Tonträger
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③ Ejnklang ... in der Bedeutung von ...
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LC–12541 |
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1 |
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Ejnklang |
01:27 |
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2 |
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Erew Schel
Schoschanim |
03:42 |
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3 |
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Khanaru |
03:02 |
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4 |
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The Midnight Sun
Will Never Set |
01:49 |
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5 |
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If I Had A Hammer |
02:21 |
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6 |
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Iko Iko |
02:38 |
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7 |
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Petite Fleur |
02:34 |
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8 |
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Dat Du Min Leevste
Büst |
02:08 |
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9 |
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Ansiedad |
02:31 |
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10 |
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I Will Follow Him |
01:55 |
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11 |
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Lebedik Un Frejlech |
01:09 |
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12 |
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Das War Eine Schöne Party |
03:03 |
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13 |
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Garmadola |
01:40 |
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14 |
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Surfin' Auf'm Baggersee |
02:30 |
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15 |
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Was Wäre Wenn |
03:34 |
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16 |
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Sie Beißt Und Kratzt |
03:24 |
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17 |
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I Don't Believe In
If Any More |
02:30 |
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18 |
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Blaue Nacht Am Hafen |
03:22 |
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19 |
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Tata Quillacas |
01:48 |
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20 |
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Semer Atik |
00:56 |
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21 |
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Ssim Schalom |
03:51 |
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22 |
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Seek For Silence |
06:06 |
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23 |
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Nehmt Abschied, Brüder |
02:25 |
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24 |
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Ejnklang |
01:26 |
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1) Mit
einem Zitat von Ludwig van Beethoven aus der Sonate f-moll, op. 2 Nr. 1
2) Mit
einem bearbeiteten Zitat von Hanns Eisler aus dem Solidaritätslied, op. 27 Nr.
1
Um ein wenig Ehrfurcht, innerer Gelassenheit und
Stille den Weg zu ebnen, bringe ich meinem jeweiligen Publikum mit Vorliebe
eine selbst verfasste Kantilene dar, die mit Bezug auf ihre Funktionalität
zunächst „Intro“ hieß. Später benannte ich sie „Einklang“ (klingend einstimmen)
und, da Klesmermusik Pate gestanden hatte, im Nachhinein „Ejnklang“.
Als ich für meine CD just einen Namen ersann,
klang „ejnklang“ abermals an. Dabei offenbarte sich mir, welch einheitsbildende
und assoziative Kraft diesem schlichten Wort zu Eigen ist:
„Ejnklang“ in der
Bedeutung von/als Synonym für/im übertragenen Sinne als ...
·
ein Klang/Einstimmigkeit (ohne Begleitung): z. B. „Semer Atik“ – Jeder natürliche
Ton lässt sich aufgliedern in einen Klang, in eine Reihe von Naturtönen,
Obertönen oder Teiltönen.
·
Parallelbewegung von zwei oder mehr Stimmen in
der Prime oder im Oktavabstand (ital. unisono): z. B. im Mittelteil von „The Midnight Sun Will Never Set“ – durch
die Registerstellung der Orgel geringfügig modifiziert
·
Introduktion (Einführung): z. B. „Ejnklang“ – ein Vorspiel im beschriebenen ursächlichen
Zusammenhang ... auch introduktiv für die Stille des „Ausklangs“
·
Einklang mit sich selbst
·
mit etwas im Einklang sein/etwas in Einklang
bringen: z. B. Publikumswünsche und
individuelle Neigungen
·
eine Person klingt: „alles alleine und alles gleichzeitig“1)
·
Erstlingswerk (in selbstständiger Produktion)
·
Einklang unterschiedlicher Kulturen: z. B. Vokal- und Instrumentalmusik
aus den Anden, Deutschland, Israel, Mexiko, Osteuropa, Schottland, USA
·
Einklang „schöner“ Ton-„Künste“: Boogie-, Folk-, Klesmer-, Latin-,
Schlager-, Song-, Tanz-, Unterhaltungs-, Welt-, ...Musik
·
Zusammenklang verschiedener Medien (Schwingungen): Singstimme, Pfeifstimme, Klarinette,
Klavier, E-Piano, Orgel, Gitarre, Pedalbass, Rhythmusgerät
·
Beispiel für und Hinweis auf die Affinität des
hochdeutschen „Einklang“ mit dem jiddischen „ejnklang“: „Jiddisch ist die dem Deutschen nächstverwandte westgermanische
Sprache. Es steht unserer Muttersprache ungleich näher als das Englische und
selbst das Niederländische.“2)
·
Leitmotiv (weder kunstmusikalisch noch
literarisch): Gleichklang, Wohlklang, Übereinstimmung, Harmonie, Frieden ...
„aynklang“
1) Zitat:
Ulrich, Christian, Dipl.-Tonmeister, Berlin
2) Lötzsch, Ronald: Jiddisches Wörterbuch. Mannheim, Leipzig, Wien, Zürich
(Dudenverlag), 1992
Zu
Willem Garres „Ejnklang“
Von Prof. Dr. Wolfgang
Martin Stroh
„Alleinunterhalter“ –
das erinnert an Alkohol, Rauch, lautes Durcheinander, übermüdete Kinder und
durchgedrehte Erwachsene, an kalte Hotelhallen, gestörte Gespräche oder
schlicht und einfach an „billige“ Musik. Alleinunterhalter – das ist einer, der
auf preiswerte Weise eine ganze Combo nachmacht, der seine Stimme mittels
Effektgerät in „Freddy Quinn“ verwandelt, dessen Rhythmen mechanisch ablaufen
und der Instrumente besitzt, die gegen Bier resistent sind. Alleinunterhalter –
das waren die Geringsten der Gesellschaft, die Zigeuner in den Cafés, die
Klesmorim bei jüdischen oder christlichen Hochzeiten, die Bandoneonisten der
Tanzlokale.
Und doch, jeder braucht
und brauchte sie. Ohne sie geht und ging nichts. Sie schaffen und schufen den
akustischen, emotionalen und rituellen Kitt, den manch eine Veranstaltung
benötigt, um nicht in Langweile und Sinnleere zu verfallen. Man muss nicht den
Schamanismus oder die afrikanischen Medizinmänner bemühen, um zu erkennen,
dass Alleinunterhalter die sozialen Magier unserer Gesellschaft, die modernen
Ritualmeister der Säkularität, die Sinnstifter des Konsums und Alkohols sind.
Ihr Medium, ihre Medizin und ihr Zauberspruch ist die Musik. Und, wie jeder
weiß, jenseits des Rituals, jenseits des Ortes, an dem der Alleinunterhalter
wirkt, ist diese Musik so wenig wie eine Zauberformel per E-Mail: Schall und Rauch.
Willem Garre muss ein
ganz besonderes Exemplar seiner Gattung sein. Seine CD „Ejnklang“ mit
Musikstücken seines Repertoires wirkt auch ganz ohne Bar, Café, Wirtshaus oder
Bierzelt. Sie fesselt vom ersten Ton an. Freilich, wer kann schon so tief
empfunden Klarinette spielen! Und dies Motto der CD – „Ejnklang“ – ist Garres
ureigenster Klang, es ist eine ganz ergreifende Komposition, die jeden für
diese durchaus „bunte“ Mixtur aus musikalischen Zaubersprüchen einfängt. Und
dann löst auf Track 2 die abgrundtiefe warme Stimme Garres den Klarinettenton
ab, eröffnet nun jenen kleinen Kosmos von „Unterhaltungskunst“ ...
Jede Nummer der CD und
die kluge Abfolge der Stücke und Stile ist ein vielfältiges Wunder in sich. Da wagt
einer, ergreifende Melodien anzustimmen („Petite Fleur“), komplexe
Harmoniefolgen (in der Eigenkomposition „Seek For Silence“) darzubieten, um
gleich darauf munter pfeifend den Ernst des Lebens vergessen zu machen
(„Ansiedad“). Durch die Sparsamkeit der musikalischen Mittel erreicht Garre
eine verblüffende Intensivierung des Ausdrucks. Der Rhythmusautomat,
Markenzeichen des Alleinunterhalters, wird immer wieder auf ein skeletthaftes
Klopfen oder Rascheln reduziert (so in „Lebedik Un Frejlech“, das wie eine
virtuelle Polonaise wirkt) oder so vom Gitarrenklang eingehüllt, dass er nur
ganz indirekt durchschimmert. Und der unvermeidlich weiche Hammondklang oder
Leslie-Effekt, die musikalische süße Brühe par excellence, erscheint immer
wieder wie erlösender Sinnenstoff, wohl am ergreifendsten in „Dat Du Min
Leevste Büst“, wo Garre die Grenzen zwischen Volks- und Kunstlied weit hinter
sich gelassen hat. Selbst „Blaue Nacht Am Hafen“ wird dann mehr als eine
Ivan-Rebroff-Freddy-Quinn-Parodie.
Ich habe mich gefragt,
wodurch Garre diese Abfolge von „Unterhaltungsmusik“ in ein derart ergreifendes
Konzert verwandelt hat. Ist es einfach der von ihm erbrachte Beweis, dass
Alleinunterhalter tatsächlich die Zauberkünstler unserer säkularen Zeit sind?
Oder ist es vielmehr die Tatsache, dass er alle Klischees vom
alkoholgeschwängerten, müde dahinsingenden und vom Rhythmuscomputer mühsam in
Trab gehaltenen Musikclown Lügen straft? Oder ist es einfach die hohe Kunst und
Sensibilität eines Musikers, der sich über sein Dienstleistungsgewerbe hinaus
Selbstbewusstsein bewahrt hat? Oder ist es seine Gegenläufigkeit, sein
Gegen-den-Strom-Singen und -Spielen, dort sparsam zu sein, wo andere
auftrumpfen (weil es leicht ist), dort aufzutrumpfen, wo andere versagen (weil
es schwer ist)? Ist es in der Tat die Kunst des Arrangements, die Sparsamkeit
der Klänge, die sich und ihre Herkunft nie verleugnen? Oder ist es diese
abgrundtief beseelte Stimme, dieser hoch differenzierte, einem Giora Feidman
ebenbürtige Klarinettenklang? Oder ist es die weltoffene Art, mit der Garre
jegliche Deutschtümelei musikalisch ad absurdum führt? – Es gibt keine
Alternative zur Antwort: Alles
zusammen ist es, was Garres CD zu einem überzeugenden Dokument werden ließ.
Garre ist ein Künstler,
der den Aspekt des Dienstleisters und den des Missionars auf verblüffend
überzeugende Weise miteinander verbindet. Im Gegensatz zum esoterisch im
luftleeren Raum der Musik-Avantgarde operierenden Kunst-Missionar steht Garre
mit beiden Beinen auf dem Boden der Wirklichkeit, mitten im Leben und ist
dieser Wirklichkeit und diesem Leben auch gnadenlos – existenziell –
ausgeliefert. Kein Mäzen, kein öffentlich-rechtlicher Rundfunk, kein
Goethe-Institut stützt und schützt ihn. Die Kunden müssen ihm seine Botschaft
schon abnehmen. Und offensichtlich tun sie es. Und daher ist Garre einer, der
seine Dienste anbietet und verkauft – aber ohne sich in vollständige
Abhängigkeit von den Käufern zu begeben. Er zeigt mit dieser CD, dass hohe
Kunst und das wirkliche Leben sich nicht ausschließen, dass Volkstümlichkeit
nicht Dummheit, dass Kunst nicht Esoterik sein muss.
Fragt man, wie es Garre
gelungen ist, die Verbindung von Kunst und Volkstümlichkeit so überzeugend zu
schaffen, so kommen mir die beiden Aspekte „Weltoffenheit“ und „Menschlichkeit“
in den Sinn:
Mit seinem flotten
Animierstück und seiner Eigenkomposition „Garmadola“ erweist Garre dem
Komponisten Hanns Eisler eine musikalische Reverenz. Eisler, der 1998 100 Jahre
alt geworden wäre, hat sich zeitlebens um die Verbindung von Kunst und
Volkstümlichkeit bemüht. Garre ist diese Verbindung geglückt, weil er das
musikalisch umsetzte, was Eisler in dem in „Garmadola“ zitierten
„Solidaritätslied“ politisch besungen hat. Garres Musik ist konsequent und
überzeugend weltoffen, alles andere als kulturell borniert oder deutschtümelnd.
Nahe bei der Weltoffenheit steht Garres Art,
menschlich zu sein. Zuerst einmal hört man seiner Musik an, dass er alle
Menschen ernst nimmt, zu denen er singt und spielt. Zugleich jedoch haucht er
den Klängen einen menschlichen Odem ein. Auch die bekanntesten und einfachsten
Lieder oder Schnulzen hat er durchlebt und dadurch belebt. Immer wieder schlägt
seine Singstimme in eine Sprechstimme, schlägt eine pathetische melodische
Geste in eine fühlende Mitteilung um. Garre ist ein wahrer Klesmorim, der sein
Instrument als „Stimme“ und seine Musik stets als „Lied“ bezeichnet. Es ist
eine überzeugende Geste, dass Garre diese jüdische Tradition von Musikmachen in
einer Zeit, die lieber ausländerfeindlich als human ist, in die Cafés, Bars,
Wirtshäuser, Hotelhallen und Bierzelte Deutschlands hinein fortsetzt.
Mit Reminiszenz
an Antoine „Fats” Domino,
mein in der Jugendzeit bejubelter sowie
beharrlich in Ehren gehaltener Künstler und Interpret
Mit herzlichem
Dank für Hilfsbereitschaft und Toleranz an
Susanne, meine liebe Frau
„... stur wie tausend Rinder, Mutter meiner Kinder ...“1),
Frederik, Garrit, Hendrik und Willem
Produktions-„Ausklang“: Berlin, 3. Januar 2000
Mit vielem Dank an Tonmeister Christian Ulrich
Und überdies
schon morgen früh gestrig ... auch in Thorshavn
Garre,
Willem
B.: Musiker. DA.: D-26129
Oldenburg (Oldb), Quellenweg 91 b. G.: Dortmund, 09.02.1953. V.: Susanne Garre, geb. Schnoor. Ki.: Willem
(1989), Hendrik (1991), Frederik (1993), Garrit (1995). El.: Wilhelm u.
Charlotte Garre. S.: 1969-72 Ausbild. z. Kfm. im Groß- u. Außenhandel, anschl.
kfm. Ang. im Ein- u. Verkauf v. Edelstahl, 1973-76 Erlang. d. Hochschulreife am
Westfalen-Kolleg Dortmund, 1976-83 Studium u. Staatsexamen f. d. Lehramt an
Gymnasien an d. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg bei Prof. Gustavo
Becerra-Schmidt u. Prof. Dr. Wolfgang Martin Stroh in d. Studiengängen Musik/Auditive
Kommunikation u. Geographie, Exkursion m. d. Forschungsschwerp.
„Entwicklungsstrategien in der Dritten Welt" nach Tansania (Dar-es-Salaam;
Mlalo, Usambaraberge; Moshi, Kilimandscharo; Mwanza, Victoriasee; 1980). K.:
1984 Komponist u. Arrangeur sowie ausübender Künstler u. a. f. d. Schallplatte
„Flieg mit dem blauen Wind – Kinderlieder", seit 1988 unzähl. Gastspiele
u. Engagements als selbstst. Musiker in d. Sparte Tanz u. Unterhalt.,
individuell arrangierte Vokal- u. Instrumentalmusik (Singstimme [C – e‘],
Klarinette, Tasteninstrumente, Gitarre, Pedalbass) wird getreu d. Motto „alles
alleine und alles gleichzeitig" live dargeboten, d. Komb. schwarze
Latzhose, weiß. Oberhemd u. Holzschleife ist visuell. Markenzeichen, 1998
Erteil. eines Lehrauftr. „Klesmermusik – Jiddische Folklore und Weltmusik"
an d. Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, d. Weiteren Lehrt. als Ass. d.
Klarinett. Giora Feidman, 2001 1. Soloalbum „Ejnklang“, Auswahl v. Auftritten:
Dt. Ev. Kirchentag (St.-Petri-Kirche, Dortmund, 1991), Schleswig-Holstein Musik
Festival (Musikhochschule Lübeck, 1992; Schloss Salzau, 1994; Christkirche,
Rendsburg, 1995/s. „Ich komme spät nach Hause“, D 1995, R.: Klaas Rusticus,
arte/ZDF), Matinee zu Gunsten der Lebenshilfe für geistig Behinderte (Oldenburgisches
Staatstheater, 1996), außerd. Stummfilmbegl. u. Rahmenprogramme f. Festakte
sowie f. Trauerfeiern. H.: Obstgenuss, Waldlauf, Radiohören, Beschäftigung m.
philos., ethnol. u. hist. Themen, hier bes. m. d. hist. Sachsen, d. christl.
Okkupation im 8. Jh. u. m. Widukind.
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Who is Who in der
Bundesrepublik Deutschland. Zug, Schweiz (Who is Who), 2006 – mit freundlicher
Genehmigung
Gliederungspunkte: B.: Beruf, DA.: Wohnsitz,
El.: Eltern, G.: Geburtsort/-tag, H.:
Hobbys, K.: Wirkungskreis/Erwerbstätigkeit,
Ki.: Kinder, S.: Ausbildung, V.:
Ehepartner
LC–12541