Die Germanen

Germanen, Indogermanen, Indoeuropäer

Stämme

Gesellschaft

Gefolgschaft

Frauen & Männer

Aussehen & Kleidung

Siedlungsformen

Ackerbau & Viehzucht

Kampf & Waffen

Recht & Gesetz

Mythologie

Ein Blick in die Geschichte

 

 

Germanen, Indogermanen, Indoeuropäer

Woher der Name "Germanen" stammt ist auch heute noch nicht ganz geklärt. Theorien gibt es reichlich. Einige Sprachwissenschaftler glauben, dass der Name keltischen oder lateinischen Ursprungs ist, andere er sei illyrischer Herkunft. Am wahrscheinlichsten ist die Annahme, dass er sich vom lateinischen "Germani" - Brüder - ableitet. Vermutlich stach den Römern bei ihrem Kontakt mit den "Germanen" besonders die Waffenbrüderschaft ins Auge. Die einzelnen Stämme streben keine größere Verbindung an, weswegen ein Sammelname für sie kaum erstrebenswert war. 

Indogermanen, weil die westliche Ausdehnungsgrenze in Europa, die östliche in Indien lag. Warum sich territorial so weit voneinander entfernte Völker sprachlich so ähnlich entwickelten ist noch ungeklärt. Vielleicht gab es ein "Urvolk". Auch hier gibt es wieder verschiedene Theorien, von denen die wahrscheinlichste davon ausgeht, dass um 3000 v. Chr. in den Steppen Kasachstans und der Ukraine Stämme lebten, deren Sprache eng beisammen lag. Mit der Zeit gerieten die Völker in Bewegung, wohl aufgrund von Wetterveränderungen, folgenden Missernten, usw. Sie verdrängten ihre Nachbarn, die daraufhin wiederum ihre verdrängten.......so wurde ein immer größeres Gebiet mit verwandten Stämmen besiedelt. Sie kämpften mit den Einheimischen, verbündeten oder vermischten sich aber auch mit ihnen. Um 2000 v. Chr. tauchten diese neuen Völker im Mittelmeerraum auf. Innerhalb einer Zeitspanne von 2000 Jahren reichte das Gebiet, das diese sprachlich und kulturell verwandten Völker bewohnten, von Indien bis Irland. Alle Völker des antiken Europa - wie Germanen, Kelten, Thraker, Illyrer, Italiker, Slawen...., um die wichtigsten zu nennen, sind ihre Nachfahren.

 

Stämme

Ernst Schwarz unterteilte die Stämme in seiner "Germanischen Stammeskunde" wie folgt... Nordseegermanen (Jüten, Angeln, Sachsen, Chauken, Friesen und Cherusker), Weser- Rheingermanen (Belgen und ihre Teilstämme, Kleinere Rheinstämme, Canninefaten, Chatten, Bataver und Franken), Linksrheinische Germanen (Aduatuker, Baetasier, Caerosen, Condruser, Eburonen, Frisiavonen, Paemanen, Segner, Sunuker, Tungern), Elbgermanen (Semnonen, Nordschwaben, Sweben, Markomannen, Quaden, Alamannen, Juthungen, Hermunduren, Thüringer, Baiern und Langobarden) und Ostgermanen (Kimbern, Teutonen, Ambronen, Wandalen, Hasdingen, Warnen, Burgunder, Rugier, Goten, Gepiden, Krimgoten und Heruler).

Inwieweit diese Ordnung wirklich stimmt, ist nicht geklärt und lässt sich vielleicht auch nie klären. Manch einer dieser Stämme mag auch keltischen Ursprungs gewesen sein, aber wer könnte das heute mit Sicherheit sagen ?

 

Gesellschaft

Das wichtigste war die Familie, ihr galt die ganze Loyalität, sie war der Sinn des Lebens. Ehen wurden ernst genommen und Ehebruch war selten. Das Familienoberhaupt hatte die Munt, das Sagen über alle Familienmitglieder. Er war für sie alle verantwortlich, verpflichtet sie zu schützen und vertrat sie nach außen in allen Rechtsangelegenheiten. Neben den direkten Familienmitgliedern gehörten auch die Knechte und Mägde dazu.

Die Sippe umfasste alle Blutsverwandten, ihre Mitglieder siedelten in der selben Dorfgemeinschaft, kam es zum Krieg, kämpften sie in einem geschlossenen Verband. Ihr fielen sowohl allgemeine wie auch persönliche Aufgaben zu. Sie regelte die Vormundschaft, trat z. B. bei Verlobungsfeierlichkeiten als verhandelnde Partei auf, unterstützte notleidende Sippenmitglieder und stellte bei einem Rechtsstreit die Eideshelfer. Auch die Blutrache fiel in ihren Bereich. Wurde ein Mitglied angegriffen, musste die Sippe mit Waffen die Verteidigung antreten. Wurde das Mitglied verletzt oder getötet, so kam die Blutrache ins Spiel, die später auch durch Bußzahlungen abgegolten werden konnte. 

Die Gesellschaft war ständisch gegliedert. Kern waren die Vollfreien, die im Vollbesitz aller Rechte waren. Sie durften Waffen tragen, am Thing teilnehmen, hatten das Recht auf Blutrache und Wergeld. Zwischen Freien gab es keinen Standesunterschied, selbst der König war nur der erste unter Gleichberechtigten. Einzelne Sippen hoben sich erst mit der Zeit durch ihre Leistungen in der Gemeinschaft, durch Mut, Kraft und Intelligenz hervor und gelangten so zu besonderem Ansehen. Sie bildeten dann bald die führende Oberschicht, aus der später der Adel hervorging. In den Stand der Freien konnten in Ausnahmefällen auch Freigelassene eintreten, wenn sie sich besonders hervorgetan hatten, eine gute Möglichkeit dazu war Tapferkeit auf Kriegszügen. Unterste Klasse waren die Sklaven oder Leibeigenen. Sie hatten keine Rechte, die Macht über sie hatten ihre Besitzer.

Entscheidungen des Stammes wurden von allen freien und waffenfähigen Männern auf dem Thing, der Volksversammlung entschieden. Jeder hatte eine Stimme. Das Thing wurde zu festen Zeiten, bei Neumond oder Vollmond ohne Einladung oder in Notfällen mit Ladung abgehalten. Das der Mond mitspielte, hatte mit dem Glauben daran zu tun, das er auf gewisse Entscheidungen einen günstigen Einfluss nahm. Während der Verhandlungen war Schweigen geboten. Das Thing fand im Freien, meist an einer heiligen Stätte statt, wurde durch einen feierlichen Akt geweiht und damit unter den Götterfrieden gestellt. Eine Verletzung des Thingfriedens war ein schwerer Frevel gegen die Götter und wurde durch die Priester bestraft. 

Das Thing war zunächst Heeresversamlmung und entschied über Frieden und Krieg. Aber hier erfolgte auch die Wehrhaftmachung der jungen Männer, mit der sie zwar nicht aus der Munt des Vaters entlassen wurden, aber ins Heer aufgenommen und zum Thing zugelassen. Auch die Freilassung von Unfreien und ihre Eingliederung in die Gesellschaft oblag der Versammlung, genauso wie hier über schwere Vergehen gerichtet wurde, wie etwa Friedensbruch, Landverrat oder Götterfrevel. Ging es um politische Verhandlungen, so besprachen sie vorab die Ältesten. Die Abstimmungen über Kriegszüge und ähnliches wurden durch Waffenzusammenschlagen oder Murren entschieden. Ein König änderte nichts an diesen Verfahrensweise. Der König war ein Mann aus dem Adel, vom Volk gewählt übertrug ihm dieses die Aufsicht über Recht und Ordnung, manchmal auch die Leitung von religiösen Handlungen und den Oberbefehl im Krieg. Rechtskräftig wurde die Wahl, wenn der Gewählte auf den Schild gehoben wurde und das Volk ihm zujubelte. Erfüllte er seine Pflichten nicht, wurde er kurzerhand abgesetzt, verjagt oder sogar erschlagen. Der König war also nie alleiniger und uneingeschränkter Herrscher. Die Stämme ohne König wählten sich in Kriegszeiten einen Herzog, als Oberbefehlshaber, während in Friedenszeiten ein Oberhaupt fehlte.

 

Gefolgschaft

Das Treueverhältnis zwischen Herr und Gefolge war die Basis. Der Gefolgsmann leistete seinem Herrn den Treueid, dazu kniete er nieder und legte seinen Kopf auf dessen Knie oder er schwor ihm in die Hand. Damit war das Treueverhältnis besiegelt. Wer den Schwur verletzte, der zerstörte nicht nur die Basis des Gefolgschaftslebens, sondern setzte sich der Selbstverfluchung aus. Bekam ein junger und frei geborener Germane seinen Schild und Speer überreicht, dann wurde er von einem Gefolgsherrn gewählt und gehörte von da an dessen Hausgenossenschaft an. Er war zum Waffendienst verpflichtet, sein Herr dazu, für seinen Lebensunterhalt, Waffen und einen gerechten Beuteanteil zu sorgen. 

Ursprünglich war die Gefolgschaft wohl vor allem eine Gruppe von jungen Leuten, die im Waffenhandwerk ausgebildet wurden. Es stand nur den Adligen, darunter auch Könige und Herzöge, zu, die jungen Krieger auszubilden und dies war nur möglich, wenn der Herr die Munt über sie hatte. In einer Zeit, in der man sich schnell beleidigt fühlte und daraufhin Gewalttaten an der Tagesordnung waren, bedurfte es schon gewisser Regeln, um die Hitzköpfe im Zaum zu halten. Die Lösung hieß Tischgemeinschaft. Allein der Herr schlichtete Streitigkeiten. Wurde ein Mitglied der Gemeinschaft verletzt oder getötet, so verhielt sich die Gefolgschaft wie die Sippe. Gegenseitige Hilfestellung war auch so selbstverständlich. 

Mit der Waffenprobe wurde ein junger Mann aus der Munt entlassen, sobald er volljährig war. Diese Entlassung galt aber nicht für die Gefolgschaft, aus ihr schied er erst aus, wenn er seinen eigenen Haustand gründete. 

 

Frauen und Männer

Männer waren für den Fischfang, die Jagd und die Feldarbeit zuständig - es sei denn, sie waren gerade auf Kriegszug. Der Frau unterstand der Garten, das Haus....eigentlich tat sich alles übrige, wie etwa Mehl mahlen, backen, Kleidung und Schuhe fertigen, töpfern, usw......

Rechtlich war die Ehe ein sogenanntes Gewaltverhältnis, begründet auf der Munt. Der Mann haftete für die Frau. Das Haus war streng hierarchisch gegliedert, ganz im Gegensatz zur genossenschaftlichen Sippe. Der Munt des Hausherren unterstanden Ehefrau, Kinder und freies Gesinde, während Sklaven dem Sachenrecht, wie alle Unfreien unterworfen waren.

Über die Frau erwarb der Mann die Munt durch ihren Vater oder das Oberhaupt des Hauses in dem sie lebte und zwar durch einen Sippenvertrag. War die Ehe rechtskräftig, wurde die Frau nach außen durch ihren Mann vertreten. Im Inneren des Hauses besaß sie jedoch die Schlüsselgewalt...und hatte so manches Mitspracherecht ;-)

Ehebruch konnte nur von Seiten der Frau begangen werden, der Mann konnte seine Frau erschlagen oder verstoßen, ohne eine Strafe fürchten zu müssen. Er hatte auch die Möglichkeit sich mehrere Frauen zu halten, wenn seine Mittel dies zuließen. Traten Töchter "daneben", wurden sie für ihre Unzucht wie Ehefrauen bestraft. Die Strafe beruhte dabei auf der Munt, nicht auf der Verletzung einer Treuepflicht.

 

Aussehen und Kleidung

Die Germanen waren groß, kräftig gebaut und hatten helles, rötlich- blondes Haar, einen hellen Teint und blaue Augen (wohl kaum alle, aber gerade diese Erscheinungen faszinierten sowohl Römer als auch Griechen). Sie waren auf ihr helles Haar sehr stolz, behandelten es diesbezüglich mit einer Mischung aus Asche und Talg. Körperpflege war ihnen sehr wichtig, sie wuschen und kämmten sich täglich. Langes Haar war das Zeichen der Freien, kurzgeschorenes das der Knechtschaft. Üblich war es, sich zu rasieren, nur selten gab es Bärte, aber wenn, dann waren sie sauber gestutzt. Die Frauen trugen ihre Haare generell lang.

Männer trugen Hosen, die bis zum Knie reichten und von einem Gürtel gehalten wurden. Es gab auch Hosen mit angenähten Füßlingen, Strümpfe und Unterwäsche waren noch unbekannt. Die Hosen wurden von den asiatischen Reitervölkern übernommen und  verbreiteten sich mit dem Reiten. Germanen und Kelten kämpften nackt oder zumindest mit nacktem Oberkörper, trugen aber ansonsten üblicherweise einen Hemdkittel mit halblangen Ärmeln. Darüber trug man einen Mantel, der über der rechten Schulter mit einer Fibel gehalten wurde. Mantel und Fibel sagten viel über den sozialen Rang des Trägers aus. Die Mäntel waren auch Schaf- oder Rehfellen. Kopfbedeckungen waren eher selten, es gab sie aber. Meist waren es dann konische Mützen aus Filz, Lederkappen oder auch Wollmützen. Bundschuhe und niedrige Schaftstiefel bedeckten die Füße. Germanische Frauen trugen zur Zeit von Tacitus ärmellose, bis auf die Füße reichende, hemdartige Kleider, die an die griechische Tracht erinnerten. An der Schulter wurden diese Kleider mit Fibeln gerafft und mit einem Gürtel unter der Brust, eventuell auch noch mit einem um die Hüfe, in Form gebracht. Auch sie trugen dazu Mäntel, die denen der Männer glichen.

Eine besondere Bedeutung hatte der Gürtel, ihm schrieb man Kraft und Magie zu, er sollte auch schützen. Zugleich war er Macht- und Würdezeichen, also Statussymbol. Da die Kleidung keine Taschen hatte, trug man an dem Gürtel einen Beutel. Dieser enthielt allerlei Dinge, wie etwa Messer, Kämme, Schüsseln, .... Gürtelschnallen mit Dorn gab es schon zur Zeitwende.

 

Siedlungsformen

Einzig Tacitus schrieb, in seiner "Germania", über die Siedlungsart der Germanen. Er berichtete von abgeschiedenen Einzelgehöften, wo der Boden urbar gemacht worden war, der Wald Holz, Früchte und Pilze lieferte und das Vieh auf den Lichtungen graste....idyllisches Landleben ;-) Neben den Einzelgehöften gab es aber auch Kleinsiedlungen und größerer geschlossene Siedlungen. Die Feldforschung brachte planlose Ansiedlungen, aber auch richtig geplante Anlagen wieder ans Tageslicht.

Meist wurden die Häuser in Westost- Richtung errichtet, um den Winddruck zu mindern. In Nordwest- Germanien herrschte der dreischiffige Hallenbau vor. Dabei handelte es sich um ein kombiniertes Wohn- und Stallhaus, mit einem runtergezogenen Dach, das von den inneren Pfeilern getragen wurde. Die Wände waren meist aus lehmverschmiertem Flechtwerk oder Rasenplacken. Mensch und Tier lebten hier unter einem Dach. So wurde die Wärme der Vierbeiner genutzt, selbst ihr Mist diente als Wärmespender. Die Länge der Häuser veränderte sich mit den Jahren,  lag sie im 1. Jh. n. Chr. in der Regel noch bei 9- 10 Metern, so gegen Ende des Jahrtausends schon bei 15- 20 Metern. Aufgeteilt war das Haus in Wohn- und Stallteil, der Eingang befand sich an den Längswänden, wo diese beiden Bereiche zusammenstießen. Außer dem Haupthaus gab es häufig auch Nebengebäude, so Webstuben, Kochgebäude und Vorratskeller.

Richtige Städte gab es in Germanien nicht, aber burgenartige Siedlungen mit Werkstätten, in denen sich die Handwerker tummelten und die von starken Wällen umgeben waren.

 

Ackerbau und Viehzucht

Die Germanen lebten vor allem vom Ackerbau. Viehzucht spielte eher eine untergeordnete Rolle. Pro Hof fanden sich selten mehr als 50 Tiere. Vieh war nicht so wichtig als Nahrung, aber für die Entstehung von Besitz. 

Die Nahrung bestand hauptsächlich aus Getreide - Körnerbrei und Fladen, die im Ofen gebacken wurden. Vieh wurde nur geschlachtet, wenn es keine Milch mehr gab oder nicht mehr zur Zucht taugte. Die Tiere über den Winter zu bringen war nicht einfach, da das Futter fehlte, aber es war genauso problematisch das Fleisch zu konservieren....es gab nur zwei Möglichkeiten - Lufttrocknung oder Pökelung. Beeren, Pilze und Nüsse ergänzten den Speiseplan. Auch Bienenzucht wurde betrieben, Honig gewonnen. Der Honig war der einzige "Süßstoff" und wichtig, denn er wurde auch zur Metherstellung gebraucht. Erwähnenswert ist auch das Salz, denn es spielte immer eine große Rolle. Salzquellen waren die "Goldgruben" schlechthin. Mehr als nur ein Stammeskrieg brach wegen einer Salzquelle aus.

 

Kampf und Waffen

Tacitus berichtete, dass nur wenige Germanen Schwerter oder Speereisen von größerer Länge und Breite hatten. Nach seiner Aussage trugen sie vielmehr Stoßlanzen oder Framen. Die Framen mit ihren schmalen, kurzen, aber scharfen und gut verwendbaren Eisenspitzen waren je nach Kampflage aus geringer oder größerer Entfernung verwendbar. Die Reiter begnügten sich mit Schild und Frame, die Fußsoldaten hatten auch kleinere Wurfspieße. Diese kleineren Wurfspieße schleuderten sie sehr weit, jeder hatte mehrere. Gekämpft wurde mit nacktem oder nur leicht bekleideten Oberkörper......

Soweit Tacitus, wobei seine Beobachtungen nur bedingt richtig sind. Die Germanen hatten doch schon etwas mehr an Waffen zu bieten, so Speer, Schild, Streitaxt, Keule und Schwert. Ursprünglich wurde im Nahkampf der Feuersteindolch eingesetzt, in der Bronzezeit kamen dann Schwerter aus Bronze hinzu. Zu diesem Zeitpunkt konnten sich aber nur die Reichen derartiges leisten, Bronzefertigung war teuer, das Material musste importiert werden. Erst in der Eisenzeit wurde das Schwert zur Waffe aller.

Das Schwert wurde gehegt und gepflegt, hing doch im Kampf das Leben von ihm ab. Besonders sorgsam geschmiedete und aufwendig gearbeitet Schwerter bekamen sogar einen Namen, man denke nur an "Balmung", Siegfrieds Schwert. Kein Schwert war ohne heilbringende Intarsien, Muster oder Zeichen. Die Schwertscheide, meist aus Holz mit Leder überzogen und von innen mit Fell ausgekleidet, schützte die Klinge. Getragen wurde die Scheide an einem Gürtel oder Gehänge. Es gab zwei Arten von Schwertern, zum einen das kurze Stoßschwert und zum anderen das breite Hiebschwert. Bekannt wurde das einschneidige Kurzschwert, Sax oder Sahs, genannt. Das zweischneidige Hiebschwert war eigentlich keltisch- illyrischen Ursprungs, es gab aber auch ein einschneidiges Hiebschwert, das im ostgermanischen Raum verbreitet war, bei den Westgermanen erst in den ersten Jh. n. Chr. als Reiterschwert gebräuchlich wurde. 

Streitäxte und Kampfbeile spielten eine untergeordnete Rolle, obwohl die Franziska, die langstielige Streitaxt später durchaus zu einer gewissen Beliebtheit bei Franken und Wikingern kam. Aber sie wurde erst in den nachchristlichen Jh. gebräuchlich, wie bereits erwähnt, und auch nicht überall. Vor allem waren diese Waffen ein Symbol der Würde.

Der Schild diente dem Schutz. Meist war er aus Eschenholz, mit Leder überzogen und mit einer Schildfessel versehen, die von außen durch den Schildbuckel geschützt wurde. Häufig waren sie bemalt, wohl vorrangig, um dem Gegner zu zeigen, mit wem er es zu tun hatte, aber auch um ihm magische Kräfte zu verleihen.  Tacitus berichtete, dass es als äußerst ehrlos galt, das Schlachtfeld ohne den Schild zu verlassen. 

Helm und Panzer waren nicht üblich. Fürsten trugen sie, als Zeichen von Prunk und Stand. 

Das Heer setzte sich aus dem Volk zusammen, jeder freie Mann konnte zum Heer gerufen werden. Gegliedert war das Ganze in Hundertschaften, außerdem gab es die Gefolgschaften, die dem ältesten Gefolgschaftsführer unterstanden. Die Germanen griffen in Keilform an, häufig mit einer Reiterei, die zwischen dem Fußvolk angesiedelt war. Die einzelnen Abteilungen waren nach Sippen gegliedert. Dem Angriff voran ging schon das Kriegsgeschrei, das langsam beginnend sich immer weiter steigerte und seinen Höhepunkt im Angriff fand. Die Germanen stürzten sich wild und todesverachtend in den Kampf, aber mit wenig Ausdauer.  Darin lagen teils ihre Niederlagen begründet.

 

Recht und Gesetz

Die Vorstellung von Recht und Gesetz ging bei Germanen und Römern weit auseinander. Die Germanen besaßen kein schriftlich fixiertes Recht, sondern ein Gewohnheitsrecht, dessen Grundlage die Blutfehde war. Sie schützte die sozial schwächer Gestellten gegen die Mächtigen. Jede Tat, die als Unrecht empfunden wurde, veranlasste die Sippe, sich einzuschalten. Gebräuchlich war die Ächtung, bei der ein Beklagter friedlos wurde, will heißen, jeder durfte ihn ungestraft töten, brauchte keine Fehde zu erwarten. Die Sippe trennte sich von dem Verbrecher, womit jeglicher sozialer Halt verpuffte und der gesamte Besitz verloren ging. Es gab aber kaum Verbrechen, jeder vermied es, die öffentliche Meinung gegen sich aufzubringen, zu wichtig waren Familie, Sippe und Stamm. Die Todesstrafen wurde nur bei schweren Verbrechen, wie etwa Feigheit vor dem Feind, Verrat, Brandstiftung, usw. verhängt. 

Bei den Wikingern wurde die Blutfehde besonders hoch gehalten, sie wurde reinweg zum Volkssport. Die "Tugend" des Mannes, an einer einmal beschlossenen Rache fest zu halten, galt als erstrebenswert. Es gab Rachefeldzüge, die Männer bis nach Byzanz oder Grönland führten. Erst mit der Zeit wurden Sühneverfahren oder Blutgeld gebräuchlich und es kam immer mehr zur Differenzierung. Das Blutgeld wurde vom Täter an die Berechtigten gezahlt, also die nächsten Verwandten, die Sippe. Die Höhe richtet sich dabei nach der Verletzung, Stand, Geburt oder Verpflichtungen des Opfers. So entstand zwar eine Ungleichheit, aber gleichzeitig tauchte auch eine neue Art von Schutz auf. Es gab den Königsfrieden - wo der König war, da herrschte Frieden. Als Königsfrevel galt es in Skandinavien, wenn man einen Mann überfiel, der sich auf dem Weg zum König befand, oder der sich zufällig im selben Gebiet wie der König aufhielt.

Die Kodifizierung des Rechts erfolgte erst später. Ausgehend meist von Königen, die ihre Reiche sichern wollten und so versuchte, ihre Macht zu festigen. 

 

Mythologie

 

Ein Blick in die Geschichte

113 v. Chr. fielen die, den Römern bisher unbekannten Kimbern in die östliche Alpenregion, das Gebiet der Noriker, ein. Die römische Provinz Noricum (heute Kärnten und Krain) erstreckte sich von den Ostalpen bis zur südlichen Donau. Verwüstend zogen die Kimbern hindurch und wandten sich anschließend gen Westen. Der Troß durchquerte das heutige Süddeutschland. Auf ihrem Weg schlossen sich ihnen die Teutonen an. 

Die Kimbern waren aus ihren Sitzen an der Küste Schleswig- Holsteins und Jütlands aufgebrochen, die Teutonen von der Nordseeküste. Vermutlich waren Land- und Nahrungsmittelmangel verantwortlich. Heute nimmt man an, dass die Teutonen keltischen Ursprungs waren, aber bewiesen werden konnte es nicht. 109 v. Chr. tauchten jedenfalls Kimbern und Teutonen in Südgallien auf. Die Herrschaft der Römer wurde durch sie arg erschüttert. Kleinere Gefechte fanden statt, 105 v. Chr. vernichteten die "Barbaren" schließlich ein großes Römerheer und schwangen sich zu den Herren Südgalliens auf. Die Kimbern zogen zeitweise nach Spanien, die Teutonen blieben in Gallien. Nach der Rückkehr der Kimbern taten sich die Stämme erneut zusammen, worauf aber auch wieder eine Trennung folgte. Schließlich fielen sie getrennt in Italien ein und wurden 102/ 101 v. Chr. in der Schlacht von Aquae Sextiae und der Schlacht von Vercellae vernichtend geschlagen.

Eine zweite Begegnung mit den Germanen folgte 58 v. Chr. Eine herausragende Persönlichkeit trat in das Licht der Geschichte - Ariovist. Er war ein tapferer, erfolgreicher Heerführer, ein umsichtiger Staatsmann und der Heerkönig der Sweben. Diese wurden von den keltischen Sequanern gegen die ebenfalls keltischen Häduer zu Hilfe gerufen. Die Kämpfe zogen sich hin und verliefen immer wieder wechselhaft, bis es Ariovist gelang, die Häduer zu unterwerfen. 58 v. Chr. trafen nun Ariovists 15000 Mann und Caesars (damals war er Statthalter von Gallien) Legionen aufeinander. Den Römern gelang es, in der Schlacht bei Mühlhausen, den Swebenkönig zurückzuschlagen. Die Überlebenden, darunter auch Ariovist, retteten sich über den Rhein.

Der Rhein war nun die Grenze des römischen Reiches. Immer wieder rückte Caesar, während der gallischen Feldzüge, bis zu dieser natürlichen Grenze vor. Die germanischen Stämme waren sich nicht einig. Usipeter und Tencterer wurden von den Sweben bedrängt, worauf sie vom Niederrhein aufs linksrheinsiche Ufer wechselten. Sie traten mit den Römern in Verhandlungen, um neue Wohngebiete bittend. Caesar ignorierte jegliches Völkerrecht, ließ die Häuptlinge gefangennehmen und die führerlosen Stämme niedermetzeln. Nur wenigen gelang die Flucht, die sie zu den Sugambern zwischen Sieg und Lippe führte.

55 v. Chr. überschritten die Römer den Rhein und verwüsteten die geräumten Gebiete. Anschließend zogen sie sich wieder zurück. Ein zweites Mal überschritten sie den Fluss 53 v. Chr., diesmal aber wohl mehr zur Abschreckung. Einige Jahre herrschte an der Rheinlinie tatsächlich Frieden. Einzig die Ubier traten mit den Römern in Verhandlungen, da sie von den Sweben in die Zangen genommen wurden. Sie unterwarfen sich freiwillig dem Imperium. Von Agrippa, dem Schwiegersohn Augustus' wurden sie 38 v. Chr. am linken Rheinufer angesiedelt. Mittelpunkt wurde hier das "oppidum ubiorum", das später durch die Enkelin Agrippas - Agrippina - den Namen "Colonia Agrippinensis" erhielt - Köln.

Den Germanen war der Weg nach Westen versperrt, so nahm ihr Druck auf den Süden zu. Caesars Nachfolger Augustus versuchte nun, ihnen auch hier den Weg zu versperren. 15 v. Chr. eroberten die Prinzen Drusus und Tiberius Voralberg, Nordtirol und Noricum. Sie schoben die Reichsgrenze über das Alpenvorland bis an die Donau. Die Außenpolitik änderte sich und das feindliche Gebiet sollte nun bis zur Elbe erobert werden. Statt auf die Wahrung der Grenzen setzte man nun auch Expansion. Drusus rückte bis zur Weser vor, marschierte durch das Gebiet der Chatten und Cherusker und kam bis an die Elbe. Diese sollte aber nicht überschritten werden. Auf der Heimreise stürzte er vom Pferd, brach sich den Schenkel und starb qualvoll, 30 Tage in Raten - am 9. September 9 v. Chr. erlöste ihn der Tod von seine Schmerzen.

Drusus hatte im Raum zwischen Nordsee und Main, Rhein und Elbe alle germanischen Stämme bezwungen und dem Imperium unterworfen. Unter diesem Druck machten sich die Markomannen unter ihrem König Marbod auf, zogen nach Böhmen und Mähren. Hier hatten die keltischen Bojer das Feld geräumt. Drusus wurde durch seinen älteren und militärisch ebenso begabten Bruder Tiberius ersetzt. Dieser setzte das Werk seines Bruders fort, unterwarf weitere Stämme und rückte gegen Böhmen vor.

Arminius, der Cheruskerfürst sammelte alle Unzufriedenen um sich und einte die Nachbarstämme. Charismatisch, tapfer, gewandt und begabt nahm sein politischer Einfluss stetig zu. 9 n. Chr. überfielen die Aufständischen unter seinem Befehl die drei Legionen des Varus im Teutoburger Wald. Drei Tage lang dauerte das Gefecht, bis die Legionen vernichtend geschlagen waren. Roms Plan, das Herrschaftsgebiet bis zur Donau auszuweiten, war somit vereitelt, Germanien blieb selbständig. Nachdem Tiberius den Thron bestiegen hatte, versuchte er eine erneute Unterwerfung, die er aber nach enormen Verlusten wieder aufgab. Von nun an begnügte er sich damit, die alte Rheinlinie zu halten.

Marbod und Arminius bekriegten sich. Nach zwei Schlachten konnte der Cheruskerfürst den Krieg für sich entscheiden. Marbod suchte nach Verbündeten, wandte sich sogar an Rom, musste aber schließlich erkennen, das er verloren hatte. Er wurde vertrieben und flüchtete nach Rom, wo ihm das Exil in Ravenna zugewiesen wurde. Aber auch Arminius verließ das Glück. Gerade 37 Jahre alt wurde er ermordet, scheinbar von einem neidischen Verwandten (19 n. Chr.). Keiner konnte nach seinem Tod die Stämme zusammenhalten, der Bund zerbrach, ohne den starken Anführer.

69- 70 n. Chr. kam es dann wieder zu einem Aufstand, dem der Bataver. Dieser germanische Stamm lebte im Rheindelta, war zum Heeresdienst verpflichtet, aber von Abgaben befreit. Anführer des Aufstands war Julius Civilis, der im römischen Heer gedient hatte. Den Batavern schlossen sich auch rechtsrheinische Stämme und die benachbarten Gallier an.  Die Legionslager fielen, ebenso die Rheinflotte und es sah recht rosig aus. Doch dann besetzten die Römer Trier und konnten auch Köln auf ihre Seite ziehen. Der Übermacht musste sich Civilis schließlich beugen und über den Rhein zurückweichen, worauf es zum Friedensschluss kam.

Die Römer nutzten die Friedenszeit zur Grenzsicherung. Kaiser Vespasian (69- 79) legte den Grundstein für den Limes und sein Sohn, Kaiser Domitian (81-96), setzte das Werk fort. Er eröffnete den Krieg gegen die Chatten, die den Taunus beherrschten. An der Donaugrenze kam es zur Konfrontation mit Markomannen und Quaden. Die Markomannen siegten und konnten so ihr Reich über das östliche Niederösterreich bis zur Donau ausweiten. Kaiser Tranian (98-117) sicherte die Grenzen an Rhein und Donau, den Limes. Durch die Unterwerfung der Draker an der unteren Donau konnte die Wasserstraße stromabwärts verlängert und somit eine direkte Verbindung zwischen dem Westen und dem Schwarzen Meer hergestellt werden. Kaiser Hadrian (117- 138) und Antonius Pius (138- 161) vollendeten dann den Grenzwall.

Durchschreiten durften die Germanen den Limes nur an bestimmten Toren, ihre Waffen mussten sie zurücklassen. Der Limes verhinderte lange ihre Ausbreitung nach Süden und Westen. Die erzwungene Sesshaftigkeit sorgte für Ruhe unter den Stämmen, ließ immer mehr junge Männer in den römischen Militärdienst treten, wo sie römische Kampftechniken, Organisation und Verwaltung, wie auch Latein lernten.

An der Donau rückten Markomannen und Quaden vor, durch die Steiermark und Kärnten rückten sie nach Aquilea. Kaiser Marc Aurel (161- 180) hob schnell ein Heer aus Freiwilligen, Veteranen, Sklaven und Gladiatoren aus. Die regulären Truppen standen zu weit entfernt an den Grenzen. Die Markomannen und Quaden kämpften nicht geordnet, sondern in losen Verbänden. So gelang es dem Kaiser, zuerst die Markomannen und anschließend die Quaden zu unterwerfen. Als Colonen wurden sie schließlich im südlichen Donaugebiet angesiedelt. Marc Aurel starb 180 an der Pest und hatte zu diesem Zeitpunkt Böhmen, Mähren und Nordungarn fast unterworfen. Seinem Sohn und Nachfolger Commodus (180- 192) fehlte allerdings jedes Geschick. Er brach die Eroberungen ab, stellte die alten Grenzen wieder her und hielt diesen Zustand, wie auch seine Nachfolger bis 235.

Rom konnte also die Grenzen halten, es kündigten sich aber neue Gruppierungen an. Die Cherusker verschwanden in der Bedeutungslosigkeit, die Brukterer wurden am Rhein von Nachbarstämmen niedergemetzelt, doch es bildeten sich auch die Grundlagen der Sachsen, die Franken tauchten auf, in denen auch die Chatten untergingen und man hörte erstmals von den Daliern am Mündungsgebiet des Rheins und an der Maas. Und 212/ 213 wurden dann erstmals die Alemannen erwähnt.

233 überrannten dann die Alemannen den Limes auf der gesamten Front zwischen Rhein und Donau. Sie vernichteten die Kastelle und setzten sich am Oberrhein fest. Die Franken drangen zwischen Lahn und Sieg vor. An der unteren Donau tauchten die Goten auf, am Euphrat die Perser. Das römische Reich wurde in seinen Grundfesten erschüttert. Krieg und Pest zogen durchs Land. Das römische Imperium war nicht mehr in der Lage den Ansturm der Barbaren aufzuhalten und die Völkerwanderung begann........

 

Copyright©2002-2003byKerstinAmmermann

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