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Zur Gründung Roms

Inhaltsverzeichnis

  1. Wann wurde Rom gegründet?
  2. Abbildung eisenzeitlicher Siedlungsspuren (mit Rekonstruktion)
  3. Über den Einfluss der Etrusker bei der Stadtgründung

Wann wurde Rom gegründet?

„Die älteste Geschichte Roms erhellt sich uns heute vor allem aus den Bodenfunden. Danach gab es auf dem Palatin (die Roma quadrata der Überlieferung) und ebenso, wohl nicht viel später, auch auf dem Westabhang des Esquilin-Hügels früheisenzeitliche Siedlungen, die bis in das 10. und 9. Jahrhundert hinaufreichen. Im 8. Jahrhundert wird auch der Quirinalshügel besiedelt, ebenso die Niederungen, insbesondere das Forumtal; denn obwohl wir hier keine sehr frühen Siedlungsreste kennen, dürfen wir solche für diese Zeit nicht ausschließen. Daß die z. T. nur wenige hundert Meter voneinander liegenden Siedlungen getrennte Staatswesen gewesen seien, ist kaum anzunehmen. Den sakralen Mittelpunkt der verstreuten Siedlungen haben wir in dem steil aufragenden Kapitolshügel zu sehen, auf dem der Himmelsgott Juppiter, anfangs im Freien, verehrt worden ist. Die Bedeutung des hügeligen Gebietes, das später die Stadt Rom einnahm, ergab sich daraus, daß hier eine kleine Insel im Tiberbett einen verhältnismäßig bequemen Übergang über den Fluß sicherte; die Hauptroute aus dem etruskischen Gebiet nach Latium und weiter durch das Trerus-Tal nach Kampanien überquerte also hier den Tiber. Auch endete an dieser Stelle die Schiffbarkeit des Flusses.

Von wann an wir diese Streusiedlung an der Tiberfurt eine Stadt nennen können, ist schwer zu sagen und hängt auch davon ab, was wir als Stadt bezeichnen wollen. Wenn wir die damals praktizierte Stadtform, nämlich die etruskische und griechische zugrunde legen, haben wir vorauszusetzen, daß die Siedlung nicht nur ein durch eine Mauer fest begrenztes Wohn- und Wirtschaftszentrum, sondern auch der religiöse und politische Mittelpunkt der in der Gegend siedelnden Bevölkerung war. Die Archäologen nennen für den Vorgang der Stadtwerdung heute oft ein spätes Datum (um 600) oder treten für die stufenweise Ausbildung eines städtischen Gemeinwesens ein. Es wird aber auch noch vielfach die alte These von dem einmaligen Zusammenschluß (Synoikismos) der vorher politisch unabhängigen und ethnisch ungleichen (Latiner, Sabiner) Kleinsiedlungen auf dem Palatin und den Hügeln (colles) zu einer Großsiedlung (Stadt) vertreten. Durch ihn wäre Rom also in einem formellen Gründungsakt ins Leben getreten. Diese These kann sich auf manche alten religiösen Einrichtungen der Römer stützen, die in nicht leicht zu erklärender doppelter Ausführung bestanden, und man beruft sich auch auf archäologische Daten.“ [1]

Abbildung eisenzeitlicher Siedlungsspuren (mit Rekonstruktion)

Die erste Abbildung [2] zeigt in den Fels gehauene Einlassungen für die Fundamente einer eisenzeitlichen Hütte auf dem Palatin.

Fundamente einer eisenzeitlichen
	Hütte auf dem Palatin

Die nächste Abbildung [3] zeigt eine Rekonstruktion einer solchen Hütte aus zwei Perspektiven.

Rekonstruktion einer eisenzeitlichen
	Hütte

Über den Einfluss der Etrusker bei der Stadtgründung

„Das städtische Gemeinwesen, das wir in der ältesten politischen Geschichte Roms, der Königszeit, dann vor uns sehen, kann nicht ohne die Hilfe der Etrusker entstanden sein. Denn die städtische Siedlungsform finden wir seit dem 9./8. Jahrhundert unmittelbar nördlich von Rom, nämlich in Etrurien; die erste griechische Stadt hingegen lag Hunderte von Kilometern weiter südlich (Kyme am nördlichen Gestade des Golfs von Neapel). Etruskisch ist auch der Name Roma, der von einem etruskischen Geschlecht der Romulier abgeleitet ist [4]; der mythische Stadtgründer Romulus ist also ein Romulius. Etruskisch sind auch die Insignien des Herrschers, der Goldkranz, die goldbestickte Purpurtunika und der ebenso verzierte Purpurmantel, die Schnabelschuhe, das Rutenbündel mit dem Beil (fasces) und der Klappstuhl (sella curulis), ferner die Gehilfen der Amtsführung, die Liktoren, und die Sitte des Triumphs sowie die gesamte staatliche Vorzeichenschau, mit deren Hilfe der Wille der Götter erforscht wurde. Die formelle Abgrenzung des Stadtgebietes vom Landgebiet, die religiös-magischen Charakter hatte und durch das Ziehen einer heiligen Furche (pomerium) erfolgte, dürfte auch etruskisch sein (die heilige Stadtgrenze schloß übrigens das Kapitol und den Aventin-Hügel aus …) … Wir haben nach allem mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit anzunehmen, daß die eigentliche Stadtgründung das Werk eines Etruskers war, der als Herrscher (lateinisch: rex) das neue politische Gebilde lenkte. Der Zeitpunkt dieses politischen Aktes dürfte irgendwann im 7. Jahrhundert liegen.“ [5]

Ein weiteres Argument für die Zuweisung der Stadtgründung an die Etrusker: Die Trockenlegung des Forums um 600 v. Chr. setzt eine Kulturstufe voraus, die damals nur die Etrusker erreicht hatten.

Hinzu kommt: „Politisch-militärisch … war das frühe Rom in drei große Verbände, die Tribus der Ramnes, Tities und Luceres, aufgegliedert, somit in Einheiten, die etruskische Namen führten.“ [6]

Anmerkungen

1) Jochen Bleicken „Geschichte der Römischen Republik“, 2. Aufl., München 1982, S. 13
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2) Der URI des Bildes lautet: <http://www.bowdoin.edu/dept/clas/arch102/
images.prehistory/palatine.hut.gif>
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3) Der URI des Bildes lautet: <http://www.bowdoin.edu/dept/clas/arch102/
images.prehistory/villanovan.hut.model.gif>
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4) Anders Gert Klingenschmitt „Die lateinische Nominalflexion", in: Panagl, Oswald/Krisch, Thomas (Hrsgg.) „Latein und Indogermanisch", Akten des Kolloquiums der Indogermanischen Gesellschaft, Innsbruck 1992, S. 90: "Roma ist … seiner Entstehung nach eine Kollektivbildung zum Individualnamen *romo- und bedeutete einst ,(Siedlung der) Familie *Roma-‘ (vgl. den Stadtnamen Pompeii). Genauer läßt sich *roma- etwa fassen als ,Familie, in welcher der Individualname *romo- häufig vorkam (vererbt wurde)‘ oder wahrscheinlicher ,*Romo-s und seine Familie'" (Hinweis Dieter Steinbauer).
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5) Bleicken, a. a. O., S. 13-14
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6) Karl Christ „Die Römer“, München 1979, S. 16
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URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Romgruen.htm>, zuletzt geändert: 12.07.03

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