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Energieszenarien

Wie errechne ich meine persönliche Energiebilanz?

Eine persönliche Energiebilanz exakt zu errechnen ist fast unmöglich. Die Energie jedes gekauften Produktes müsste an Hand der Produktionskette zurückverfolgt werden. Außerdem müssten öffentliche Angebote mit ihrem Energiebedarf auf den einzelnen Nutzer zurückgerechnet werden.

Eine erste grobe Abschätzung gibt der Verbrauch an Primärenergie pro Kopf in Deutschland: Das sind jährlich 6 Tonnen Steinkohleeinheiten oder gut 50.000 Kilowattstunden (kWh) bzw. 5000 Liter Heizöl.

Zum Vergleich: Ein Mensch setzt aus der Nahrung im Durchschnitt täglich 3 kWh um, also sind rund 1100 kWh pro Jahr. Jeder Deutsche beschäftigt also gewissermaßen rund um die Uhr 45 "Energiediener".

Ein Teil des eigenen Verbrauchs lässt sich allerdings relativ leicht zurückverfolgen: Strom- und Gaszähler sind schnell abgelesen. Die Heizölrechnung liegt vor. Außerdem lässt sich vielleicht aus dem Tachostand rekonstruieren, wie viel Benzin über das Jahr verbraucht wurde.

Geben Sie doch mal diese Zahlen in die hinterlegten Felder unseres Energiebilanz-Rechner ein.

Die unteren Felder sind Ihre persönliche Energiebilanz. In den Rechenfaktoren ist berücksichtigt, dass für Ihren Strom etwa drei mal mehr Primärenergie verbraucht wurde, als bei Ihnen als Endenergie ankommt. Sie wollen aber eigentlich keinen Strom, sondern Licht, Kraft, Information und so weiter, das ist die Nutzenergie. Beim Strom kommt von 100 Einheiten Primärenergie nur 20 Einheiten als Nutzenergie an. Wenn Sie die Felder in der rechten Spalte vergleichen, sehen Sie, wie dieses Verhältnis in der Summe für alle Energiearten aussieht.

Die Faktoren, mit denen in unserer Rechentabelle multipliziert wird, sind natürlich nur Durchschnittswerte. Das Endergebnis ist also nur ein geschätzter Wert. Bei dem für Sie errechneten Jahresverbrauch an Primärenergie fehlen die schwerer zu berechnenden Werte. Der Kohlendioxidausstoß pro Kopf liegt in Deutschland bei 11.000 Kilogramm im Jahr. Einem Teil davon sind Sie durch die Musterrechnung nun schon auf die Schliche gekommen.

Wie entwickelt sich der deutsche Energieverbrauch?


Verkehr und Haushalte haben einen erheblichen Anteil am Energieverbrauch. ( vergrößern)
Mit der Ölkrise Anfang der Siebziger Jahre veränderte sich in Westdeutschland vor allem in der Industrie die Versorgungsstruktur. Industriebetriebe sind - anders als Haushalte und Kleinverbraucher - relativ unabhängig von den großen Energieversorgungsunternehmen. Große Betriebe konnten also aktiv werden und eigene Kraftwerke bauen. Durch Anlagen in Kraft-Wärme-Kopplung und sparsamere Produktionstechniken wurde der Energieverbrauch drastisch gesenkt. Trotz Wirtschaftswachstum benötigt heute der Industriesektor in alten und neuen Bundesländern zusammen weniger Energie, als von der Industrie 1970 noch allein in Westdeutschland verbraucht wurde.

Eine deutliche Zunahme des Energieverbrauchs gibt es dagegen beim Verkehr und den Haushalten. In den alten Bundesländern waren es von 1970 bis 1990 20 Prozent. Seit dem steigert sich der Energieverbrauch der Haushalte nur noch minimal. Der Verbrauch für Verkehrsmittel ist dagegen in den letzten zehn Jahren noch einmal um 13 Prozent angestiegen.

Wie nahe ist Deutschland dem selbstgesteckten Klimaziel?


CO2-Emission verschiedener Energieträger bei vollständiger Umsetzung:

Gas 0,19 kg/kWh
Steinkohle 0,33 kg/kWh
Braunkohle 0,41 kg/kWh

Der durch die Nutzung fossiler Energieträger wie Öl, Erdgas und Kohle erzeugte hohe Ausstoß von Kohlendioxid droht unser Klima nachhaltig zu verändern. Deutschland hat sich selbst verpflichtet, diesen Ausstoß bis 2005 um 25 Prozent zu reduzieren. Niemand kann in die Zukunft sehen, aber dieses Ziel auch wirklich zu erreichen dürfte sehr schwierig werden. Ende 1997, sozusagen Halbzeit, waren schon mehr als 10 Prozent Reduzierung geschafft (894 Megatonnen 1997 gegenüber 1014 Megatonnen 1990). Im gleichen Zeitraum hat der Primärenergieverbrauch aber nur um 3 Prozent abgenommen. Die Differenz ist leicht zu erklären: Im Zuge der deutschen Einheit wurden im Osten der Republik zahlreiche Kraftwerke von Kohle auf Gas umgestellt. Die sogenannte CO2-Intensität von Gas ist aber nur etwa halb so hoch wie die von Kohle, d.h. beim Verbrennen derselben Energiemenge wird nur halb so viel Kohlendioxid frei. Grund dafür ist das günstigere Verhältnis von Kohlenstoff zu Wasserstoffatomen im Gasmolekül. Weil die Umstellung von Kohle auf Gas weitgehend abgeschlossen ist, dürfte die weitere Reduktion des Kohlendioxidausstosses weit schwieriger werden.

Übrigens entsteht beim Verbrennen von 1 l Diesel soviel CO2 wie bei 1,135 l Benzin.

Wie kann man die Kohlendioxid-Produktion verringern?

Das Ende der fossilien Energieträger kommt nicht, weil die Vorräte erschöpft sind. Man geht inzwischen davon aus, dass uns zuvor der Klimawandel zwingt, den Verbrauch an Kohle, Öl und Gas drastisch zurückzuschrauben.
Die erste Maßnahme dafür ist relativ leicht umzusetzen: die notwendigen Energiedienstleistungen möglichst effizient erbringen. Allein durch den Ausbau der Kraft-Wärme-Kopplung ließe sich in Deutschland eine riesige Menge an Heizenergie einsparen. Das entspräche einer Verminderung des Kohlendioxidausstoßes um etwa neun Prozent.

Die zweite Maßnahme ist der Ausbau von erneuerbaren Energien, die kein Kohlendioxid freisetzen. Auch die Verbrennung von Biomasse gilt als CO2-neutral, denn das beim Verbrennen freigesetzte Kohlendioxid wurde zuvor während des Wachstums der Pflanzen durch die Photosynthese eingelagert. Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist nur Schritt für Schritt bezahlbar und erfordert eine sehr langfristige Planung. Insgesamt wäre es möglich, in Deutschland den Anteil der erneuerbaren Primärenergie von derzeit gut einem Prozent auf 60 Prozent zu erhöhen.

Nach dem Ende der Monopole im Strommarkt kann jeder Haushalt einen Beitrag zur Verringerung des Kohlendioxidausstoßes leisten, indem er einen Anbieter wählt, der Strom aus erneuerbaren Energieträgern produziert. Wer zertifizierten "grünen Strom" bezieht, kann sicher sein, dass bei der Auswahl vor allem die erneuerbaren Energien mit großem Zuwachspotential berücksichtigt werden und nicht längst abgeschriebene alte Wasserkraftwerke. Informationen zu grünem Strom finden Sie beim Internationalen Wirtschaftsforum Regenerative Energie im Internet.

Wieviel Energie wird weltweit verbraucht?

Ein Viertel der Weltbevölkerung verbraucht drei Viertel des Weltstrombedarfs.
1999 wurden weltweit etwa 13 Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten an Primärenergie verbraucht. Diese Energie verteilt sich allerdings sehr ungleich: Ein Nordamerikaner verbraucht durchschnittlich pro Jahr etwa 10 Tonnen Steinkohleeinheiten, ein Deutscher etwa sechs und ein Inder dagegen nur etwa eine halbe Tonne Steinkohleeinheiten.

Das Gefälle zwischen den Industrienationen und dem Rest der Welt ist recht stabil: Afrika verbraucht nur ein Zehntel der Energie Nordamerikas. Nordamerika und Europa verbrauchen allein mehr Energie als der Rest der Welt. Ausführliche Informationen zum Weltenergieverbrauch gibt es u.a. beim Ölmulti BP.

Was sagen Szenarien über den zukünftigen Energieverbrauch?


Dieses Szenario stammt nicht von einer Umweltorganisation, sondern vom Mineralölmulti Shell. Vorgabe war, eine "nachhaltige Entwicklung" zu prognostizieren. (vergrößern)
Es gibt zwei Arten von Szenarien. Das eine sind die so genannten Trendszenarien. Dabei geht man davon aus, dass sich die Rahmenbedingungen nicht wesentlich ändern. In Deutschland würde demnach der Primärenergieverbrauch und der Kohlendioxidausstoß in etwa gleich bleiben. Die Klimaschutzvereinbarungen werden in diesem Fall also nicht erfüllt. Weltweit würde sich innerhalb der nächsten 50 Jahre der Kohlendioxidausstoß und die Bevölkerungszahl mehr als verdoppeln.

Die zweite Sorte sind so genannte Ausbauszenarien, die voraussetzen, dass künftig Energieeffizienz und erneuerbare Energie kräftig gefördert werden, auch um die vereinbarten Klimaschutzziele zu erfüllen. Diese Studien gehen übereinstimmend davon aus, dass in Deutschland erst einmal alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen, Energie rationeller zu erzeugen. Außerdem sollen die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen bis zum Jahr 2010 mindestens verdoppelt werden. Daran sollen Biomasse, Windkraft und solare Wärmeerzeugung den größten Anteil haben. Trotz großen Wachstums ist Solarstrom 2010 immer noch unbedeutend. Langfristig soll sich das jedoch ändern: Selbst die Studie eines Mineralölkonzerns schätzt für das Jahr 2050 den weltweiten Anteil von Solarstrom auf mehrere Milliarden Tonnen Steinkohleeinheiten.

Reinhart Brüning und Martin Dreifert

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Sendedatum: 30.1.2001