Die Orgel in Tergast

Einst stand auf einer kleinen Empore an der Lettnermauer eine „kleine, aus einer Hausorgel hergestellte, im Jahre 1817 erbaute Orgel mit kunstvollen Schnitzwerken“ (W. Kaufmann, Die Orgeln Ostfrieslands, 1968). Von dieser Orgel haben sich leider nur Photographien aus den zwanziger Jahren des letzten Jahrhunderts erhalten . Der Verbleib des Instruments ist unbekannt.

1939 wurde die Empore abgebrochen und zugleich eine neue Orgel eingebaut. Diese stammt aus der reformierten Kirche in Neustadtgödens und wurde von 1845 bis 1850 von Gerd Sieben Janssen aus Aurich gebaut. Der Norder Orgelbauer Puchar, der seine Werkstatt in Emden hatte, nahm die Aufstellung des Instrumentes in Tergast vor und betreute die Orgel zusammen mit dem langjährigen Organisten, Herrn G. Dirks aus Oldersum bis in die sechziger Jahre. Sie hatte folgende Disposition:

1. Prinzipal 4'
2. Gedackt 8'
3. Flöte 8'
4. Flöte 4'
5. Oktave2'
6. Sesquialtera II
7. Zimbel III B/D angehängtes Pedal C -

Durch den Einbau einer Luftheizung hatte die Orgel in den letzten Jahren stark gelitten. Eine größere Restaurierung war somit nötig geworden. Durch einen namhaften Zuschuß der ten Doornkat Koolmann Stiftung, der Ev.-ref. Kirche und durch Spenden aus der Gemeinde Tergast selbst konnten die Arbeiten schließlich finanziert und im Herbst / Winter 1999 / 2000 durchgeführt werden.

Die Schäden, die am Gehäuse durch Austrocknung entstanden waren, wurden ausgebessert. Die Windlade ist generalüberholt worden und nun wieder winddicht. Stöcke und Raster wurden teilweise ersetzt, teilweise restauriert. Der alte Sackbalg wurde durch den Nachbau des ursprünglichen Schöpfbalges ersetzt. Die Klaviatur wurde weitgehend überarbeitet. Das Pfeifenwerk konnte repariert werden. Umfangreiche Forschungen ergaben, daß die Orgel ursprünglich ein Zungenregister, und zwar eine Trompete, beherbergte.

Dank einer großzügigen Nachfinanzierung durch die Ev.-ref. Kirche konnte auch hier der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden: ein wunderschönes Trompetenregister nach dem Vorbild anderer Arbeiten von Janssen erklingt nun wieder in Tergast. Nun hat die Orgel folgende Disposition:

1. Principal 4'
2. Gedackt 8'
3. Viola da Gamba 8'
4. Flaute Travers 4'
5. Octave 2'
6. Rauschpfeife 2fach
7. Trompete 8' Diskant und Baß

Zusammenfassend läßt sich sagen, dass das Instrument so schonend wie möglich in einen Zustand zurückversetzt wurde, der dem ursprünglichen Instrument möglichst nahe kommt. Dabei sind die gravierendsten Fehler der jüngsten Vergangenheit behoben worden. Nun ist die Orgel wieder zuverlässig spielbar und gehört zu Recht „zu den wichtigsten Beispielen des Orgelbaus aus der Mitte des 19.Jahrhundert in Ostfriesland“, wie der landeskirchliche Orgelsachverständige in einem Gutachten aus dem Jahr 1991 schreibt.

Im Zuge der Arbeiten an der Tergaster Orgel ist das gesamte Werk Gerd Sieben Janssens neu ins Licht der Aufmerksamkeit gerückt. Bisher galt er eher als ein rustikaler Orgelbauer, dem nur beiläufig Interesse gezollt wurde. Doch er erscheint jetzt in einem ganz anderen Licht. Das hat auch die kürzlich durchgeführte Restaurierung der Janssen-Orgel in der Ev.-ref. Kirche zu Aurich gezeigt.

Stand 2004