Wie Skandinavien und Finnland eine Halbinsel wurden......

 

Es gab einst eine Insel, die stets in gleich weiter Ferne blieb. Ihr Name war Skandia und sie lag im nördlichen Meer. Die Finnen nannten sie Suomensaari, Finnlands Insel.

Zwischen dieser Insel und Asien lag eine breite Meerenge. Der König von Asien hatte einen Sohn, Delling - Morgenröte - und der Meereskönig, der Ozean, hatte eine Tochter mit Namen Atalanta - Abendröte. Beide waren noch Kinder, als ihre Väter ihnen die Insel schenkten. Und hier konnten sie sich nun ungestört zum Spielen treffen. Glücklich und unbeschwert tollten sie herum und bald nannte man das Eiland die glückliche Insel.

Am Nordpol, auf den Eisbergen, wohnten zwei Frauen - die weiße Vala und die schwarze Vala. Nun sah einmal die schwarze Vala die Kinder spielen, worauf ihr Herz vor Neid entbrannte. Es ließ ihr einfach keine Ruhe, musste sie selbst doch auf einem kalten Eisberg frieren, während die beiden mit Schmetterlingen spielten und fröhlich herumtollten. So ließ die neidische Vala Dunkelheit und Kälte über die Insel kommen, damit sie zu Eis erstarrte. Ihre schwarzen Lungen konnten aber nicht genug Luft fassen, so dass sie ihr Werk nur halb vollbrachte. Den Sommer konnte sie nicht ganz vertreiben, doch schuf sie einen sechsmonatigen Winter. Die anderen Monate teilte sie dann in Frühling, Sommer und Herbst.

Die weiße Vala war entsetzt, konnten sich die Kinder doch jetzt immer nur drei Monate lang treffen...drei Monate würden sie sich in der Dunkelheit nicht finden und sechs Monate konnten sie sich in den Wolken nur streifen. Die schwarze Vala antworte darauf nur, dass sie eigentlich für ein ganzjähriges Versteckspiel hatte sorgen wollen. Die weiße Vala wollte den Kindern Trost spenden und so sang sie über die reine Liebe auf der Insel, wenn das Glück auch nur kurz sei.

Tausend Jahre ging es so, dann hatte die schwarze Vala das Lied oft genug gehört und beschloss, sich Rat bei ihrem Vater zu holen. Dieser alte Riese, Fornjoter, lebte im Inneren der Erde. Kinder sagten dem alten Riesen nichts, aber sein Rat war, sie fortzujagen. Da klagte seine Tochter, dass sie das nicht könne, denn die Insel gehöre ihnen. Daraufhin rief er seinen Sohn Surt, den Beherrscher des Feuers, den Schmied, der nun die Insel sprengen sollte. So ging Surt und schuf einen Vulkan auf der Insel. Als er fertig war, gab er noch das Feuer hinzu und sprengte so eine kleine Ecke der Insel ab. Dieses Stückchen flog ins Meer und wurde nunmehr Island genannt. Aber der größte Teil der Insel blieb unerschütterlich wo er war.

Als Surt mit der Nachricht wieder heim kam, dass die Insel zu hart sei, war Fornjoter nicht zufrieden, sollte doch seine Tochter ihre Ruhe wieder bekommen. Gut, dann sollte Surt noch mal hingehen und um die Insel Barrieren errichten, dass kein Kind auf die Insel gelangen konnte. Surt tat es, er schmiedete Felsen aneinander, allerdings gingen ihm, bevor er fertig war, die Kohlen aus. An der westlichen Seite hatte er begonnen, als er nun an der südöstlichen anlangte, wurde die Mauer so niedrig, dass Bären und Elentiere hinübersprangen, Delling schwamm von der Meerenge aus hinein und Atalanta flog über die westlichen Felsen.

Nun rief der Riese seinen zweiten Sohn, Kare, den Beherrscher des Windes. Er sollte die Meerenge ausfüllen und ein Sandbrücke hinüber bauen. Kare flog von dannen, zu der Meerenge, die damals das Eismeer mit dem Meer verband und nun Finnischer Meerbusen genannt wird. Betrübt fragte er sich, wie er über diese tiefe und breite Stelle eine Brücke bauen sollte. Ratlos saß er da, als zwei Riesenjungen - Kase und Svase - kamen und mit flachen Steinen nach Wasserjungfern warfen, jeder auf einer anderen Seite der Meerenge. Der kluge Kare hatte sofort eine Idee. Er lobte Svases Ruf, nachdem er angeblich einen Stein bis zu den Lofoten werden konnte, bezweifelte jedoch Kases Geschick. Dieser schnappte sofort nach dem Köder, griff sich einen Felsen und warf ihn in die Meerenge. Kare war tat nur mäßig beeindruckt und sprach von einem Glückstreffer. Nun sprach er mit Svase genauso, lobte Kase und auch er griff sich sofort einen Stein. Stetig warfen die Riesenjungen nun Felsen in die Meerenge und hörten nicht auf, bis sie sämtliche Felsblöcke hineingeworfen hatten.

Svase und Kase hatten so eine Untiefe in der Meerenge geschaffen, auf die Kare aufbauen konnte. Mit einem Sprung war Kare im Eismeer, füllte seine Lungen und erzeugte einen gewaltigen Nordsturm. Berghoch türmten sich die Wellen auf, wühlten den Grund des Meeres auf und schoben den Sand in die Meerenge. Dort sammelte er sich zwischen den Feldblöcken an, breitete sich aus und bildete bald eine feste Brücke zwischen dem Festland im Osten und der glücklichen Insel. Die Meerenge war verschwunden, nun gab es einen Meerbusen im Norden, der das "Weiße Meer" genannt wurde und einen Meerbusen im Süden, der später einen Binnensee bildete und Ladogasee genannt wurde. So war die glückliche Insel mit dem Festland im Osten verbunden worden und nun keine Insel mehr, sondern eine Halbinsel.

Die schwarze Vala und der Riese dachten, dass sie nun die Morgenröte und die Abendröte für alle Zeiten getrennt hätten. Weit gefehlt, denn die Macht von Licht und Liebe kann sich wohl für einige Zeit verdunkeln, aber verschwinden oder sterben kann sie nie !

So blieb die Insel die schönste auf Gottes weiter Erde. Die Sehnsucht dahin war groß, das Glück so kurz, aber die Liebe dort rein und es war auch weiterhin der glücklichen Kinder Eiland.

 

 

 

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