| Energiezukunft Brennstoffzelle?
Was sind Brennstoffzellen?

Brennstoffzellen (Endung FC = Fuel Cell)
haben bessere Wirkungsgrade als Gasmotore und -turbinen.
(vergrößern)
|
Brennstoffzellen können aus einem Brennstoff (meist Wasserstoff) und Sauerstoff (oft
reicht der Sauerstoff der Luft) direkt Strom produzieren. Verglichen mit anderen
Methoden (Ottomotor, Wärmekraftwerk) haben Brennstoffzellen eine Reihe von
Vorteilen, die sie zum Hoffnungsträger für zukünftige Energiekonzepte machen.
Brennstoffzellen sind:
- effizient: Brennstoffzellen erzielen hohe Strom-Wirkungsgrade von bis zu 60
Prozent, auch im Teillastbetrieb (als BHKW bis 90 Prozent).
- sauber: Brennstoffzellen produzieren wenig Schadstoffe
- leise: Brennstoffzellen arbeiten im Prinzip geräuschlos und vibrationsfrei
- variabel: Brennstoffzellen lassen sich für viele Leistungsklassen herstellen,
von einigen Milliwatt bis zu mehreren Megawatt, und eignen sich gut für die Kraft-
Wärme-Kopplung.
Wie funktioniert die Brennstoffzelle?

Durch die Membran in der Mitte werden die Wasserstoffionen geschleust, die
Elektronen nehmen den äußeren Umweg über den Stromverbraucher.
|
Ein Brennstoffzellenstapel besteht aus vielen einzelnen Brennstoffzellen. Bei der
PEM-Brennstoffzelle hat jede Zelle hat zwei gitterartige
Elektroden, getrennt durch eine Membran. Von einer Seite kommt Wasserstoff (im Bild
links), von der anderen Sauerstoff. Daraus macht die Brennstoffzelle Strom. Dazu
muss der Wasserstoff auf der Wasserstoffseite zerlegt werden. Jedes Wasserstoff-
Gasmolekül wird gespalten: in zwei Elektronen und zwei Protonen. Die Protonen werden
durch die Membran auf die Sauerstoffseite geschleust. Die Elektronen fließen durch
den Stromkreis dorthin. Auf der Sauerstoffseite herrscht nämlich Elektronenmangel.
Hier entsteht aus Protonen, Elektronen und Sauerstoff ganz normales Wasser.
Hauptprodukt der Brennstoffzelle ist Strom, es entsteht aber auch Abwärme. Sie kann
in Blockheizkraftwerken (BHKW) mit Brennstoffzellen jedoch genutzt werden.
Welche Brennstoffe sind nutzbar?
Die eine Brennstoffzelle gibt es gar nicht, vielmehr konkurrieren fünf bis sechs
unterschiedliche Typen miteinander. Sie alle sind eine moderne Interpretation der
Idee des englischen Physikers Sir William Grove, der schon 1839 die "kalte
Verbrennung" beschrieb. Einen Überblick über die verschiedenen Brennstoffzellentypen
gibt die Tabelle. Welcher Typ das Rennen machen wird, ist derzeit offen - zumal
jedes Prinzip seine spezifischen Vor- und Nachteile hat. Viele Fragen sind bei
Brennstoffzellen noch nicht geklärt: Sie sind nicht nur noch viel zu teuer, sondern
sie halten oft auch nicht lange genug. Und es gibt natürlich noch ein viel
grundsätzlicheres Problem: Woher kommt der Brennstoff für die Brennstoffzelle?
Solange dies fossile Energieträger sind - wie Erdgas - ist nämlich unter Umständen
nicht viel gewonnen. Die Brennstoffzelle wird deshalb so umjubelt, weil sie sehr gut
mit Wasserstoff läuft, den man auch aus erneuerbaren Energien herstellen könnte.
Woher kommt der Wasserstoff?
Oft wird in Szenarien zur Zukunft der Brennstoffzellen die Wasserstoffwirtschaft
beschworen, mit riesigen Solarfarmen in der Wüste. Der dort durch Elektrolyse
gewonnene Wasserstoff soll dann mit Großtankern oder durch Pipelines nach
Mitteleuropa transportiert werden. Ganz abgesehen davon, dass Umwandlung und
Transport mit erheblichen Verlusten verbunden wären, ist dieses Szenario auch aus
anderen Gründen eher Zukunftsmusik. Tatsächlich werden Brennstoffzellen nämlich
zunächst mit zwei anderen Brennstoffen betrieben: Einem Alkohol namens Methanol oder
einem Gas namens Methan, das wir auch als Erdgas kennen. Je nach Brennstoffzellentyp
können diese Brennstoffe direkt umgesetzt werden oder es muss ein sogenannter
Reformer zwischengeschaltet werden. Reformer können aus Methan oder Methanol den
Wasserstoff abspalten, der dann der eigentlichen Brennstoffzelle zur Verfügung
steht.
Bringt die Brennstoffzelle die Energiezukunft?
Sicherlich birgt die Brennstoffzellentechnik große Chancen, ihr lautloses Tun ist
besonders faszinierend. So wichtig es ist, diese Technik zügig weiterzuentwickeln,
so falsch wäre es, allein darauf zu vertrauen und abzuwarten. Denn viele Dinge macht
die Brennstoffzelle nur etwas besser als längst etablierte Techniken, wie zum
Beispiel kleine motorische BHKW oder GuD-Kraftwerke zur Stromerzeugung. Auch hier
steckt noch Entwicklungspotenzial. Ob die Brennstoffzelle diesen Wettlauf gewinnt,
ist derzeit noch offen.
Wann kommt das Brennstoffzellenauto?
Eine andere Idee ist das Brennstoffzellen-Auto. Es ist im Prinzip ein Elektroauto,
bei dem der Strom nicht aus einer mitgeführten Batterie kommt, sondern an Bord
produziert wird. Der große Vorteil der Brennstoffzelle ist, dass sie auch bei
Teillast einen vernünftigen Wirkungsgrad hat. Doch so schön wie sich das in der
Theorie anhört, so schwierig und fraglich ist die praktische Umsetzung.
Denn das Brennstoffzellenauto ist eben kein Null-Liter-Auto - auch die
Brennstoffzelle braucht Brennstoff. Weil man Wasserstoff schlecht tanken kann, wird
an einen bestimmten Alkohol, das Methanol, gedacht. Wenn man sich die ganze
Energiekette ansieht - die Produktion des Methanol, die Umwandlung in Wasserstoff,
die Brennstoffzelle, der Elektromotor - dann schneidet das Brennstoffzellenauto beim
Gesamtenergieverbrauch aber nicht viel besser ab als ein guter Benzinmotor. Dies
ergab ein detaillierter Vergleich verschiedener Konzepte durch Wissenschaftler des
DLR (s. Literatur).
Trotzdem will Daimler-Chrysler bis 2004 ein serienmäßiges Brennstoffzellenauto
vorstellen. Der im November 2000 gezeigte Necar 5 dürfte diesem teuren Schaustück
schon sehr nahe kommen. VW hingegen dämpfte erst kürzlich die Erwartungen und
erwartet einen Großserieneinsatz in frühestens zehn bis 15 Jahren.
Martin Dreifert
|