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Cumae

Inhaltsverzeichnis

  1. Allgemeines
  2. Sibylle
  3. Die sibyllinischen Bücher
  4. Foto des Grotteneinganges

Allgemeines

Cumae ist nicht nur bedeutsam als früheste und nördlichste Siedlung der Griechen in Italien, sie war auch Sitz einer Sibylle.

Sibylle

„Sibylle, nicht sicher gedeuteter, in der Antike verschieden erklärter Name für eine Frau, die ohne die bei Orakeln übliche Anfrage und vom Gott ergriffen in Ekstase weissagt, meist Unheil, wohl aus dem Osten kommend. Zuerst kennt man eine S. Später wird S. ein Gattungsname; man unterscheidet drei, vier, auch zehn S.n …“ [1]

In Vergils Aeneis, Buch VI, 42-51 heißt es von Aeneas‘ Begegnung mit der cumanischen Sibylle:

„Ausgehöhlt ist Kumaes Fels zur riesigen Grotte;
breit ziehn hundert Schächte hinab, der Mündungen hundert,
hundertfältigen Lauts dröhnt auf der Spruch der Sibylle.
Kaum an der Schwelle, begann die Jungfrau: ,Zeit ist, zu flehn um
Schicksalsspruch. Der Gott, o siehe, der Gott!‘ So rief sie,
stand am Tor, jäh wechselt ihr Antlitz, wechselt die Farbe,
hoch auf flattert ihr Haar, hart keucht ihre Brust, voller Wut schwillt
wild ihr Herz, hoch wächst sie und wächst, kein sterbliches Wort mehr
spricht sie, steht im Anhauch ganz des näher und näher
waltenden Gottes.“ [2]

Die sibyllinischen Bücher

Die sibyllinischen Bücher „enthalten keine Weissagungen, sondern Ritualvorschriften. Der Sage nach bot eine fremde Frau (seit Verg. Aen. 6,10 die Kym. S.) dem Tarquinius Priscus oder Superbus 9 bzw. 3 B. für 300 Goldphilippeioi (erst seit 194 v. Chr. in Rom bekannte Mz.) an; nach Verbrennen der ersten beiden Drittel kauft der König den Rest für gleiche Summe … Die libri werden im kapitolin. Tempel deponiert, mit dem sie 83 v. Chr. verbrennen … Ersatz wird in Samos, Ilion, Eythrai, Afrika, Sizilien, Ital. coloniae gesucht (Tac. ann. 6,12), in Erythrai gefunden (Varro bei Serv. Aen. …), 76 v. Chr. abgeholt …, von Augustus 12 v. Chr. in den palatin. Apollotempel überführt (Suet. Aug. 31,1 …). Geheimhaltung … der fata … et remedia … bzw. decreta … Romana bzw. Sibyllina … durch Strafe für M. Atilius bezeugt. Einsichtnahme nur auf Senatsbeschluß … allein durch XVviri …; Voraussetzung unheilverkündendes prodigium (Liv. 22,9,8 …) wie tumultus …, clades (Überschwemmung, Pest, Krieg), ostenta (bes. Androgynen; sonst Verg. georg. 1,471ff. …). Ad placandos deos … Befragung nach nötigen Maßnahmen …: Schriftl. Gutachten der XVviri … regelt Prokurationen nach ritus Graecus …, Supplikationen …, Lectisternien …, Prozessionen …, Spiele …, Menschenopfer …, neue Kulte …, Säkularspiele. Aus der 76 v. Chr. erneuerten Slg. sind das Androgynenorakel 125 v. Chr. (Datum zweifelhaft) … und das Säkularorakel 17 v. Chr. … erhalten (zeitgenössische Fälschung wahrscheinlich). Häufige Befragung in der Kaiserzeit …, zuletzt 363 …. Verbrennung unter Stilicho 408 …“ [3]

Nach Kurt Latte „Römische Religionsgeschichte“, 2. Aufl., München 1967, S. 160-161, stellt die Übernahme der sibyllinischen Bücher aus Cumae eine Reaktion gegen den kulturellen Einfluss Etruriens dar; sie ist der Beginn einer staatlichen Religionspolitik. Die sibyllinischen Bücher werden auch nicht einer unabhängigen Priesterschaft übergeben, sondern einer staatlichen Behörde (erst duumviri, dann ab 367 v. Chr. decemviri, seit Sulla XVviri). Mindestens in späterer Zeit wurden die Sprüche jedesmal von den Decemvirn hergestellt, wenn sie den Auftrag erhielten, die Bücher einzusehen.

Foto des Grotteneinganges

Das folgende Bild [4] zeigt den Gang zur Grotte der Sibylle, von der aus sie Aeneas in die Unterwelt führte (Aeneis, Buch VI).

Grotteneingang

Anmerkungen

1) Konrat Ziegler/Walther Sontheimer (Hrsgg.) „Der Kleine Pauly“, München 1979, Bd. 3, Sp. 2791-2792
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2) Die Übersetzung ist entnommen aus: Johannes Götte (Hrsg.) „Vergil, Aeneis. Lateinisch-Deutsch“, 4. Aufl., München 1979, S. 225.
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3) Konrat Ziegler/Walther Sontheimer (Hrsgg.) „Der Kleine Pauly“, München 1979, Bd. 5, Sp. 160-161
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4) Der URI des Bildes lautet <http://wings.buffalo.edu/AandL/Maecenas/
italy_except_rome_and_sicily/cumae/ac660001.jpg>
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URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Cumae.htm>, zuletzt geändert: 18.01.99

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