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Die Iden des März

Inhaltsverzeichnis

  1. Caesar als dictator perpetuus
  2. Die Selbstdarstellung der Attentäter
  3. Zur Vorgeschichte der Iden des März
  4. Caesars Ermordung

Caesar als dictator perpetuus

Die unten abgebildete Münze [1] zeigt Caesar als dictator perpetuus. (Auffällig ist die Darstellung Caesars mit faltigem Hals.) [2]

Caesar als dictator

Die Selbstdarstellung der Attentäter

Die beiden Abbildungen [3] zeigen die Vorder- und Rückseite eines Aureus, der im Jahr 43/42 v. Chr. geprägt worden ist. Die Vorderseite zeigt Brutus mit Bart; die Umschrift lautet: BRVT IMP und L. PLAET. CEST.

Brutus-Münze (Vorderseite)

Die Rückseite zeigt eine Filzkappe (pileus) zwischen zwei Dolchen, darunter EID. MAR.

utus-Münze (Rückseite)

Über einen von der Prägung her augenscheinlich identischen Denar heißt es bei Gehrke:

„Es handelt sich um eine Münze des Caesarmörders M. Iunius Brutus; sein Münzmeister ist L. Plaetorius Cestianus. Der Bart (auf dieser Münze nur schwer zu erkennen) ist Zeichen der Trauer um die Republik (Brutus hat sich deswegen einen Bart stehen lassen), schon dadurch verrät sich die Münze als anticaesarisch-republikanisch. Noch mehr gilt das für die Rückseite: Die Dolche weisen, gemeinsam mit der Legende ,Eidibus = Idibus Martiis‘, auf die Ermordung Caesars. Wie die Mörder diese Tat darstellten – und auf welcher Grundlage sie sich ihrer rühmten –, zeigt der pileus in der Mitte. Es ist die Filzkappe, die ein Sklave als Zeichen seiner Freilassung erhielt. Die Caesarmörder haben Rom also von einer sklavereiähnlichen Unterdrückung befreit (der lateinische Terminus dafür ist dominatio), und eine solche ist – nach griechisch-römischer Vorstellung – die Unterdrückung durch einen Tyrannen, das Musterexemplar eines illegitimen Herrschers. Caesar als Tyrann, seine Mörder als Tyrannenmörder – genau dies war die Ideologie der Verschwörer, die ihre Tat damit vor der Öffentlichkeit in einem besonders hellen Lichte strahlen lassen wollten.“ [4]

Zur Vorgeschichte der Iden des März

„… tiefster Grimm über den Untergang der alten Optimatenoligarchie und ihrer Freiheit führte in diesen Tagen rund sechzig Männer zusammen im Willen, den Tyrannen zu töten, wie es die ungeschriebene Verfassung der Republik von jedem Römer als Bürgerpflicht verlangte. Diese stand höher als der Treueid, den sie Caesar vor kurzem geleistet, seitdem er durch die Annahme der lebenslänglichen Dictatur die letzte Hülle hatte fallen lassen. In den damals geläufigen Bearbeitungen der Stadtchronik las man, daß Romulus von den Senatoren in der Sitzung getötet wurde, weil er vom verfassungsmäßigen König zum Tyrannen entartet sei; daß ferner wegen solcher Entartung unter Tarquinius Superbus das Königtum endgültig gestürzt wurde, und daß das römische Volk für sich und seine Nachkommen den heiligen Eid leistete, niemals mehr einen römischen König zu dulden. Die Häupter des Einverständnisses – von einer ,Verschwörung‘ kann nicht gesprochen werden, weil die Teilnehmer es ausdrücklich verschmähten, ihre Vaterlandsliebe mit einem Eid zu bekräftigen – waren Quintus Caepio Brutus, sein Schwager Gaius Cassius, Decimus Brutus, Gaius Trebonius, die beiden ersten damals Praetoren mit der Aussicht im Jahre 41 Consuln zu werden, der dritte designierter Consul von 42, der vierte Consular von 45, also sämtlich Politiker, die Caesars höchste Gunst genossen. Die anderen Teilnehmer waren von geringerem Rang und geringerer Bedeutung … Wie die Häupter entstammten sie beiden Lagern des Bürgerkrieges. Es war Caepio Brutus‘ Verdienst, daß das Unternehmen durch Beschränkung auf die Ermordung Caesars allein zu einer streng republikanischen Notwehrhandlung geadelt wurde. Nachdem andere Vorschläge verworfen waren, einigte man sich auf die für den 15. März anberaumte Senatssitzung. Der geplante Tyrannenmord wurde dadurch zu einer Wiederholung des seinerzeit an Romulus vollzogenen Gerichts, und man durfte hoffen, daß dann der Senat sogleich in der Lage sein werde, das Regiment wieder zu übernehmen.

Obwohl von seiten der Mitwisser unmittelbar nichts durchsickerte, steht fest, daß Caesar gewarnt wurde. Abgesehen von den unheilverkündenden Vorzeichen, welchen die antiken Erzähler große Bedeutung zumessen, redeten ihm die wenigen aufrichtig ergebenen Gefolgsleute, wie Hirtius und Pansa, zu, sich wieder durch eine Leibgarde von spanischen Cohorten zu sichern. Er lehnte jedoch ab mit Wendungen wie, es gebe nichts Unglücklicheres als eine ständige Wache, sie sei ein Zeichen immerwährender Angst, oder, einmal sterben sei besser als immerzu gewärtig sein. Am Abend des 14. März war er Gast seines magister equitum Lepidus. Da äußerte er ähnlich, der angenehmste Tod sei der plötzliche und unerwartete.“ [5]

Vielleicht hängt die Tatsache, daß Caesar alle Warnung vor einem Attentat in den Wind schlug, auch damit zusammen, daß er von den Strapazen, die er sich zugemutet hatte, erschöpft war: „Die pausenlosen körperlichen und seelischen Anstrengungen, die er sich seit seinem Consulat zumutete, waren auch an seiner Konstitution nicht spurlos vorbeigegangen. Die besten Münzbildnisse des Jahrs 44 zeigen einen gealterten Mann … Sein Haupt war kahl, und es wird versichert, daß ihm das Recht, überall den Lorbeerkranz zu tragen, darum besonders willkommen gewesen sei, weil es ihm gestattete, die Glatze zu verdecken.“ [6]

Caesars Ermordung

„Am Morgen des 15. März versammelte sich der Senat im Saal des Pompeiustheaters. Caesar traf erst gegen 11 Uhr ein. Er fühlte sich an diesem Tage nicht wohl, und seine Gemahlin Calpurnia war wegen mancherlei Vorahnungen heftig in ihn gedrungen, die Sitzung abzusagen. Aber schließlich gelang es Decimus Brutus, ihn zu persönlichem Erscheinen zu überreden. Nachdem der Herrscher auf seinem Sitze Platz genommen hatte, umstellten ihn vor Beginn der Verhandlungen die Gegner unter dem Vorwand persönlicher Anliegen. Der Consul Antonius wurde von Trebonius im Vorraum aufgehalten. Sobald die Befreier ihrer Sache sicher waren, wurden die Dolche gezückt und Caesar brach, lautlos in seine Toga sich hüllend, zusammen, dreiundzwanzigmal getroffen.“ [7]

Anmerkungen

1) Der URI des Bildes lautet <http://www.sol.no/mynter/pictures/Julius.jpeg>
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2) Dieser sog. Verismus scheint zumindest für die römische Porträtkunst der ausgehenden Republik kennzeichnend zu sein:

"Die griechischen Künstler, die die römischen Aristokraten porträtierten, verfügten seit langem über Erfahrungen in der wirklichkeitsnahen Wiedergabe von Körpern und Gesichtern, aber sie hatten sie in der Porträtkunst bis dahin nur sehr zurückhaltend angewandt. Das Selbstverständnis ihrer neuen Auftraggeber in Rom scheint sie von dieser Tradition abgebracht zu haben. Dabei hat vermutlich die sich verschärfende Konkurrenz der römischen Aristokraten eine nicht geringe Rolle gespielt. Im Mittelpunkt des Interesses stand immer mehr der einzelne mit seinen besonderen Leistungen und Eigenheiten. Das mag den Wunsch nach Porträts, die das Einmalige und Unverwechselbare festhielten, gefördert haben. Jedenfalls wurde weder zuvor noch danach im Altertum soviel vom Persönlichen und vom Charakter des einzelnen zur Darstellung gebracht wie im 1. Jh. v. Chr. in Rom. … Ein jeder ließ sich darstellen, wie er zufällig aussah, mager oder fett, jung oder alt, selbst zahnlos, kahlköpfig und mit Warzen.“ (Paul Zanker „Augustus und die Macht der Bilder“, 3. Aufl., München 1997, S. 19-20)
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3) Die Bilder sind James Higginbothams Seite „The Development of Roman Coinage"
<http://www.bowdoin.edu/dept/clas/arch102/luxuria/a.coins.html> entnommen.
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4) Hans-Joachim Gehrke „Römische Münzen“, Frankfurt/Main 1990, Begleitheft, S. 13
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5) Matthias Gelzer „Caesar“, 6. Aufl., Wiesbaden 1983 (Nachdruck), S. 300-302 (ohne Anmerkungen)
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6) Gelzer, a. a. O., S. 302

Vgl. auch den bei Cicero, Pro Marcello 25, wiedergegebenen Ausspruch Caesars: Satis diu vel naturae vixi vel gloriae. („Mit Blick auf die Natur oder den Ruhm habe ich lange genug gelebt.“)
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7) Gelzer, a. a. O., S. 304-305 (ohne Anmerkungen)
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URI dieser Seite: <http://www.ewetel.net/~martin.bode/Iden.htm>, zuletzt geändert: 04.09.01

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