Wilhelm der Eroberer

 

 

Wilhelm, der spätere Herzog Wilhelm II. der Normandie und König Wilhelm I. von England,  wurde 1027 oder 1028 in Falaise, als unehelicher Sohn Robert I. (6. Herzog der Normandie) und Heleve's (einem Mädchen aus Falaise), geboren. Heleve und ihre Familie gelangte durch die Verbindung mit Robert zu Ansehen und Reichtum. Sie selbst wurde kurz nach Wilhelms Geburt mit Herluin, Vicomte von Conteville, verheiratet, dem sie zwei Söhne gebar - Odo, den berühmten Bischof von Bayeux und späteren Grafen von Kent, und Robert, den Grafen von Mortain, der später einer der größten Landbesitzer Englands wurde. Robert stammte in direkter Linie von Rolf (besser bekannt als Rollo) dem Wiking ab, der 911 von Kaiser Karl III. (der Einfältige) als rechtmäßiger Herrscher Neustriens anerkannt wurde. Seine Macht ging zunächst auf seinen Sohn Wilhelm "Langschwert" (gest. 942) und dann auf seinen Enkel Herzog Richard I. (942- 966) über. Darauf folgte Herzog Richard II., der Großvater des Eroberers, der drei Jahre vor dessen Geburt verstarb. Rollo war ein Sohn Rögnvalds, Graf von Möre, also norwegischer Abstammung. Er war lange Wikinger, bevor er sich in Gallien endgültig niederließ. 911 verlieh ihm der Kaiser Land im Tal der unteren Seine. Doch seine Macht nahm stetig zu, um 924 erstreckte sich seine Herrschaft von der Orne bis zur Vire. 933, nach Rollos Tod, erweiterte Wilhelm Langschwert die Grenzen westwärts bis zum Fluss Couesnon. Wilhelms Kindheit liegt im Dunkeln, wahrscheinlich verbrachte er sie bescheiden bei seinem Großvater mütterlicherseits, in Falaise. Wilhelm, der später als "der Eroberer" oder "der Große" tituliert wurde, war damals vor allem "Wilhelm der Bastard", und vermutlich nie für den Regierungsantritt vorgesehen.  Richard II. verstarb am 23. August 1026, nach fast 20jähriger Herrschaft. Er hinterließ drei Söhne und drei Töchter. Der älteste Sohn war Richard, gefolgt von Robert- Wilhelms Vater. Die Erbfolge trat somit Richard III. 1026 an, während Robert Graf von Hiémois wurde. Robert machte seinem Bruder aber die Stellung streitig, ließ sich in Falaise nieder, worauf es zu Feindseligkeiten kam. Als Richard plötzlich im August 1027 starb hinterließ er zwar einen ehelichen Sohn, Nicholas, der aber sofort hinter Klostermauern verschwand. Robert übernahm das Zepter und wurde 6. Herzog der Normandie. Er regierte 9 Jahre. 1034 fasste Robert den Entschluss, auf Pilgerfahrt nach Jerusalem zu gehen, und ließ sich trotz aller Gegenwehr nicht davon abbringen. Als man ihm vorwarf keinen Erben zu haben, überredete er die Feudalherren, Wilhelm als legitimen Nachkommen anzuerkennen. Sie schworen Wilhelm die Lehnstreue und den Gehorsam. Kurz darauf verließ Robert die Normandie, in die er nie zurückkehrte, denn er starb im Juli 1035 in Nicaea- woran ist nicht bekannt. Die normannische Herrschaft Wilhelms begann. Er war 7 Jahre alt und seine uneheliche Abstammung musste zur Bedrohung für seine Nachfolge werden. Das er das Jahr 1035 überlebte war ein Wunder und in erster Linie einer Gruppe zu verdanken, die sich um Robert geschart und Wilhelm den Treueid geschworen hatte. Vormunde wurden somit die wichtigsten Anhänger seines Vaters - der Erzbischof von Rouen, Graf Alan von Bretagne und Osborn, der Haushofmeister, sowie Turchetil, der "pedagogus" des jungen Herzogs. Der bedeutendste unter ihnen war zweifellos der Erzbischof von Rouen, der selbst das Amt hätte beanspruchen können, es aber nicht tat, und Wilhelm sicherlich auch die Unterstützung Alans sicherte. Kurz vor der Abreise Roberts hatte der französische König Heinrich seine "Zustimmung" zu der Nachfolgeregelung gegeben, vermutlich war Wilhelm an den Hof gereist, um ihm den königlichen Lehnseid zu leisten. Doch trotz alledem blieb Wilhelms Lage ungewiss, fast alle seine Beschützer kamen gewaltsam ums Leben. 1039 starb Alan III. unerwartet, worauf Gilbert sein Amt als Hauptvormund übernahm, und einige Monate später umgebracht wurde. Fast gleichzeitig wurde Turchetil getötet, Osbern wurde in Vaudreuil ermordet bei einem Kampf im Schlafzimmer Wilhelms. Herleves Bruder Walter schlief gewöhnlich bei seinem Neffen und musste oft mit dem Jungen fliehen. In der Normandie herrschte Aufruhr. Das Wilhelm überhaupt seine Minderjährigkeit überlebte, war zum großen Tei der Politik des französischen Königs zu verdanken. Heinrich I. forderte bei Wilhelms Regierungsantritt seine Lehnsherrnrechte auf das Herzogtum, wofür seine Unterstützung und Anerkennung eines der Hauptmerkmale des Übereinkommens von 1035 waren. Der König konnte das Vormundsrecht für das Kind eines verstorbenen Lehnsmannes fordern, wodurch er in gewisser Weise die Verantwortung für die Sicherheit übernahm. Für die Dauer der Minderjährigkeit forderte und übte der König unmittelbare Rechte auf die Normandie aus und betrachtete den Herzog als seinen besonderen Schützling.     Die Jahre 1047- 1060 waren von größter Bedeutung für die Geschichte der Normandie. Den Auftakt bildete ein Aufstand 1047, der fast die herzogliche Macht vernichtet hätte. Darauf folgte eine zweite Krise, in der sich der Herzog zwischen 1052- 1054 nicht nur einem feindlichen Bündnis seiner eigenen Vasallen, sondern auf einem Bund der französischen Lehnsleute unter der Führung ihres Königs, entgegen stellen musste. In diesen 14 Jahren befand sich der Herzog fast ununterbrochen im Kriegszustand. Nach 1054 entspannte sich die Lage. Wilhelm hatte sich als unbezähmbar und entschlusskräftig erwiesen, seine Autorität war großteils auf die Erweiterung seiner Macht in der Niedernormandie zurückzuführen. Auch der Aufstieg Anjous war ein neuer Faktor in der normannischen Politik, die Beziehungen untereinander beeinflussten einen Großteil der Geschichte des 11. Jh. und führten schließlich zur Gründung eines großen, kontinentalen Reiches. 1052 kam es zum Bruch zwischen König und Herzog. Heinrich hoffte die Vorherrschaft über die Normandie mit Hilfe einer mächtigen normannischen Partei aufrecht erhalten zu können. Die Bedrohung war enorm, und hätten die Bündnisse zwischen Talou, Rouen, Paris, Anjou und Ponthieu sich jemals geschlossen gegen den Herzog gewendet, hätte er wohl keine Chance gehabt, so aber konnte er die Feinde bezwingen. Wilhelms persönliche Tapferkeit während der Feldzüge wurde bewundernd hervorgehoben, und nun begann er erstmals seine ausgezeichneten Führungseigenschaften zu zeigen, die spätere Generationen so stark beeindruckten. Obwohl seine Stellung in der Normandie nach 1054 mächtiger war als je zuvor, standen ihm noch viele Kämpfe bevor, bis zwischen ihm und dem König ein formaler Friede zustande kam. Um 1049 wurde zwischen Wilhelm und Matilda, der Tochter Baldwins V., Graf von Flandern, und Adela, Tochter Roberts II. von Frankreich, eine Heirat geplant.  Diese Verbindung untersagte Leo IX. auf dem Konzil zu Reims im Oktober 1049, vermutlich wegen des zu nahen Verwandtschaftsgrades. Die Heirat fand aber trotzdem statt, 1051 in Eu. Wilhelm brachte seine Frau sofort nach Rouen. Genehmigt wurde die Verbindung allerdings erst 1059 durch Papst Nikolaus II. Kein anderes Ereignis in Wilhelms Leben rief so polemische Diskussionen hervor, wie diese Heirat. Die Ehe wurde unter den Kirchenbann gestellt. Wilhelm und Matilda waren Vetter und Base des 5. Grades, da beide unmittelbar von Rolf dem Wikinger abstammten, aber ob dies wirklich der Grund war ist unbekannt. Nach 1054, besonders aber zwischen 1060- 66, wurde das Herzogtum unter Wilhelm so stark, dass er einen erfolgreichen Einfall in ein fremdes Land wagen konnte. Wilhelm hatte sich aus der Abhängigkeit vom französischen König befreit, dem gemeinsamen Angriff von Paris und Anjou Widerstand geleistet, und der Tod hatte ihn von seinen beiden gefährlichsten Gegnern in Gallien - Graf Geoffrey und König Heinrich- befreit. Zu keinem anderen Zeitpunkt war die Normandie so sicher vor Angriffen wie zu diesem. Wilhelm war jetzt knapp über 30, hochgewachsen und außerordentlich stark, ein begabter Befehlshaber, der nicht zuletzt durch seine Heldentaten auf dem Schlachtfeld Erwähnung fand. Im Grunde brutal, hatte er viele der rücksichtslosen Männer auf seine Seite gezogen, die ansonsten vielleicht seine Gegner gewesen wären. Seine Tapferkeit im Kampf war ungewöhnlich und löste bei seinen Mitmenschen Bewunderung aus, wie auch seine Zähig- und Zielstrebigkeit. Die Stärke der Normandie, wie sie sich unter Wilhelm entwickelte, war vor allem auf den Aufstieg einer neuen Aristokratie, sowie ihren übereinstimmenden Interessen mit denen des Herzogs, zu verdanken. Aber in großem Maße sollte sein Erfolg auch von der kirchlichen Erneuerung der Provinz abhängen, die er schon mit seinem Nachfolgeantritt begonnen hatte, und die unter seiner Herrschaft immer mehr Bedeutung erlangte. Es gab eine klösterliche Erneuerung, die unter herzoglicher Gönnerschaft begann und sich dann mehr selbständig fortsetzte, und eine Reorganisation der normannischen Kirche, die von einer Gruppe mächtiger Bischöfe ausging. Während der Jahrzehnte vor der normannischen Eroberung war das Hauptziel, aristokratische und kirchliche Entwicklungen in unmittelbare Beziehungen zu setzen. Ein großer Vorteil waren die Rechte, die dem herzoglichen Amt durch Überlieferungen zukamen. So konnte Wilhelm im ganzen Herzogtum Gesetze erlassen und innerhalb gewisser Grenzen Recht sprechen. Er konnte Geld prägen, bestimmte Steuern erheben und als "Herrscher über die Normandie" hatte er - wenigstens theoretisch- eine Streitmacht zur Verfügung. Mit zunehmendem Alter sah sich Wilhelm vor allem folgender Aufgabe gegenüber: inmitten einer sich wandelnden Gesellschaft die Rechte seiner Dynastie geltend zu machen und die Feudalaristokratie so weit wie möglich in die Verwaltungsmacht mit einzuschließen. Hauptinstitutionen waren die Grafschaften und Vicomtés, die im 11. Jh. unmittelbar mit dem Feudaladel zusammenhingen, und für die herzogliche Verwaltung wesentlich waren. Normannische Grafen traten erst Anfang des 11. Jh. auf den Plan, ihre Einsetzung war eine Erweiterung der herzoglichen Macht. All diese Männer entstammten dem herzoglichen Geschlecht, die Grafschaften befanden sich an strategischen Punkten, die einzige Gefahr bestand in der persönlichen Untreue eines Mitglieds der regierenden Familien gegen deren Oberhaupt. Problematischer waren dagegen die Vicomtés, die Erbbesitz der neuen Feudalgeschlechter geworden waren. Sie sollten als Stellvertreter des Grafen von Rouen Pflichten erfüllen, die zuvor in die Zuständigkeit des vizegräflichen Amtes fielen. Dies sollte zum Großteil den Erfolg von Wilhelms Verwaltung ausmachen. So gehörten zu ihren Aufgaben die Eintreibung und Entrichtung herzoglicher Gelder, die Vollstreckung der herzoglichen Gerichtsbarkeit und ihre größte Verantwortung lag auf dem militärischen Gebiet. 1066 befand sich der Hof im Wandel. Viele mächtige Beamte (z.B. der Haushofmeister, Kellermeister, Kämmerer, usw.) waren bereits fest etabliert und von weniger bedeutenden Beamten (Zeremonienmeister, zahlreichen Gerichtsdienern- "hostarii", ......) umgeben. Es war ein Feudalhof, dessen Aufgabe es war, seinen Lehnsherrn in jeder Weise zu unterstützen. Die Eroberung Englands wurde durch das Wachsen der normannischen Macht und durch die Festigung des Herzogtums unter der Herrschaft Wilhelms vorbereitet und ermöglicht. Eine enge politische Bindung zwischen Normandie und England bildete einen Teil des Erbes. Die großen Wikingerführer des 9. Jh. hatten ihre Fühler auf beide Seiten des Kanals ausgestreckt (Danelag), wodurch die Ansiedlungen sich im Ursprung und in der Wesensart ähnelten. Am 5. Januar 1066 starb Edward der Bekenner, ohne Nachkommen. Die Frage der englischen Thronfolge warf sich auf, und es kristallisierte sich heraus, dass sie nur durch Krieg zu lösen war und Wilhelm darin eine Rolle spielen musste. Zu den Hauptpersonen gehörten zudem Harold von Wessex, König Harald Hadraada von Norwegen, Graf Tosti von Northumbria, und sie alle waren, genau wie Wilhelm, bereit. Einen Tag nach Edwards Beerdigung ließ sich Graf Harold Godwineson selbst zum König krönen. Edward hatte Wilhelm zu seinem Nachfolger auserkoren, der diese Machtergreifung Harolds als  persönliche Beleidigung und auch politische Herausforderung sah. Er wusste, das er seine Ansprüche nun mit Gewalt durchsetzen musste. In der ersten Hälfte des Jahres 1066 sicherte er sich die Unterstützung seiner Vasallen und förderte Entzweiungen zwischen Rivalen, er wandte sich mit Erfolg an die öffentliche Meinung Europas und traf wichtige Vorbereitungen zur Heeresrüstung. Da es gefährlich war, das Herzogtum ohne Herrscher und den Großteil der Streitmacht zurückzulassen, ergriff Wilhelm besondere Maßnahmen zur Sicherung. Seine Frau Matilde und ihr ca. 14jähriger Sohn Robert bekamen für die Zeit seiner Abwesenheit besondere Verantwortungen und Robert wurde auf einer Versammlung der Feudalherren feierlich als Erbe des Herzogtums eingesetzt, die wichtigsten Männer der Normandie leisteten ihm den Treueid. Zudem wurden bewährte Mitglieder des neuen Adels unmittelbar mit der Verwaltung der Normandie beauftragt. Im Frühjahr 1066 wurde mit dem Bau von Schiffen begonnen, bereits im Mai wurden die neuen Schiffe in der Flussmündung der Dives zusammengezogen, wo die Arbeiten fortliefen und wohl frühestens im August abgeschlossen wurden. Eile tat Not. Anfang Mai 1066 unternahm Tosti den Versuch, mit Waffengewalt aus der Verbannung nach England zurückzukehren. Er verwüstete die Insel Wight und besetzte dann Sandwich, wo er Seeleute in seinen Dienst nahm und mit 60 Schiffen an der Ostküste bis zur Mündung des Humber segelte. Als er dann in Lincolnshire auf Raubzug ging, wurde sein Heer durch den Grafen Edwin von Mercia vernichtet. Die Überlebenden flüchteten, Tosti segelte mit verbliebenen 12 Schiffen nordwärts und nahm Zuflucht bei König Malcolm von Schottland, mit dem er ein Bündnis geschlossen hatte. Harold Godwineson begab sich zur Insel Wight, um die Südküste gegen den normannischen Herzog zu rüsten. Von Harald Hadraada wusste man schon, dass er eine Invasion vorbereitete und auch mit Tosti in Verbindung stand, der in Schottland abwartete, aber Harolds Aufmerksamkeit galt vor allem Wilhelm. Wilhelms mächtige Vasallen versammelten sich mit ihren im Kriegsdienst stehenden Pächtern, um den Heereskern zu bilden, wozu aus allen Ländern Freiwillige herbeiströmten (vor allem aus Maine, der Bretagne, Picardie und dem Poitou, Burgund, Anjou und sogar Süditalien). Größtenteils waren es Söldner und deswegen war es Wilhelms dringlichste Aufgabe, aus dieser gemischten Truppe eine disziplinierte Streitmacht zu machen. Am 12. August war die Flotte startklar, und nur durch den schmalen Kanal getrennt, standen sich die Rivalen gegenüber. Beide, Wilhelm und Harold, hatten gleichgeartete Probleme. Zum einen war da die Unterhaltung eines großen Herres über die Vorbereitungszeit, ohne dass es die Umgebung, in der es einquartiert wurde, verwüstete. Wilhelm untersagte jegliche Form der Plünderung und versorgte seine Truppen großzügig, was Harold nicht schaffte, und nach Wochen des Wartens wurde klar, dass er sein Heer nicht länger versorgen oder zusammenhalten konnte. Harolds Heer begann sich am 8. September 1066 aufzulösen, er selbst zog sich mit seinen "housecarls" nach London zurück. Die Schiffe sollten ebenfalls in die Hauptstadt zurückkehren und viele gingen auf der Reise dorthin unter. Die Südküste war nun unverteidigt, worauf Wilhelm mit seiner Flotte zur Mündung der Somme segelte. Nachdem sie unterwegs einige Schäden erlitten hatten, kamen sie in Saint- Valéry an, wo Reparaturen durchgeführt wurden und man nur noch auf günstigen Wind wartete, um lossegeln zu können. Innerhalb der Wartezeit änderte sich die Lage. Harald Hadraada begann seinen Angriff auf England. Der norwegische König traf mit 300 Schiffen am Fluss Tyne ein, wo Tosti zu ihm stieß. Gemeinsam stießen sie bis zum 18. September bis zur Mündung des Humber vor und landeten bei Riccal. Sie zogen gen York. Am 20. September 1066 fand die erste der drei großen englischen Schlachten statt, aus der Harald Hadraada als Sieger hervorging. York empfing ihn begeistert und nachdem er Anordnungen für die Stadt getroffen hatte, zog er sich mit seinen Truppen zu den Schiffen zurück. Harold Godwineson bracht sofort mit seinem gesamten Heer nach Norden auf. In Stamford am Derwent (Stamford Bridge) trat er auf den norwegischen Feind und griff sofort an. Er errang einen der größten Siege des ganzen MA, an diesem 25. September. Hadraada und Tosti kamen bei der Schlacht um. Nun war die Frage, ob er rechtzeitig in den Süden gelangen konnte, um der bevorstehende Landung Wilhelms entgegenzutreten. Harold ließ seine erschöpften Truppen nach der Schlacht zwei Tage in York verschnaufen. In dieser Zeit kam günstiger Wind auf und Wilhelm schiffte hastig seine Truppen ein. Am 27. September stachen sie in See, am Morgen des 28. Septembers landeten sie bei Pevensey, wo sie kaum Widerstand erwartete. Die alte römische Festung wurde mit einem inneren Wall versehen, und Wilhelm versuchte die Gegebenheiten der Küste zu seinem Vorteil zu nutzen. Wichtig war es, die Verbindung zu seinen Schiffen aufrecht zu erhalten, und hier kam Hastings in Spiel. Hastings besaß einen hervorragenden Hafen, der ihm als Anlegeplatz dienen konnte und lag zudem damals an der Basis einer kleinen Halbinsel, die von einer Deckungstruppe verteidigt werden konnte, falls er sein Heer wieder einschiffen musste. So verlegte Wilhelm Truppen und Schiffe nach Hastings, errichte innerhalb der Stadt eine Festung und wartete ab. Er verwüstete das umliegende Land, um seine Feinde zum Angriff zu reizen, bevor seine Hilfsmittel erschöpft waren. Harold zog am 11. Oktober mit seinem Heer (überwiegend Fußvolk) südwärts, nach Hastings. Er war mit dem Großteil seiner Streitmacht nach Norden gekommen, war aber auf seinem Weg nach Süden in so großer Eile gewesen, dass er einen Teil seiner Infanterie und Bogenschützen zurücklassen musste. Er handelte unklug, denn Wilhelm kostete Wartezeit Vorteile, wogegen er nur gewinnen konnte. Scheinbar wollte er Stamford Bridge wiederholen, Wilhelm überraschen und von seinen Schiffen abschneiden, was die erschöpften Truppen aber durchkreuzten. Er bezog in der Nähe von Battle Stellung. Als Wilhelm davon erfuhr, sah er seine Chance, marschierte auf Battle und griff sofort an. Harolds Truppen lagen auf einem Hügel, eine starke Position, gegen die Wilhelm vorrücken musste, zudem war sein Heer etwas schwächer. Aber der Vorteil waren der größere Anteil an Berufskriegern und ein stärkeres Kontingent Bogenschützen.  Wilhelm gewann die Schlacht, Harold wurde getötet. Als Wilhelm am Abend des 14. Oktober auf dem Schlachtfeld rastete, befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn. Nach seinem Sieg kehrte er nach Hastings zurück und ließ seine Truppen rasten. Fünf Tage später erfolge der Aufbruch. Ende Oktober gerieten die Truppen ins Stocken, ein Aufenthalt der fünf Wochen dauerte, und während dem sich die Versorgung äußerst schwierig gestaltete und die Ruhr ausbrach. Auch Wilhelm befiehlt sie. Die Pause brachte aber auch Vorteile, denn die Nachricht von der Schlacht verbreitete sich und die Gebiete von Kent begannen nacheinander sich zu ergeben. Es kam aber noch besser, denn Winchester, die alte Hauptstadt der westsächsischen Könige, Mitgift Ediths, der Witwe des Bekenners, bot Unterwerfung an. So konnte sich Wilhelm Ende November als Herr über Südostengland betrachten. Sussex, Kent und ein Teil von Hampshire befanden sich unter seiner Herrschaft. Die Haltung des Nordens und Londons war dagegen noch nicht geklärt. London war der Knotenpunkt, der die Verbindungswege des Landes, zu Themse und Meer beherrschte, war aber zu groß, als das man die Stadt hätte im Sturm nehmen können. Wilhelm entschloss sich daher, die Stadt zu isolieren. Nachdem er Southwark angezündet hatte, zog er westwärts und verwüstete das nördl. Hampshire, fiel in Berkshire ein. Von dort aus ging's nach Norden, die Runde schließend erreichte er schließlich Berkhampstead. Nun kamen die hohen Herren des Landes zu ihm und unterwarfen sich, womit nur noch die normannischen Feudalherren zu seiner Thronbesteigung einwilligen mussten, was sie auch taten. Nun konnte er mit den wichtigsten Männer der Normandie und Englands nach London vorstoßen. Wenige Tage vor Weihnachten zog er in seine neue Hauptstadt ein und traf sofort Vorkehrungen für seine Krönung. Am Weihnachtstag 1066 wurde Wilhelm, Herzog der Normandie, in der Westminterabtei nach altem englischem Brauch zum König der Engländer gekrönt. Wilhelm übernahm die Rechte und Pflichten eines altenglischen Königs, und konnte, obwohl er Teile des Landes in Besitz genommen hatte, ganz England den Landfrieden verkünden. Es gab aber viel zu tun, bevor aus Theorie Praxis wurde, vorrangig forderte die militärische Lage seine Aufmerksamkeit. Sofort begann er mit dem Bau einer Festung - dem späteren Tower- um die Hauptstadt überwachen zu können, und zog mit seinem Herr nach Barking - was die Einkreisung Londons komplettierte. In Barking berief er eine Versammlung englischer Feudalherren ein, von denen er Anerkennung und Unterwerfung forderte und im Gegenzug gnädige Herrschaft versprach.     Anfang März saß er so sicher im Sattel, dass er in die Normandie zurückkehren konnte. England vertraute er einigen treuen normannischen Feudalherren an. Wilhelm FitzOsbern wurde in Norwich (vielleicht Winchester) eingesetzt, Bischof Odo von Bayeux wurde mit der Festung Dover und dem Gebiet Kent betraut. Wilhelm führte auf seiner Heimreise eine große Gruppe der wichtigsten Männer Englands als Geiseln mit.  In der Normandie wurde er mit großer Begeisterung empfangen. In Frankreich, Maine und der Bretagne herrschte dagegen Unruhe, die französische Monarchie war ihrem mächtigsten Vasallen nicht wohl gesonnen. In England stand bislang lediglich ein Teil unter normannischer Herrschaft und jenseits der schwammigen englischen Grenzen saßen aufmerksam die walisischen Fürsten und der schottische König. Dazu kam noch der Widerstand Skandinaviens, man wollte nicht ohne weiteres aufgeben. So musste die Entscheidung von 1066 noch bestätigt werden. Wichtig war es, die normannische Macht und die Vormachtstellung des Herzogtums aufrecht zu erhalten, und die Eroberung Englands abzuschließen. Zusätzlich musste das anglo - normannische Reich der skandinavischen Bedrohung standhalten. Wilhelm nahm die Aufgabe in Angriff. Ab Ende 1067- 1072 war er überwiegend mit der Unterdrückung englischer Aufstände und der Sicherung seiner Macht beschäftigt. Zwischen 1073- 1085 verbrachte er die meiste Zeit in der Normandie und musste nun auch schon skandinavische Angriffe abwehren (1069, 1070, 1075). 1085 kehrte der Eroberer wegen einem weiteren, sehr bedrohlichen Angriff nach England zurück. Ostern 1068 feierte Wilhelm in Winchester und hielt zu Pfingsten in Westminster großen Hof. Hierher kam auch Matilda und wurde feierlich zur Königin gekrönt. 1069 hatte Wilhelm fast ganz England südlich des Humber unter seine Herrschaft gestellt. Im Sommer des Jahres nahm der skandinavische Widerstand geballte Formen an und das normannische Unternehmen begann zu wackeln. Ein starkes skandinavisches Heer befand sich in England und wurde durch eine beträchtliche Armee mächtiger sächsischer Feudalherren verstärkt. Die sich schnell verbreitende Nachricht brachte weitere Aufstände, doch der Kern der Gefahr lag im Norden. Wilhelm handelte schnell - und wohl nie mit größerer Tatkraft und unter größerer Gefahr. Er begab sich sofort nach Axholme, worauf die Dänen wieder über den Humber nach Yorkshire zogen. Wilhelm ließ die Grafen von Mortain und Eu in Lindsey zurück und zog selber westwärts. Er unterdrückte ohne Schwierigkeiten die unter Edric dem Wilden und den walisischen Fürsten ausgebrochene Rebellion und zog anschließend weiter nach Lincolnshire, wo er Bischof Geoffrey von Coutances zurückließ, um den Aufstand in Dorsetz niederzuschlagen. Als er in Nottingham eintraf, erreichte ihn eine Nachricht, nach der die Dänen York erneut besetzen wollten, worauf er sich gleich nach Norden wandte. Er rückte auf die Hauptstadt zu, worauf sich die Dänen wieder zurückzogen. Unterwegs verwüstete er unbarmherzig das Land. In York traf er kurz vor Weihnachten ein, die normannischen Truppen teilten sich in kleine Gruppen und verwüsteten systematisch Yorkshire. Danach ging es schnell weiter nach Westen, wo es mühsamer war, den Aufstand zu unterdrücken. Er erreichte Chester, bevor seine Feinde kampfbereit waren, besetzte die Stadt und errichtete hier und in Stafford eine Burg. Der Widerstand war nun gebrochen und die dänische Flotte verließ angesichts der Niederlage ihrer englischen Verbündeten den Humber. Wilhelm zog wieder nach Süden und erreichte Winchester noch vor Ostern. Die erste Rebellion hatte das normannische Regime in England überlebt, die wichtigsten englischen Städte hatten sich unterworfen, der Norden war besiegt und die Fenland- Rebellion unterdrückt worden. Anfang 1073 befand sich Wilhelm an der Spitze eines Heeres, das von England in die Normandie übersetzte. Seine Opposition hier war inzwischen derart organisiert und stark, dass er den größten Teil seiner Zeit in der Normandie verbringen musste. 1074 begannen seine Gegner zu beiden Seiten des Kanals gemeinsam zu handeln. Edgar Atheling kehrte aus Flandern nach Schottland zurück und der französische König erkannte sofort, dass er als Mittelpunkt eines kontra- normannischen Bündnisses eingesetzt werden konnte. Wilhelm empfand die Bedrohung als so groß, dass er mit Atheling verhandelte und einwilligte, ihn wieder an seinem Hof auszunehmen. König Philipp musste ein anderes Widerstandszentrum auftun. Er fand es schließlich in der Bretagne. Dort entwickelte sich zwischen 1075- 77 eine Politik, die englische, französische und skandinavische Feinde Wilhelms einige Zeit verbündete. 1077 war Robert, Wilhelms Sohn, nicht älter als 25 und hatte sich bis dahin als treu zu seinem Vater erwiesen. 1078 ließ er sich von den Schmeicheleien seiner Gefährten überreden und bat seinen Vater, ihm nun die unabhängige Gewalt über die Normandie und Maine zu übertragen. Zu diesem Zeitpunkt wäre die Spaltung des anglo- normannischen Reiches gefährlich gewesen und Wilhelm schreckte vor einer unüberlegten Handlung zurück. Schließlich war er gezwungen einen Streit zu ersticken, der unter den Anhängern Roberts und denen seiner beiden Söhne Wilhelm und Heinrich ausgebrochen war. Es kam zum offenen Bruch, Robert verließ sofort den Hof seines Vaters und versuchte mit einem großen Gefolge die Stadt Rouen in seinen Besitz zu bringen, die dem Angriff aber standhielt. Wilhelm konterte sofort, befahl die Gefangennahme der Aufständischen und drohte ihnen mit Enteignung. Robert und viele seiner Anhänger flohen aus der Normandie. Philipps lang ersehnte Gelegenheit. Aus Frankreich, der Bretagne, Maine und Anjou, wurden Truppenkontingente zu Robert geschickt. Wilhelm griff die in Rémalard versammelten Aufständischen unverzüglich an, worauf diese sich zurückzogen und in der Burg Gerberoi, die Philipp ihnen zur Verfügung gestellt hatte, verschanzten. Robert erhielt neuen Zuspruch aus der Normandie und auch viele Ritter aus Frankreich schlossen sich ihm an. Die Belagerung der Festung dauerte drei Wochen, dann unternahm man einen Ausbruchversuch, der unerwartet Erfolg hatte, Robert blieb als Sieger zurück. Wilhelm kehrte nach Rouen zurück und sah sich genötigt zu verhandeln. Die Versöhnung von Vater und Sohn fand März oder April 1080 statt, aber Wilhelms Einfluss auf seine Sohn war wesentlich geschwächt.  Die Nachricht dieser Niederlage veranlasste König Malcolm von Schottland sein Glück zu versuchen. Vom 15. August bis zum 8. September 1079 verwüstete er das ganze Gebiet vom Tweed bis zum Tees, was ihm reiche Beute brachte. Das er einige Zeit ungestraft blieb, stärkte die Opposition in Northumbria. Im Frühjahr 1080 brach ein Aufstand aus, der alle Normannen im Norden bedrohte, und in der Ermordung des Bischofs Walcher und seines Gefolges seinen Höhepunkt fand. Wilhelm war noch in der Normandie, aber Odo von Bayeux wurde zur Strafexpedition nach Norden geschickt. Im selben Jahr zog Robert mit einem Heer nach Schottland und zwang Malcolm zu einem Vertrag. Danach wandte er sich nach Süden und errichtete in Newcastle eine Festung, das Land nördlich des Tyne war immer noch umstrittenes Gebiet. Wales bereitete Wilhelm im Laufe seiner Herrschaft nur wenig Schwierigkeiten, mit Schottland war es anders. Während seiner Regierungszeit war der Norden eine ständige Bedrohung, und es bestand zu den Angriffen auf seine Besitzungen in Frankreich immer eine gewisse Beziehung. 1081 unternahm Graf Fulk von Anjou einen von Maine ausgehenden Angriff auf die Normandie. Unterstützt wurde er durch Graf Hoel von der Bretagne. So musste Wilhelm wieder über den Kanal setzen und marschierte mit einem großen Heer gegen Maine. Die Kirche schaltete sich ein, und so kam es zu einem Vertrag zwischen dem König und dem Grafen - trotzdem brodelte Maine immer weiter. Zur selben Zeit wurde die Stellung Wilhelms aber auch aus den Reihen seiner eigenen Familie bedroht. 1082 kam es zum Streit zwischen Wilhelm und seinem Halbbruder Odo von Bayeux. Wilhelm ließ Odo einsperren, warum ist unklar, aber wahrscheinlich strebte Odo nach der Papstkrone und versuchte wichtige Vasallen des Königs zu einem Unternehmen in Italien zu überreden. Wahrscheinlich wurde er bis zum Tod Wilhelms 1087 gefangengehalten, aber nicht enteignet, denn im Domesday Book erscheint er weiterhin als größter Landbesitzer neben dem König. Odos Abtrünnigkeit war eine große Gefahr. So kam es 1083 dann auch noch dicker, als Robert zum zweiten Mal rebellierte und das Herzogtum verließ. Vier Jahre verschwand er aus dem Geschichtskreis, was er tat ist fraglich, er blieb aber ein wichtiger Mittelsmann des französischen Königs, der ihm vollste Unterstützung gewährte. Die beiden wichtigsten Mitglieder der Familie hatten sich öffentlich gegen Wilhelm gestellt. Gegen Ende des Jahres traf es ihn aber besonders hart, denn seine Frau Matilda, die er über alles liebte, starb am 2. November 1083. Wilhelms beiden letzten Lebensjahre sind für seine Biographie von besonderer Bedeutung. Zum einen bilden sie den Epilog einer großen Laufbahn, zum anderen Verkörpern sie die letzte Krise seiner Herrschaft. Zwischen dem Herbst 1085 und Wilhelms Tod im September 1087 richtete sich ein Bündnis gegen das anglo- normannische Königreich, das an frühere Jahrzehnte erinnerte. Wieder verteidigte Wilhelm sein Reich, jedoch diesmal mit außergewöhnlichen Mitteln. In 24 Monaten widmete er jeden Tag entweder der Kriegsführung oder der Kriegsvorbereitung, schloss darüber hinaus aber auch die Entwicklung des Domesday Book ab.  Krieg und Existenzkampf waren der Hintergrund seines Lebens, aber auch Vorraussetzungen für die volle Entfaltung seiner schöpferischen Kraft - bis zu seinem Tod blieb es so. Der Anfang der Krise wurde in der Angelsächsischen Chronik mit 1085 datiert. Knut der Heilige (Knut IV.) erneuerte die skandinavischen Ansprüche auf England. In Frankreich unterstützte Philipp weiterhin Robert, der immer noch Händel mit seinem Vater hatte. Und Odo, obwohl noch in Gefangenschaft, konnte die englischen und normannischen Untertanen Wilhelms zum Verrat aufhetzen. Malcolm stand als Feind an der schottischen Grenze, Fulk Le Rechin von Anjou war bereit, die Lage zu nutzen. Dieser Bedrohung musste Wilhelm trotzen, wozu der persönliche Kummer kam. Wilhelm alterte schnell und hatte erst vor kürzlich seine Frau verloren, die er sehr geliebt hatte. Er konnte sich nur auf wenige Familienmitglieder verlassen, seine Gesundheit hatte sich verschlechtert, er wurde ständig beleibter. Die Energie, mit der er seinen Feinden entgegentrat, zeigt seine bemerkenswerte Entschlossenheit und Willensstärke. Sobald er von der drohenden Invasion Knuts erfuhr, handelte er schnell und entschlossen. Er ließ Küstengebiete Englands verwüsten, a là "verbrannte Erde". Die Verteidigung der Normandie überließ er anderen, er selbst überquerte mit einem aus Fußvolk und Reiterei zusammengestellten Heer - das Größte, das er jemals mitführte- den Kanal. Er verteilte sein Heer über die Güter seiner Lehnsleute und befahl ihnen, diese Abteilungen nach Umfang ihrer Ländereien zu verpflegen. Weihnachten 1085 war er in Gloucester, um Hof zu halten, und beriet sich mit seinen Ratgebern, worauf die Entstehung des Domesday Book folgte. Anschließend zog Wilhelm durch das südliche England, zu Ostern 1086 war er in Winchester und zu Pfingsten in Westminster, wo er seinen Sohn Heinrich zum Ritter schlug. Knut hatte derweilen im Limfjord ein großes Heer und eine mächtige Flotte zusammengezogen, stieß jedoch während der Vorbereitungszeit bei seinen Untertanen auf Widerstand und Unzufriedenheit. In den folgenden Unruhen wurde er gefangengenommen und im Juli 1086 in Odensee ermordet. Damit war der Feldzug beendet, bevor er richtig begonnen hatte, und die unmittelbare skandinavische Bedrohung gebannt. Die Lage blieb aber weiterhin ernst, denn Robert rebellierte und Odo förderte die verräterischen Bewegungen, die sich gegen Wilhelm richteten. Da sich die Aufmerksamkeit 1086 notgedrungen auf England gerichtet hatte, ergab sich für Philipp eine günstige Gelegenheit, seine kriegerischen Aktivitäten in Frankreich wieder aufzunehmen. Wilhelm schiffte sich also 1086 wieder nach Frankreich ein, und richtete sein Augenmerk in erster Linie auf die Verteidigung. Als im Spätsommer 1087 die Besatzung des französischen Königs von Mantes in das Evrecin einfiel und begann die Normandie zu plündern, entschloss sich Wilhelm zur Vergeltung. Vor dem 15. August unternahm er einen Feldzug um das Vexin, vor allem aber die Städte Mantes, Chaumont und Pontoise für die Normandie zurückzugewinnen. Der folgende Feldzug war der letzte und einer der blutigsten von Wilhelm. Er überquerte die Epte und verwüstete mit einer großen Streitmacht das Land bis nach Mantes. Als die dortigen Besatzer einen Ausfall versuchten, überraschte Wilhelm sie, worauf sie sich in die Stadt zurückzogen. Wilhelms Truppen und eine furchtbare Zerstörung folgten. Mantes wurde so vollständig gebrandschatzt, dass es heute kaum mehr möglich ist, Spuren von Bauten aus dem 11. Jh. zu entdecken. Die Einnahme von Mantes war Wilhelms letzte militärische Handlung. Bei dem Ritt durch die Stadt durchzog ein heftiger Schmerz seine Eingeweide - die eine Version, die andere behauptet, er sei vom Pferd gestürzt, als dieses vor den Funken des Feuers scheute- und er war gezwungen, unter schrecklichen Schmerzen nach Rouen zurückzukehren. Dort nahmen Schmerzen und Krankheit von Tag zu Tag zu, Wilhelm war ans Bett gefesselt. Familie und Freunde versammelten sich um sein Bett - wobei die beiden wichtigsten Mitglieder seiner Familie immer noch fehlten, denn Robert rebellierte immer noch und befand sich in Gesellschaft Philipps und Odo saß immer noch im Gefängnis. Anwesend waren die anderen Söhne des Königs, sein Halbbruder Graf Robert von Mortain, Erzbischof Wilhelm Bonne- Ame, der Kanzler Gerard, die höchsten Beamten des Hofes und viele andere. Wilhelm starb langsam und qualvoll, konnte aber letzte Anweisungen geben, da er bis zum Schluss bei klarem Verstand war. Er fürchtete sich auch, als es aufs Ende zuging, nicht sonderlich vor dem Tod, er beichtete und erhielt Absolution, danach veranlasste er eine großzügige Almosenverteilung und ließ die Geistlichen genau aufzeichnen, wem seine Geschenke zukommen sollten. Er ermahnte alle Anwesenden, auch die Erhaltung des Rechts und die Bewahrung des Glaubens zu achten und befahl schließlich alle Gefangenen freizulassen, mit Ausnahme des Bischofs von Bayeux. Hier trotzten ihm die Anwesenden, vor allem Robert von Mortain bat um die Freilassung ihres Bruders. Sie diskutierten lange, und schließlich gab Wilhelm erschöpft nach. Die Übertragung des Reiches war von höchster Bedeutung und Wilhelm erklärte sich mit berechtigter Bitterkeit gegen Robert, Treulosigkeit, aber auch die Unfähigkeit ohne Ermahnungen und Aufsicht zu herrschen, veranlassten ihn dazu.  Die Feudalherren versuchten zu kitten und schließlich erklärte er sich bereit, ihn als Herzog der Normandie einzusetzen. Bezüglich Englands sah es allerdings anders aus, den Thron hier vermachte er seinem zweiten Sohn Wilhelm. Da er sich der auf seinen Tod folgenden Unruhen bewusst war, sandte er an Lanfranc in England einen versiegelten Brief mit seinen Bestimmungen und ließ Wilhelm unverzüglich damit abreisen. So hatte Wilhelm bereits Wissant erreicht, als er vom Tod seines Vaters erfuhr. Seinem Sohn Heinrich hinterließ Wilhelm ein beträchtliches Vermögen, und auch er wurde sofort losgeschickt, um die Summe zu sichern. Die Trennung der Normandie von England war schon lange Philipps Hauptziel gewesen, dem Wilhelm ständig entgegengetreten war. Nun schien dieses Ziel erreicht und der sterbende König muss es als letzte Niederlage empfunden haben. Nachdem Wilhelm seine Anweisungen getroffen hatte, empfing er die letzte Ölung und das Abendmahl vom Erzbischof von Rouen. Er starb in den frühen Morgenstunden des 9. September 1087, eines Donnerstag.

 

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