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Der Pyrrhoskrieg

„*319/18 … P., der sich als ,neuer Alexander‘ gab, da er von Alexander d. Gr. abstamme, … fuhr … auf Hilferuf Tarents gegen die Römer 280 mit 25.000 Mann und 20 Elefanten dorthin … Er stellte das Unternehmen als Rachefeldzug für den Tod des Onkels Alexandros … und als panhellen. Krieg gegen die Barbaren im Sinne Alexanders d. Gr. dar.“ [1]

„Im Jahre 282 geriet Rom mit der großen unteritalischen Handelsmetropole Tarent in einen Konflikt, weil die Tarentiner einige römische Schiffe, die friedlich im Hafen von Tarent lagen, überfallen hatten (die Schiffe hätten nach einem alten Vertrag nicht in den Golf von Tarent fahren dürfen) und weil eine römische Gesandtschaft, welche die Angelegenheit bereinigen sollte, von dem aufgebrachten Stadtvolk schwer beleidigt worden war. Gegen die Römer riefen die Tarentiner, wie schon öfter in früheren Jahren, einen griechischen Kondottiere zu Hilfe. Erst im Jahre 304 hatten sie gegen die Lukaner Kleonymos, den Sohn eines Königs ihrer Mutterstadt Sparta, herbeigeholt; jetzt fiel ihre Wahl auf Pyrrhos, den König der epirotischen Molosser. Pyrrhos war ein ehrgeiziger und begabter Politiker, vor allem aber der bedeutendste Feldherr seiner Zeit und wohl einer der größten in der Antike überhaupt. Sein Ehrgeiz war darauf gerichtet, sich in dem nun schon seit über 40 Jahren in Auflösung begriffenen Alexanderreich eine Herrschaft zu verschaffen, und es hatte dabei für ihn nahe gelegen, sich vor allem um den makedonischen Thron zu bewerben. Aber er war nicht der einzige Bewerber, und nach anfänglichen Erfolgen sah er sich von der starken Konkurrenz bald wieder aus dem Feld geschlagen. So nahm er das Angebot der Tarentiner als einen Wink, seine Pläne nach einem griechischen Königtum nun im Westen, bei den Griechen Unteritaliens und Siziliens, verwirklichen zu können.

Pyrrhos landete im Frühjahr 280 in Unteritalien und schlug noch in demselben Jahr ein römisches Heer bei Herakleia am Siris. Der Sieg war teuer erkauft, denn die Verluste waren auch auf der Seite des Pyrrhos groß (Pyrrhos-Sieg). Manche unteritalische Verbündete, vor allem die Lukaner und Samniten, fielen nun von Rom ab. Als die Forderung des Pyrrhos, daß die Römer einen großen Teil ihrer Bundesgenossen aus dem Bündnis entlassen sollten, abgelehnt wurde, kam es im folgenden Jahr bei Ausculum in Apulien erneut zur Schlacht. Wieder siegte Pyrrhos, aber es war auch dieser Sieg durch hohe Verluste geschmälert, und vor allem: Es blieb die große Abfallbewegung, die der König nach den Erfahrungen östlicher Kriege erwarten durfte, aus. Es zeigte sich nun, daß das römische Bundesgenossensystem mit seinen abgestuften Verträgen und seinen Festungen, deren Bewohner auf Gedeih und Verderb mit Rom verbunden waren, ein System eigener Art war, an dem die traditionelle Kriegs- und Eroberungspolitik scheiterte. Der ungeduldige Pyrrhos gab daher vorerst den Kampf in Italien auf, als die griechischen Städte Siziliens ihn gegen die Karthager zu Hilfe riefen. In Sizilien errang er auch schnell große Erfolge, wurde von den Griechen der Insel deshalb enthusiastisch als Befreier gefeiert und zum König ausgerufen. Doch stockte der Krieg vor Lilybaeum, das die Karthager halten konnten, und die politischen und militärischen Maßnahmen des Pyrrhos auf der Insel, die er weitgehend im Stile hellenistischer Herrscher traf, fanden bald die Kritik derjenigen, die ihn gerufen hatten. Als Pyrrhos auch auf Sizilien nicht weiterkam, kehrte er 276 nach Italien zurück, flehentlich gebeten von seinen dortigen Verbündeten, die bereits die Rache der Römer zu spüren bekommen hatten. Im folgenden Jahr schlug er bei Maleventum im Gebiet der Hirpiner die Römer noch einmal (diese machten daraus später einen Sieg und benannten den Ort der Schlacht in Beneventum um); aber aus Mangel an Nachschub und auch deswegen, weil ihn manche Bundesgenossen verlassen hatten, vor allem aber weil er einsah, daß hier in Italien gegenüber einem Feind wie den Römern wenig auszurichten war, zog er bereits in demselben Jahre wieder nach Epirus ab. In Griechenland ist er einige Jahre später in Argos im Straßenkampf gefallen (272).“ [2]

Anmerkungen

1) Konrat Ziegler/Walther Sontheimer (Hrsgg.) „Der Kleine Pauly“, München 1979, unter „Pyrrhos" Nr. 1
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2) Jochen Bleicken „Geschichte der Römischen Republik“, 2. Aufl., München 1982, S. 36-37
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URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Pyrrhos.htm>, zuletzt geändert: 18.01.99

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