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MTS "Isebek"

Im Jahre 1945 existierte die deutsche Handelsmarine nicht mehr, Handelsschiffe die den Krieg funktionsfähig überstanden hatten, mussten an die Kriegsgegner übergeben werden.

Erst im Jahre 1950 trat das Petersberger Abkommen in Kraft und die Besatzungsmächte gestatteten Deutschland einen eingeschränkten Wiederaufbau seiner Handelsflotte. Die Reederei Knöhr & Burchard Nfl. gehörte u.a. zu den Unternehmern der ersten Stunde.

So ließ sie ihren Dampfer "Thielbek" bergen, der noch in den letzten Wochen des 2.Welkrieges in der Neustädter Bucht von britischen Kampfflugzeugen versenkt wurde. An Bord der "Thielbek" befanden sich Insassen der Konzentrationslager; die Mehrzahl der Menschen ertrank in den kalten Fluten der Ostsee. "Thielbek" wurde nach der Hebung bei der Lübecker Maschinenbau Gesellschaft wieder instandgesetzt und am 19.Juli 1950 lief das Schiff unter einem neuen Namen aus. Die Reederei beschäftigte D "Reinbek" künftig in der Trampfahrt.
 
 

Die "Thielbek" neuer Schiffsname "Reinbek" wurde in den letzten Kriegstagen von englischen Luftsttreitkräften
in der Neustädter Bucht versenkt. Es befanden sich Isassen eiens Konzentrationslagers an Bord, von denen
die meisten den Tod fanden. Foto: Reederei Knöhr & Burchard Nfl.





Im Jahre 1950 begann die Reederei zielstrebig auch ein Neubauprogramm. So wurden bei der Schiffswerft Kremer-Sohn Elmshorn, zwei Tankmotorschiffe bestellt. Es handelte sich bei diesen Schwesterschiffen um die "Isebek" und "Osterbek".

MTS "Isebek" wurde nach erfolgreicher Probefahrt auf der Elbe im April 1952 an den Reeder abgeliefert. Die erste Reise des Schiffes führte nach Runkorn UK, hier wurde eine Ladung Kerosin für den Bestimmungshafen Genua übernommen. Nachdem die Ladung gelöscht war, führte der Kurs an der Vulkaninsel Stromboli vorbei, er führte durch die Strasse Messina nach Port Said-Ägypten.

Auf der Reise nach Port Said führt die Route vorbei an der
Vulkaninsel Stromboli. Foto J. Goeman, 1952





In Port Said bekam die "Isebek" einen Chartervertrag und sollte für die britischen Streitkräfte in Nahost die Region mit Kerosin versorgen. Die Ladungen wurden im Bereich des Sueskanal übernommen und die zu versorgenden Häfen waren Tobruk und Bengasi in Libyen und Akaba in Jordanien.

Ich gehörte zur Besatzung des kleinen Schiffes und hatte als Ingenieur-Assistent angemustert. Meine Reiseerlebnisse aus dieser Zeit habe ich in einem Tagebuch niedergeschrieben und möchte sie in einer kurzen Zusammenfassung schildern.

In den Jahren 1950 bis 1960 war für die Besatzungen immer genügend Zeit für Landgänge, dafür fehlte es zumeist an der finanziellen Ausstattung. In den Häfen Tobruk und Bengasi sowie Akaba war die Infrastruktur noch sehr mangelhaft und die Löscharbeiten dauerten meistens mehrere Tage. Die Ladung musste teilweise über provisorische Rohrleitungen an Land gelöscht werden. Akaba war ein Paradies für Tauchgänge. Nach dem Kriege hatten sich in den britischen Stützpunkten ehemalige Soldaten der deutschen Wehrmacht als Hilfskräfte verpflichtet, hier fanden sie Arbeit und Brot. Die ehemaligen Landser freuten sich immer, wenn unser Schiff im Hafen lag, hier bekamen sie immer Schwarzbrot und Bier. Dafür luden sie die Besatzung zu Landausflügen ein. Ich hatte die Gelegenheit zu Bootsfahrten auf dem Bittersee oder zu einem Besuch auf dem Soldatenfriedhof in der Nähe von Tobruk.

MTS "Isebek" liegt in Tobruk - Libyen an der Löschpier. Das Schiff hat über die
Troppen geflaggt, Kapitän Jungemann hat Geburtstag. Foto: J. Goeman, 1952







Nach einigen Monaten wurde MTS "Isebek" von dem Schwesterschiff "Osterbek" abgelöst. Im Mittelmeer vereinbarten die Kapitäne über Funk einen Treffpunkt.
Der Kapitän der "Osterbek" ruderte mit einem Schlauchboot zu uns herüber und übergab Kapitän Jungermann neue Order von der Reederei.

Im Mittelmeer haben die Schiffsführer einen Treffpunkt vereinbart.
Der Kapitän der"Osterbek" rudert mit einem Schlauchboot zum Schwesterschiff.
Foto: J. Goeman, 1952
 
 

Im Löschhafen Akaba-Jordanien wird über eine provisorische Pipeline
die Ladung - Kerosin -  gelöscht. Foto: J. Goeman, 1952

Die nächste Reise führte nach Madeira, dort übernahmen wir an einer kleinen Walfangstation Walöl für den Bestimmungshafen Rotterdam. Nach Löschung der Ladung und anschließender Tankreinigung wurde Leinöl für Casablanca übernommen.
Ein neuer Auftrag führte MTS "Isebek" nach Westafrika. Auf dieser Route wurde in  Teneriffa Wasser und Proviant übernommen.

In Dakar-Senegal kam ein Lotse an Bord und brachte das Schiff auf dem Saloum-River zu einer Ladepier in Lyndiane. Hier betrieb ein französischer Farmer eine Erdnussplantage. Die Ladung Erdnussöl war für Marseille-Frankreich bestimmt. In Lyndiane, einem kleinen Dorf besuchte ich eine Eingeborenensiedlung und machte dort sehr interessante Fotos.

Als die Ladung in Marseille gelöscht war, erkrankten einige Besatzungsmitglieder. Bei mir stellte der Hafenarzt eine Grippeerkrankung fest. "Isebek" verließ den Hafen, eine neue Order der Reederei lag vor. Noch in der Nacht verstarb unser Schiffskoch W. Schröder aus Hamburg, mein Gesundheitszustand verschlechterte sich bedrohlich. Unser Koch wurde in Segeltuch eingenäht und nach einer schlichten Trauerandacht dem Seemanngrab übergeben. Der Kapitän sah sich gezwungen, mich im nächsten Hafen an Land in ärztliche Behandlung zu bringen. So wurde ich in das Hospital 18 ter Julio, in Cartagena-Spanien eingeliefert. Der Krankenhausarzt diagnostizierte eine Typhusinfektion und so wurde ich zwei Monate mit Medikamenten behandelt.

Landgang in Lyndiane-Senegal. Der Autor mit Einheimischen des Dorfes.
Foto: J. Goeman, 1952

Nach meiner Rückkehr nach Hamburg musste ich in das Tropenkrankenhaus eingeliefert werden, hier erkannte Dr.Prof. Mohr sofort den Grund für mein ständiges Fieber, Malaria-tropica.

Nach meiner Genesung meldete ich mich sofort bei der Reederei zurück. Inzwischen war der Neubau MS " Rodenbek" von der Werft in Lübeck fertiggestellt worden und ich musterte auf diesem neuen Schiff an. Die "Rodenbek" war in der weltweiten Trampfahrt beschäftigt.
 
 

MS "Rodenbek" liegt in Antalya-Türkei und wird mit Erz beladen.
Foto: J. Goeman, 1952

Die Reederei Knöhr & Burchard Nfl Hamburg, wurde im Jahre 1814 gegründet und besteht nunmehr über 180 Jahre. Im heutigen Zeitalter der Fusionen eine fast unglaubliche Geschichte.