Kohl
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Der Grünkohl und die Kohlfahrt

Die Pflanze
Grünkohl (Brassica oleracea var. acephala) ist ein Gemüse das auf einem ca. 40 cm langen Stiel einige längliche gekräuselte Blätter trägt. In einigen Gegenden wird er auch Braunkohl, Winterkohl oder auf Grund seiner Form Oldenburger Palme genannt. Im schweizerischen auch als Federkohl bekannt. Geerntet wird zum Winter, da der Kohl nach Möglichkeit Frost abbekommen haben soll, damit er so richtig gut schmeckt. Die Blätter werden gerupft, dabei werden zarte Blattstiele mit verarbeitet.

Die Zubereitung
Der Grünkohl wird regional sehr unterschiedlich zubereitet. Die hier angesprochene Variante ist vorwiegend in Norddeutschland verbreitet und ergibt eine sehr deftige Mahlzeit. Die gerupften Kohlblätter werden mit gedünsteten Zwiebeln gekocht. Zum Kohl werden Kasseler, Speck und Kochwurst sowie die im Weser-Ems-Raum bekannte Pinkel (eine Grützwurst mit Speck in unterschiedlichen Rezepturen) bzw. in Bremen auch Bregenwurst serviert. Um dem Kohl einen richtig runden Geschmack zu geben, wird Hafergrütze hinzugegeben, und das Fleisch sollte auf dem Kohl mitgekocht werden. Als Beilage sind Salzkartoffeln oder Bratkartoffeln üblich. Im Raum Hamburg werden häufig süße Kartoffeln serviert.

Das Event
Im Weser-Ems-Gebiet wird das Kohlessen häufig als Gemeinschaftsveranstaltung im Rahmen von Betriebsausflügen, Vereinsfeiern oder Nachbarschaftsfesten zelebriert. Die regionale Gastronomie ist von November bis März fest auf diese Kohlfahrten eingestellt. In der Regel wird der Ablauf der für Außenstehende mitunter etwas verrückt anmutenden Veranstaltung von einem oder mehreren Mitgliedern der Kohlfahrttruppe organisiert. Das könnte dann wie folgt aussehen:

Gegen Mittag bzw. frühen Nachmittag Treffen. Dann bricht man zu einem mehr oder weniger langen Marsch auf, der häufig durch Spiele wie Sackhüpfen, Gummistiefelweitwurf, Nudelsex, Luftballon-Wettaufblasen oder Teebeutelweitwurf aufgelockert wird. Im oldenburgischen bzw. ostfriesischen wird die Kohlfahrt häufig mit einer Boßeltour verbunden, wobei man sich in zwei Mannschaften aufteilt und eine Holzkugel mit möglichst wenigen Würfen über die Strecke bringen muß. Da der Marsch recht anstrengend sein kann, wird unterwegs natürlich für das leibliche Wohl gesorgt. Bier und vor allem Klarer oder Liköre gehören zur Standardausrüstung einer Kohlfahrttruppe. Feste Nahrung wie Brezeln oder Mini-Salamis sind manchmal sehr hilfreich, um das Ziel - das Lokal sicher zu erreichen.

Am Lokal etwa gleichzeitig mit mehreren anderen Gruppen angekommen, werden die Wanderschuhe gegen Tanzschuhe ausgetauscht. Zunächst wird gut gegessen, wobei in der Regel in jeder Truppe ein Kohlkönig bestimmt wird - wie, das ist der Phantasie des jeweiligen Festkomitees überlassen. Die Kohlkönige werden durch die Kapelle offiziell im Saal bekanntgegeben und dürfen in vielen Fällen im nächsten Jahr bei der Planung mitwirken. Nach dem Essen gibt es Danz op de Deel - Tanz bis das Lokal schließt, wobei die Nacht dann noch nicht zu Ende sein muß. Es wird von Kohlfahrten berichtet, die morgens um 6 Uhr zu Ende gehen.

Die Kohlfahrttruppen lassen sich meistens bereits aus der Ferne ausmachen. Man erkennt sie an mit Kohlstrunken und Luftballons dekorierten Schirmen, Bollerwagen für den Proviant und um den Hals gehängten Schnapsgläsern.