganz so einfach wie gehofft. Der Nordstern steht nämlich nicht exakt im Zenit des Nordpols, sondern ca. 48' davon abweichend. In der Praxis müssten wir selbstverständlich den Zeitfehler, die Lichtbrechung durch die Lufthülle, die Augenhöhe über dem Wasser und vor allem die Abweichung des Nordsterns von der theoretisch Position immer korrigieren. Diese Korrektur wird auch Beschickung genannt; sie ist ohne das nautische Jahrbuch nicht zu machen.