Die Wandalen

Wandalen, Vandalen, Vandili, Vanduli, Vandali

Herkunft

Einstieg in die Geschichte

Kultur

Gesellschaft

Gaue, Viehzucht und Ackerbau

Krieg

Königtum

Recht

Die Wandalen in Afrika

Der Untergang

 

 

Wandalen, Vandalen, Vandili, Vanduli, Vandali

Der Name, der in diesen verschiedenen Formen auftauchte, bedeutete die "Beweglichen" oder "Wandelbaren". Obwohl man ihnen Blutrünstigkeit, extreme Wildheit und Grausamkeit nachsagte, waren sie kaum anders als andere germanische Stämme. Für die "höherentwickelten" Kulturen waren sie jedenfalls erschreckend und die Geschichtsschreiber neigten dazu, gerade bei Niederlagen, die Sache noch ein bisschen schlimmer zu schildern, als sie war. Wie sollten sie sonst ein schmähliches Versagen erklären.

 

Herkunft

Die Urheimat wird heute in Jütland und der Oslobucht vermutet. In Schlesien gab es den wandalischen Kultverband der Lugier sowie die wandalischen Asdingen und Silingen, die von Norden her eingewandert waren. Während der Markomannenkriege wurden die hasdingischen Wandalen erwähnt, die zunächst an der römischen Grenze und dann auch in Ungarn siedelten. Der Name "Wandalen" umfasste ursprünglich eine größere Gruppe germanischer Völker, stand aber später für zwei Stämme, die Asdingen und Silingen.

 

Einstieg in die Geschichte

Im Jahr 50 nahmen lugische Völkerschaften, also wohl auch Wandalen - Asdingen und Silingen-, an dem Kampf gegen das Swebenreich teil und an dessen Zerstörung. Dieses Reich umfasste scheinbar auch das Gebiet der Markomannen und Quaden. Diese Feindschaft zwischen Lugiern und Sweben hielt an, im Jahre 92 wurden wieder Kämpfe zwischen den beiden Kontrahenten erwähnt. Sicher ist die Teilnahme der Wandalen am Markomannenkrieg. In dieser Zeit kam es zu einer großen Völkerwanderung. Mitte des 2. Jh. kamen die Germanen in Bewegung, aber auch sarmatische und slawische Völkerschaften.

Etwa 171 brachen die Asdingen in Dacien ein. Sie waren auf der Suche nach Land, das sie hier, als Gegenleistung für Heeresdienste, erhofften. Diese Suche nach Land wurde vermutlich durch die von Süden kommenden gotischen Stämme ausgelöst. Aber der Statthalter der Provinz verweigerte ihnen das Gewünschte, worauf sie sich gegen das Gebiet der römerfeindlichen Kostoboken (obere Theiß) wandten und es eroberten. Trotz der Eroberung des Kostobokenlandes unternahmen sie weiterhin Überfälle auf römisches Gebiet. Schließlich wurden die Asdingen aber zu Foederaten des Kaisers, sie nahmen an Kämpfen gegen Germanen und Sarmaten teil. Ihre Wohnsitze lagen nunmehr an der oberen Theiß, in dem eroberten Land der Kostoboken, an der Nordgrenze Daciens. Obwohl Foederaten, behielten sie doch ihre nationale Selbständigkeit und standen nur in einer sehr lockeren Abhängigkeit zum Römischen Reich. Als es 177 wieder zum Krieg kam, wandten sie sich gegen die Römer. In den Friedensunterlagen von 180 hieß es nämlich, dass außer den Buren auch andere Völker - wohl Jazygen und Wandalen - alle Gefangenen zurückzugeben und zudem ihre Wohn- und Weideplätze weit genug von der Grenze Daciens abzubleiben hatten. Markomannen und Quaden wurde untersagt, Jazygen (Sarmaten - an der unteren Theiß ansässig), Buren (Oder und Weichsel) und Wandalen zu bekriegen, was auf eine Nachbarschaft der Völker hindeutet.

Die Silingen veränderten zunächst ihre Wohnsitze in Schlesien scheinbar nicht wesentlich. Bis zur Zusammenschließung mit den Asdingen tauchten sie nur zweimal in den Quellen auf. Als Mitte des 3. Jh. die Burgundionen zu ihrer großen Wanderung Richtung Südwesten aufbrachen, schloss sich ihnen offensichtlich der größte Teil der Silingen an. Wie häufig, ging nicht der ganze Stamm mit, einzelne Gruppen blieben. Ihnen bot das Land nun reichliches Auskommen. Die Zurückgebliebenen wurden schließlich von den nachrückenden Slawen assimiliert. Wie die Slawen in diese Gebiete, so rückten Burgundionen und Silingen in die alten Gebiete der Alemannen, zwischen dem unteren Main und dem Bodensee, nach. Bis zum Anfang des 5. Jh. setzten sie sich hier fest.

Die Asdingen konnten die Gebiete an der oberen Theiß halten. Seit Mitte des 3. Jh. waren sie hier nun Nachbarn der Goten, eines mächtigen Stammes, der schon den größten Teil Daciens besetzt hielt. Als Bundesgenossen der Goten zogen sie auch im Gefolge des Königs Ostrogotha nach Mösien (248). Wichtiger aber noch, war ihr Zusammentreffen mit dem Kaiser Aurelian. Nach diesem Treffen fielen die Wandalen (ca. 270) in Pannonien ein, das Aurelian gerade erst verlassen hatte, um gegen die Juthungen zu kämpfen. Der Kaiser eilte zurück, es folgte eine Schlacht, die aber scheinbar ohne rechte Entscheidung ausging. Sie sorgte aber dafür, das sich die Wandalen der Stärke des Feindes bewusst wurden und so in einen Vertrag mit den Römern einwilligten. Dieser Vertrag bewilligte ihnen freien Abzug und ihre bisherigen Sitze. Als Gegenleistung mussten sie 2000 Mann für Heeresdienste und Geiseln stellen. Wieder lag die Motivation sicherlich in der Landsuche, vermutlich wurde es zu eng. Sie versuchten sich auch in Dacien festzusetzen, nachdem es im römischen Gebiet nicht geklappt hatte, aber hier hatten die Goten schon ihre Fühler ausgestreckt. Es kam 290/ 91 zu Kämpfen, zwischen Wandalen und Westgoten.

Ähnliches berichtete auch Prokop über ihren Aufbruch Anfang des 5. Jh.. Das Land reichte einfach nicht, die Bevölkerung, die schnell angewachsen war, zu ernähren. Ein kleiner Teil blieb zurück, der Rest zog unter König Godigisel los, behielt aber das Land als Eigentum. Dies war eine Absicherung, sollte das Unternehmen misslingen. Selbst, als sie bereits in Afrika waren, weigerten sie sich, ihren früheren Besitz aufzugeben. Der Aufbruch der Wandalen, dem sich scheinbar auch die Alanen aus Pannonien anschlossen, erfolgte etwa um 400. Zunächst marschierten sie in Richtung Noricum und Rätien. Wie die Route genau verlief ist unklar, vermutlich folgten sie aber dem Main bis zum Rhein. Am Main trafen sie auch die Silingen, die sich ihnen anschlossen. Auch Sweben nahmen an diesem Treck teil. Nachdem sie von den Franken angegriffen wurden, denen sie aber eine vernichtende Niederlage beibringen konnten, war der Weg nach Gallien frei. Allerdings war die Schlacht nicht ohne Verluste geblieben, Godigisel war gefallen. Unter dem neuen König Gunderich (Godigisels Sohn) überschritten sie am 31. Dezember 406 den Rhein in der Nähe von Mainz. Sie zogen weiter in die Provinz Belgica, verwüsteten Trier, Rheims, Tournay, usw., dann durch die Provinz Lugdunensis, Aquitania (secunda) und weiter ging es nach Pamplona und in Richtung Spanien. Die Pyrenäenpässe waren gut bewacht, wodurch ein Einfall in Spanien verhindert wurde, dafür überschwemmten sie aber die bisher verschonten Gebiete der Gallia Narbonensis. Nur die wenigsten Städte konnten ihrem Run standhalten. Ihr Ruf eilte ihnen voraus und löste Angst und Schrecken aus. Die Angegriffenen waren wie gelähmt. Gleichzeitig mit diesem Ansturm drangen die Alemannen in Gallien ein, getrieben durch die Burgundionen, die zum Rhein vorgerückt waren, wo sie am linken Rheinufer siedelten.

Kaiser Konstantin kam 407 nach Gallien, wo er die römischen Truppen zusammenzog und nach Süden marschierte. Mit den Wandalen und ihren Kampfgenossen kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Es gelang ihm nie ganz, die Feinde zu vernichten. Mit den Alemannen und Burgundionen, sowie den Franken schloss er Foederatenverträge zur Sicherung der Grenzen Galliens. Die Verträge erwiesen sich als nicht haltbar. Nachdem er aber so nun Gallien in der Hand hatte, versuchte er auch Spanien zu erobern. Zunächst gelang es ihm auch, aber schließlich sorgte die schlechte Bewachung der Pässe und auch Verrat für eine Wendung des Glücks. Wandalen, Alanen und Sweben erkannten die Möglichkeit, überschritten das Gebirge und brachen in die Provinz ein (409). Nachdem sie zwei Jahre lang das fruchtbare Land verwüstet hatten, schlugen sie einen ruhigeren Ton an. Dafür dürfte wohl auch der Vertrag zwischen dem Westgotenkönig Athaulf und dem Kaiser verantwortlich gewesen sein, aber nicht zuletzt auch die römischen Siege, die die kaiserliche Macht immer mehr stärkten. Schließlich kam es zu einem Vertrag mit dem Kaiser, der sie zum Heeresdienst verpflichtete, zur Verteidigung Spaniens nach außen, und ihnen dafür Land und Niederlassungen zusicherte. Die Verteilung des Landes erfolgte durch Losentscheid. Asdingen und Sweben wurde Galicien zugewiesen, den Silingen Bätica und den Alanen Lusitanien, sowie das Gebiet von Karthagena (ihre Anzahl war größer, als die der anderen). Aber das Foederatenverhältnis hielt nicht lange.

Athaulf wendete sich, wahrscheinlich im Auftrag des Kaisers, erst nach Gallien und von dort, nachdem er seinen Bund zum Kaiser gelöst hatte, nach Spanien. Sein Einfall in Spanien richtete sich gegen das damals noch römische Gebiet. Athaulf wurde 415 ermordet, nachdem er Barcelona erobert hatte. Nachfolger wurde Wallia, der die Feindschaft zum Römischen Reich zunächst aufrecht erhielt, scheinbar im Einvernehmen mit Silingen und Alanen, deren Gebiet er durchqueren musste. Er wandte sich nach Süden, um nach Afrika zu segeln. Dieses Unternehmen scheiterte und als der Kaiser über die Pyrenäen heranrückte, entschloss er sich zu einem Vertrag. Bestandteil dieses Vertrages war u.a., Spanien für das Reich wiederzugewinnen (416). Die Goten zogen zunächst gegen die Silingen, deren König Fredbal gefangengenommen und nach Ravenna überstellt werden konnte, während das Volk durch schwere Niederlagen zum großen Teil ausgerottet wurde (418). Der Name Asdingen verschwand als Volksname, blieb nur als Bezeichnung des Königsgeschlechts. Wallia wandte sich nun gegen die Alanen, die ebenfalls sehr geschwächt wurden, so sehr, dass sie nach dem Tod ihres Königs Addacs beschlossen, keinen eigenen König mehr zu wählen, sich stattdessen den asdingischen Wandalen anzuschließen. So konnten sie ihre Stärke wieder steigern und nutzten die Lage, nachdem Wallia (Ende 418) aus Spanien abberufen worden war. Sie wandten sich zuerst gegen ihre Nachbarn, die Sweben, die wohl mit dem Reich einen neuen Foederatenvertrag geschlossen hatten. Das römische Heer bewahrte sie aber vor dem Untergang, der sonst sicherlich erfolgt wäre. Die Wandalen wurden zum Abzug nach Bätica gezwungen. 

425 legten die Wandalen den Grundstein zu einer Flotte und suchten die Balearen und die Küsten Mauretaniens heim. In dieser Zeit fielen auch die letzten römischen Bollwerke im feindlichen Gebiet - Carthago, Carthagena und Hispalis. 428 starb Gunderich in Hispalis. Sein Nachfolger wurde Geiserich, sein Halbbruder, auf Volksentscheid.

Der Aufbruch nach Afrika erfolgte weniger aus Landnot, vielmehr spielte die beständige Bedrohung durch die Westgoten eine Rolle, sowie die Beutesuche. In Afrika herrschten zu dieser Zeit recht unruhige Verhältnisse. Es gab nur ein recht kleines Heer, gemessen an dem großen Gebiet und zudem waren die Mauren im Aufruhr. Die beste Gelegenheit, einen Versuch zu starten. Im Mai 429 ging es los. Ein ganzes Volk machte sich auf den Weg - 80000 Köpfe. Krieger waren davon wohl um die 16000.

 

Kultur

Als die Wandalen in Afrika einzogen, standen sie im wesentlichen auf dem selben kulturellen Stand, wie in ihren Wohnsitzen an der Theiß. Unter Hunerich hielten sie immer noch an ihren alten Trachten fest. Sie trugen lange Haare, Kamisole, Beinkleider, und auch die Römer am Hof mussten sich so kleiden. Die wandalische Sprache wurde bis zum Untergang des Reiches gesprochen. Mit der Zeit waren aber Adel, höhere Beamtenschaft und Geistlichkeit des Lateinischen mächtig. Die Bekanntschaft mit dem Lateinischen und der antiken Bildung blieb nicht ohne Einfluss, vor allem am Hof konnte beides wurzeln. Die wandalische Volkspoesie blieb nicht erhalten. Auch ihr Kunststil lässt sich schwer bestimmen. Fundstücke waren römischen Ursprungs und höchsten mit wandalischen Elementen versetzt. Nur in Bezug auf das Schmiedehandwerk und somit die Waffenfertigung, lässt sich bestimmt sagen, dass sie sie selbst ausübten. 

 

Gesellschaft

Volk und Heer waren identische Begriffe. Die Wandalen waren nach Tausendschaften gegliedert. Gelangte auch eine von ihnen, während der Sesshaftigkeit, zu territorialer Bedeutung, war diese wieder dahin, wenn es wieder zum Aufbruch kam. An der Spitze der Tausendschaften standen Häuptlinge, die anfänglich vom Volk gewählt wurden. Diese Häuptlinge führten ihre Mannschaften im Krieg an und ihnen unterstand auch die Rechtspflege. Die Tausendschaften zerfielen wiederum in Hundertschaften, die ebenfalls wieder einen Anführer hatten. Diese Hundertschaften umfassten ca. 100 - 120 Krieger und bildeten besondere Gerichtsgemeinden, in denen der Tausendschaftsführer unter Mitwirkung des Volks Recht sprach. Grundlagen für die Hundertschaften waren die Sippenverbände (Geschlechtsverbände). Die Häuptlinge wurden fast ebenso hoch geachtet wie die Könige. Über die Hundertschaften und ihre Anführer findet sich nichts, aber es wurden Abteilungen mit bis zu 500 Kriegern erwähnt, die scheinbar unter einem besonderen Befehlshaber standen.

Oberster Stand war der des Adels, Könige und Fürsten. Es war für einen Nichtadligen nicht unmöglich, Fürst zu werden, aber es geschah wohl eher selten. Als das höchste adlige Geschlecht galt das des Königs. Der Großteil des Volkes bestand aus den Gemeinfreien, sie bildeten das Heer und wirkten auf Recht und Gesetz ein, denn sie bildeten die Volksversammlung - die höchste Regierungsgewalt. Es gab auch noch die Knechte und eventuell Freigelassene, aber das ist nicht ganz klar.

In Afrika kam es zu Änderungen innerhalb der Stände. Äußerlich waren sie die gleichen wie früher, aber im Wesen waren sie stark verändert. Besonders auffällig war dieser Wandel bei dem alten Geschlechtsadel, der vom Aufstieg des Königtums völlig erschüttert wurde. Jetzt konnte nur noch der König Amt und Würden verleihen, wofür die Voraussetzung der Eintritt in den königlichen Dienst war. Nur so konnten sich die alten Geschlechter einen Teil ihres ehemaligen Glanzes erhalten. Nun war es aber jedem möglich, in die Umgebung des Herrschers zu gelangen, selbst die Unfreien konnten es. Es trat eine neue Aristokratie hervor, die sich auf den Königsdienst und nicht mehr auf die Abstammung gründete. Auch bei den Gemeinfreien tat sich einiges. Die einzelnen Hausväter waren erbliche Eigentümer der ihnen zugeteilten Grundstücke und frei von jeglicher Steuer, aber durch das Zurückdrängen der Volksversammlung, sank ihr Ansehen in erheblichem Maße und wahrscheinlich gingen die Stärksten von ihnen auch noch in dem neuen Dienstadel auf. Die bereits vorher zahlreichen Unfreien oder Knechte, waren durch die Eroberung Afrikas und die Plünderungszüge an den Mittelmeerküsten noch zahlreicher geworden. Die Zahl der Sklaven nahm vor allem nach dem Romüberfall derartig zu, dass man sie kaum noch unterbringen konnte. Ein großer Teil von ihnen war als Gutsverwalter oder im Haushalt eines Herrn in verschiedensten Stellungen beschäftigt. Die unterste Stufe von ihnen waren die zur Feldarbeit und ähnlichem eingesetzten.  Die Unfreien galten nicht als Person, sondern als Sache. Ihre Besitzer entschieden über ihre Eheschließungen, konnten sie bestrafen, töten, einkerkern, foltern, verkaufen, usw..... Allerdings griff jetzt häufig der König in dieses Strafrecht ein, immer wenn es um Vergehen mit politischer Bedeutung ging. Die Knechte am Hof hatten eine besonders günstige Stellung, gegenüber ihren "Arbeitskollegen", denn sie konnten hier in höchste Stellungen aufsteigen. Es gab aber auch noch die persönlich Freien, aber an die Scholle gefesselten, Kolonen. Ihre Stellung lag zwischen Freien und Knechten und war allgemein anerkannt. Die zahlreichen Römer, die vor der wandalischen Eroberung in Afrika Besitz hatten, traten zum großen Teil in das Kolonat ein, um in ihren früheren Wohnsitzen bleiben zu können.

 

Gaue, Viehzucht und Ackerbau

Wie es vor der Niederlassung in Afrika war ist nicht ganz geklärt. Als die Wandalen erstmals in den Lichtkreis der Geschichte traten, war die Wirtschaft noch recht rückständig, obwohl sie bereits zu einer gewissen Sesshaftigkeit gekommen waren. Überwiegend ernährten sie sich von Jagd und Viehzucht, Ackerbau wurde nur wenig betrieben und wenn, dann nur auf die Frühjahrsbestellung beschränkt. Der Ackerbau oblag den Frauen, Fleischbeschaffung fiel den Männern zu. Die einzelnen Gaue (=Tausendschaften) waren Eigentümer des Bodens, über den sich der Gau erstreckte. Das Land zur Nutzung wurde den einzelnen Sippen von den Gauvorstehern jährlich zugewiesen. So kam es zu einem jährlichen Wechsel, auch der Wohnstätten. Ob das so weitergeführt wurde, auch an der Theiß, ist nicht bekannt. Jedenfalls gab es Anfang des 5. Jh. immer noch ein Gesamteigentum des ganzen Gauvolkes, Viehzucht war immer noch am wichtigsten und Ackerbau immer noch nebensächlich. Besonders eifrig wurde die Pferdezucht betrieben, schon 270 bestand das wandalische Heer überwiegend aus Reitern. 

In Afrika änderte sich dann einiges. Jeder Tausendschaft wurde ein bestimmtes Gebiet zugewiesen und dieses als steuerfreies, erbliches Eigentum übergeben. Damit erlangte die Tausendschaft wieder territoriale Bedeutung. Bei der Aufteilung des Landes gab es keine Unterschiede zwischen weltlichem und kirchlichem Grundbesitz, jedoch betraf sie nur den ländlichen Teil. Die städtischen Grundstücke wurden im Allgemeinen nicht konfisziert, Ausnahme bildeten nur die Besitzungen des höchsten Adels und der Geistlichkeit. Den anderen bisherigen Besitzern wurde die Wahl gelassen, sie konnten ihr Eigentum abgeben und dann als Freie anderswo hingehen, oder als Kolonen auf ihren früheren Besitzungen bleiben. Bei den Knechten und Sklaven blieb alles beim Alten, jetzt nur unter anderen Herren. Das bei der Landteilung die Beamten, also der Dienstadel, besonders begünstigt wurde, ist anzunehmen. Diesen fielen die Güter zu, die die reichsten Viehbestände hatten, welcher immer schon als wertvollster Besitz gesehen wurde. Mit der Zeit dürfte sich der Besitz der Königsgünstlinge immer mehr vermehrt haben. Die Verwaltung wurde nur zum Teil, einem geringen, von den neuen Herrn selbst geführt. Sie hatten nicht die Kenntnisse, einen Wirtschaftbetrieb zu leiten und waren zudem durch Kriegs- und Hofdienst häufig abwesend. Die Verwaltung erfolgte daher meist durch diejenigen, die sie auch vorher ausgeübt hatten. Das Verpachtungssystem wurde beibehalten.

 

 

Krieg

Der König führte den Oberbefehl über die Truppen, erließ das Aufgebot zur Heerfahrt an die waffenfähigen Freien. Wie bereits erwähnt, war die Gliederung im Krieg dieselbe wie die des Volkes in Friedenszeiten. Das Heer war in Tausendschaften und Hundertschaften unterteilt. Größere Truppenabteilungen wurden unter besondere, vom König ernannte, Befehlshaber gestellt, die in der Regel zu seinen Verwandten gehörten. Schon in den Sitzen an der Theiß waren die Wandalen ein Reitervolk, was auch in Afrika so blieb. Hier standen ihnen hervorragende Pferde zur Verfügung. Fußkampf war für sie völlig ungewohnt. Selbst wenn sie zu ihren Raubzügen in See stachen, führten sie ihre Pferde mit. Ihre Standardausrüstung bestand aus Stoßlanzen und Schwertern, aber auch Wurfspieße, Pfeil und Bogen waren gebräuchlich. Panzer und Schilde scheinen ihnen dagegen völlig gefehlt zu haben. Von noch größerer Bedeutung, als das Landheer, war die wandalische Flotte, nach der Eroberung Afrikas. Die Schiffe waren durchweg kleine, leicht gebaute, Schnellsegler, keine Ruderschiffe. Ca. 40 Mann hatten auf ihnen Platz. Blitzartiger Angriff war ihre Stärke, aber oft halfen ihnen auch List und Verrat. Hauptstandort in Afrika war der Hafen von Karthago, aber auch andernorts waren Flottenteile stationiert. Die römische Bevölkerung Afrikas war vom Kriegsdienst aufgeschlossen. Mauren stellten dagegen seit 455 ein bedeutendes Kontingent. Bei den Raubzügen an den Küsten hatten sie meist die Aufgabe zu plündern, während die Wandalen die Schiffe bewachten und den Rückzug deckten.

 

Königtum

Über das silingische Königshaus ist nichts überliefert. Bei den asdingischen Wandalen kamen die Könige nach altem Usus aus dem Geschlecht der Asdingen, welches sich bis zum Untergang des Volkes dieses Recht erhalten konnte. Anfänglich standen bei ihnen zwei Könige an der Spitze, erst nach 270 wurde das Königtum nur noch durch eine Person vertreten. Die königliche Gewalt gründete sich besonders auf Heerführerschaft und Opferpriestertum. Außerdem hatte der König den Staat nach außen hin zu vertreten, wobei er aber nur als Überbringer des Volksbeschlusses auftrat. Eine einsame Entscheidung konnte er nie treffen, egal ob es um Krieg, Frieden oder Wanderung ging. 

Erst mit der Zeit rückte die Volksversammlung immer mehr in den Hintergrund, was zum einen aus den andauernden Kämpfen während der Wanderungen resultierte, aber auch aus den starken Persönlichkeiten einzelner Könige. So gewann die Königsmacht an Boden, die Volksgewalt verlor. Nun wurden auch die Abteilungsvorsteher zu Beamten des Königs. Aus seiner Hand erhielten sie ihr Amt und waren ihm zur Treue verpflichtet. So entstand langsam ein Dienstadel, in dem der alte Geschlechtsadel größtenteils aufging. Das wandalische Königtum entwickelte sich also immer mehr in Richtung Absolutismus. Die Entwicklung war wohl um 442 abgeschlossen. Ganz friedlich ging dieser Prozess aber nicht einher, einige Adlige erhoben sich zweimal, wurden aber mit vielen Gemeinfreien hingerichtet. Der offizielle Titel des Königs war nun "Rex Wandalorum et Alanorum". Nachdem der Prozess abgeschlossen war, wurde die Volksversammlung nur noch einberufen, wenn es um Beuteteilung und Privateigentum ging, hier konnte der König auch weiterhin nicht eigenmächtig entscheiden. 

Über die Insignien der königlichen Gewalt ist kaum etwas bekannt, anfänglich war es das lange Haupthaar. Von den Königinnen wurde berichtet, dass sie in einem besonders kostbaren Wagen ausfuhren. Zunächst konnte jeder Freie König werden. Gewählt wurde er durch die Volksversammlung. Meist waren es Männer, die sich im Kampf besonders hervorgetan hatten. Die Thronfolge wurde erst durch das "Testament" Geiserichs gesetzlich geregelt. Danach sollte der nächste männliche Nachkomme aus seinem Geblüt auf den Thron folgen. Dieses Testament entstand um 477, als er selbst seinen Tod nahen sah. Geiserich betrachtete sich als Gründer einer Dynastie, die Herrschergewalt als Erbgut seiner Familie, bei dem das Volk kein Mitspracherecht mehr hatte. Die übrigen Asdingen waren also von der Thronfolge ausgeschlossen. 

 

Recht und Strafen

Über das Gerichtswesen ist fast nichts bekannt. Die Wandalen wurden nach ihren nationalen Rechtsgrundsätzen in den einzelnen Hundertschaften von den Tausendschaftsführern gerichtet. Vermutlich war die Volksversammlung bei den Urteilsfindungen beteiligt. Urteilsspruch fiel dem König zu.  

Eine große Rolle spielte die Todesstrafe, die vor allem bei Hochverrat Anwendung fand. Hierzu bediente man sich der Hinrichtung mit dem Schwert - häufig gingen Folterungen voraus -, des Verbrennens, Ertränkens, zu Tode schleifen durch ungezähmte Pferde und dem Vorwerfen vor wilde Tiere. Leibesstrafen waren Strafen zu Haut und Haar, also körperliche Züchtigungen mit Stöcken, Ruten, Peitschen, das Abschneiden des Haupthaares - besonders beschämend für den Wandalen - oder in verschärfter Form, das Abreißen der Haare, inklusive der Kopfhaut. Es gab auch die Form der Verstümmelung, wobei Hände, Füße, Nase und Ohren betroffen waren. Unter den Freiheitsstrafen war die gebräuchlichste die Verbannung in die afrikanische Wüste, nach Sardinien, Korsika und Sizilien. Häufig wurde dem Verbannten sein Vermögen weggenommen, er wurde als Sklave veräußert oder mit leckem Schiff aufs offene Meer geschickt. Aber es gab auch die Verurteilung zur Knechtschaft, verbunden mit der Auflage besonders niedere Fronarbeiten auszuüben, ferner zur Inhaftierung, die dann mit Schlägen und Mindestrationen einherging. Weniger dramatisch waren die Ehrenstrafen, zu denen Eselreiten, öffentliches Entblößen von Frauen, oder ihr Herumführen, wenn sie ihres Haares beraubt waren, gehörten. Mitunter kam es auch vor, dass niedere Sklavenarbeiten in Gemeinschaft mit Bauern und Hirten das Los des Verurteilten waren. Vermögensstrafen erfolgten eigentlich nur bei politischen und religiösen Vergehen. In der Regel waren sie mit dem Exil oder der Hinrichtung verbunden.

 

Die Wandalen in Afrika

Das afrikanische Reich war in zwei große Teile gegliedert - östlich Ägypten und Kyrenaika, die unter griechischem Einfluss standen, westlich Tripolis (das eigentliche Afrika), Numidien und Mauretanien, unter römischem Einfluss. Für die Geschichte der Wandalen ist nur der westliche Teil interessant. 

Es gab sieben römische Provinzen, die Kaiser Diokletian gegründet und Konstantin der Große weiter ausgebaut hatte: Tripolitana, Byzancena, Proconsularis (oder Zeugitana), Numidia, Mauretania Sitifensis, Mauretania Caesareensis und Mauretania Tingitana. Die Wandalen landeten mit ihren Schiffen zunächst an der mauretanischen Küste. Von dort zogen sie am Meer entlang ostwärts, auf ihrem Weg plündernd, raubend und brandschatzend. Besonders Klöster und Kirchen traf es, hatten sie doch die größten Reichtümer zu bieten. Die Menschen hatten den Angreifern nur wenig entgegenzusetzen, es mangelte an Verteidigungsgerät und häufig brachen bei Belagerungen Krankheiten und Seuchen oder Hungersnöte aus, die zur Kapitulation zwangen. Den Hafenstädten brach die wandalische Flotte das Genick. Aber die Wandalen wurden auch teilweise willkommen geheißen, denn die Bevölkerung, vor allem die ländliche,  war alles andere als zufrieden. Einen wichtigen Stützpunkt konnten die Wandalen allerdings nicht einnehmen, Hippo. 14 Monate belagerten sie den Ort, verloren dabei viele Krieger und gaben schließlich auf. Geiserich begann Verhandlungen mit dem Römischen Reich, die dazu führten, dass die Wandalen Foederaten wurden und als Gegenleistung Land erhielten, das in Numidien lag. Geiserich verhielt sich eigentlich nur taktisch geschickt, denn so kehrten zwei Jahre Ruhe ein, in denen sich die Truppen regenerieren konnten. Dann kam es zu ersten kriegerischen Auseinandersetzungen. Ziel war immer noch ein souveräner Staat. Als Anlass für das Aufbegehren diente die Weigerung orthodoxer Priester, die Wandalen ihre arianischen Messen halten und Kirchen für diesen Zweck nutzen zu lassen. Geiserich setzte sie schlicht ab. Zur gleichen Zeit (438) dehnten die Wandalen ihre Seeraubzüge bis nach Sizilien aus. 439 überfielen sie plötzlich Karthago und übernahmen es. Die Stadt wurde geplündert, die karthagischen Geistlichen auf beschädigten Schiffen ausgesetzt und der Adel versklavt oder verbannt. Das Geiserich die Römer nicht dulden wollte, erklärt sich in Karthagos Bedeutung für seine weiteren Pläne. Es war der wichtigste Stützpunkt für die Eroberung schlecht hin. Mit einem Rückschlag war zu rechnen und so rüstete Geiserich im folgenden Frühjahr eine große Flotte in Karthagos Hafen. Verbleibende Kornkammern waren für das Reich jetzt nur noch Sizilien und Sardinien, um auch diese unbrauchbar zu machen, segelte er nach Sizilien, wo er wütete. Erst eine eintreffende oströmische Flotte konnte die Wandalen bremsen und veranlasste Geiserich nach Afrika zurückzukehren. Da der Kaiser jetzt auch noch an einer anderen Front kämpfen musste, das Reich wurde von Persern und Hunnen (unter Attila und Bleda) bedrängt, sah er sich zum Abzug der Flotte und zu Friedensverhandlungen mit Geiserich gezwungen. Per Vertrag erhielten die Wandalen Abaritana, dessen Besitz wegen der Meerenge so wichtig war, Proconsularis, Byzacena, Numidien (wichtig wegen der Stadt Hippo regius) und Gätulien - also die wichtigsten Provinzen Afrikas. Die Wandalen besiedelt aber nur die Provinz Proconsularis, da das Zusammenbleiben in der Nähe Karthagos aus militärischen Gründen geboten war. Hier gab es aber auch das fruchtbarste Ackerland. In den übrigen Provinzen befanden sich keine wandalischen Niederlassungen, wenn man von wenigen Ausnahmen absieht. 

Geiserichs Reich in Afrika war ein mächtiges Reich, was sich schon daran erkennen lässt, das Theoderich I. es als Verbündeten wählte. Zur Besiegelung dieses Bundes wurde seine Tochter mit Geiserichs Sohn Hunerich vermählt. Allerdings hielt der Bund nicht lange. Geiserich schickte die junge Frau, an Nase und Ohren verstümmelt, zu ihrem Vater zurück, weil sie angeblich versucht hatte ihn zu vergiften. Nur eine miese Ausrede, denn eigentlich ging es ihm darum, seinen Thronfolger mit der Tochter Kaiser Valentinians zu verheiraten, ein viel mächtigeres Bündnis. Aber soweit kam es nicht, wenn auch Verhandlungen geführt wurden. Aber zumindest wurde das Verhältnis untereinander freundschaftlicher. Bei Valentinians Tod war der Vertrag allerdings hinfällig. Geiserich entschied sich für den Angriff. Den neuen Kaiser Maximus beschuldigte er der Ermordung seines Vorgängers. Er stach sofort mit einer großen Flotte in Richtung Italien in See. Als er im Hafen Roms landete, traf er auf keinen Widerstand. Die meisten Einwohner waren geflohen. Auch Maximus wollte die Beine in die Hand nehmen, da erstach ihn ein Soldat seiner Leibwache, von der Feigheit des Kaisers entsetzt. Drei Tage später zog Geiserich in Rom ein. Vierzehn Tage wurde geplündert und geraubt. Alle Wertgegenstände wurden verladen und zur Beute gehörten auch mehrere tausend Gefangene. Auch die Kaiserwitwe Eudoxia und ihre beiden Töchter wurden mitgenommen, als Geiseln.  

Geiserich war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Man nahm Notiz vom starken Wandalenreich. Italien, seiner Kornkammern weitgehend beraubt - Geiserich war immer bemüht, sie weiterhin von Nahrung abzuschneiden - unternahm nichts. Infolge dieser Tatenlosigkeit, sowohl West- als auch Ostroms, waren die Wandalen in der Lage, die noch römischen Provinzen zu besetzen. Selbst die ansässigen maurischen Stämme erkannten die Oberhoheit ohne Widerstand an. Geiserich trat mit verschiedenen Völkerschaften in Kontakt, so beispielsweise mit den Sweben in Spanien. Er agierte gleichzeitig mit ihnen. Während die Sweben die römische tarraconensische Provinz angriffen, verheerte er mit einer Flotte Sizilien und die angrenzenden Küstengebiete. Kaiser Avitus erwachte endlich aus seiner Starre und schickte ein Heer los, dem es denn auch tatsächlich gelang, den Feind zu schlagen. Aber trotzdem beherrschten die Wandalen weiterhin die See, Rom litt unter einer Hungersnot. Avitus wurde abgesetzt und starb 465. Die Burgundionen und Westgoten lösten sich vom Reich, Geiserich erkannte mal wieder die Gunst der Stunde und trat mit den Westgoten in Beziehungen. Gotische, wandalische und swebische Gesandte trafen sich in Spanien, wohl um einen Angriff gegen Rom in die Wege zu leiten. Dazu kam es allerdings nicht, da Kaiser Majorian (Ende 458) mit einem großen Heer über die Alpen in Gallien einrückte. Es gelang ihm, die Burgundionen auf seine Seite zu ziehen und die Goten zu zwingen, sich wieder dem Reich anzuschließen. Nun rüstete er gegen die Wandalen. Er brachte um die 300 Schiffe zusammen. Geiserich trat angesichts dieser mächtigen Streitmacht mit dem Reich in Verhandlungen, wurde aber abgewiesen, worauf er Mauretanien verwüstete und alle Brunnen vergiften ließ. Einen großen Teil der Flotte konnte er durch Verrat einnehmen, so dass nun der Kaiser seinen Plan aufgeben musste. Majorian musste einlenken, und da er in einer ungünstigen Verhandlungsposition war, zustimmen, Angriffe auf Afrika einzustellen. Dafür versprach Geiserich, Italiens Küsten nicht mehr zu überfallen. Das war Majorians Untergang. Am 2. August 461 wurde er auf dem Weg nach Rom seinem Amt enthoben und fünf Tage später ermordet. Majorians Tod befreite Geiserich aus dem Vertrag. Der weströmische Kaiser Ricimer schickte Gesandte, um Frieden herzustellen und die Gefangenen frei zu bekommen. Geiserich gab Eudoxia und einer ihrer Töchter zurück, die andere ließ er mit seinem Sohn Hunerich verheiraten. Für die Freigabe der Kaiserwitwe erhielt er einen Teil von Valentinians Erbe. Die Plünderungen in Italien und auf Sizilien gingen aber weiter, denn Rom willigte nicht in alle Bedingungen der Wandalen ein, u.a. verlangten sie die Besetzung des Throns mit Olybrius, dem Schwager Hunerichs. Am 25. Januar 477 starb Geiserich, sehr alt und nachdem er das Wandalenreich auf den Gipfel der Macht geführt hatte.

 

Der Untergang

Geiserich folgte sein ältester Sohn Hunerich auf den Thron. Dieser war mit Eudoxias ältester Tochter, ebenfalls Eudoxia, verheiratet. Sie hatte sich aber bereits 472 nach Jerusalem geflüchtet, angeblich wegen dem arianischen Glauben ihres Mannes. Schon zu Beginn von Hunerichs Regierungszeit zeigte sich, dass die Stärke des Wandalenreiches stark erschüttert war. Der schon vorher schleichende Verfall der Volkskraft nahm nun noch zu. Die Wandalen frönten dem faulen Luxusleben, das ihnen gar nicht bekam. Ihre Feinde schauten wachsam zu. Den maurischen Stämmen gelang es, die Herrschaft der Wandalen abzuschütteln. Hunerich war nicht der rechte Mann, den Zusammenbruch abzuwenden. Er starb am 23. Dezember 484, noch jung. Sein Nachfolger wurde Gentos Sohn Gunthamund. Ihm gelang es, die Mauren in ihre Schlupfwinkel zurückzudrängen, wenn er sie auch nicht unterwerfen konnte. Sein Versuch, Sizilien wieder zu erobern, schlug fehl. Am 03. September 496 starb der König. Trasamund, sein Bruder, folgte ihm auf den Thron. Er wurde gerühmt wegen seines guten Aussehens, seiner Liebenswürdigkeit und einem scharfen Verstand. Theoderich suchte in ihm einen Verbündeten. Zur Festigung des Bündnisses ehelichte Trasamund die verwitwete Schwester Theoderichs, Amalafrida. Sie traf mit 1000 vornehmen Goten und 5000 kampferfahrenen Knechten in Karthago ein, zudem brachte sie dem König als Mitgift einen Teil der Insel Sizilien mit. Trasamunds Ansehen litt arg durch die Mauren, die sich immer mehr von der wandalischen Oberhoheit freistrampeln konnten. Er starb am 6. Mai 523. Nun kam sein schon älterer, verweichlichter und dem Krieg absolut abgeneigter Sohn Hilderich an die Macht. Er schloss sich dem byzantinischen Reich an, und wandte sich vom Ostgotenreich ab, änderte den politischen Kurs also gänzlich. Amalafrida beschwerte sich darüber. Hilderich ließ daraufhin alle Goten umbringen, Amalafrida wurde in den Kerker geworfen, wo sie wahrscheinlich 525 ermordet wurde. Theoderich schäumte, er ließ die Flotte aufpolieren. Der Rachefeldzug wurde nur durch seinen Tod am 30. August 526 verhindert, sein Nachfolger Athalarich, bzw. dessen Regentin Amalaswintha, begnügte sich mit Vorwürfen. Die Gefahr durch die Goten war somit abgewendet, aber die durch die Mauren blieb. Die Führer des Heeres ließen jetzt ihrer Abneigung gegen den Herrscher freien Lauf. Hilderich wurde abgesetzt und, mit seiner gesamten Familie und seinen Anhängern, ins Gefängnis geworfen (530). Als König wurde Gelimer, ein Enkel Gentos und Urenkel Geiserichs, ausgerufen. Er befand sich im Einklang mit seinem Volk.  Endlich hatte der byzantinische Kaiser Justinian einen Grund, sich gegen die Wandalen zu wenden. Er trat jetzt als Rächer des abgesetzten Königs auf. Der Kaiser beendete den Krieg mit den Persern 532. Im Juni 533 wurden die Rüstungen für den Wandalenkrieg beendet. 10000 Infanteristen und 5000 Kavalleristen auf 500 Transport- und 92 einrudrigen Kriegsschiffen wurden losgeschickt. Die Kämpfe verliefen recht wechselhaft, aber schließlich musste sich Gelimer ergeben. Er selbst wurde mit seiner Sippe nach Karthago gebracht, wo er mit vielen anderen Sklaven und den erbeuteten Wertgegenständen nach Byzanz verschifft wurde. Nach dem dortigen Eintreffen erhielt Gelimer Landbesitz in Galatien, auf dem auch seine Verwandten wohnen durften. Viele der restlichen Gefangenen wurden ins Heer gesteckt, viele hatte man in Afrika aber auch nicht erwischt, weil sie sich gut versteckt hatten. Das Wandalenreich war aber besiegt, es konnte sich nicht mehr erheben. Die Ära dieses einst so starken Reiches war zu Ende. 

 

Copyright©2000-2003byKerstin Ammermann

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