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Energiefresser Auto

Obwohl die physikalisch korrekte Größe für Leistung das Watt (beim Auto meist kW = Kilowatt = 1000 Watt) ist, hält sich die Bezeichnung PS. Beide Größen stehen in einem festen Verhältnis: 100 PS entsprechen 73,5 kW, 100 kW entsprechen 136 PS.

Wieviel PS sind sinnvoll?

Ein großer Hubraum steht für rollenden Luxus, 200 PS und mehr versprechen ein dynamisches, sportliches Fahrerlebnis. Die Spitzenmodelle der Kraftfahrzeughersteller repräsentieren den Stand der Technik. Doch wie viele PS werden im normalen Verkehr wirklich benötigt?

Kennt man typische Fahrzeugdaten wie Rollwiderstandszahl, cw-Wert, Stirnfläche und Gewicht, so kann man den Leistungsbedarf für verschiedene Geschwindigkeiten errechnen. Typische Werte eines Kompaktwagens (z.B. Opel Astra oder VW Golf, jeweils 100 PS) sehen Sie ind der Tabelle rechts.


Geschwin-
digkeit
Leistungsbedarf
50 km/h 5 kW (7 PS)
100 km/h 17 kW (23 PS)
140 km/h 37 kW (50 PS)
Bei Geschwindigkeiten bis 140 km/h wird also maximal die Hälfte der verfügbaren Motorleistung genutzt, in der Stadt sogar weniger als ein Zehntel.

Dies gilt natürlich nur für gleichmäßige Fahrt, bei jeder Beschleunigung wird zusätzliche Leistung gebraucht. Eine "PS-Reserve" ist also auf jeden Fall nötig. Wie viel Leistung zusätzlich benötigt wird, hängt dabei direkt vom Fahrzeuggewicht ab: Je schwerer das Auto, desto mehr PS werden benötigt; je größer der Motor, desto schwerer wiederum Motorblock, Fahrgestell usw. In der Stadt, wo es häufig nur nach dem "Stop and go" - Prinzip vorangeht, haben schwere Autos einen extrem hohen Kraftstoffverbrauch.

Warum sind große Motoren Spritfresser?


Mehr als eine Tonne Blech muß beschleunigt und gebremst werden, um gerade mal 160 kg Mensch zu transportieren.
Die üppige Leistungsreserve überdimensionierter Motoren ist physikalisch gesehen nicht nur ein Schönheitsfehler, sondern treibt auch den Verbrauch nach oben. Je mehr PS ein Motor hat, um so häufiger wird er im sogenannten Teillastbetrieb laufen: die Drosselklappen sind zur Hälfte geschlossen, der Motor wird künstlich "gebremst".

Dies senkt den thermodynamischen Wirkungsgrad von mühsam erreichten 35 Prozent wieder auf bis zu 10 Prozent ab. Das heißt, für die gleiche Leistung wird bis zu drei Mal mehr Sprit verbraucht.

Kleinere Motoren laufen dagegen wesentlich häufiger in einem Zustand effizienter Verbrennung. Problem hierbei: der Betrieb in der Nähe der Vollast bedeutet, dass der Motor kaum Reserven (für Überholmanöver etc.) hat.

Welche Zukunftskonzepte gibt es?

Zur Zeit wird vor allem an zwei Alternativen gearbeitet, um die kleineren Motoren alltagsfähig zu machen.

  • Hybridantriebe mit Elektromotor: Eine Möglichkeit, einem kleinen, effizienteren Verbrennungsmotor bei Bedarf doch noch zusätzliche Leistungsreserven zur Verfügung zu stellen, ist der Einbau eines zweiten Motors, der nur fallweise hinzugeschaltet wird. Hier bietet sich ein Elektromotor an. Die für die Beschleunigungen benötigte zusätzliche Energie wird aus Batterien entnommen, die bei gleichmäßiger Fahrt von dem Verbrennungsmotor wieder aufgeladen werden. Solche Hybridfahrzeuge funktionieren im Alltagseinsatz erstaunlich problemlos und bieten bei guten Fahrleistungen günstige Verbrauchswerte. Die ersten Modelle einer neuen Generation kommen gerade auf den Markt, Vorreiter ist Toyota mit dem Prius.

  • Aufladung / Turbotechnik: Eine andere Möglichkeit ist die sogenannte Aufladung. Mit dieser Technik ist zum Beispiel der SmILE von Greenpeace ausgerüstet: ein kleines Aggregat (beim SmILE ein Druckwellenlader) erhöht bei Bedarf den Ladedruck, eine Art "Turbobooster". So kommt das Fahrzeug mit einem extrem kleinvolumigen Dreizylindermotor aus - das spart Gewicht und Sprit.


Auch in der klassischen Kfz-Technik steckt noch ein gehöriges Sparpotenzial. (vergrößern)
Daneben gibt es natürlich noch weitere Verbesserungen wie eine Reduzierung des Gewichts (etwa durch Verwendung von Aluminium oder anderen Leichtbaumaterialien), oder eine intelligente Motorelektronik (z.B. Direkteinspritzung auch bei Benzinmotoren). In der Summe werden diese Verbesserungen, konsequent eingesetzt, den Verbrauch deutlich sinken lassen. Wer darauf allerdings nicht warten und direkt sparen will, für den haben wir im Folgenden einige Tipps zusammengestellt.

Wie kann ich beim Autofahren Sprit sparen?

Eine Möglichkeit, ohne Veränderungen am Auto Benzin zu sparen, liegt in der besseren Ausnutzung des Motorwirkungsgrades. Der ist unter Volllast - das heißt bei voll durchgetretenem Gaspedal - am höchsten.

Das bedeutet nicht, dass der Motor bei jedem Beschleunigen hochgejubelt werden soll, im Gegenteil: durch rechtzeitiges Hochschalten wird die Drehzahl niedrig gehalten. Tatsächlich haben moderne Motoren mit Drehzahlen knapp über dem Stottern keine Probleme mehr - schon eher die Menschen, die aus Gewohnheit jeden Gang voll ausfahren. Wer mit Eco-Driving also bis zu zwei Liter im Stadtverkehr sparen will, für den die folgenden Tipps:

  • direkt nach dem Anfahren in den zweiten und schon bald in den dritten Gang schalten, Faustregel: bei 30 in den 3., bei 40 in den 4. und bei 50 in den 5. Gang schalten.

  • den Drehzahlmesser (falls vorhanden) im Auge behalten: bei 2000 bis 2500 U/min ist es Zeit für den nächst höheren Gang.

  • mit dem Gaspedal nicht zu zögerlich umgehen: naturgemäß zieht der Wagen in den höheren Gängen erst mal weniger, hier darf das Gaspedal ruhig (gefühlvoll) durchgetreten werden.

  • an der Ampel den Motor ausstellen, auch das spart Sprit. Die Anlasser sind heute so konstruiert, dass sie selbst bei häufigem Gebrauch die Lebensdauer des Motors weit übersteigen.
  • keinen unnötigen Ballast umherfahren (z.B. Schneeketten im Sommer)

  • Dachträger demontieren

  • und schließlich: den Reifendruck maßvoll erhöhen.
Weitere Spartipps und auch Adressen, wo Sie an einem Spritspar-Training teilnehmen können erfahren Sie unter: BG/DVR: Fahr und spar mit Sicherheit, Verkehrs Club Deutschland (Themen/Autoverkehr) oder www.cleverfahren.de.

Welche Autos sind besonders umweltschonend?


Heimliche Energiefresser im Auto sind die vielen kleinen Helferlein. Allein Servolenkung und Klimaanlage dieser Luxuslimousine benötigen soviel Leistung wie ein kleines Auto zum Fahren. (vergrößern)
Hierzu empfehlen wir den Blick auf die Seiten Ratgeber Auto: Verbrauchstest und Dschungel: Öko Autos

Auf beiden Seiten findet man die Ergebnisse unabhängiger Fahrtests, die Anhaltspunkte für den durchschnittlichen Verbrauch vieler Serienwagen geben. Einen guten Überblick gibt auch die Auto-Umweltliste des Verkehrsclub Deutschland, die jährlich neu erscheint. Der VCD hat auch eine höchst lesenswerte Broschüre über "Alternative Antriebe" veröffentlicht.

Eine interessantere Alternative ist sicherlich der Gasantrieb, nicht nur weil Gas steuerlich begünstigt ist und von einigen Energieversorgern bezuschusst wird. Inzwischen gibt es auch Erdgasautos fertig zu kaufen und das könnte sich lohnen: Wer für 20 DM tankt, kann mit einem Benziner 130 km, mit einem Diesel 230 km, mit einem Gasauto aber 300 km weit fahren. Außerdem fährt Gas sehr sauber. Es entweichen weniger Schadstoffe und ein Viertel weniger CO2, weil das Kohlenstoff- Wasserstoff-Verhältnis bei Gas günstiger ist als bei Benzin. Auch die wenigen Tankstellen (nur 160 in Deutschland) sind kein wirkliches Problem, die meisten Erdgasfahrzeuge fahren bivalent, lassen sich wahlweise also auch mit Benzin antreiben. Nähere Informationen beim Trägerkreis Erdgasfahrzeuge.

Für Dieselfahrer ist der Umstieg auf Biodiesel empfehlenswert. Viele Fahrzeuge können damit ohne Umrüstung betankt werden (Hersteller fragen!), an inzwischen 800 Tankstellen. Weil Biodiesel nicht besteuert wird, ist er billiger als Dieselkraftstoff. Biodiesel ist Rapsölmethylester, der aus Rapsöl und 10 Prozent Methanol hergestellt wird. Trotz dieses Verarbeitungsschrittes ist die CO2 -Bilanz dreimal günstiger als bei herkömmlichem Dieselkraftstoff.

Jan Krüger und Martin Dreifert

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Sendedatum: 30.1.2001