Die Kelten

 

Schon lange vor dem Eintritt Roms, in den Lichtkegel der Welt, beherrschten Kelten ganz Europa nördlich des Mittelmeerraumes.

Von ihren Stammgebieten aus wanderten sie in alle Richtungen, kämpften und handelten. Die Bildung der keltischen Völkerschaften war, soweit heute bekannt, das Ergebnis verschiedener Ereignisse, darunter Völkerwanderungen, damit einhergehende Verschiebungen, soziale und technologische Weiterentwicklung. Zentrum ihrer Entstehung waren Süd- und Mitteldeutschland, Böhmen, der Ostalpenkreis und Ostfrankreich. 

 

 

Kelten, Gallier und Galater

Kleiner geschichtlicher Abriss

Kultur

Gesellschaft

Männer und Frauen

Siedlungsformen

Bauern - Ackerbau und Viehzucht

Handwerker und Händler

Kriegskunst

Kampf 

Religion

Das Ende

 

 

 

Kelten, Gallier und Galater

Keltoi, Galli, Galatae - sind die Namen, mit denen die Bewohner der Länder West- und Mitteleuropas von den antiken Autoren ab dem 6. Jh. v. Chr. bezeichnet wurden. Die Autoren meinten damit nicht die Bewohner Britanniens oder Irlands, den diese wurden erst mit dem 17. und 18. Jh. zu den Kelten gezählt, ausgehend von der Sprache. Es ging ausschließlich um die Bewohner des europäischen Festlandes. Sie selbst nannten sich vermutlich anders, denn sie bildeten keine ethnische Einheit, bestanden vielmehr aus verschiedenen Völkerschaften. Gemeinsamkeiten waren aber die Sprache, Kultur und Gesellschaftsstruktur, wenn es auch viele Unterschiede gab. Ein Beispiel dafür wäre das Druidentum, das sich scheinbar nur auf den Nordwesten beschränkte.

 

Kleiner geschichtlicher Abriss

Die frühen Kelten bewohnten ein noch nicht so großes Gebiet. Ab 400 v. Chr. begannen dann ihre Wanderungen und Kriegszüge. Ihre Expansion kannte keine Grenzen. Rückten sie heran, gingen Angst und Schrecken um. Bei ihrem ersten Auftauchen um 500 v. Chr. bewohnten sie scheinbar schon große Teile der Alpenregion und der angrenzenden Gebiete - Mittelfrankreich und Spanien.  

Anfang des 4. Jh. v. Chr. brachen die Kelten - u.a. Boier, Insubrer und Semnonen - über die Alpen in die Poebene ein, eroberten und besiedelten sie. Von nun an wurde diese Region "Gallia cisalpina" - Gallien diesseits der Alpen - genannt und der Nordteil Italiens wurde weitgehend keltischsprachig. Von Norditalien aus richteten sie ihren Blick auf das etruskische Land. Die Etrusker konnten sich ihrer nur mit Müh und Not erwähren, dank ihrer Stadtmauern und der keltischen Ungeduld, denn die Kelten liebten schnelle Siege und verloren ansonsten die Lust. Immer wieder brachen die Kelten zu ihren Beutezügen auf. Rom, damals noch ein kleiner Stadtstaat, versuchte die Kelten aufzuhalten, obwohl selbst ständig im Krieg mit den Etruskern und auch anderen Nachbarn. In der Schlacht von Allia (387 v. Chr.) lehrten die Kelten die Römer das Fürchten, denn sie brachten ihnen eine vernichtende Niederlage bei. Die Nachwirkungen dieser Niederlage hielten noch Jahrhunderte an. Von nun an wurden die Kelten mit Furcht und Argwohn, als Supermacht des Nordens betrachtet, für Rom eine stete Bedrohung. Die Kelten zogen 390 v. Chr. gegen Rom, eroberten und plünderten es. Zum Abzug konnten sie erst nach der Zahlung eines Lösegeldes bewegt werden. In den kommenden Jahrhunderten bemühten sich die Römer immer wieder, die gefährlichen und furchtgebietenden "Barbaren" unter Kontrolle zu bekommen. Aber das sollte noch dauern. Keltische Heere gelangten auf ihren Beutezügen bis nach Süditalien und auch Sizilien.  

Spanien, wo sich Kelten schon seit der Hallstatt- Zeit niederließen, wurde immer wieder mit neuen keltischen Stämmen überschwemmt, die sich nach und nach mit den einheimischen Iberern vermischten. Ergebnis dieser Zusammenschließung waren die Keltiberer, eine Mischkultur, die neben den keltischen auch einheimische Elemente aufwies. Keltiberer bewohnten die Mitte und den Norden der Iberischen Halbinsel, bis sie Ende des 2. Jh. v. Chr. von den Römern unterworfen wurden und diese ihr Land als römische Provinz ausriefen. Da hatten die Römer ihre Angst vor den "Barbaren" schon überwunden. 

Aber nicht nur Italien zitterte vor den Kelten, der ganze Balkan war beunruhigt. Nach und nach nahmen ihn keltische Stämme in Besitz. Die einheimische Bevölkerung hatte den Barbaren nur wenig entgegenzusetzen. Beispielsweise die Thraker, die im heutigen Rumänien und Bulgarien lebten, wurden vertrieben oder einverleibt. Standhaft blieben allein die Illyrer, die im heutigen Jugoslawien lebten. Sie schafften es die Kelten abzuwehren.

Im 4. Jh. v. Chr. hatten sich große Bevölkerungsteile in der Slowakei, Südpolen und der Krakauer Gegend, sowie großen Teilen des Karpatenbeckens niedergelassen. Der Bereich der mittleren Donau wurde jetzt wohl von Kelten beherrscht, war aber trotzdem sehr gemischt bevölkert. Von diesen neu eroberten Gebieten aus wandten sich die Kelten in Richtung Griechenland, wo reiche Beute zu holen war. Was die großen Wanderungen in Richtung Makedonien und Griechenland Anfang des 3. Jh. v. Chr. genau auslöste, ist nicht bekannt. Sicherlich war es aber die Beutesuche und wohl auch die nach neuem Siedlungsland. Die politische Lage begünstigte ihr Unternehmen, denn das Reich Alexanders des Großen war dabei zu zerfallen - nach seinem Tod 323 v. Chr. Sein ehemals so großes Reich, das von der Adria bis nach Afghanistan gereicht hatte, bröckelte immer mehr, nachdem niemand mehr da war, der es zusammenhalten konnte. Makedonier und Griechen waren sich der Bedrohung durchaus bewusst. Die Makedonier schafften es, die Keltenangriffe immer wieder abzuwehren, bis diese 281 v. Chr. unter ihrem Anführer Bolgios das Ruder herumreißen konnten. Sie besiegten König Ptoleläus Ceraunus und enthaupteten ihn. Damit war der Weg nach Süden offen.

279 v. Chr. fielen die keltischen Heere in Makedonien ein. Allerdings kam es zu inneren Spannungen worauf sich ein Teil des Heeres - etwa 20000 Mann - von dem Rest trennte und eigene Wege ging. Sie ließen sich schließlich in der Türkei nieder und gründeten das Galaterreich (Galatien). Der andere Teil des Heeres zog nach Griechenland.  Etwa 279 v. Chr. plünderten sie Delphi, das große Heiligtum der Griechen. Für die Kelten war es kein Triumph, denn es war eine blutige Schlacht vorangegangen, bei der 26000 Mann ihr Leben gelassen haben sollen. 

Die Galater, die in der Türkei ihr Reich errichteten, waren eines der interessantesten Kapitel keltischer Geschichte. 278 v. Chr. bat Nikomedes von Bithynien drei Keltenstämme - Trokmer, Tektosagen und Tolistobogier - um Kriegshilfe. Sie überquerten den Hellespont. Obwohl Antiochios I. von Seleukeia sie 275 schlagen konnte schafften sie es eine Macht in Kleinasien zu werden. Mit Mithridates von Pontus (302- 266 v. Chr.) schlossen sie ein Bündnis, er siedelte sie in den seleukidischen Gebieten an. König Antichios II. versuchte sie zu vertreiben, was ihm aber nicht gelang. 261 v. Chr. wurde er von den Kelten getötet. Die Galater brachen immer wieder zu Raubzügen auf und prellten ihre Nachbarn so stark, dass diese schon Sondersteuern erhoben, um Gefangene wieder auslösen zu können. Galatien war im 3. Jh. v. Chr. ein Zentrum für den Sklavenhandel. Alle fürchteten die Galater, vor allem wegen der Menschenopfer, die ihnen nachgesagt wurden. Lieber tötete man sich selbst, als ihnen in die Hände zu fallen. Aber auch hier wurde ihre Macht irgendwann schwächer. Nach und nach schafften es ihre Nachbarn ihrem Treiben Einhalt zu gebieten. Besonders Aettalos von Pergamon trug dazu bei. Er besiegte sie um 240 v. Chr.  Ihr Ruf als Söldner war schon weit verbreitet, so dass auch Rom später dazu überging sie in die eigenen Reihen einzugliedern. So bestand die galatische Macht noch bis ins 1. Jh. v. Chr. unter römischer Duldung weiter.

Nach Jahrzehnten der Unruhen schloss Rom einen Vertrag mit den Semnonen, 332 v. Chr. Die wachsende römische Macht veranlasste sie aber sich mit den Etruskern und anderen italienischen Völkerschaften zusammenzuschließen. 295 v. Chr. wurde dieser Verbund bei Sentium besiegt. 284 v. Chr. gelang es den Semnonen zwei römische Legionen zu vernichten und einen Konsul zu töten. Die Römer waren auf Rache aus und erhielten die Gelegenheit dazu ein Jahr später. Sie besiegten Semnonen, Boier und deren etruskische Verbündete. Rom war nun stark und begann mit dem Bau von Militärsiedlungen, um seine Widersacher im Zaum zu halten. 232 v. Chr. beschlagnahmte Rom das Land der Semnonen und gab es seinen Siedlern. Bei der Schlacht von Telamon (Toskana), 225 v. Chr., wurde ein riesiges Keltenheer von zwei römischen vernichtend geschlagen. Der Stern der Kelten war im Begriff zu sinken, ihre Unterwerfung nur noch ein Frage der Zeit. Innerhalb weniger Jahre war die Unterwerfung der Gallia cisalpina praktisch abgeschlossen und die Einverleibung der Kelten in die römische Gesellschaft damit besiegelt.

Als die Römer Ende des 2. Jh. v. Chr. ins Rhônetal kamen waren Frankreich, das Rheinland und die Alpenregion von keltisch sprechenden Völkern bewohnt. Gleiches galt auch für die britischen Inseln. Die Römer kamen zum einen, weil sie sichere Landverbindungen für den Handel suchten und zum anderen, weil ihre Verbündeten - die Massalier - sie gegen die Salluvier zu Hilfe riefen. Diese waren ein mächtiger teilgallischer Volksstamm, deren Zentrum im heutigen Aix- en- Provence lag. Rom zerstörte ihr Zentrum Entremont 124/ 123 v. Chr. und errichtete die Militärfestung Aquae Sextiae (Aix). Immer mehr keltische Volksstämme wurden in den Kampf hineingezogen. Der Avernerkönig Bituitus entsandte 121 v. Chr. Botschafter zu Friedensverhandlungen mit den Römern. Nachdem diese abgewiesen wurden kam es zur Schlacht, die die Römer gewannen. Die römische Macht dehnte sich immer weiter aus. Rom nahm jetzt am politischen Geschehen in Gallien aktiv teil. Die Äduer beschlossen, im Verbund mit den Römern, gegen die Arverner vorzugehen und wurden so ab 122 v. Chr. zu "Freunden Roms" (Verbündeten). Auch hier sieht man wieder die Unterteilung in verschiedene Stammesgruppen, von Einheit war nichts zu sehen. Der Bund mit den Äduern war ausschlaggebend bei Cäsars Eroberung Galliens. Mit dem Bau der Straße von Italien nach Spanien 118 v. Chr. legte Rom den Grundstein für die Provinz Gallia transalpina (sie wurde später einfach nur Provinz genannt, daher das heutige Provence). Der unbesetzte Rest Galliens wurde Gallia comata - das "haarige Gallien" genannt. 

Die Keltiberer zählten zu den hartnäckigsten Feinden der Römer. Von 197 - 179 und 154- 133 v. Chr. führten die feindlichen Parteien Krieg. Die Römer zeigten sich hier von ihrer schlimmsten Seite, denn Grausamkeiten, Verrat und Brutalität waren an der Tagesordnung. Nach langen und blutigen Kämpfen war dann der größte Teil Iberiens unterworfen. Höhepunkt war die Einnahme Numantias 133 v. Chr., nach einigen erfolglosen Versuchen. Mancherorts gingen die Kämpfe noch über Generationen weiter. 278/ 277 v. Chr. konnte Antigonos Gonatas von Makedonien ein Keltenheer besiegen, womit der die Bedrohung Griechenlands beendete. Die keltische Vorherrschaft in den Donaugebieten war im Begriff zu weichen. Kleinere Königreiche wurden vernichtet, andernorts vermischte sich der keltische Teil der Bevölkerung mit dem einheimischen, ihre Identität ging verloren. Aber nicht nur Rom bedrohte im 2. Jh. vor Chr. die keltische Welt, sondern eine neue Macht rückte an - die Germanen. Immer mehr gerieten die Kelten unter ihren Druck. 

Britannien war für die klassische Welt ein sagenumwobenes Land. Erst Cäsars Berichte 55 und 54 v. Chr. brachten Licht in das Dunkel. Stete, wenn auch gespannte Handelsbeziehungen zur Mittelmeerwelt gab es während der ganzen Eisenzeit. Sie nahmen nach der Errichtung der Provinz Gallia transalpina noch zu. Aber größtenteils war Britannien autark und entwickelt sich unabhängig. Cäsar berichtete aber auch hier von Stammeseinheiten und einem herrschenden Kriegeradel, womit die Entwicklung der in Gallien sehr ähnelte. Die Archäologie bewies dies in den letzten Jahren bezüglich Siedlungsformen, Anbaumethoden und materieller Kultur. Irland war noch geheimnisvoller als Britannien. Auch archäologisch gab es nicht allzu viele Geheimnisse preis. Alles weist auf Kontinuität seit der Bronzezeit hin. Handel war wohl eher spärlich gesät, denn es gab kaum Fundstücke. Im 5. Jh., als Irland in die Geschichte trat, befand es sich im Wandel, wies aber noch immer viele Eigenschaften auf die früher die Keltengesellschaften auf dem Festland ausgezeichnet hatten.

 

Kultur

Älteste keltische Kultur in Mitteleuropa war die Hallstattkultur, von 1200 - 475 v. Chr. Die Archäologen unterteilen sie in vier Phasen. Hallstatt A + B von 1200- 800 v. Chr., C von 800 -600 v. Chr. und D von 600 - 475 v. Chr. In A + B gab es in Nordeuropa scheinbar keine größeren Machtzentren. Handel florierte bereits, auch über große Entfernungen, besonders wohl mit Kupfer und Zinn, zur Bronzeherstellung. Sehr rege war auch der Salzhandel, der auf den nahegelegenen Salzbergwerken beruhte. Die späteren Hallstätter Herrscher erweiterten den Salzhandel immer mehr, das Salz wurde die Rhône hinab bis nach Massalia (Marseille) gebracht und von dort aus weiter in den ganzen Mittelmeerraum. 

Die Gesellschaften entwickelten sich in starker Abhängigkeit von der Umgebung. Mancherorts lebte man vorwiegend vom Handel, woanders dagegen fast nur von der Landwirtschaft. Einige Gruppen wurden vom Kriegeradel oder fürstlichen Adel beherrscht, während andere Gruppen sich mit einheimischer Bevölkerung vermischten. Im 8. Jh. v. Chr. fand das Eisen den Weg nach Mitteleuropa, eine sensationelle Neuerung. Zwischen 800 - 600 v. Chr. veränderten sich auch die Siedlungsformen, immer häufiger fanden sich nun befestigte Siedlungen auf Hügeln. Die Grabbeigaben wurden mit der Zeit immer prächtiger. Fanden sich vor dem 8. Jh. v. Chr. nur wenige Grabbeigaben, so wurden sie jetzt immer umfangreicher. Am reichlichsten sind die Grabstätten in der Hallstatt- D- Phase. Eine Verlagerung nach Westen fand statt, vermutlich auch mit dem um 600 v. Chr. gegründeten Massalia zusammenhängend. Die großen Zentren lagen nun in der Nähe der Verbindungswege wie Rhein, Seine, Loire und oberer Donau.

Im 5. Jh. v. Chr. verlagerte sich das Zentrum der keltischen Macht erneut, um die alpinen Routen zu den etruskischen Zentren in Italien besser nutzen zu können. Dieser Epoche gab ein anderer Kunststil seinen Namen - La Téne. In der La Téne- Epoche erreichte die keltische Welt ihre größte Ausdehnung. Der La Téne Stil gründet sich auf die vorangegangene Hallstattkultur und die Einflüsse von Etruskern und Griechen. Aber auch assyrische und persische Elemente sind enthalten, wie etwa die Tierfiguren - der Greif. In der Hallstattzeit waren einfache geometrische Elemente, wie Querbalken und Zickzackleisten vorherrschend, Personen- und Tierdarstellungen selten. Nachdem der Import von Metallarbeiten und Keramiken aus dem Mittelmeerraum einsetzte, änderte sich der Stil und die fremden Elemente fanden Eingang in die keltische Kultur. Der Pflanzenstil kam auf. Eine völlig neue Stilrichtung entstand so im 5. Jh. v. Chr. nördlich und östlich der Hallstattfürstentümer. Eine Besonderheit dieses Stils sind auch die leuchtenden Farben, die verwendet wurden. Gold, Bronze, Korallen, rotes Glas und auch Emaile machten die Sachen bunt. 

 

Gesellschaft

Die Kelten bildeten nie eine politische Einheit. Familie, Sippe und Stamm waren die sozialen Einheiten, denen ihre Loyalität galt. In erster Linie war ein Kelte Mitglied seines Stammes und erst in zweiter Kelte. Sprachlich entwickelten sich viele Dialekte, um 100 v. Chr. bewohnten sie immerhin ein Gebiet von Schottland bis Kleinasien.

Die Kelten waren berühmt für ihre Erregbarkeit, ihre Prahlerei und die Gefährlichkeit, vor allem wenn sie betrunken waren, was scheinbar nicht selten geschah. Sie waren maßlos, sowohl in ihrer Freude, als auch in ihrer Trauer. Sie hatten aber auch sehr gute Eigenschaften, so wurden ihre Ehrlichkeit, Tapferkeit und Gastfreundschaft gelobt. Sie konnten sehr grausam sein und verschonten dann auch Frauen und Kinder nicht, aber im Gegensatz zu den Römern töteten sie nie kalt und aus Berechnung. Sowohl keltische Männer, wie auch Frauen, waren sehr stolz - auf sich selbst, die Taten ihrer Vorfahren - und schnell beleidigt. Sie liebten gewandte Wortspielchen, mit vielen versteckten Anspielungen und lauschten gerne den Barden. Eine Schrift hatten sich nicht, alles spielte sich mündlich ab. Sie besaßen eine unfangreiche mündliche Literatur, die von Barden und Priestern gepflegt wurde. Eine Ausnahme bildete Gallien in der späten Eisenzeit, wo aber die Schreibkunst begrenzt war und nur von bestimmten Gruppen genutzt wurde. Alle Bereiche des Lebens wurden von Männern beherrscht, wenn die Frauen auch hochangesehen waren und vor allem die adligen eine herausragendere Rolle spielten als beispielsweise ihre römischen und griechischen Geschlechtsgenossinnen.

Bei den Galliern des 1. Jh. v. Chr., wie auch den Iren der frühen Jh. n. Chr., gab es privilegierte Klassen, zu denen Adlige, Krieger und Personen mit besonderen Fertigkeiten gehörten. Zu letzteren gehörten Barden, Priester, Seher und Handwerker. Wenn es auch große Unterschiede innerhalb der keltischen Welt gab, so dürfte diese Klassifizierung doch allgegenwärtig gewesen sein. Die Priester hatten eine entscheidende Aufgabe. Sie wahrten die Identität, in Form der mündlichen Stammesgeschichte und Stammestradition, und den Wohlstand des Volkes, unterhielten Beziehungen zu den Göttern, Toten und auch anderen Gemeinschaften. Aber auch die Barden nahmen eine Teil der Bewahrung von Stammesgeschichte und -tradition wahr, zudem hatten sie vor allem mit Preisgesängen die Großtaten des Adels zu verbreiten. Die Handwerker stellten nicht nur Alltagsgegenstände her sondern auch Schmuck und andere Statussymbole, die Rang und Reichtum demonstrierten. Ihre Kunstfertigkeit brachte ihnen Ansehen.

In der mittleren und späten Eisenzeit bestanden die keltischen Gesellschaften im allgemeinen aus kleinen, territorial gebundenen Substämmen - die Römer nannten sie "pagi". Es waren Verwandtschaftsgruppen, Großfamilien und Clans, zu denen das gesamte Gefolge und alle Abhängigen zählten. Diese schlossen sich dann zu den großen Volksstämmen zusammen. Mehrstammeszusammenschlüsse waren labil, sie brachen ständig auseinander und sich dann neu zu formieren, immer nach der gerade geltenden politischen Lage. Typisch war es, dass die Stämme von Königen oder Anführern mit begrenzten Vollmachten regiert wurden. Wichtige Entscheidungen traf die Volksversammlung aller freien Männer des Stammes. 

Persönlicher Mut war eine Selbstverständlichkeit, kriegerisches Können war eine Quelle für Ansehen, Macht, Gefolgschaft und Reichtum. Da jeder nach Macht, Reichtum und Gefolgschaft strebte, gab es eine labile Hierarchie. Jeder Adlige war ständig bemüht sein Ansehen noch zu vergrößern und auf der gesellschaftlichen Treppe nach oben zu fallen. Auch die Gastfreundschaft war eine Selbstverständlichkeit. Feierlichkeiten waren oft wilde, trinkfreudige und tödliche Veranstaltungen, aber in erster Linie waren sie wichtige gesellschaftliche Zusammenkünfte, bei denen mitunter auch Zeremonie und Religion mit einflossen. Die Adligen saßen beispielsweise in der normalen Rangfolge und wurden von ihren Gefolgsleuten bedient. Bei solchen Anlässen gab es reichlich zu essen und zu trinken. Unterhaltung, Lobesgesänge und Geschichtenerzählen gehörten einfach dazu. Mitunter kam es zu Duellen, wenn zuviel Alkohol konsumiert worden war, die dann auch tödlich enden konnten. Reichtum erlangte man in dieser Gesellschaft durch Krieg. In der späteren Eisenzeit war dann eine weitere Möglichkeit die Kontrolle über die Landwirtschaft und den Außenhandel. Ein Quell der Macht war auch die Anzahl der "Klienten", sie waren dem Adligen zu Dienst und Unterstützung als Gegenleistung für dessen Schutz verpflichtet. Je mehr Klienten, desto weiter reichte der Einfluss über Land und Reichtum der Gemeinschaft. Es war sogar möglich sich Klienten aus anderen Stämmen zu holen und mit Adelsfamilien von Nachbarvölkern Bündnisse zu schließen. So nahm die Anzahl der armen Freien immer mehr zu, zunehmend gerieten sie in die Abhängigkeit. Gründe für ihr Klientelverhältnis waren vermutlich häufig Missernten, Hungersnöte und andere Probleme, die sie in die Arme der Reichen trieben. 

 

Männer und Frauen

Die Körpergröße der Kelten, ihre blonden oder rötlichen Haare und der blasse Teint, machten sie für Römer und Griechen zu faszinierenden Erscheinungen. Die Gallier trugen Bärte und breite Schnäuzer, wodurch sie ein bisschen struppig aussahen. Ihre Haare stellten sie mit Hilfe von Kalkwasser zu einer Igelfrisur auf - warum sie das taten kann nur geraten werden, vielleicht um auf dem Schlachtfeld furchterregender zu wirken. Diese Form der Frisur war aber nicht die Regel. Südgallier trugen teilweise den Kopf geschoren und waren glattrasiert. Berichtet wurde auch, dass die Gallier ihre Körperhaare abrasierten. Rasiermesser und Pinzetten wurden jedenfalls gefunden. Die Briten hatten eine Eigenart, sie bemalten ihren Körper blau oder tätowierten sich.

Die keltische Kleidung war farbenfroh, Männer wie Frauen machten sich viel aus ihrem Aussehen, wollten sich gerne gegenseitig und auch andere beeindrucken. In der späteren Eisenzeit trugen die Männer im allgemeinen langärmlige Hemden oder Tuniken und lange Hosen ("Braccae"). Aber auch hier gab es wieder Ausnahmen, so trugen beispielsweise die Iren scheinbar überhaupt keine Hosen. Die Kleidung bestand aus Leinen oder Wolle, Reichere leisteten sich auch Seide. Adlige trugen farbenreiches, mit Goldfäden durchsetztes und reichlich besticktes Tuch. Man trug auch Mäntel, vor allem im Winter. Der sog. "Sagum", der aus gallischer Schafwolle gefertigt wurde, war ein so hervorragender Mantel, dass auch außerhalb der heimischen Gefilde Nachfrage bestand, er wurde selbst nach Italien exportiert. Die Muster waren meist im Tartan- oder Tweedstil gefertigt, also Karomuster. Auf der rechten Schulter wurde der Mantel durch eine Fibel gehalten, häufig wurden auch Gürtel getragen.

Keltische Frauen wurden wegen ihrer Schönheit und Fruchtbarkeit, sowie ihres Mutes gerühmt. Römer und Griechen sangen Lobeslieder auf sie. Sie waren zwar ihren Männern nicht gleichberechtigt, hatten aber wesentlich mehr Macht und Handlungsspielraum, als andere. Sie waren stolz, gewandt im Gespräch, hatten ein ausgeprägtes Ehrgefühl und verlangten für jede Beleidigung Sühne. Was die geschlechtlichen Beziehungen anging, waren sie offener und auch unabhängiger, als beispielsweise die römischen Frauen. Cäsar berichtete, dass es bei den Galliern Usus war, dass Mann und Frau gleiche Geldmengen einbrachten und den Zugewinn miteinander teilten. Im Todesfall erbte der überlebende Ehepartner alles. Trotzdem sollen die Männer aber über Leben und Tod der Frau die Macht gehabt haben. Frauen spielten gelegentlich eine öffentliche Rolle in der Politik - vor allem Frauen des Adels erreichten mitunter große Macht -, es gab Priesterinnen und auch Kriegerinnen. Frauen begleiteten auch ihre Männer auf das Schlachtfeld, wenn sie auch  selbst keine Waffen in die Hand nahmen.

Allgemein dürften die Frauen wohl das "Peplos" getragen haben, dass aus zwei an den Seiten gegürteten Stoffrechtecken bestand, die gewöhnlich mit zwei Fibeln an den Schultern befestigt und manchmal auch mir Schmuckketten verknüpft waren. Daneben wurden aber auch karierte Wickelröcke getragen. Die Röcke waren waden- oder knöchellang. Zum einen schleiften sie dann nicht durch den Dreck und zum andern waren so die Fußringe zu sehen, die weitverbreitet waren. Die Kleidungsstücke waren wie bei den Männern aus Wolle oder Leinen, seltener aus Seide. Die Frauen trugen ihre Haare lang. Sie liebten Schmuck, neben Fibeln wurden Arm- und Fußreifen, Halsspangen, Ketten und Ringe getragen. Finger- und Ohrringe waren nördlich der Alpen vor der römischen Invasion eher selten. Der Schmuck war aus Bronze, Bernstein, Glasperlen und anderen Materialien gefertigt. In Britannien wurden beispielsweise Schwarzschieferarmbänder getragen. Wie heute änderte sich die Mode auch damals von Zeit zu Zeit. Nach der zweiten Hälfte des 3. Jh. v. Chr. verschwanden die Fußreifen und dafür kamen feingearbeitete Hüftgürtel aus Bronze in Mode, die Bronzearmbänder wurden durch Glasarmbänder abgelöst.

 

Siedlungsformen

In der Bronzezeit, vor allem der Spätbronzezeit, stieg die Anzahl der befestigten Höhensiedlungen im europäischen Raum. Dies lag vor allem an dem Fernhandel, der immer ausgeprägter, den Schutz der Handelsstraßen erforderlich machte. Handelsplätze und Zentren für das Handwerk entstanden. Der Adel unterhielt Handelsbeziehungen zu Ägypten und den Reichen des Nahen Ostens, den Hethitern und den Handelsstädten an syrischen und libanesischen Küsten. Hauptverbindungen waren die Strecken von Südskandinavien zum Rhein und der Donau, von Jütland zur Oder und mittleren Donau und über die Slowakei und die Karpaten bis in den Balkan und nach Griechenland. Die Größe derartiger Anlagen war variabel, sie reichte von einem halben bis zu dreißig Hektar Land, ab und zu wurden sogar einhundert Hektar erreicht. Alles war umwallt oder je nach Geländeform mit Abschnittswällen umgeben. Holz, Stein und Erde dienten als Baumaterialien.

Die Burgen waren gleichzeitig Zentren der Stammesgemeinschaft, wie auch die Wohnsitze des Kriegeradels. Nebengebäude, Stallungen und Werkstätten schlossen sich an. In Notzeiten bot die Burg den in der Umgebung lebenden Menschen Schutz und Unterschlupf. Aber auch ansonsten waren diese Anlagen nicht gerade leer, die heutige Forschung geht davon aus, dass sie dauerhaft von ca. 1000 Personen bewohnt wurden. Das Innere war mit Häusern bebaut und die freien Flächen wurden für Viehhaltung und Gartenanlagen genutzt. Trotz starker Befestigungen gelang es Angreifern aber immer wieder, die Burgen zu erobern oder auch in Flammen aufgehen zu lassen.

Dörfer waren so gut wie nie befestigt. Hatten sie einen Zaun, dann mehr um das Vieh zu schützen. Die Bauweise der Häuser unterschied sich zwar regional, aber alle glichen eigentlich ihren Vorläufern. Pfostenbauweise mit lehmverputzten Flechtwänden war immer noch vorherrschend, ab und zu wurden die Fundamente auch aus Stein gefertigt. Rechteckige Häuser mit schilfgedecktem Giebeldach waren etwa fünf mal sechs Meter groß. Die Häuser waren in einzelne Bereiche eingeteilt, die den Menschen und den Tieren als Unterschlupf dienten. Es gab nur selten mehr als 30 Häuser pro Dorf und die Einwohnerzahl lag wohl nicht über 100 Personen. Außerhalb fand man immer noch Einzelgehöfte und Weiler. Neben den Wohnhäusern lagen die sog. Grubenhäuser - Werkstätten und Lagerräume. Zur Lagerung wurden aber daneben auch noch kleine, auf Pfählen errichtete, Speicher gebaut. Aber nicht in allen Gegenden wurden befestigte Siedlungen nachgewiesen. Vielerorts lebten die Menschen vorwiegend auf Einzelgehöften. 

In Britannien und Irland wurden die Häuser meist rund gebaut. Die Größe variiert, der Durchmesser lag zwischen 5- 15 Metern. Wohngebäude bestanden teilweise aus mehr als einem Rundhaus. Es gab Nebenbauten -  Küchengebäude, Werkstätten, Schuppen und Vorratsräume. Durch das konisch zulaufende Dach, dass keinen freistehenden Tragbalken benötigte, weil es direkt auf den Wänden saß, war selbst in den kleineren Rundhäusern viel Platz. In größeren Häusern wurden die langen Sparren meist durch einen inneren Balkenring gestützt, was aber dem Stellplatz keinen Abbruch tat. In Gallien und den übrigen Gegenden bauten man überwiegend rechteckig, auch hier die Größe unterschiedlich. 

In der ganzen keltischen Welt gab es spezielle, regionale Eigenheiten in Bezug auf Siedlungsformen und Gebäude. In Nordbritannien gab es die "Brochs" und "Crannogs" (künstliche Inseln). Die Brochs, runde Wehrtürme, tauchten im 1. Jh. v. Chr. auf. Sie sind ausschließlich im Norden Schottlands und auf den britischen Inseln zu finden. In Spanien bildete sich eine ganz eigene dörfliche Besiedlung heraus, aus der später Städte hervorgingen. Am auffälligsten sind aber sicherlich die Hügelfesten, die aus Stein gebaut, massiv und mit Wällen, Gräben und Toren versehen waren. Ab dem 3. Jh. v. Chr. gingen die Gallier immer mehr zur Geldwirtschaft über. Politische Veränderungen und eine enorme Zunahme der Bevölkerung brachten den Anstieg der landwirtschaftlichen Produktion und damit zunehmende Besitz- und Klassenunterschiede.  Die "Oppida", die großen Protostädte traten auf, Großsiedlungen, die ab dem 2. Jh. v. Chr. in einem Gebiet zwischen Böhmen und Frankreich entstanden. Später traten sie auch in Nordgallien und Ostbritannien in Erscheinung. Reichtum und eine höherentwickelte Organisation trieben diese Entwicklung voran. Die Oppida bestanden aus ganz unterschiedlichen Gebäuden, mit Einzäunungen und Straßen, sowie starken Befestigungsanlagen. Sie lagen in Tälern oder auf Hügeln. 

 

Bauern - Ackerbau und Viehzucht

In der Eisenzeit war die Gesellschaft ländlich. Die meisten Menschen waren Bauern, bestellten ihren Boden und hüteten ihre Herden. Etwa um 100 v. Chr. wandelte sich die Bodenbebauung, Landnutzung erfolgte jetzt immer intensiver. Eine rasante Rodung setzte ein. In Gallien und auch Britannien wurden die schweren Böden jetzt zuerst entwässert, gepflügt und dann bebaut. In Gallien wurden Reben angebaut und die südgallischen Salluvier begannen mit dem Olivenanbau. Die Kelten bauten verschiedene Getreidesorten an, vor allem Weizenarten - Dinkel und Brotweizen ....- , aber auch Gerste und Hirse. Danben auch Bohnen, Erbsen und Linsen. Wicken, Butterraps, Weißer Gänsefuß, etc. wurden vielleicht angebaut, auf jeden Fall aber gesammelt, wie auch Beeren und Obst. So wurde der damalige Speiseplan ergänzt. Flachs wurde überwiegend zur Tuchherstellung, vielleicht auch wegen seines Ölanteils gepflanzt.

Neben dem Ackerbau war die Viehzucht eine wichtige Nahrungsquelle. Überwiegend wurden Rinder, Schweine und Schafe gehalten. Natürlich waren die Tiere damals noch kleiner und hatten mehr Ähnlichkeit mit ihren wilden Vorfahren. Ein damaliges Schaf sah eigentlich eher wie eine Ziege aus, die Rinder waren keltische Shorthorn's (inzwischen ausgestorben), klein aber robust und stark. Sie wurden über Generationen in Richtung Ochsen gezüchtet, um Pflüge und Wagen zu ziehen. Pferde, die eigentlich eher Ponys waren mit ihrem Stockmaß von 120 - 140 cm, wurden nur für leichtere Zugaufgaben und als Reittiere gezüchtet. Sie für schwerere Aufgaben einzusetzen war aber auch nicht möglich, da es noch kein Pferdehalfter gab und das eingesetzte Geschirr nicht zuließ, dass die Tiere ihre volle Kraft einbrachten. Es gab auch schon eine ganze Menge Hunderassen, vom kleinen Schoßhund bis zu großen Wachhunden. Leider schlachteten die Kelten auch diese, wegen ihrer Felle, denn sie saßen auf ihnen. Hühner kamen erst später ins Land, aus dem Orient, und auch Katzen gab es noch nicht. Esel und Maultiere kamen mit den Römern. Von toten Tieren wurde nicht nur das Fleisch verwertet, auch Knochen, Horn, Häute und starke Sehen fanden Verwendung. Mit der Intensivierung des Ackerbaus setzte auch eine vermehrte Tierhaltung ein. Man brauchte Zugtiere für die Pflüge. Auch der Pflug selbst wurde verbessert, einige Teile wurden jetzt aus Eisen gefertigt und die gesamte Konstruktion verstärkt. 

 

Handwerker und Händler

Durch die Wanderungen, die Ausbreitung der Kelten über ganz Europa, und die sozialen Änderungen, setzte bei den Kelten ein Wandel ein. Keltische Handwerker erschafften einen völlig neuen Kunststil - den La Téne- Stil. Östliche Elemente flossen als erstes mit ein und dann, nach der Ansiedlung in Italien, vorrangig griechische und etruskische. Pflanzenmotive, Spiralen und Kreiswirbel wurden in die Gestaltung von Kunst-, Luxus- und Alltagsgegenständen mit einbezogen, immer keltisch interpretiert. Die Kelten liebten Schmuck und Verzierungen. Sie trugen gerne bunte Kleidung, ihre Webtechnik war hoch entwickelt und das Tartanmuster war in der keltischen Welt verbreitet. Die Handwerker hatten in der Metall- und Holzbearbeitung und auch in der Keramikproduktion schon Vollkommenheit erlangt. Ständig waren die Werkzeuge und Techniken überarbeitet und verbessert worden. Ihre Schmiedewerkzeuge waren schon so ausgeklügelt, dass sie sich von den heutigen kaum unterschieden. Eisen zu verhütten, zu härten und zu stählen hatten sie schon perfektioniert. Auch das Damaszieren beherrschten sie, sie fertigten ausgezeichnete Schwerter, deren Klingen sowohl biegsam als auch hart waren. Außer dem Kriegsgerät wurden auch viele Gebrauchsgegenstände aus Eisen hergestellt - Pferdetrensen, Sägen, Messer, Äxte, Beile, Nadeln, Ahlen, u.v.m. Aber auch Bronze fand weiterhin Anwendung, für Schwertschneiden, Helme, Schmuck, Fibeln, Gürtelketten, usw...  Schmuck war ausgesprochen beliebt, und seine Vielfalt reichte von Zierrat aus geschnitztem Holz und Horn über Bronze bis zu Silber und Gold. Goldschmuck blieb dabei natürlich denjenigen vorbehalten, die es sich leisten konnten. Granulation, Löttechniken, filigrane Techniken und Email, alles war bereits bekannt. Ein ganz besonderes Schmuckstück, das in der La Téne- Zeit geschaffen wurde, war der sog. Torques, der Halsreifen. Um etwa 500 v. Chr. kam die Glasherstellung aus Norditalien in die nördlich der Alpen gelegenen Länder und bald schon fertigten die Kelten auch Glasperlen und sogar Armreifen aus dem neuen Material. Die Töpferkunst war ausgereift. Gefäße wurden auf einer Scheibe geformt und anschließend in Brennöfen gehärtet. Dadurch, dass sie wussten, wie sie die Sauerstoffzufuhr regeln konnten, konnte eine ganze Farbpalette erzielt werden. Die Gefäße wurden aber auch bemalt, indem vor dem Erhitzen flüssiger Ton aufgetragen wurde. Graphit wurde beigemengt, um einen metallenen Glanz zu erzeugen. Allerdings waren Tongefäße nicht in der gesamten keltischen Welt so erstklassig. Die Briten und auch die Iren bevorzugten Holz - und Metallgefäße, nahmen sie Ton waren ihre Töpfe ohne Scheibe, nur mit der Hand gefertigt und auch um einiges grober.

Holz spielte vorrangig für Bauzwecke, als Brennmaterial und für die Fertigung von Alltagsgegenständen eine Rolle. Zimmerleute waren nicht weniger geschickt, als Schmiede. Waldarbeiter schlugen die Bäume, spalteten sie. Die Zimmerleute schufen aus dem Rohmaterial seetüchtige und robuste Schiffe, Landfahrzeuge in Zusammenarbeit mit den Schmieden und Häuser. 

Handel war durch die unruhigen Zeiten des 5. Jh. v. Chr. fast zum Erliegen gekommen. Im 2. Jh. v. Chr. normalisierte sich die Lage langsam, nicht zuletzt durch die römischen Eroberungen. Die keltische Oberschicht fing an Wein und Öl einzuführen, Ton- und Bronzegeschirr, Bernstein. Ausgeführt wurden Salz, Felle, Leder, Roheisen und wohl auch fertige Eisenprodukte. Handelsbeziehungen wurden ausgebaut, nicht nur Richtung Süddeutschland bis hin zur Ostsee, sondern auch weit nach Süden. Auch unter den keltischen Stämmen gab es ein gut ausgebautes Handelsnetz. Die Nachfrage wurde immer größer und da der Bedarf nicht gedeckt werden konnte wurde viel importiert. Damit einher ging die Erkenntnis, das Geldwirtschaft Vorteile hatte. Die im Süden angeheuerten Söldner wurden mit Geld besoldet, wodurch sich der Gebrauch recht schnell ausbreitete. Schon Mitte des 4. Jh. v. Chr. fingen die Kelten an Gold- und Silbermünzen zu prägen. Erst wurden nur griechische Münzen nachgeahmt, aber schon bald übernahmen die keltischen Symbole die Vorherrschaft.

    

 

Kriegskunst

Die Kelten galten als streitsüchtig, der Krieg spielte in ihrer Welt eine zentrale Rolle. Mut war wichtig und das Tragen von Waffen das Hauptmerkmal des freien Mannes. Der Adel hob sich durch besonders prächtig gearbeitete Waffen vom einfachen Volk ab. Die Kelten beeindruckten ihre Feinde gerne mit ihrem Stolz, prächtiger Kleidung und Waffen. Die Standardbewaffnung bestand aus Speer und Schild, bei den Reicheren kam noch das Schwert, ein Helm und später auch ein Kettenhemd dazu. Es gab aber auch Pfeil, Bogen und Steinschleudern (Steinschleudern spielten scheinbar in Britannien eine große Rolle).

Die Schwertklingen waren vom 5. - 3. Jh. v. Chr. kurz. Weiterentwicklung des Schmiedehandwerks und Kampfstiländerungen führten dann zwischen 2. und 1. Jh. v. Chr. zur Verlängerung der Klingen. Jetzt waren die Schwerter richtig lange Hiebwaffen, scharf und elastisch. Sie wurden rechts an einem Gürtel getragen, der aus Metallketten und Leder bestand und durch eine Schlaufe auf der Rückseite der Scheide geführt wurde. 

Schilde waren gewöhnlich flache Holzbretter, meist mit Leder überzogen und zwischen 110 bis 140 cm hoch. Oft waren es hohe Ovale oder Rechtecke. Sehr bekannt war auch das kreisrunde Schild. Sie waren häufig bunt bemalt. In der Mitte des Schildes war der Handgriff, auf der anderen Seite der vorstehende Schildbuckel, der die Hand schützte. Die Schilde dienten in erster Linie der Abwehr von Schlägen, wurden aber auch als Angriffswaffen eingesetzt, mit denen der Feind geschlagen wurde. Eisenverstärkungen am Mittelknauf und als Schildeinfassung waren nicht selten.

Eisenhelme wurden ab dem 4. Jh. v. Chr. in Gallien hergestellt. Typisch war die ausgeprägte Helmspitze und auch der Nackenschutz. Viele der gefundenen Helme hatten sehr auffallende Verzierungen und Aufsätze. Das Kettenhemd wurde kurz nach 300 v. Chr. erfunden, davor trugen die Kelten scheinbar keinen Harnisch. Die Herstellung eines Kettenhemdes verlangte höchste Handwerkskunst, war kosten- und arbeitsreich, warum es wohl auch nur den hochrangigen und reicheren Kriegern möglich war, es in Auftrag zu geben. Obwohl es bis zu 15 kg schwer sein konnte, war es sehr effektiv. Überwiegend kämpften die keltischen Krieger aber weiterhin ohne jede Panzerung.

Es gab auch schon Streitwagen und sie spielten schon früh eine Rolle in der Kriegführung der Kelten. Sie wurden von zwei Ponys gezogen und waren mit einem Wagenlenker und einem Krieger bemannt. Letztmalig wurden sie in Festlandeuropa 225 v. Chr., in der Schlacht von Telamon, eingesetzt. Nur Britannien hielt noch länger an ihrem Gebrauch fest. Die Streitwagen wurden immer mehr durch die Reiterei abgelöst. 

 

Kampf  

Die Zeit der Feldzüge begann, wenn die Straßen im Frühjahr abtrockneten und die Pässe wieder passierbar waren, sie endete mit dem Beginn des Winters. Stehende Heere gab es nicht, die Truppen wurden nach Clan- und Stammesherkunft ausgehoben. Ebenso wurden verbündete Stämme und Söldner integriert. Wenn sich der Tross in Bewegung setzte bestand er nicht nur aus Kriegern. Jede Menge Wagen, Frauen und Kinder begleiteten das Heer. Dadurch ging alles recht langsam voran. Die Disziplin war mangelhaft, was nicht zuletzt an dem ausgeprägten Stolz des Einzelnen lag. Es bedurfte starker Führungspersönlichkeiten, um einigermaßen Ruhe zu bewahren. Auch die hygienischen Bedingungen ließen zu wünschen übrig, wodurch die Anfälligkeit der Truppe gefördert wurde. Mehr Menschen starben durch Krankheiten und Seuchen, als durch den Kampf. 

Keltische Krieger waren auch häufig als Söldner im Dienst anderer unterwegs. Im 3. Jh. v. Chr. gab es im transalpinen Gallien die sog. "Gäsaten" (Speerträger). Zu Tausenden standen sie gegen Sold zur Verfügung, brachen aber auch zu eigenen Unternehmungen auf. Ihr Zusammengehörigkeitssinn war sehr ausgeprägt. Die Tapferkeit machte sie berühmt, ihren Wert als Söldner unschätzbar. Kelten standen in ägyptischen Diensten, griechischen, sizilianischen und auch karthagischen. Ein Problem war aber ihre Eigenwilligkeit, die es dem Auftraggeber schwer machte sie unter Kontrolle zu halten. Voreiliges Vorpreschen und Meutereien waren Alltag, wenn man keltische Söldner in seinen Truppen hatte.

Kam es zur Schlacht, schwärmten die Kelten nach Stammeskontingenten geordnet und in einer Schlachtreihe aus. Feldzeichen, überwiegend Tiersymbole, markierten den einzelnen Clan oder Stamm. Standen sich die Heere gegenüber fand immer das gleiche Ritual statt. Vorkämpfer forderten ihre Gegner zum Einzelkampf heraus. Krieger näherten sich dem Feind, rappelten ihre Ahnenreihe hinunter und gaben mit ihrer Tapferkeit an. Sie versuchten den Feind zu erschrecken. Das Getöse, Krieger- und Schlachtrufe, wurde immer lauter, je näher die Schlacht rückte. Kampfgesänge wurden angestimmt, die Schlachthörner geblasen. So wurde der "Blutrausch" angeheizt, oft auch mit einer ganzen Menge Alkohol, und dem Feind gezeigt mit wem er es zu tun bekam. War der Höhepunkt erreicht gingen die Kelten zum Angriff über und warfen sich auf den Feind. Viele ihrer Gegner desertierten in diesen Momenten aus den Reihen und rannten einfach nur um ihr Leben. Die Schlachtordnung war recht offen, denn die großen Stoßspeere und langen Hiebschwerter brauchten viel Platz, sollten sie geschwungen werden. Die Schlacht dauerte nur sehr selten mehr als einen Tag, meist war sie schon nach einigen Stunden beendet. Eine Seite brach schließlich zusammen und trat den Rückzug an. Dann kam die Reiterei zum Einsatz, die dem davoneilenden Feind nachsetzte und jeden den sie erwischte tötete. Das konnte bis zur Dunkelheit dauern.

Frauen, Gold, Vieh und die Köpfe der toten Feinde waren begehrtes Beutegut. Besiegte Völker wurden zu Klienten oder Abhängigen gemacht, es war üblich Geiseln als Pfand zu nehmen. Geiseln wurden aus den Adelskreisen oder gar der Herrscherfamilie gestellt, sie waren eine "Vertragsunterstützung", zur Sicherung. Wurde ein Bündnis geschlossen war diese Praxis auch durchaus üblich. 

Verloren die Kelten, suchten die Heerführer den Tod im Kampf oder sie begingen Selbstmord, so sehr war ihr Stolz verletzt.

Als die antike Welt erstmals auf die Kelten traf, versetzten sie diese in Angst und Schrecken. Ihre Angriffslust war bald sagenumwoben. Die Kelten lernten von ihren Feinden und übernahmen bald die römische Belagerungstechnik. Vielen ihrer Heerführer fehlte es allerdings an Geschick und ihre Heere waren nicht ausdauernd. Wenn sie nicht in kurzer Zeit siegten verloren sie den Mut und neigten zum Rückzug. Und diese Schwäche blieb auch den Römern und Griechen nicht verborgen, die sie zu ihrem Vorteil nutzten. Da die Kelten weitgehend ungepanzert in die Schlacht zogen, waren sie durch Wurfspieße und Pfeile leicht zu verwunden, der Feind konnte sich dagegen in sicherer Entfernung aufhalten. Die römischen Legionen benutzten schwerere Spieße, um die Anstürme der Kelten zu brechen. Sie umringten sie mit ihren großen Schilden und gingen dann mit ihren Kurzschwertern auf die ungeschützten Körper los - Achselhöhlen und Unterkörper waren besonders beliebt. Die Kelten konnten nur fliehen oder wurden getötet. 

Die keltischen Truppen waren recht lose Verbände, ihnen fehlte der Zusammenhalt. Geriet ein Teil der Kampfreihe in Bedrängnis, breitete sich leicht eine Panik aus. Sie hatten auch immer Probleme mit dem Nachschub. Manchmal mussten ihre Feinde einfach nur so lange warten bis die Truppe ausgehungert war und wieder abzog. In Bezug auf Waffen und Mut waren sie den Römern ebenbürtig, zahlenmäßig waren sie mitunter unterlegen, aber stets unterlegen waren sie an Ausdauer und Disziplin. Vorteile der Römer waren ganz klar Zusammenhalt, Standhaftigkeit, Drill und das Vertrauen untereinander.

Eine der größten Schlachten zwischen Galliern und Römern war die von Telamon, 225 v. Chr. Eine großes Gäsatenheer zog über die Alpen in die Gallia cisalpina. Es schlossen sich Insubrer, Boier und auch noch andere dem Angriff auf die Römer an. 50000 Mann Fußvolk, 20000 Streitwagen und Reiter rückten gegen Rom vor. Bei Faesulae besiegten sie in einer blutigen Schlacht eine römische Streitmacht, mussten dann aber feststellen, dass ihnen ein weiteres Heer entgegentrat. Mit ihrer Beute machten sie sich auf den Rückzug, wichen dem Heer nach Norden aus. Weder Verfolgte noch Verfolger wussten, dass sich eine weitere Streitmacht von Sardinien aus nach Süden vorarbeitete, um den Galliern den Weg abzuschneiden. Die Gallier saßen zwischen zwei Heeren in der Falle und als es zur Schlacht kam, gab es kein Entrinnen.

 

Religion

Die antiken Autoren waren entsetzt, angesichts der Abscheulichkeit der keltischen Bräuche. Besonders anstößig fanden sie den Kult des Menschenopfers und Menschenkopfes. Meist berichteten die Autoren aber nur Gehörtes und hatten selbst nie Kontakt mit dem, von dem sie schrieben. Aber die Archäologie brachte Aufschluss und konnte einiges bestätigen. 

Pflanzen, Tiere, Menschen, Götter, Geister, Diesseits und Jenseits lagen für die Kelten sehr eng beieinander, die Grenzen waren schwammig. Der Mensch war zwar ein wichtiges Teilchen im Getriebe des Kosmos, aber nicht das alles beherrschende. Dies- und Jenseits konnten miteinander in Kontakt treten und ein wichtiges Mittel dazu war das Opfer, auch das Menschenopfer. Nach Ansicht der Kelten wanderte der geopferte Mensch nur von einer Welt in eine andere, die dazu noch besser war. Felsen, Bäume, Quellen, Flüsse .... verkörperten für die Kelten das Göttliche. Die gesamte Natur war nach ihrem Glauben von Geistern und deren Taten erfüllt. Ihre Götter hatten vielerlei Aufgaben, die meist gar nicht so ganz genau festgelegt waren. Viele Götter werden in den Quellen nur ein einziges Mal erwähnt. Es ist möglich, das einige nur Stammes- oder Regionalgottheiten waren, die nicht von der gesamten keltischen Welt verehrt wurden, oder auch, dass es dieselben Götter waren, sie nur andernorts anders genannt wurden. 

Der Menschenkopfkult ist gar nicht mehr so ungewöhnlich, wenn man mal andere Naturvölker in die Betrachtung mit einbezieht. Viele von ihnen verstümmelten die Körper der gefallenen Gegner, um diese zu ehren. Nichts anderes taten die Kelten, wenn sie den Kopf des Gefallenen abtrennten, denn ihrer Meinung nach war dieser der Sitz der Seele und des Bewusstseins. Der Kopf des Feindes war voll mit magischer Macht, in deren Besitz man dadurch kam und mit der man Unheil abwehren konnte. Die Schädel wurden an die Festungstore und Häuser genagelt oder in Tempeln als Weihgaben niedergelegt. Die Autoren berichteten, dass die Kelten Köpfe von Vornehmen sogar balsamierten und innerhalb der Familie als wertvolle Erbstücke weitergaben. Woher dieser Kult genau kam, wie und wann er entstand, ist ungeklärt. In Bronze- und Hallstattzeit fanden sich keinerlei Hinweise. Vielleicht spielte auch der Kontakt mit den Nachbarn, den Skythen, die Kopfjäger waren, eine Rolle. 

Die Errichtung von Tempeln war nicht üblich. Es gab kleinere Kultbauten innerhalb eines heiligen Bereiches, der dann mit einer Palisade oder einem Graben umgeben war. Religiöse Stätten konnten Bäume, Quellen, Felsen und Haine sein. Jeder Ort, an dem sich die Kelten dem Göttlichen nahe glaubten. 

Götter - siehe Mythologie - Keltische Mythologie

 

Das Ende

Die keltische Welt hatte im 3. Jh. v. Chr., mit der Etablierung der Galater in Kleinasien, ihre größte Ausdehnung erreicht. Als das Jahrhundert sich seinem Ende zuneigte hatte bereits der Abstieg begonnen. Das keltische Italien gab es um 100 v. Chr. nicht mehr, die Keltiberer in Spanien waren zerschlagen und den Galatern in Anatolien drohte das Aus. Die Unterwerfung der Kelten war in Europa auch das Ende einer jahrtausendelangen Entwicklung, die den Höhepunkt mit der Entstehung der ersten Städte nördlich der Alpen erreicht hatte. Der Expansion der Römer und dem Anrücken der Germanen hatten die Kelten aber nichts entgegenzusetzen. Vielleicht, wenn sie sich einig gewesen wären, aber so lagen alle Vorteile auf der gegnerischen Seite. Lebensmittel, Waffen und Menschen konnte Rom unbegrenzt zur Verfügung stellen, die Nachschubwege waren gut ausgebaut und der Ablauf verlief reibungslos. Die Römer zogen kriegerisch und plündernd durch das Land der Kelten, dass damit entvölkert wurde. Das städtische System erwies sich als sehr labil, waren die Städte zerstört, brach auch das ganze Wirtschaftssystem zusammen. Durch die vielen Verluste an Menschen in den Schlachten, war die arbeitsfähige Bevölkerung derart reduziert, dass auch die Versorgung äußerst schwierig wurde, denn schließlich waren die Krieger zugleich Bauern und Handwerker. Schließlich blieb den Kelten nichts anderes übrig, als sich zu ergeben, der Kampf war sinnlos. Die Römer zeigten sich gegen Unterworfenen immer sehr milde. Religion und soziale Verhältnisse blieben erhalten, Verwaltungsgrenzen wurden den Stammesgrenzen angepasst und die gesellschaftliche Oberschicht behielt ihre Stellung. Latein war zwar jetzt Amtssprache, aber Keltisch lebte weiter, bis ins 3. Jh. v. Chr. und noch länger. 

Die römische Provinz Gallia transalpina entstand nicht nur friedlich und sehr langsam. Vor allem die Allobroger kämpften weiter. 105 v. Chr. vernichteten die Kimbern und Teutonen in der Provinz römische Heere. Vor allem die korrupte Verwaltung brachte die Menschen immer wieder auf. Die Statthalter verdienten sich mit unlauteren Methoden eine goldene Nase. Rom blickte interessiert in diese Richtung, denn nun war der Weg frei zum freien Gallien. War die Eroberung auch nur eine Frage der Zeit, so wurde sie doch dadurch ausgelöst, dass die Gallia cisalpina in den Zuständigkeitsbereich Cäsars gelangte. Er war auf der Suche nach Ruhm und Reichtum, denn beides sollte ihm Macht bringen. Er war in der Gallia cisalpina, Illyricum und der Gallia tansalpina für Sicherheit und Verwaltung zuständig, zwar nicht befugt Eroberungszüge auf eigene Faust zu unternehmen, aber er war eben ein Mann, der sich nicht aufhalten ließ. 

Die Wanderung der Helveter, die auf der Suche nach Land gen Westen aufbrechen wollten, gaben ihm einen Grund. Sie bedrohten, seiner Auslegung nach, die Stabilität in Zentralgallien und damit die der römischen Verbündeten und römische Interessen - wenn auch nicht die römische Provinz in Südgallien. Der Vorwand reichte ihm.  58 v. Chr. warf der die Helveter zurück. Der Großteil von ihnen wurde abgeschlachtet, die Reste des Stammes verhungerten auf dem Rückweg. Warum jetzt anhalten, ein Vorwand fand sich immer, und war er auch noch so an den Haaren herbeigezogen. Diesmal nahm der die Sequaner zum Anlass, Verbündete der Arverner, die germanische Söldner unter Ariovist ins Land geholt hatten. Nachdem die Germanen die Äduer dezimiert hatten, griffen sie ihre ehemaligen Arbeitgeber an. Cäsar begann einen Krieg mit Ariovist und dieser wurde in der Nähe des Rheins vernichtend geschlagen. Nach diesem Sieg und einigen anderen Feldzügen, die aus gallischer Sicht immer mehr den Charakter einer Eroberung annahmen, geriet er immer mehr in die Stränge gallischer Politik. Einige Stämme, wie die Äduer und Remer, wurden treue "Freunde" (Verbündete) und nahmen Cäsar als Patron an. Andere widersetzten sich und kämpften weiter. Die Streitmacht der Nervier wurde fast völlig vernichtet, die Eubronen hörten auf zu existieren. Der größte Teil Galliens war so um 55 v. Chr. überrannt. So konnte Cäsar im selben und folgenden Jahr seine Unternehmungen nach Britannien starten. Aber noch war der Widerstand der Gallier nicht gebrochen. Im Winter 53/ 52 v. Chr. erhoben sie sich noch einmal, im Aufstand des Vercingetorix. Alle ließen sich beflügeln, kaum ein Volksstamm hielt den Römern die Treue, selbst die Äduer machten mit. Aber schließlich musste sich Vercingetorix ergeben, der keltische Eber erhob sich nicht mehr. 

Plutarch berichtete, dass in den Gallierkriegen, mit Britannen und Germanen, eine halbe Million Menschen gefallen und eine Million in die Sklaverei verschleppt worden seien. Nach Cäsars Abzug herrschte in Gallien "Friedhofsstille". Rom war begeistert über die Eroberungen. Kaiser Augustus annektierte später auch die Volksstämme in den Alpen und damit war die Unabhängigkeit Galliens für immer Geschichte.

55. v. Chr. zog Cäsar also nach Britannien, einerseits wegen ihrer Hilfestellungen an die Gallier und zum anderen um Rom zu testen. Rom reagierte positiv, war begeistert von seinem neuen Eroberer, wenn der Feldzug auch nichts einbrachte. 54 v. Chr. wiederholte er diese Unternehmung, diesmal im großen Stil, und drang weiter ins Landesinnere vor. Er traf auf argen Widerstand, unterwarf aber die Koalition. Nachdem er abgezogen war, dauerte es ein Jahrhundert, bis wieder römische Legionen britannischen Boden betraten.

Als Friede im Reich herrschte, nach der Schlacht von Actium 31 v. Chr., wurde Britannien wieder als Expansionsziel ins Auge gefasst. Kaiser Augustus bündelte dann aber seine Kräfte für die Eroberung Germaniens - die fehlschlug. Danach überdachte er seine Politik und entschloss sich die bestehenden Reichsgrenzen zu halten. Tiberius, der 14 n. Chr. Kaiser des Imperiums wurde, blieb dieser Politik treu.

Claudius schickte 43 n. Chr. ein großes Heer nach Britannien. Ein Überraschungsangriff glückte, nach einer zweitägigen Schlacht brachen die Römer zur Themse durch. Claudius selbst ließ sich kurz blicken, verschwand aber gleich wieder, nachdem er den Befehl zur Errichtung einer Provinz gegeben hatte. Claudius Motivation war der Bedarf eines militärischen Sieges. Für den Senat war er nicht die ersten Wahl für den Thron und die Armee kannte ihn überhaupt nicht. So nahm er die Chance wahr, das Heer auf seine Seite zu ziehen. Der Widerstand der britannischen Stämme brach schließlich zusammen, sie wurden von dem 40000 Mann umfassenden Heer überwältigt. Um 50 n. Chr. befanden sich die südlichen Stämme und die der Midlands in römischer Gewalt, wenn auch einige pro forma als Verbündete galten. Das westliche und nördliche Hochland einzunehmen war schon schwieriger. In den 40er/50er Jahren des 1. nachchristlichen Jh. konnten die Römer den Südwesten einnehmen, worauf sie sich auf die Eroberung von Wales konzentrierten. Schließlich gelang Agricola die Einnahme, worauf er sich nach Norden wandte und bis nach Schottland vorrückte. Er hatte nicht genug Truppen, um das Gebiet zu besetzen und so begann der Rückzug, der gleichzeitig der Errichtung von Garnisonen diente. Letztlich gelang Rom die vollständige Einnahme Britanniens nicht, der Hadrianswall war ungefähr die Grenze. 

Im 2. Jh. n. Chr. hatte sich Rom also den größten Teil der ehemals keltischen Welt einverleibt, aber nicht alles - Kaledonien blieb außerhalb des Reiches und nach Irland kamen die Römer gar nicht.

Gallien und Britannien entwickelten sich nach der Eroberung zu blühenden römischen Provinzen. Handel und Handwerk blühten auf, Städte und Straßen wurden wieder aufgebaut. 

Irland hatte sein kulturelles Hoch zwischen dem 6. und 8. Jh. Die Iren zogen auch über die Meere und plünderten die Küsten Britanniens. Ein Teil von ihnen, die "Scotti", gründete ein Königreich in Westkaledonien und begründete damit das spätere Königreich Schottland. Gestoppt wurde der keltische Aufschwung dann im frühen MA durch die Wikinger, die plündernd durch Europa zogen und auch in Irland einfielen. Aber Irland erhielt sich mit seinen gallisch sprechenden Herrschern, Kriegern und Barden weitgehend seine Identität. Die Normannen ließen sich als Kaufleute nieder, erbauten die ersten irischen Städte (darunter auch Dublin) und die irischen Könige bemühten sich, sie unter Kontrolle zu halten. Englische Könige versuchten immer wieder sich gegen gälische Häuptlinge und normannische Lords durchzusetzen, sie schafften es aber nie ihre Macht über das Gebiet um Dublin hinaus auszudehnen. Die Wende kam erst im 16. Jh., als Heinrich IV. und Elisabeth I. ihre Autorität erfolgreich durchsetzten konnten. Nun waren die irischen Häuptlinge Lehnsleute der englischen Monarchen. Einige Aufstände folgten zwar, blieben aber erfolglos.

Auch Wales wurde erst spät mit England vereinigt, unter der Tudordynastie zwischen 1536 - 1543. Vieles der walisischen Kultur ging mit der Abschaffung des walisischen Rechts im 16. Jh. verloren. Auch sprachlich veränderte sich einiges, denn das Walisische wurde nun durch Englisch ersetzt - aber nicht vollständig.

Die Clans der schottischen Highlands waren über tausend Jahre lang nur ihren eigenen Gesetzen unterworfen und unterschieden sich von den Lowlands durch ihre keltische Sprache und Lebensweise. Sie in den Griff zu bekommen bemühten sich die Schottenkönige bis zum Sturz der Stuarts vergeblich. Jakob II. wurde 1688 in die Verbannung geschickt. Viele Highlander hielten den Stuarts die Treue und dies war schließlich ihr Untergang. Dem Zusammenschluss mit England 1707 folgten Aufstände, die ihren Höhepunkt in dem unter Bonnie Prince Charlie hatten. Nach der Niederlage wurden die Highlands militärisch besetzt, die Clans zerschlagen. Am schlimmsten war jedoch das Verbot der traditionellen Lebensweise. Nicht einmal die Kilts durften sie behalten, wer in einem erwischt wurde oder nur einen besaß wurde bestraft. Mit der Anglisierung zerbrach die alte Gesellschaftsordnung. Um ihre Kampfkraft zu dämpfen wurden die Männer zu Tausenden in die englischen Highlanderregimenter gezwungen. Innerhalb eines Jahrhunderts war die alte Kultur tot.

 

Copyright©2000-2003byKerstinAmmermann

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