Mühlengemeinde

 

DIE GESCHICHTLICHE ENTWICKLUNG

Der römische Geschichtsschreiber Plinius berichtet im Jahr 39 von einem unglücklichen Volk in Ostfriesland, das Regenwasser trinkt und mit getrocknetem Schlamm Essen kocht. Torf kennt er nicht. Aber durch den Torf ist Großefehn entstanden.

Den Namen Großefehn kennt man seit über 350 Jahren, und zwar als zusammenfassende Bezeichnung für die drei Fehnkolonien Westgroßefehn, Mittegroßefehn und Ostgroßefehn, obwohl diese politisch selbständig waren.

Gegründet wurde das „Große Fehn“ im Jahre 1633, als vier Emder Bürger durch Erbpachtrecht die Erlaubnis erhielten, an der Flumm, etwa 2 km nördlich von Timmel, 400 Diemat (400 ha) Hochmoor abzugraben und den Untergrund zu kultivieren. Mit dem Stechen des Torfes, durch den Emden mit ausreichend billigem Brennmaterial versorgt werden sollte, wurde am 20. April 1634 dort begonnen, wo heute Westgroßefehn liegt. Nach diesem Vorbild wurde später auch das ,,Spetzer Fehn“ (1746) angelegt.

Die Hochmoore wurden abgebaut und kultiviert. Für den Transport des Torfes wurde ein schiffbares Kanalnetz geschaffen. Die nach westfriesischem Vorbild entstehenden Kolonien wurden "Fehne" genannt. Die niederländische Bezeichnung war "Veen".

In der Folgezeit wurden weitere Gebiete, in denen die heutigen Ortschaften Akelsbarg und Fiebing liegen, besiedelt. Älter sind dagegen die Ortschaften Aurich-Oldendorf, Bagband, Felde, Holtrop, Strackholt, Timmel, Ulbargen und Wrisse.

Die Ortschaft Aurich-Oldendorf soll im 12. und 13. Jh. eine ansehnliche Burg besessen haben; in einer Urkunde vom 7. September 1431 heißt die Ortschaft ,,Aldathorp“.

Die Geschichte Bagbands kann bis ins 13. Jh. zurückverfolgt werden. Etwa aus der Mitte dieses Jahrhunderts stammt die ansehnliche Kirche, deren Aussehen in die Zeit des romanischen Baustils verweist.

Holtrop, dessen Entstehung ebenfalls auf das 12./13. Jh. zurückgeführt werden muss, verfügt über eine im 13. Jh. entstandene Kirche, deren Geschichte bis in die vorreformatorische Zeit verfolgt werden kann.

Strackholt, im Südosten der Gemeinde Großefehn gelegen, wird bereits in den Münster'schen Pfarrregistern des 15. Jahrhunderts unter der Bezeichnung ,,Stretholt“ erwähnt. Der Ort dürfte jedoch wesentlich älter sein. Die Kirche soll etwa im 13. Jahrhundert erbaut worden sein. In der ostfriesischen Geschichte ist Strackholt bekannt durch die Quade Foelke, Gemahlin des Ritters Ocko tom Brook sowie durch mehrere Raubzüge der Oldenburger im 15. Jahrhundert. Im Dorf selbst sollen zwei Burgen gestanden haben.

Timmel wird bereits um das Jahr 1000 unter dem Namen ,,Timberlae“ in den Güte- und Heberegistern der Abtei Werden an der Ruhr erwähnt.

In dem Ort Ulbargen soll sich eine im 12. Jahrhundert gestiftete Niederlassung der Zisterziensermönche befunden haben. Anderen Darstellungen zufolge soll nahe am Dorf eine Burg, die ,,Üteborg“, gestanden haben.

Die Ortschaften Felde und Wrisse dürften ebenfalls bereits vor dem Jahre 1500 bestanden haben. Ein bekanntes Abgabenregister stammt aus dem Jahre 1580.

Die Gemeinde Großefehn wurde im Zuge der Gebietsreform im Jahre 1972 aus vierzehn bis dahin selbständigen Gemeinden, und zwar Akelsbarg, Aurich-Oldendorf, Bagband, Felde, Fiebing, Holtrop, Mittegroßefehn, Ostgroßefehn, Spetzerfehn, Strackholt, Timmel, Ulbargen, Westgroßefehn und Wrisse gebildet. Sie gehört zum Landkreis Aurich, Bezirksregierung Weser-Ems.

Das Gebiet der Gemeinde Großefehn ist gekennzeichnet durch die typisch ostfriesischen Wallhecken und Niederungsmoore, durchzogen von vielen Wasserläufen, und zwar natürlichen Gewässern und Fehnkanälen. Das an die Ortschaft Timmel angrenzende Boekzeteler Meer ist eines der wenigen erhaltenen ostfriesischen Binnenmeere und steht mit den umliegenden Niederungsgebieten unter Naturschutz. Zwischen dem Boekzeteler Meer und der Ortschaft Timmel wurde ein Ferien- und Erholungsgebiet mit einem ca. 20 ha großen See, dem ,,Timmeler Meer“ angelegt. 1990 erhielten die Ortschaften Timmel und Westgroßefehn die staatliche Anerkennung ,,Erholungsort“.

Die zur Gemeinde Großefehn gehörenden Ortschaften sind teils typische Fehnlandschaften mit Kanälen, Schleusen und Klappbrücken, teils alte Bauerndörfer mit alten ostfriesischen Kirchen und Ortskernen. Von den früher im Bereich der Gemeinde Großefehn zahlreich vorhandenen Windmühlen sind die Windmühlen in Bagband, Felde, Ostgroßefehn, Spetzerfehn und Westgroßefehn erhalten geblieben.

Dank mutiger Entscheidungen entwickelte sich die Gemeinde Großefehn weiter und übt nach wie vor große Anziehungskraft auf alle aus, die in einer gepflegten Wohngemeinde mit optimalen Freizeitwerten und guten Verkehrsanbindungen leben wollen.

Timmel und Westgroßefehn sind "Staatlich Anerkannte Erholungsorte", die den sanften Tourismus pflegen.

Im Westen der Gemeinde gibt es die Naturschutzgebiete "Fehntjer Tief" und "Boekzeteler Meer".

Es lohnt sich, der Gemeinde Großefehn einen Besuch abzustatten.