Anlegemanöver
römisch - katholisch
Das Segeln auf See ist eine hohe Kunst, doch das geglückte, perfekte Anlegemanöver im Hafen ist ist die edle Krönung eines jeden Segeltags.
Allein schon deshalb, weil sensationslüsternes Publikum zusammen mit schadenfrohen Skipperkollegen schon gierig darauf warten, dass sich ein Schiffsbug splitternd in die Kaimauer bohrt und sich hinterher über derlei belanglose Kleinigkeiten tagelang das Schandmaul zerreißt.
Die Wenden und Halsen draußen in der tobenden See können noch so genial gewesen sein, gesehen hat es leider niemand. Ein perfektes Anlegemanöver aber sehen Hunderte von Touris und die leichtgeschürzten Mädels auf der Hafenpromenade blicken bewundernd mit großen blauen Augen zum Skipper auf. Damit Ihnen solcher Glanz nicht versagt bleibt, hier einige Ratschläge aus langjähriger Praxis:
Gewissenhafte Vorbreitungen und klare Befehle sind unter Ihrer Würde.
Überlassen Sie die Vorbereitung des Anlegemanövers der Kreativität der Crew.
Die
Einfahrt in den Hafen sollte immer zügig bis schnell erfolgen.
Geschwindigkeitsbeschränkungen ignorieren Sie, die sind ohnehin nur für
ängstliche Naturen. Ein wenig Schwell bringt Bewegung in den Hafen und teilt
allen anderen unmissverständlich mit, dass jetzt SIE kommen.
Wenn überhaupt Befehle erteilt werden, dann mit lauter und kräftiger Stimme.
Das zeugt von Selbstbewusstsein und schließlich soll der ganze Hafen was davon
haben.
Fender sind nur für Anfänger, die immer irgendwo anbumsen. Wenn überhaupt
Fender, dann erst im letzten Augenblick!
Anweisungen des Hafenkapitäns sollen grundsätzlich nicht zur Kenntnis genommen
werden, die Auswahl des richtigen Platzes überlassen Sie am besten der Crew.
Lautstarke Diskussionen an Bord zeugen von der demokratischen Grundeinstellung
eines liberalen Skippers.
Akzeptieren Sie aber beileibe nicht jeden Platz, den die Crew vorschlägt. Hier
heißt es Führungswillen demonstrieren. UND: Nur an wirklich engen Lücken
können Sie Ihr überlegenes Können demonstrieren.
Motormanöver werden grundsätzlich entschlossen, energisch und mit voller
Drehzahl des Diesels durchgeführt. Zeigen Sie ruhig, wie stark Ihre Maschine
ist! Ehrfürchtiges Staunen der anderen Segler im Hafen ist Ihnen sicher.
Beim Rückwärtsfahren in die Lücke achten Sie auf ausreichende Geschwindigkeit.
Schließlich brauchen sie Ruderwirkung.
Schonen sie Ankerkette und Winsch! Nur Angsthasen legen mehr als 10 Meter
Kette!
Bei
den Festmachern achten Sie auf ausreichende Länge. Klarieren ist überflüssig,
schließlich wollen die an Land auch noch was zu tun haben ...
Das
Abbremsen des Schiffes überlassen Sie ruhig dem Ankermann. Um die Kaimauer
brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, die ist meist aus Stein.
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herbertdrews@ewetel.net