Baltische Mythologie

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Aitvaras

Litauischer Haushaltsgeist und schatzbringender Drache. Wer ihm seine Seele verschrieb, dem brachte der Reichtum. Geld und Güter stahl er dafür von anderen. Man konnte der Aitvaras bei bestimmten Kaufleuten erwerben oder auch selbst ausbrüten. Seine Gestalt war die eines Hahns oder Katers, immer schwarz. Wurde er von einem Menschen schlecht behandelt, rächte er sich, indem er dessen Haus in Brand steckte.

 

Apideme (Apydeme)

Haushaltsgöttin der Litauen.

 

Auseklis (Aushrine; Morgenstern)

Lettische und litauische Morgensterngottheit, die dem Mondgott Méness unterstellt war. Zählte Méness abends die Sterne, fehlte Auseklis häufig. Dann war er im Auftrag von Saule unterwegs. Fanden im Himmel Hochzeiten statt, dann gehörte Auseklis stets zum Brautgefolge. Im himmlischen Bad sorge er für das Wasser, dass zum Verdampfen notwendig war. Der lettische Auseklis gehörte zu den Bewerbern um die Saule meitas (siehe auch).

 

Bangpütys ("Wellenblaser")

Litauischer Meeresgott und Gott der Wellen.

 

Ceroklis

Lettischer Gott des Ackerbaus, der Fruchtbarkeit und der Gastfreundschaft. Ihm wurden bei jeder Mahlzeit der erste Bissen und der erste Schluck geopfert. Dies geschah, indem man sie auf den Fußboden warf, bzw. schüttete. Nach der Christianisierung wurde er dem litauischen Vélnias gleichgesetzt. 

 

Curche (Kurke)

Altpreußischer Feld- und Fruchtbarkeitsgott. Er gewährte den Menschen die Nahrung. Gedankt wurde ihm, indem aus Ähren der letzten Ernte sein Abbild gefertigt wurde.

 

Dausos

Das litauische Land der Seligen. Die Seelen stiegen in dieses Land auf, indem sie immer der Milchstraße folgten. Diejenigen, die noch zu büßen hatten, mussten in den Bäumen bleiben und dort weiterleben.

 

Deive ("Gottheit")

Bei den Litauen die allgemeine Bezeichnung für eine Gottheit, aber auch speziell für Feen und Göttinnen. Es war zudem noch die Bezeichnung für heilige Steine und Pestjungfrauen.

 

Dieva deli ("Söhne Gottes")

Bei den Letten zwei oder auch drei Himmelswesen, Söhne des Dievs (siehe auch). Sie freiten um die Saules meitas. Als reiche Bauernsöhne arbeiteten sie auf den himmlischen Feldern ihres Vaters. Sie mähten die Wiesen. Im himmlischen Bad gossen sie Wasser auf heiße Steine, damit es ordentlich dampfte. Dargestellt wurden die Dieva deli hoch zu Ross, mit Säbeln und Mützen aus Maderfell.

 

Dievini

Bezeichnung der Letten für Haushalts- und niedere Schutzgottheiten des Hauses.

 

Dievs ("Himmel")

Diev hieß er bei den Letten, bei den Litauen Dievas und bei den Altpreußen Deivas. Himmelsgott und Gott der Fruchtbarkeit. Seine Söhnen waren die Dieva deli (siehe auch). Er warb um Saule. Sein Mythos handelt von seiner Arbeit auf den Äckern und im Wald. Er war der himmlische Großbauer, dessen Söhne und Knechte die Arbeit auf seinem Hof verrichteten. Aber nicht nur in seinem himmlischen Reich überwachte er die Arbeiten, war die Zeit für die Aussaat oder die Ernte gekommen, dann kam er auf die Erde nieder und überwachte dort die Landarbeiten. Auch zu den bäuerlichen Festen kam er, nahm am Kopfende des Tisches Platz. Er war der Ehrengast und man bewirtete ihn fürstlich. Dargestellt wurde er als Reiter auf dem Himmelsberg. Säbel und Mütze hatte er immer dabei.

 

Dimistipatis ("Hofherr")

Litauischer Haushalts- und Schutzgott. Er war für Herd und Rauch zuständig. Zu seinen Ehren wurden Hähne geschlachtet. Das Fleisch wurde gegessen und die Knochen wurden in ein Opferfeuer geworfen.

 

Gabija (Gabietà, Gabetà)

Göttin des Feuers und des Haushaltes. Als Herrin des heiligen Feuers wurden ihr Salzopfer dargebracht.

 

Gabjàuja

Litauische Göttin des Getreides. 

 

Gabjàujis

Litauischer Hausgeist und Verwalter der Vorratsräume. War man mit dem Dreschen des Getreides fertig, opferte man ihm einen Hahn. Der Hahn wurde dazu unter einen Topf gesetzt, der dann zerschlagen wurde. Konnte der Hahn bei der Zeremonie weglaufen, wurde sein Leben verschont.

 

Giltine

Todesgöttin und Hexe bei den Litauen. Kam sie weißgewandet in das Haus eines Kranken, dann erwürgte oder erdrückte sie ihn. Die Litauen sorgten dafür, dass zwischen dem Dorf und dem Friedhof ein Fluss lag, da Giltine kein Wasser überqueren konnte.

 

Jumis

Feld- und Fruchtbarkeitsgott der Letten. Im Sommer war Jumis auf den Feldern, im Winter hielt er sich in der Scheune auf und schlief. Im Herbst, beim Erntefest, wurde die letzte Ähre des Feldes zur Erde gebogen und mit einem Stein niedergehalten, damit Jumis' Macht dem Acker erhalten blieb. Für ihn stand die Doppelähre, zwei zusammengewachsene Ähren, meist Rogen und Gerste.

 

Juras mate ("Meermutter")

Lettische Göttin des Meeres und des heilenden Zaubers. 

 

Karta

Lettische Schicksalsgöttin.

 

Kaukas

Litauischer Kobold, zwergenhafter Haushaltsgeist. Für gewöhnlich traten die Kaukai zu zweit auf. Sie brachten Glück in den Haushalt, erledigten Arbeiten im Haus, im Stall, der Scheune oder auf dem Dachboden.

 

Laima (Laime, Làima; "Glück")

Schicksalsgöttin, die sowohl für Glück wie Unglück stand. Laima war die Schöpferin des Menschen, Schutzgöttin der Schwangeren und der Wöchnerinnen. Solange sie im Hause verweilte, stand alles zum besten. 

Als Laima mate ("Glücksmutter") griff sie in alle schicksalhaften Ereignisse ein, sei es Geburt, Heirat oder Tod.

 

Laimos

Manchmal wirkte die Schicksalsgöttin Laime (siehe auch) zu dritt, als die drei Laimos. Dann traten gemeinsam mit ihr zwei ihrer Schwestern auf. Sie ähnelten in dieser Gestalt den germanischen Nornen.

 

Laukasargai ("Feldhüter")

Litauische Götter der Fruchtbarkeit und Schutzgötter von Feldern und Fluren.

 

Lauku mate ("Ackermutter")

Feld- und Fruchtbarkeitsgöttin der Letten.

 

Lauma (Laume)

Lettische und litauische Fee. Sie war ein Spinn- und Webgeist, Schutzpatronin der Armen und Waisen. Sie wurde immer als wunderschöne Frau mit langem und blondem Haar dargestellt. Zwischendurch heiratete sie einen schönen und starken Mann, aber sie blieb nie lange, verschwand immer wieder. Wurde sie beleidigt, ließ sie das nicht ungesühnt. Sie rächte sich beispielsweise, indem sie ein Neugeborenes mit einem Wechselbalg vertauschte. Der Donnerstagabend war der "Laumenabend", da durfte nicht gesponnen werden.

 

Majas gars ("Hausgeist")

Lettischer Hausgeist, der sich um das Wohlergehen der Hausbewohner kümmerte. Er bewirkte stets nur Gutes und hielt das Böse fern.

 

Mate ("Mutter")

Die lettische Bezeichnung für etwa sechzig Muttergöttinnen. Sie waren alle für verschiedene Ereignisse im menschlichen Leben zuständig. Es gab unter ihnen nicht nur heilbringende Göttinnen, sondern auch solche, die Tod und Verderben brachten. Zu den Mate gehören u.a. Juras mate, Lauku mate, Meza mate, Veja mate, Velu mate und Zermes mate.

 

Medeine (Mejdejn)

Litauische Wald- und Hasengöttin.

 

Méness (Menùlis, Menuo, Menins; "Mond")

Lettischer und altpreußischer Mondgott und Schutzgott der Reisenden und der Waisen. War aber auch ein Kriegsgott. Er war der bedeutendste Anwärter um Saules Hand, sein Nebenbuhler war Auseklis.

Bei den Letten ist Méness die Verkörperung des Mondes. Er hatte daher auch den Beinamen "Dangaus karaláitis" (himmlischer Prinz). Er war Saules Mann. Sie stand für die Sonne. Die beiden waren die Eltern der Erde Zemyna. Da die Sonne immer früh am Himmel stand, der Mond erst, wenn sie sich niedergelegt hatte, wanderte er immer allein. In seinen einsamen Nächten traf er den Morgenstern Aushrine und verliebte sich in ihn. Saule und Méness ließen sich daraufhin scheiden, um die Tochter Zemyna gab es einen Wettlauf. Die Sonne gewann. Von da an stand es fest, dass Saule der Tag gehörte, Méness die Nacht. Versuchten sie einmal gleichzeitig einen Blick auf ihre Tochter zu werfen, dann vertrieb Perkúnas einen von ihnen.

 

Meza mate ("Waldmutter")

Lettische Waldgöttin und Schutzgöttin aller Waldtiere. Sie beschützte aber auch die Waldarbeiter.

 

Miezvilks

Fruchtbarkeitsgeister bei den Letten.

 

Natrimpe - siehe Potrimpus

 

Patollo

Oberster Gott und Kriegsgott. Häufig wurde er als bleicher alter Mann mit grünem Bart und Turban dargestellt. Er brachte den Menschen Glück, nahm es ihnen aber umgehend wieder, wenn er Lust auf menschliches Blut bekam.

 

Perkons (Percunis; "Donnerer")

Altpreußischer und lettischer Donner- und Gewittergott. Er war aber auch ein Fruchtbarkeitsgott und in dieser Eigenschaft Regenspender, zudem Kriegsgott und Hüter der Moral. Er war in der Mythologie der himmlische Schmied, der die Waffen für die Dieva deli und den Schmuck für die Saules meitas anfertigte. Bewaffnet war er stets mit Schwert, Speer, Pfeil und einer Rute aus Eisen.

 

Perkunas (Perkuno; "der Zornige")

Litauischer Donner- und Gewittergott, der schnell wütend wurde. Er war auch der Schutzgott der Ehe und des Rechts. Die Häuser der Bösen steckte er in Brand. Wenn er in seinem Wagen über die Wolken fuhr, kehrte die Axt, die er schleuderte, stets in seine Hand zurück. Geweiht wurde ihm die Eiche. Er wurde als grimmig aussehender Mann in den mittleren Jahren, mit lockigem schwarzen Bart, dargestellt. 

 

Picullus ("Teufel")

Altpreußischer Gott der Finsternis und der Hölle. Ähnelt Satan.

 

Pilnitis ("Fülle")

Fruchtbarkeits- und Getreidegott der Altpreußen. Er war ein Gott, der Reichtum und Fülle brachte, da er die Scheunen füllte und den Menschen ihr Auskommen gab.

 

Potrimpus (Natrimpe)

Altpreußischer Wasser- und Glücksgott.

 

Pukis (Pukys; "Drache")

Haushaltsgeist und Kobold bei Letten und Litauen. Er mehrte den Reichtum seines Besitzers, indem er andere bestahl. Gleicht Aitvaras (siehe auch).

 

Ragana

Lettische und litauische Zukunftsdeuterin, Seherin. Sie war des Orakels mächtig.

 

Rugiu bóba

Litauische Feld-, Ernte- und Fruchtbarkeitsgöttin. Als "Roggenweib" war sie die Schutzpatronin der Roggenfelder.

 

Rukis

In der lettischen Mythologie ein Zwerg, der unter Bergen oder Baumwurzeln lebte. Nachts kam er zu den Menschen und verrichtete deren Arbeit.

 

Saule ("Sonne")

Himmels- und Sonnengöttin der Letten. Sie war zudem auch Fruchtbarkeitsgöttin und Schutzgöttin der Knechte und Waisen. Ihre Kinder waren die Saule meitas, umworben wurde sie von Dievs (siehe auch) und Méness (siehe auch). Ihre Beinamen lauteten "Sonnenjungfrau" und "Mutter Sonne". Als Großbäuerin lebte sie auf dem Himmelberg. Am Tag ritt sie über den heiligen Berg, nachts fuhr sie per Schiff über das dunkle Weltmeer.

 

Sáule

Littauische Sonnen- und Himmelsgöttin. Sie war die Gattin des Méness und Mutter der Zemyna. Als Laima einmal alle Gestirne außer Sáule zu einem Fest eingeladen hatte, nahm Sáule ihr diese Beleidigung so übel, dass sie neun Tage nicht mehr aufging und statt dessen dichten Nebel über das Land schickte.

 

Saules meitas ("Sonnentöchter")

Himmelswesen der lettischen Mythologie. Die Töchter von Saule. Um sie warben die Dieva deli, zudem Auseklis und Perkons. Die Saules meitas säten auf dem Hof ihrer Mutter Rosen, während die Dieva deli goldenen Tau ausstreuten. Auch an anderer Stelle wurden sie mit den Dieva deli genannt. Während diese Wasser auf heiße Steine gossen, um ordentlich Dampf zu erzeugen, schlugen sich die Saules meitas im Bad mit Birkenzweigen.

 

Slogùte

Litauischer Alp, der nachts die Schlafenden heimsuchte und quälte.

 

Teljawelik (Telvelik)

Der litauische Schmiedegott. Er schmiedete Sáule und setzte sie an den Himmel.

 

Usinsh

Gestirns-, Licht-, Frühlings- und Schutzgott der Bienen und Pferde. Wurden die Pferde im Frühjahr erstmals wieder hinausgetrieben, brachte man ihm ein Opfer dar.

 

Vadatajs

Dämon in der lettischen Mythologie. Er konnte sowohl in Tier- als auch Menschengestalt erscheinen. Im Wald und an Wegen trieb er sein Unwesen. Er versuchte die Menschen in die Irre zu führen.

 

Vaidilas

Litauischer Totengeist. Entstand aus einem verstorbenen bösen Menschen, der als lebender Leichnam in seinem Grab hauste und nachts umherspukte. Traf er einen allein umherlaufenden Menschen, fiel er ihn an. Teilweise wurde er auch als Blutsauger beschrieben. Um einen Vaidilas zur Ruhe zu bringen, musste man ihn köpfen und sein Haupt zu seinen Füßen legen.

 

Veja mate ("Windmutter")

In der lettischen Mythologie Wind- und Wettergöttin, Schutzgöttin des Waldes und der Vögel.

 

Vele

Totengeist der Litauen. Er war durchsichtig und irrte als Nebel oder Schatten umher.

 

Velis ("lebender Toter")

Totengeister und Kinder der Velu mate, in der lettischen Mythologie. Bei wichtigen Ereignissen wie Geburten, Hochzeiten und Sterbefällen weilten sie unter den Menschen. War das Getreidedreschen abgeschlossen, wurden sie auf den Speichern gespeist, indem man ihnen ein Gastmahl anbot.

 

Velnias

Litauischer Teufel, der oft in der Gestalt eines gutaussehenden Jungen auftrat.

 

Velu mate ("Totenmutter")

In der lettischen Mythologie Todesgöttin und Herrscherin über das Totenreich. Sie war aber auch die Schutzgöttin der Verstorbenen. Am Eingang des Begräbnisplatzes begrüßte sie die Toten mit einem Festmahl. Jedes mal, wenn ein Neuzugang bei ihr eintraf, tanzte und jauchzte sie vor Freude.

 

Vilkacis

Vilkacis nannten die Letten den Werwolf, Vilkatas die Litauen. Er war aber nicht nur Werwolf, sondern auch Schatzbringer.

 

Zaltis (Zaltya; "Ringelnatter")

Lettische und litauische Tiergottheit. Man hielt eine Ringelnatter als Haustier, gab ihr Milch und befragte sie dann über die Zukunft. Sie wurde häufig als Abgesandte der Götter bezeichnet.

 

Zemepatis ("Erdherr")

Erd-, Feld- und Fruchtbarkeitsgott der Litauen. Schutzgott von Haus, Hof und Vieh. Er galt als Bruder von Zemyna.

 

Zemes mate ("Erdmutter")

Lettische Erd-, Fruchtbarkeits- und Muttergöttin. Sie bestimmte über das Wohlergehen der Menschen und über die Fruchtbarkeit der Felder. Sie war andererseits aber auch die Göttin der Unterwelt und Herrscherin über das Totenreich.

 

Zemyna (Zemynele)

Litauische Erdgöttin, Schutzgöttin von Feldern und Mutter aller Pflanzen. Sie ernährte alle Menschen und Tiere. Ihr zu Ehren wurde der erste Schluck eines Bieres auf die Erde gegossen und täglich ein Abendgebet gesprochen, das mit dem Küssen des Erdbodens endete.

 

Zilnieks ("Wahrsager")

Lettische Seher und Propheten. Sie konnten unter anderem aus dem Schrei eines Vogels Glück oder Unglück, Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, usw. voraussagen.

 

Zimlemis ("Zeichendeuter")

Gleich den Zilnieks.

 

Zverine

In der litauischen Mythologie Waldgöttin und Schutzgöttin der Waldtiere.

 

 Copyright©2000byKerstinAmmermann

 

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