Methoden

Berathek Methode


Die Heldenreise ist eine Storytelling-Methode. Die ‚Reise des Helden‘ ist im Grunde nichts anderes als ein Handbuch des Lebens. Damit lässt sich die Methode auch in sehr vielen Bereichen einsetzen. Die Abenteuerfahrt der Hauptfigur folgt immer der einheitlichen Formel
Trennung – Initiation – Rückkehr in 12 Stationen.
Die vorgestellte Struktur der Heldenreise ist archetypisch zu verstehen. Sie kann verändert werden und dient nur als Leitfaden. Ein Archetypus kann im Fortgang der Geschichte auch mehrere Rollen annehmen, der Mentor kann sich zum Beispiel zum Schwellenhüter wandeln. Archetypen sind im Gegensatz zum Stereotypen unendlich wandelbar.
Die Rollen müssen nicht von Personen besetzt sein. Hier können auch Veränderungen der Umgebung oder Gruppen verwendet werden.


Anwendungskriterien

Die Methode bringt besondere Vorteile, wenn
  1. Teammitglieder bei einer Aufgabe "mitgenommen" werden müssen.
  2. Auftraggeber überzeugt werden müssen.
Die Methode kann negative Wirkungen haben, wenn
  1. technisch oder strukturierte Informationen dokumentiert werden sollen.


Voraussetzungen

Es muss eine Vorstellung eines Anfangszustandes und der gewünschten Veränderung einer Person oder Situation vorhanden sein. Eine erste Idee des möglichen Wandlungsprozesses sollte existieren.


Durchführung

  1. Beschreibe den Helden. Der Held ist die Figur, die zunächst kein Held ist, sondern erst zu einem wird: die Hauptfigur. Die zentrale Funktion des Helden ist seine Wandlung.

    Psychologische Funktion

    Identifikation: Der Held muss dem Publikum die Möglichkeit geben, sich mit ihm zu identifizieren und dadurch Empathie zu entwickeln. Dazu muss er mit einer Mischung aus universellen und einzigartigen Wesenszügen ausgestattet werden. Vor allem aber müssen seine tiefe Verletzung und sein Leiden daran klar werden.


    Dramaturgische Funktion

    Er treibt als aktivste Figur die Geschichte voran.


  2. Beschreibe den Herold. Der Herold ist ein Verkünder. Ein heraufziehendes Unwetter kann also genauso ein Herold sein, wenn es diese archetypische Funktion erfüllt.

    Psychologische Funktion

    Als Beweger kann er sowohl positiv als auch negativ besetzt sein.


    Dramaturgische Funktion

    Er fordert den späteren Helden heraus, auf die Reise zu gehen.


  3. Beschreibe den Schatten. Er ist einer der wichtigsten Archetypen im Hinblick auf die Charakterentwicklung des Helden. Er spiegelt dem Helden das, was der Held selbst nicht von sich sehen will, was er in seinen Schattenbereich verdrängt hat und was er aber am Ende sehen und integrieren muss, um Heilung zu erfahren. Er steht für diejenigen Aspekte des Helden, die keinen Ausdruck finden, die noch nicht bedacht oder hinterfragt wurden.

    Psychologische Funktion

    Ein Schatten darf also nicht als etwas Negatives gesehen werden, vielmehr macht er auf etwas Wesentliches aufmerksam. Er stört das Gleichgewicht bis seine Botschaft verstanden wurde. Für ihn gilt insbesondere, dass der Held seine Kraft nutzen muss, um weiter zu kommen und zu wachsen.


    Dramaturgische Funktion

    Er ist die treibende Kraft für die Veränderung des Helden.


  4. Beschreibe den Mentor. Mentoren bilden den Helden aus, sie schützen und unterstützen ihn und geben ihm eine Gabe, die er im weiteren Verlauf der Reise braucht, um sie zu bestehen.

    Psychologische Funktion

    Er erinnert an den Moralkodex sobald der Held seinen Prinzipien untreu geworden oder auf Abwege geraten ist.


    Dramaturgische Funktion

    Er muss den Helden dazu bringen, seine Reise anzutreten. Eine weitere wichtige Funktion des Mentors besteht darin, den Helden zu motivieren und ihm bei der Überwindung seiner Angst beizustehen.


  5. Beschreibe den Schwellenhüter. Schwellenhüter treten auf, wenn der Held einen weiteren Schritt in der neuen Welt machen will. Wichtig ist, wie der Held auf einen Schwellenhüter reagiert. Um seine Reise zu bestehen und sich weiter zu entwickeln, muss der Held dessen „Energie“ in sich aufnehmen und seine Kraft nutzen. Schwellenhüter repräsentieren aber auch die ganz normalen Hindernisse, denen sich der Held ständig gegenübersieht: schlechtes Wetter, Vorurteile, feindlich eingestellte Menschen.

    Psychologische Funktion

    Schwellenhüter fördern die Weiterentwicklung und sollten daher nicht als Feinde angesehen werden.


    Dramaturgische Funktion

    Er prüft, ob der Held tatsächlich schon so weit ist, die Schwelle überschreiten zu können.


  6. Beschreibe den Gestaltwandler. Er verändert ständig seine Gestalt, nimmt neue Züge an und verwandelt sich unter den Augen des Helden: der Vertraute des Helden, der sich als Verräter oder Abgesandter der antagonistischen Kraft entpuppt.

    Psychologische Funktion

    Erhält den Zweifel, ob sich der Held auf den Gestaltwandler verlassen kann oder ob er ihn betrügen wird.


    Dramaturgische Funktion

    Eine Funktion des Gestaltwandlers ist, den Helden in die Irre zu führen oder ihn vor Rätsel zu stellen. Er ruft Zweifel im Helden wach, ob er noch auf dem richtigen Weg ist.


  7. Beschreibe den Trickster (engl. Gauner, Betrüger und Schwindler). Hinter dem Trickster stehen die Energien des Unfugs und der Wunsch nach Veränderung. Er drückt sich in erster Linie durch die Rolle des komischen Begleiters aus. Er stutzt das übermäßige Ego des Helden auf ein normales Maß, um ihn wieder auf den Boden der Wirklichkeit zurückzubringen. Außerdem hilft er, Beschränktheiten zu erkennen und führt Tollheiten und Heucheleien vor Augen, indem er ein befreiendes und gesundes Gelächter provoziert. Sein Eingreifen hat heilsame Veränderungen zur Folge, indem er auf gefährlich aus dem Lot geratene psychische Situationen und deren Absurdität aufmerksam macht.

    Psychologische Funktion

    Er zeigt Beschränktheiten, Tollheiten und Heucheleien auf. Er sorgt für Entspannung durch Komik.


    Dramaturgische Funktion

    Oft ist er ein Katalysator, der die Entwicklung anderer Charaktere beeinflusst, sich selbst aber nicht ändert


  8. 1. Phase
    Erstelle ein Bild der gewohnten Welt. Dieses Eröffnungsbild zeigt die Hauptfigur in ihrer alltäglichen Umgebung. An sich hat er alles, was er benötigt, dennoch fehlt ihm etwas, um glücklich zu sein.

    Psychologische Funktion

    Defizite der Heldin zeigen (äußeres Problem, innerer Mangel).


    Dramaturgische Funktion

    Fallhöhe schaffen für die anstehenden Konflikte.


  9. 2. Phase
    Beschreibe den Ruf zum Abenteuer. Eine Figur, ein Ereignis oder eine Nachricht konfrontiert die Hauptfigur mit einer Herausforderung. Es kann sich auch um eine Änderung der gewohnten Umgebung der Hauptfigur handeln, die durch externe Kräfte oder Technologien begründet ist.

    Psychologische Funktion

    Ruf nach Veränderung. Die Hauptfigur spürt langsam, dass sie handeln muss.


    Dramaturgische Funktion

    Auslösendes Ereignis. Katalysator, der die Geschichte in Gang bringt.


  10. 3. Phase
    Erkläre die Weigerung der Hauptfigur dem Ruf nachzugeben. Die Veränderung scheint für die Hauptfigur so beängstigend, dass sie zunächst davor zurückschreckt.

    Psychologische Funktion

    Ein Menschen mit Schwächen schafft Identifikationspotenzial.


    Dramaturgische Funktion

    Der Aufschub des Konflikts erzeugt Spannung.


  11. 4. Phase
    Stelle den Mentor vor. Ein „weiser Alter“ oder eine „gute Fee“ – jede Form von Magier, Ratgeber, Lehrer – stattet die Hauptfigur mit einem Wissen, einem Werkzeug oder einer Waffe aus.

    Psychologische Funktion

    Ängste artikulieren, damit sie überwunden werden können. Potenziale aufzeigen, damit sie abgerufen werden können.


    Dramaturgische Funktion

    Die Gabe des Mentors macht die Hauptfigur erst „Helden-tauglich“ und hält die Geschichte damit am Laufen.


  12. 5. Phase
    Führe die Hauptfigur zur erste Schwelle. Sie überschreitet die Schwelle zu einer neuen Welt, in der andere Regeln gelten. Dabei begegnen ihr oft Figuren oder Umständen, die sie daran hindern wollen.

    Psychologische Funktion

    Figur zeigt sich erstmals veränderungsbereit und nimmt Risiken in Kauf.


    Dramaturgische Funktion

    Prüfung: Ist sie wirklich bereit, die Herausforderungen anzunehmen?


  13. 6. Phase
    Formuliere die Änderungen der Hauptfigur bei den Bewährungsproben. Die Hauptfigur ist mit einer Abfolge sich zuspitzender Konflikte konfrontiert. Sie gewinnt Verbündete oder Helfer und trifft im Gegensatz auf immer stärker werdende antagonistische Kräfte.

    Psychologische Funktion

    Die Hauptfigur testet ihr Veränderungspotenzial an überstarken Gegnern.


    Dramaturgische Funktion

    Der Zweifel am Erfolg der Hauptfigur wachsen, der Veränderungsdruck steigt, die Spannung wächst.


  14. 7. Phase
    Bestimme wie die Hauptfigur zur tiefsten Höhle vordringt. Die Hauptfigur steht ihren schlimmsten Ängsten gegenüber. Ihr Kernproblem liegt jetzt offen.

    Psychologische Funktion

    Konfrontation. Wenn sich die Hauptfigur ihren dunklen Anteilen stellt, kann sie diese in ihr Selbst integrieren und dadurch „ganz“ werden.


    Dramaturgische Funktion

    Zentraler Wendepunkt der Persönlichkeitsentwicklung der Hauptfigur (nicht der Geschichte).


  15. 8. Phase
    Gestalte die entscheidende Prüfung. Jetzt wenden sich die Umstände des Glücks fundamental und es zeigt sich, ob die Hauptfigur wirklich zu einer grundsätzlichen Transformation fähig ist.

    Psychologische Funktion

    Irreversibler Schwenk der Werte von positiv zu negativ oder von negativ zu positiv.


    Dramaturgische Funktion

    Krisenhafte Zuspitzung: Die Hauptfigur steht vor einem Dilemma und muss sich für eines von zwei Übeln entscheiden.


  16. 9. Phase
    Belohne die Hauptfigur. Sie gewinnt das materielle oder immaterielle Gut, für das sie die gewohnte Welt verlassen hat.

    Psychologische Funktion

    Neudefinition der eigenen Identität. Die Hauptfigur überwindet alte Limitationen und wandelt sich zu einem vollständigeren Menschen.


    Dramaturgische Funktion

    Vorübergehender Spannungsabfall – „Atemholen“ für den finalen Kampf.


  17. 10. Phase
    Formuliere den Rückweg der Hauptfigur. Die gegnerischen Kräfte formieren sich neu. Die Hauptfigur bereitet sich auf das große Finale vor.

    Psychologische Funktion

    Die Hauptfigur muss sich in ihrer neu gefundenen Rolle gegen maximalen Gegendruck bewähren.


    Dramaturgische Funktion

    Erneute Ungewissheit treibt die Spannung wieder nach oben.


  18. 11. Phase
    Beschreibe die Wiedergeburt der Hauptfigur als Helden. Er hat ein Auferstehungserlebnis: Durch eine letzte große Prüfung vollzieht sich ein endgültiger Schwenk seiner Werte. Der Held ist hier meist in der Opferhandlung.

    Psychologische Funktion

    Der Held beweist, dass er die Lehren der Reise verinnerlicht hat – oder eben nicht.


    Dramaturgische Funktion

    Höhepunkt: Maximale Spannung. Alles steht auf dem Spiel.


  19. 12. Phase
    Formuliere die Heimkehr des Helden mit dem Elixier. Der Held kehrt in die gewohnte Welt zurück mit dem entscheidenden Etwas, das ihm beim Aufbruch gefehlt hat. Dieses „Elixier“ transzendiert oft das eigene Ich und erweist sich als Wertbeitrag für die ganze Welt.

    Psychologische Funktion

    Endgültige Meisterung des Problems.


    Dramaturgische Funktion

    Auflösung aller Konflikte, Entspannung.


  20. Bringe die Geschicht in eine gut lesbare Form.


Beschreibung des Produktes

Konzept einer empathisch bewegenden Geschichte.

Methoden, die dazu passen

  • Vision
  • Scenario of use
  • Use Case - Summary
  • Persona

© Berathek 2018